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Podiumsgespräch: "Der einzig wahre Glaube? Von gesellschaftlichen Konflikten zum Theaterstück" | In Gottes Namen?! Streit um Religion in Gesellschaft und Politik | bpb.de

In Gottes Namen?! Streit um Religion in Gesellschaft und Politik 1. Tag der Fachtagung: 28.01.2019 2. Tag der Fachtagung: 29.01.2019 Vortrag: "Deutschland, wie hast du’s mit der Religion?" Vortrag: "Konflikt- und Friedenspotenzial der Religionen" Arbeitsgruppenphase I: Debatten um Religion in Gesellschaft und Politik Podiumsgespräch "Der einzig wahre Glaube? Von gesellschaftlichen Konflikten zum Theaterstück" 3. Tag der Fachtagung: 30.01.2019 Vortrag: "Antisemitismus(kritik) in der Migrationsgesellschaft" Vortrag: "Islamfeindlichkeit in Deutschland und Österreich" Arbeitsgruppenphase II: Welche Rolle spielt Religion? Interaktiver Abschluss Videos der Fachvorträge Videointerviews

Podiumsgespräch: "Der einzig wahre Glaube? Von gesellschaftlichen Konflikten zum Theaterstück"

/ 2 Minuten zu lesen

Podiumsgespräch (© Peter-Paul Weiler)

  • Elisa Hempel, Theater Bonn

  • Jaschar Markazi Noubar, Theater Bonn

  • Moderation: Marfa Heimbach, Universität zu Köln

Zum Abschluss des zweiten Veranstaltungstages traten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nochmals im Plenum zusammen. Das Podiumsgespräch "Der einzig wahre Glaube? Von gesellschaftlichen Konflikten zum Theaterstück“ bot Gelegenheit, die Arbeit und Erfahrungen von Elisa Hempel und Jaschar Markazi Noubar kennenzulernen. Lisa Hempel arbeitet in der Dramaturgie des Bonner Theaters. Jaschat Markazi Noubar war Mitglied im Schauspielensemble des Theaterstücks "Nathan“, welches in Anlehnung an Lessings "Nathan der Weise“ die Abbildung einer Gesellschaft sein soll, die sich immer wieder mit religiösen Konflikten konfrontiert sieht. Marfa Heimbach interviewte Frau Hempel und Herrn Noubar zum Entstehungsprozess, den Erfahrungen und der Resonanz des neuinszenierten Klassikers. Natürlich sollte die Aufführung eines klassischen Theaterstücks stets einen Bezug zur Gegenwart herstellen, so die beiden Künstler. Folglich spielt "Nathan“ in einem Klassenzimmer, das Konzept des Stückes kontrastiert die politischen, religiösen und gesellschaftlichen Perspektiven des Lehrers mit denen seiner Schülerinnen und Schüler. Diese Dynamik appelliert an das ständige Hinterfragen der westlichen Perspektive auf Musliminnen und Muslime, die sich eingangs gegen den Vorwurf des Terrors wehren müssen. Die Entstehung des Stückes könne mit dem Prozess einer Feldstudie verglichen werden, so Frau Hempel. Während diverser Aufführungen im Bonner Theater wurden Fragebögen an die Besucherinnen und Besucher verteilt. Diese dienten vor allem der Erstellung eines Stimmungsbildes in Bezug auf "den“ Islam in Deutschland. Schnell sei deutlich geworden, dass die Hälfte der etwa 200 ausgefüllten Fragebögen Skepsis gegenüber "dem“ Islam ausdrückte: eine Bestätigung für die Notwendigkeit der Theaterproduktion. Das anschließend ausgewählte Schauspielensemble bestand aus zwölf Mitgliedern. Von ihnen waren sechs keine Schauspielerinnen und Schauspieler. Die Erarbeitung der Texte erfolgte in gemeinschaftlicher Arbeit und infolge vieler Diskussionen, sodass es sich letztlich um einen Kompromisstext handelte, der die unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen der Mitwirkenden berücksichtigte. Die Diskussionen setzten sich auch in den Proben weiter fort. So bot beispielsweise der Nahost-Konflikt reichlich Zündstoff.

Doch das Anregen von Dialogen, Gesprächen und Diskussionen darf als ein Ziel der Produktion verstanden werden. Das Stück solle ein Gesellschaftsbild aufzeigen, aber keine fertigen Lösungen für bestimmte Probleme diktieren, so die Beteiligten auf dem Podium. Die Reaktionen auf das Stück seien grundsätzlich positiv gewesen und auch nach den Aufführungen wurde den Zuschauerinnen und Zuschauern die Gelegenheit zum Austausch oder auch zur Kritik gegeben. Das positive Feedback resultierte vielfach aus einem willkommenen Perspektivwechsel. Der Einblick in die Gefühle eines Menschen, dessen Glauben sich von dem der "Mehrheitsgesellschaft“ unterscheidet, könne zu mehr Verständnis und Toleranz führen, so auch die Hoffnung aller an der Produktion Beteiligten. Somit könne Theater sehr viel für die politische Bildung leisten. Die auf die Bühne getragenen Lebenswelten seien in der Lage, die Rezipienten zu sensibilisieren und Klischeebilder abzuwehren.

Fussnoten