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Programm der Fachtagung | Prävention wofür? Demokratieverständnisse in politischer Bildung und sozialer Arbeit | bpb.de

Prävention wofür? Demokratieverständnisse in politischer Bildung und sozialer Arbeit Eröffnungsrede: Prävention wofür? Demokratieverständnisse in politischer Bildung und sozialer Arbeit

Programm der Fachtagung

/ 6 Minuten zu lesen

24.-25. September 2019, Haus am Dom, Frankfurt am Main

Dienstag, 24.09.2019

10.45-11.00 Uhr – Begrüßung
Thomas Krüger, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn

11.00-13.00 Uhr – Vorträge

Demokratieverständnisse – Was ist Demokratie und was kann sie sein?

Dass es nicht nur ein Begriffsverständnis des schillernden Wortes Demokratie gibt, offenbart jede spontane Umfrage im Freundeskreis oder unter Kolleginnen und Kollegen. Die im Wesenskern der Demokratie begründete Offenheit des Begriffs lässt eine solche Vielfalt an Interpretationen durchaus zu. Doch was macht den Kern der Demokratie aus? Gibt es einen Minimalkonsens darüber, was Demokratie ist und was nicht? Aus historischer und politikwissenschaftlicher Perspektive näherten sich Claudia Gatzka und Manfred G. Schmidt dem Begriff der Demokratie an und versuchten herauszuarbeiten, welche Gemeinsamkeiten (und Unterschiede) den Pluralismus der Demokratieverständnisse kennzeichnen.
Dr. Claudia Gatzka, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Prof. Dr. Dr. h. c. Manfred G. Schmidt, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

13.00-14.00 Uhr – Mittagessen

14.00-15.30 Uhr – Diskussion

Was können wir wollen? Leitbilder in der Prävention

Akteure aus politischer Bildung und sozialer Arbeit stehen bei der Prävention von Ungleichwertigkeitsvorstellungen und antidemokratischen Ideologien vor der Herausforderung, nicht nur gegen diese, sondern auch für bestimmte Problemlösungsmodi sowie positive Gesellschafts- und Wertvorstellungen zu handeln. Welche können das sein und wie können sie in die Praxis eingeführt werden?
Silke Baer, Cultures Interactive, Berlin
Dr. Claudia Gatzka, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Thomas Krüger, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn
Prof. Dr. Dr. h. c. Manfred G. Schmidt, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Moderation: Ole Jantschek, Evangelische Trägergruppe für gesellschaftspolitische Jugendbildung, Berlin

15.30-16.00 Uhr – Kaffeepause

16.00-18.00 Uhr – Impulse und Diskussion

Demokratietheorie

1. Demokratiemodelle jenseits westlicher Verständnisse

Reden wir von Demokratie, ist damit meist eine im weitesten Sinne "westliche" Vorstellung des Konzepts verbunden. Dabei geht bisweilen unter, dass auch jenseits des hier bekannten Kanons weltweit Demokratie neu und manchmal auch anders gedacht wird. Wie sehen diese Demokratiekonzepte aus? Was unterscheidet sie von einer westlich geprägten Idee von Demokratie? Welche Anknüpfungsmöglichkeiten bestehen?
PD Dr. Alexander Weiß, Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg
Moderation: Dr. Christian Saßmannshausen, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn

2. Religion und Demokratie – Ein Verhältnis voller Widerspruch?

Religiöse Dogmen stehen in einem gewissen Spannungsverhältnis mit einem weitgehend wahrheitsblinden, ohne finale Gewissheiten agierenden Konzept der Demokratie. Wie kann mit diesem Spannungsverhältnis in der politischen Bildung mit religiösen oder religiös geprägten Zielgruppen umgegangen werden?
Sindyan Qasem, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Moderation: Stella Covaci, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn

3. Was verstehen Bürgerinnen und Bürger unter Demokratie?

Auch Personen, die in der politischen Bildung oder der sozialen Arbeit tätig sind, bewegen sich bisweilen in einer Blase Gleichgesinnter und verallgemeinern möglicherweise die dort vorherrschenden Vorstellungen von Demokratie. Um im Arbeitsalltag besser auf eventuell abweichende Blickwinkel eingehen zu können und die Zielgruppen der eigenen Arbeit besser zu verstehen, wurden unterschiedliche in Deutschland vorherrschende Demokratieverständnisse vorgestellt.
Prof. Dr. Susanne Pickel, Universität Duisburg-Essen
Moderation: Arne Busse, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn

4. Extremistische Demokratieverständnisse

Es klingt zunächst paradox: Demokratiefeindliche Bewegungen berufen sich positiv auf den Begriff der Demokratie und geben vor, selbst die reinsten Demokraten von allen zu sein. Welche Umdeutungen finden hier statt? Welche Bilder von Demokratie werden gezeichnet? Und welche Aspekte werden unterschlagen?
Prof. Dr. Uwe Backes, Technische Universität Dresden
Moderation: Martin Langebach, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn

5. Ein alternatives demokratisches Verfahren: Das Losen

Ein zentrales Prinzip der Demokratie besagt, dass Bürgerinnen und Bürger mit den Regierenden, die die Herrschaft ausüben, die Seiten wechseln können. Für diesen Seitenwechsel benötigt man ein Verfahren, das die Gleichheit aller Bürgerinnen und Bürgern sicherstellt, ein Verfahren also, welches nicht durch ökonomisches, soziales oder kulturelles Kapital manipulierbar ist. Für Aristoteles ist daher das auf Gleichheit beruhende Losen das genuin demokratische Verfahren – und nicht das Wählen. Können wir die gegenwärtigen Probleme der repräsentativen Demokratie lösen, wenn wir losen?
Prof. Dr. Christiane Bender, Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg
Moderation: Dr. Gereon Flümann, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn

6. Demokratie à la Grundgesetz

Die Bedeutung des Grundgesetzes ist mit Blick auf die Entwicklung und den Status der Demokratie in Deutschland kaum zu unterschätzen. Durch die Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag der Verfassung wurde dies noch einmal deutlich. Doch welche Teile des im Laufe seiner Geschichte über sechzig Mal geänderten Dokuments wurden eigentlich gefeiert? Was unterscheidet die Demokratie nach dem Grundgesetz von anderen Demokratien? Welche alternativen Demokratiemodelle sind im Rahmen des Grundgesetzes möglich?
Dr. Tim Wihl, Freie Universität Berlin
Moderation: Freya Elvert, Akademie Vogelsang IP, Schleiden

18.00 Uhr – Abendessen

Mittwoch, 25.09.2019

9.00-9.30 Uhr – Begrüßung/Start in den Tag

9.30 Uhr-12.00 Uhr – Workshops

Demokratiepraxis

1. Nur Konfliktfreiheit oder ein demokratisches Leitbild? – Demokratie als Zielvorstellung in der sozialen Arbeit

Die Profession der sozialen Arbeit arbeitet je nach Feld und Zielgruppe mit verschiedensten Leitmotiven oder Zielvorstellungen. Welche Rolle spielt dabei die Demokratie? Der Workshop fragte danach, ob die soziale Arbeit lediglich für ein gleichberechtigtes und konfliktfreies Miteinander sorgen sollte oder ob weiter gehende, explizit demokratische Elemente im Vordergrund stehen sollten? Ist die Arbeit an antidemokratischen Ideologien in der sozialen Arbeit eigentlich möglich?
Kai Dietrich, AGJF Sachsen, Chemnitz
Tobias Burdukat, Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e. V., Grimma

2. Subjekte politischer Bildung als "Demokratiegefährder"?

Politik und Sicherheitsbehörden rufen die politische Bildung bei der Prävention von politischem Extremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit regelmäßig auf, unterstützend tätig zu werden. Abgesehen davon, dass das auch ohne gesonderte Aufrufe geschieht, sehen wohl auch die meisten Praktikerinnen und Praktiker der politischen Bildung demokratische Überzeugungen grundsätzlich als wünschenswertes Ziel und demokratieablehnende Haltungen als verhinderungswürdig an. Ordnet sich die politische Bildung so einer Präventions- und Sicherheitslogik unter? Welche Probleme gehen mit der Bezeichnung von Zielgruppen politischer Bildung als "Demokratiegefährder" einher?
Prof. Dr.Julika Bürgin, Hochschule Darmstadt
Dr. Meron Mendel, Bildungsstätte Anne Frank, Frankfurt am Main

3. Extremismusverständnisse in der Extremismusprävention

Die Förderprogramme des Bundes und der Länder zur Stärkung der Demokratie fokussieren stark auf die Prävention von Extremismus. Ohne noch einmal in die politikwissenschaftliche Dauerdebatte um den Extremismusbegriff einzutauchen, stellte der Workshop die Frage nach einer inhaltlichen Füllung des Begriffs. Was versteht das Programm "Demokratie leben" unter Extremismus? Was soll präventiv behandelt werden? Nur Verhaltensweisen? Oder auch Einstellungen? Wie gehen Praktikerinnen und Praktiker aus der Prävention mit diesen Vorgaben um?
Silke Baer, Cultures Interactive, Berlin
Nilden Vardar, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Berlin

4. Warum eigentlich Freiheit, Gleichheit, Menschenrechte? Demokratie besser begründen!

In Debatten wird im Hinblick auf demokratiefeindliche Äußerungen – meist ja zurecht! – auf das Grundgesetz verwiesen. Dabei bleibt die Diskussion jedoch häufig stehen. Aussagen, warum das, was im Grundgesetz steht, sinnvoll sein könnte, fehlen mitunter. Wie können demokratische Grundwerte in der Bildungsarbeit ohne reflexhafte Verweise auf (gute) Gesetze begründet werden?
Karsten Lucke, Europahaus Marienberg
Georges Wagner, Freiberuflicher Trainer und Supervisor, Bonn

5. Mobile Beratung und Politische Bildung als "extremismuspräventive" Demokratieförderung? – Erkenntnisse aus Heppenheim

In der Heppenheimer Bildungsstätte Haus am Maiberg fand im Mai 2019 ein lebhafter Fachaustausch zu mobiler Beratung und politischer Bildung als "extremismuspräventiver" Demokratieförderung statt. Beide Professionen sind auf der Suche nach ihrem Ort zwischen Förderlogiken und eigenen Ausrichtungen. Die kontrovers diskutierten Fragestellungen wurden im Workshop nochmal aufgegriffen und weiterentwickelt.
Friedemann Bringt, Grit Hanneforth, Bundesverband Mobile Beratung, Dresden

6. Demokratie-Lernen mit der Methode "Betzavta"

Demokratie ist das Fundament von politischer Bildung und sozialer Arbeit sowie notwendigerweise gleichzeitig Gegenstand der Kritik. Als Methode, die das Ziel verfolgt, Kernbestandteile der Demokratie kritisch zu reflektieren und erlebbar zu machen, hat sich der Betzavta-Ansatz in den vergangenen Jahren etabliert. Gabriele Wiemeyer führte in die Methode ein und erarbeitete mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Anknüpfungspunkte für die eigene Praxis.
Gabriele Wiemeyer, Gustav-Stresemann-Institut in Niedersachsen, Bad Bevensen

12.00-13.00 Uhr – Mittagessen

13.00-15.30 Uhr –

Demokratielabore

Nach vielen Impulsen, Diskussionen und strukturierten Workshops waren spätestens jetzt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fachtagung gefragt: In parallelen Demokratielaboren erarbeiteten Sie, wie die Anregungen der Tagung (oder zu kurz gekommene demokratierelevante Themen) in die Praxis der Präventions- und Demokratiearbeit einfließen könnten.
Martin Nanzig, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, Remscheid/Berlin
Josef Blank, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, Leipzig
Marion Perlich, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, Berlin
Demokrat Ramadani, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, Bielefeld
Sappho Beck, Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, Leipzig

15.45-16.15 Uhr –

Laborergebnisse und Schlusswort

Fussnoten