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Extrem rechte Fußballfans und die Nationalmannschaft des DFB Tendenzen einer Entfremdung

Robert Claus

/ 9 Minuten zu lesen

Extrem rechte Organisationen nehmen zunehmend Abstand von dem DFB, dessen Vielfaltsmaßnahmen und der Nationalmannschaft. Was lässt sich für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland schlussfolgern?

Vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 findet die Fußball-Europameisterschaft der Herren in Deutschland statt. (© picture-alliance, Eibner-Pressefoto/Memmler)

Der Fußball steht inmitten gesellschaftlicher Konflikte um die Themen Migration sowie sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Dabei werden widerstreitende Entwicklungen in den Fanszenen und den Strukturen des DFB sichtbar.

Über mehrere Jahrzehnte hinweg besaßen insbesondere Länderspiele gegen Nationen, welche die Wehrmacht im zweiten Weltkrieg überfallen hat, große Attraktivität für den neonazistischen Teil der deutschen Fußball-Fanszene. So auch beim Länderspiel der deutschen gegen die tschechische Fußballnationalmannschaft der Herren in Prag am 1. September 2017: In der Eden Aréna skandierten rund 200 deutsche Fans neonazistische Parolen, es wurden vereinzelt Sieg-Heil-Rufe gebrüllt und deutsche Spieler rassistisch beleidigt (Ahrens 2017). Diese Geschehnisse, der Ort und das Datum waren indessen keine Überraschung. Der 1. September markiert den Beginn des Interner Link: Zweiten Weltkriegs mit dem Überfall Deutschlands auf Polen 1939. Die Liste an derartigen Vorfällen wie in Prag hat eine weit zurückreichende Geschichte in Stadien.

Neonazismus und Hooliganismus in Fankultur

Ende der 1970er-Jahre formierten sich aus dem gewaltaffinen Teil der deutschen Fankurven die ersten Hooligangruppen. Viele von ihnen standen aufgrund ihres Gewaltinteresses extrem rechten Akteuren sehr nah. Neonazistische Symbole prägten ab den 1980er-Jahren viele Fankurven des Profifußballs in der BRD, zum Teil auch in der DDR. Neonazistische Kader erkannten dieses Potenzial. So rief Michael Kühnen, prägender Kopf der in den 1980er-Jahren entstehenden Kameradschaftsszene im Rundbrief „Die innere Front“ mehrfach dazu auf, rechte Hooligans für politische Arbeit zu rekrutieren (Vgl. Kühnen 1983).

Das Ziel dieser Strategie war es, die Fankurven als politisches Vorfeld zu verwenden. Doch auch wenn seinerzeit in vielen Stadien Reichskriegsflaggen an den Zäunen hingen und diverse Kutten zierten, ging diese Strategie nur zum Teil auf. Vielen extrem rechten Hooligans war die verbindliche politische Organisierung eher fremd (Vgl. Claus 2017). Besonders erfolgreich war sie jedoch z.B. in Dortmund, wo die sogenannte „Borussenfront“ die führende neonazistische Hooligangruppe bildete, deren führende Köpfe – allen voran Siegfried Borchardt – mehrfach für extrem rechte Parteien bei Wahlen antraten und auch die Kameradschaftsszene über mehrere Jahrzehnte hin prägten.

So war die „Borussenfront“ vielfach für extrem rechte Gewalt verantwortlich und rief im Rahmen von Länderspielen zu rassistischen Angriffen auf. Die „Deutsch-Ausländische Freundschafts-Initiative“ (DAFI) sammelte diese Ereignisse 1984 in einer Dokumentation: „26.10.83. Zum Fußballspiel Deutschland-Türkei in Berlin kursieren wochenlang vorher Flugblätter in neonazistischen Fußballkreisen. Fußballfans werden aufgefordert, nach Berlin zu reisen, da dort dem ‚stinkenden Türkenpack‘ der Kampf angesagt werden müsse“, heißt es darin.

Die „Borussenfront“ steht mit ihrer politischen Positionierung und ihrer rassistischen Gewalt symbolisch für eine Hooliganszene, die über die Jahrzehnte konstant immense Schnittmengen mit dem militanten Neonazismus aufweist. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die in den 1990er-Jahren den Hooliganismus prägende Chemnitzer Gruppierung „HooNaRa“ (Abkürzung für „Hooligans Nazis Rassisten“), deren Mitglieder ebenso über Jahre hinweg zu Spielen der deutschen Nationalmannschaft reisten.

Fansozialarbeit, kritische Profis und engagierte Fußballfans

Gegen derlei Zustände in den Fankurven regte sich allerdings auch Gegenwehr und Protest. So wurde in den 1980er-Jahren die professionelle Fansozialarbeit mit den Zielen der fachlichen Arbeit gegen Rechtsextremismus und Gewalt begründet. Das erste Fanprojekt entstand 1981 in Bremen, heute sind es weit über 60 bundesweit (KOS 2024). Zudem engagierten sich vor allem Schwarze Profis in den 1990er-Jahren regelmäßig gegen rassistische Gesänge in den Stadien. „Wir schämen uns für alle, die gegen uns schreien“ schrieben Anfang der 1990er-Jahre Anthony Yeboah, Anthony Baffoe und Souleyman Sané – Vater des heutigen Nationalspielers Leroy – in einem offenen Brief (zitiert nach Murals Art Frankfurt).

Diesen Brief nahmen 1993 engagierte Anhänger verschiedener Vereine zum Anlass, das „Bündnis antifaschistischer Fußballfans“ (BAFF) zu gründen – das Adjektiv antifaschistisch wurde alsbald durch aktive ersetzt (BAFF 2009). Das Bündnis organisierte die Wanderausstellung „Tatort Stadion“, die erstmals extrem rechte Aktivitäten im Stadion – zu einer Zeit ohne Social Media – dokumentierte. In der Ausstellung beschränkte sich das Bündnis nicht auf neonazistische Fanclubs, sondern kritisierte auch den DFB und dessen damals führendes Personal. So präsentierte diese 2001 den damaligen DFB-Vorsitzenden Gerhard Meyer-Vorfelder mit dessen Worten: "Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und stattdessen die Polen, diese Lesniaks und Furtoks, spielen?" (Stenzel 2023). Daraufhin zog der DFB seinerzeit die Finanzierung der Ausstellung zurück.

Das Aufkommen der Ultras

Eine weitere richtungsweisende Entwicklung in den deutschen Stadien war das Aufkommen der sogenannten Ultras, die sich spätestens zur Jahrtausendwende in den allermeisten Kurven zur tonangebenden Szene entwickelten. Kam der Hooliganismus noch aus dem proletarisch geprägten Fußballs Großbritanniens, lagen die kulturellen Ursprünge der Ultras eher in den kreativen Mitteln wie Choreografien der italienischen Studentenproteste und der italienischen Fankultur. Im Zentrum stand weniger die Gewalt, sondern vielmehr die choreografierte Unterstützung des eigenen Vereins.

So standen viele Ultragruppen in den 2000er-Jahren deutlich weniger weit rechts als die zuvor dominierenden Jahrgänge an Hooligans. In einigen Orten führte dies zu gewaltvoll ausgetragenen politischen Konflikten. In Bremen ging die linke Ultraszene als Sieger daraus hervor (Fellmer, Krüger 2019), in Aachen wiederum verlor sie die Auseinandersetzung (Schwickerath 2013; Nölke 2024). Bis heute sind die Szenen sehr ausdifferenziert. So existieren a) mehrheitlich eher linke Fanszenen, b) politisch umkämpfte Kurven und c) Stadien, in denen das Gewaltmonopol innerhalb der Fanszene nach wie vor weit rechts außen liegt. Der Rassismus ist aus den Fanszenen des Profifußballs nicht verschwunden, aber der Protest dagegen über die Jahrzehnte stark gewachsen.

Entwicklungen im DFB: Zwischen Nivel und der Heim-WM 2006

Nicht nur die Fanszenen haben einen Wandel durchlaufen, sondern – mit etwas zeitlichem Verzug – auch der DFB. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem die Jahre vor der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, genauer gesagt ab 1998. Seinerzeit bereiteten die deutschen Offiziellen die WM-Bewerbung vor und hatten große Sorge, dass die Gewalt deutscher Hooligans – allen voran der brutale Angriff auf den französischen Polizisten Daniel Nivel – die Chancen auf die Ausrichtung sowie das Turnier selbst gefährden könnten. So schilderte Theo Zwanziger, Mitglied des DFB-Vorstands ab 1992 und DFB-Präsident von 2006 bis 2012 rückblickend:

Zitat

„Als es zu der Attacke gegen Nivel kam, gab es Befürchtungen: „Wir verlieren an Boden.“ (…) Für Gegner einer deutschen Bewerbung hätte es leicht werden können, sich des Arguments zu bedienen, Deutschland sei durchsetzt von Gewalt und Neonazis.“ (Dembowski & Zwanziger 2015: 371)

In Reaktion darauf wurde die WM, die in Deutschland stattfand, unter den Titel „Die Welt zu Gast bei Freunden“ gestellt. Zudem entstanden damals viele bis heute existierende Maßnahmen und Strukturen. Der Vorläufer der heutigen Abteilung „Gesellschaftliche Verantwortung“ beim DFB ist genauso ein Produkt dieser Jahre wie der jährlich verliehene Julius-Hirsch-Preis, mit dem Personen, Initiativen und Vereine ausgezeichnet werden, die sich gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einsetzen. Der Preis ist nach dem jüdisch-deutschen Nationalspieler benannt, der 1943 in Auschwitz ermordet wurde.

Steigende Diversität im Fußball

So steht der Fußball seit vielen Jahrzehnten, mindestens aber seit den 1990er-Jahren im Zentrum gesellschaftlicher Konflikte um die Themen Vielfalt und Antidiskriminierung. Einerseits wurden vom DFB mehrere Maßnahmen und Strukturen zur Arbeit für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt entwickelt: Den Auftakt bildete 2014 eine Broschüre zu Fußball und Homosexualität (DFB 2014). Später folgten eine Kompetenz- und Anlaufstelle für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt im Fußball (DFB 2022a) und ein Spielrecht für Menschen in geschlechtlicher Transition (DFB 2022b) – als einer der ersten Sportverbände der Welt. Zudem wurde ein jährlicher Integrationspreis ausgelobt, regelmäßige Tagungen zu Vielfalt und Antidiskriminierung veranstaltet sowie Kampagnen wie „Willkommen im Verein“ (DFB 2015) für die Aufnahme Geflüchteter durchgeführt.

Darüber hinaus hat sich der aktive Fußball weiterentwickelt. Der Mädchen- und Frauenfußball wächst. Und nicht zuletzt zeigen demografische Entwicklungen große Auswirkungen. Sowohl in den urban geprägten Ballungszentren als auch den Auswahlteams des DFB – vor allem im Jungenbereich – sind Spieler mit Einwanderungsgeschichte konstant vertreten. Die deutsche Bevölkerung wird diverser und diese Diversität wird sichtbarer. Beides gilt schrittweise auch für den Fußball an seiner Basis.

Konfliktlinien und Widerstände

Andererseits verläuft diese Entwicklung nicht ohne Konflikte und Widerstände. Zwar schaltet der DFB bei Länderspielen regelmäßig Videoclips, in denen er für Vielfalt im Fußball wirbt, auch um junge Talente für den Ballsport zu begeistern. Kritische Stimmen weisen jedoch nach wie vor darauf hin, dass sich die proklamierte Vielfalt und Diversifizierung in Teilen des Amateurfußballs und der Gremien des DFB kaum wiederfinden lässt (bspw. Blaschke 2019).

Rassistische Einstellungen erweisen sich auch an der Basis des Fußballs als sehr beharrlich: So erfasste die Externer Link: Mitte-Studie 22/23 hohe Zustimmungswerte von Sportvereins- sowie Fußballvereinsmitgliedern zu menschenfeindlichen und rassistischen Aussagen (Delto et al. 2023; Zick et al. 2023). Der Aussage „Die Weißen sind zu Recht führend in der Welt“ stimmten insgesamt 16 Prozent der Mitglieder von Fußballvereinen „voll und ganz“ oder „eher“ zu, weitere 16,7 Prozent „teils/teils“ (Delto et al. 2023: 330 ff.). Diese Werte liegen zum Teil deutlich höher als die der Befragten ohne Anbindung an einen Sportverein. Zudem wurden Nationalspieler mit Einwanderungsgeschichte nach sportlichen Misserfolgen in den vergangenen Jahren wiederholt unverhältnismäßig stark kritisiert, ihnen die Zugehörigkeit zur Nationalmannschaft abgesprochen. „Für einige Deutsche werde ich nie ein Deutscher sein“, sagte der Schwarze Nationalspieler Antonio Rüdiger gegenüber Zeit Online (2021).

Tendenzen extrem rechter Entfremdung

In dieser konfliktreichen Lage aus politisch ausdifferenzierten Fanszenen sowie steigender Diversität im Fußball hat sich das Verhältnis extrem rechter Organisationen zu den Kurven sowie dem DFB und seiner Nationalmannschaft gewandelt. In den entsprechenden Publikationen werden Tendenzen der Entfremdung sichtbar. So widmete die neonazistische Dortmunder Zeitschrift „N.S. Heute“ der Entwicklung in den Fanszenen 2020 einen Schwerpunkt. Sie trug den Titel: „Fußball und Politik. Wie Linke die Kurven eroberten und Rechte zu Zaungästen wurden.“ Im Leitartikel beklagte der Autor, dass viele Kurven kaum noch ein Rekrutierungsort für die Szene sein und hob Cottbus als nach wie vor von Rechtsextremen dominierten Standort hervor.

Codes im SportHandball und Eishockey als Chiffre für Weißsein

Über den Fußball hinaus diskutieren extrem rechte Akteure ihr Verhältnis zu weiteren Sportarten mit Blick auf deren Potenziale für völkische Politik. So konstatierte die neonazistische, hooligan-nahe Kampfsportorganisation „Kampf der Nibelungen“ im Januar 2023 während der Handball-WM eine Abkehr vom Fußball:

„Der gute alte Fußball? Tod! Seit einigen Jahrzehnten in die gierigen Hände Anti-Weißer ‚social engineers‘ und Kapitalisten gefallen, wurde er umgebracht und zu einer diversitierten Unterhaltungsmaschine umgestaltet.“ (Post vom 15.01.2023, https://t.me/KDN2013/840)

Hier kommen mehrere sprachliche Codes der extremen Rechten verdichtet zum Tragen. Im Zentrum steht die Verschwörungsideologie, dass es eine kleine Gruppe darauf abgesehen hätte, den Sport politisch umzuerziehen. Anstelle des Fußballs wurde im direkt darauffolgenden Post dafür geworben, sich die Weltmeisterschaftsspiele der deutschen Handball-Nationalmannschaft anzuschauen:

Zitat

„Darum schaltet doch heute Abend (…) ein, wenn tatsächlich als solche zu identifizierende Landesauswahlen die Kräfte messen!“ (Post vom 15.01.2023, https://t.me/KDN2013/841)

Dahinter wurden Landesfahnen Deutschlands und Serbiens gepostet. Im Kern ist dies die Empfehlung, explizit als weiß und national markierte Sportarten und Mannschaften zu präferieren. In eine ähnliche Richtung argumentiert der niedersächsische AfD-Politiker Marzischewski-Drewes:

Zitat

„Schwarz-Rot-Gold sind und bleiben die Farben der Nationalmannschaft. Vorbild für diese Einstellung sind die Handball- und Eishockey-Nationalmannschaft.“ (Marzischewski 2023)

Diese beiden Sportarten geraten in extrem rechten Publikationen zur Chiffre für ein weißes, rassistisches Selbstverständnis und daraus folgenden Sportempfehlungen (Vgl. Claus, Behn 2024).

Diese Entfremdung vom Fußball kommt auch im Hinblick auf die Europameisterschaft 2024 in Deutschland zum Tragen. Die bereits zitierte Zeitschrift „N.S. heute“ widmete dem anstehenden Turnier eine Schwerpunktausgabe mit dem Titel „Das Ende des Regenbogens. Euro 2024 zum Desaster machen!“, womit die Ablehnung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt betont wird. Im Heft heißt es dann: „Eine ‚Mannschaft‘ von DFB-Söldnern wird von der durchideologisierten Funktionärskaste dazu verdonnert, mit Regenbogen-Armbinde aufs Spielfeld zu laufen, alberne Maulkorb-Gesten aufzuführen und die immer gleichen, politisch korrekten Phrasen in die Kameras zu plappern.“ (N.S. heute 2024, S.2) Der Autor präsentiert anschließend mehrere Vorschläge, die mediale Aufmerksamkeit auf das Turnier für extrem rechte Provokationen sowie Interventionen zu nutzen und ruft die extrem rechte Szene zu Kreativität auf.

Ausblick auf die Euro 2024 in Deutschland

Anhand dieser komprimierten Schilderungen werden mehrere zentrale Aspekte deutlich: Fußball ist weit mehr als ein Teamsport am Ball. Vielmehr ist er eines der zentralen gesellschaftspolitischen Sportfelder, in dem um Deutungshoheiten und gesellschaftliche Entwicklungen gerungen wird. Der DFB und Fanszenen sind von politischen Veränderungsprozessen, Ausdifferenzierungen und widerstreitenden Entwicklungen geprägt. Diese haben Auswirkungen auf das Verhältnis der organisierten extremen Rechten zum Spitzenfußball. Dabei weisen extrem rechte Organisationen in Deutschland Tendenzen einer Entfremdung vom DFB und dessen Herren-Nationalmannschaft auf. Die migrationsgeprägte Realität des Ballsports sowie die Maßnahmen für Vielfalt stoßen auf teils heftige Gegenwehr. In der Folge lassen sich mehrere Szenarien für extrem rechte Aktivitäten während der anstehenden Europameisterschaft 2024 in Deutschland skizzieren. Zumal dieses Turnier von einem kulturellen Programm begleitet wird, welches diverse Vielfaltsmaßnahmen beinhaltet (Bundesregierung 2024).

Szenarien

Erstens sind rechtsextreme Vorfälle bei Spielen der deutschen Nationalmannschaft nach wie vor möglich. Denn im Gegensatz zu den Proficlubs in der Bundesliga hat sich beim DFB nie eine progressive Ultraszene entwickelt, die als kritisches Korrektiv zu extrem rechten Anhängern wirken könnte.

Zweitens sind Störaktionen gegen Vielfaltsprojekte und Angriffe auf Angehörige diskriminierter Gruppen auch außerhalb der Stadien zu befürchten.

Drittens werden extrem rechte Akteure auf Anlässe warten, um das Thema Vielfalt im Fußball anzuprangern. Hierzu zählen beispielsweise gezielte Social-Media-Shitstorms gegen Nicht-Weiße Spieler bei sportlichem Misserfolg. Ein Großteil dieser Szenarien gilt nicht allein für die deutsche Nationalmannschaft, sondern generell für das Teilnehmerfeld des Turniers.

Fazit

Die Europameisterschaft 2024 wird für viele Tausend Fans und Besucher*innen wahrscheinlich ein sportliches Highlight und vielfältiges Kulturfest. Gleichzeitig sind Fußball-Großevents seit jeher hochgradig politische Veranstaltungen und somit potenziell auch eine Bühne für extrem rechte Akteure. Zumal in dem Zeitraum der Europameisterschaft auch der sogenannte „Pride Month“ der LSBTIQ*-Communities sowie die extrem rechte Gegenkampagne unter dem Titel „Stolz Monat“ (Queer.de 2023) fallen, welche beide jeweils den Juni über stattfinden. Im besten Fall bereiten sich Verbände, Behörden, Fans und Medien auf die skizzierten Szenarien vor.

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forscht und publiziert zu den Themen Rechtsextremismus und Gewalt, Fankulturen im Fußball sowie Geschlechterverhältnissen und Männlichkeitsforschung. Seine Schwerpunkte legt er darüber hinaus auf Migration, Rassismus und Anti-Diskriminierung.