Als „Lone Wolf“ (zu Deutsch „einsamer Wolf“) wird ein meist männlicher terroristischer Einzeltäter bezeichnet, der (oder die) ohne Unterstützung durch oder Absprachen mit Komplizen handelt. Auch wenn direkte Verbindungen oder der konkrete Auftrag eines Anführers fehlen, ist der typische „Lone Wolf“-Täter durch seine Ideologie mit anderen terroristisch Agierenden verbunden und in eine weitere Szene eingebettet. Der Verzicht auf organisatorische Strukturen macht es Sicherheitsbehörden schwer, Terroristen dieses Typus schon vor der Tat zu identifizieren und zu stoppen.
Die Idee des „Lone Wolf“-Terrorismus entstammt dem Konzept des „Führerlosen Widerstands“ („Leaderless Resistance“). Mit einem Strategietext dieses Titels wollte der US-Rechtsextremist Louis Beam, ein Vietnam-Veteran und ehemaliges Ku-Klux-Klan-Mitglied, Anfang der 1990er-Jahre einen Beitrag für den angeblich weltweiten Überlebenskampf der „weißen Rasse“ leisten. Ähnliche Ideen kursierten in der Szene zuvor bereits in Gestalt von William Luther Pierce’ „The Turner Diaries“ (1978), einem „arischen“ Rassenkriegsroman.
Die Selbstbezeichnung „Einsamer Wolf“ tauchte erstmals 1995 in einem „Manifest“ der US-Neonazi-Gruppe „White Aryan Resistance“ auf. Darin heißt es: „Ich bin der Untergrundkämpfer und unabhängig. Ich bin in deiner Nachbarschaft, in den Schulen, Polizeiabteilungen, Bars, Coffeeshops, Einkaufszentren et cetera, und ich bin ,Der einsame Wolf‘.“
Bekannte „Lone Wolf“-Terroristen sind beispielsweise der deutsche Neonazi Kay Diesner, der 1997 einen Buchhändler an- und einen Polizisten erschoss, sowie Anders Behring Breivik, der 2011 in Norwegen 77 Menschen ermordete. Auch die Attentate von Halle 2019 mit zwei Toten und von Hanau 2020 mit zehn Opfern können als „Lone Wolf“-Terrorismus bezeichnet werden.