Wenn Menschen freiwillig und ohne finanzielle Interessen einzeln oder in Zusammenschlüssen politisch aktiv werden, spricht man von Zivilgesellschaft (oft auch: Bürgergesellschaft). Der Begriff umfasst also jenen Bereich einer Gesellschaft, der zwischen Staat, Ökonomie und Privatsphäre liegt.
Zivilgesellschaftliches Engagement kann viele Formen haben: Einzelaktivisten, Vereine, Verbände oder Bürgerinitiativen, aber auch Aktivitäten in und von Stiftungen, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen usw. werden gemeinhin zur Zivilgesellschaft gezählt.
Eine vielfältige und aktive Zivilgesellschaft gilt als Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie. Dahinter steht die Überzeugung, dass die Gesellschaft nicht nur von Behörden, Parteien oder Interessenverbänden etwa der Wirtschaft geprägt werden sollte, sondern wichtige Anstöße für Veränderungen von einzelnen Bürgern kommen. Dass zivilgesellschaftliche Initiativen gelegentlich im Konflikt zu anderen politischen Akteuren stehen, ist deshalb nur normal.
In Deutschland gibt es derzeit mehr als 600.000 Vereine mit schätzungsweise 23 Millionen Mitgliedern. Ihr Handeln und Aktivismus ist aus der modernen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken, und es gibt kaum noch gesellschaftliche Probleme, die ohne die Einbeziehung der Zivilgesellschaft diskutiert werden. "Sie ist eben kein hübscher Zusatz, sondern entscheidet über die Qualität des Lebens und die Entwicklung der ganzen Gesellschaft. Zivilgesellschaft ist gleichrangig neben die Aktionsfelder Markt und Staat getreten. Sie ist überdies zur Schule der Demokratie geworden", sagt Rupert Graf Strachwitz, der Direktor des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft in Berlin.
Zivilgesellschaftliches Handeln gilt auch als wichtiges Mittel im Kampf gegen Rechtsextremismus, zum Beispiel durch die Organisation von Gegendemonstrationen oder die Einrichtung von Beratungsstellen. Daher gibt es seit Jahren staatliche Programme für die Förderung solcher Aktivitäten.