Die selbsternannten "Unsterblichen" sind keine eigenständige Organisation, sondern eine Aktionsform der rechtsextremen Szene. Sie wird von zahlreichen lokalen Neonazi-Gruppen für konspirativ vorbereitete, nächtliche Aufmärsche genutzt.
Erstmals traten "Die Unsterblichen" am 1. Mai 2011 im sächsischen Bautzen in Erscheinung. Mehr als 150 Neonazis zogen damals mit Fackeln durch die Innenstadt. Ihre Gesichter hatten die schwarz gekleideten Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit weißen Masken verdeckt. Sie kritisierten einen angeblich nahenden "Volkstod", den "die Demokraten" zu verantworten hätten. An der Spitze ihres Zuges trugen sie ein Transparent mit der Aufschrift: "Damit die Nachwelt nicht vergisst, dass Du Deutscher gewesen bist." Wenige Tage später tauchte im Internet ein hochprofessionell produziertes Video des Marsches auf, das sich schnell verbreitete. In den folgenden Monaten gab es Nachahmer-Aktionen in mehr als 30 deutschen Städten.
Die Bilder erinnern nicht zufällig an die Fackelmärsche der SA. Auch der Begriff "Volkstod" stammt aus dem Vokabular der Nationalsozialisten. In einem Positionspapier schreiben "Die Unsterblichen": "Es geht um Propaganda – um Propaganda, die unmissverständlich das System als Grund dafür erkennt und benennt, dass unser Volk seinem Tod entgegengeht." Die düsteren Videos der nächtlichen Fackelmärsche sollen den Mythos einer gesichtslosen braunen Widerstandsbewegung erzeugen, die von der Polizei nicht gestoppt werden kann.
Entwickelt hatte das Konzept eine 2009 in Brandenburg gegründete Gruppe namens Spreelichter. Im Sommer 2012 wurde die "Widerstandsbewegung in Südbrandenburg", die als organisatorischer Rahmen der Spreelichter diente, von Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) verboten. "Die Vereinigung weist eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus auf und zeichnet sich durch ein aktiv-kämpferisches Vorgehen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung aus", hieß es zur Begründung. Nach dem Verbot treten die Unsterblichen bundesweit kaum noch in Erscheinung. Die Webseite wird ebenfalls nicht mehr aktualisiert.
Zum Weiterlesen: