Unter Obdachlosenfeindlichkeit versteht man die Diskriminierung wohnungsloser Menschen. Sie wird von Sozialwissenschaftlern als typisches Element eines
Obdachlose sind nach übereinstimmenden Berichten von Betroffenen und von Sozialverbänden vielfältigen Diskriminierungen ausgesetzt. Die Spanne reicht von Stigmatisierung und Benachteiligung im Alltagsleben über Bedrohungen und Beschimpfungen bis zu tätlichen Angriffen und Mord. Obdachlosenfeindlichkeit kann als Ausdruck von
Der Verlust der Wohnung führt häufig zu einer äußeren Verwahrlosung, was Obdachlose oft leicht erkennbar macht. Ihre Präsenz im öffentlichen Raum widerspricht den Ordnungsvorstellungen vieler Menschen. Die Übernahme der Beschimpfung "Du Penner!" in die Jugendsprache zeigt eine Normalisierung der Ablehnung an. Besonders häufig wird Gewalt gegen Wohnungslose von jungen Männern ausgeübt.
Die Abwertung von Obdachlosen wird seit 2002 an der Universität Bielefeld im Rahmen des Forschungsprojekts "Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" untersucht. In einer Umfrage 2010 antworteten 28 Prozent, Obdachlose seien arbeitsscheu. 31,2 Prozent waren dafür, Obdachlose aus Fußgängerzonen zu entfernen. Den Bielefelder Ergebnissen zufolge tritt Obdachlosenfeindlichkeit oft bei Menschen auf, die auch Angehörigen anderer Menschengruppen die Gleichwertigkeit absprechen (→
Über Angriffe gegen Obdachlose gibt es in Deutschland keine offiziellen Zahlen. Einige Delikte tauchen in den Statistiken der Sicherheitsbehörden zu Opfern rechtsmotivierter Gewalt auf, dort sind beispielsweise elf Todesopfer seit 1990 genannt. Die Dunkelziffer ist hoch, weil Obdachlose nach Angriffen häufig den Gang zum Arzt oder zur Polizei scheuen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe hat seit 1990 mindestens 185 Fälle registriert, in denen Obdachlose von nicht-wohnungslosen Tätern getötet wurden.