Wir laden Sie zu einer kurzen Befragung zu unserem Internetauftritt ein. Bitte nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, um uns bei der Verbesserung unserer Website zu helfen. Ihre Angaben sind anonym.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Antisemitismus ist kein Phänomen der Neuzeit, im Gegenteil, er reicht bis in die europäische Antike zurück, auch wenn das Wort selbst erst gegen
Ende des 19. Jahrhunderts geprägt wurde. Frühe Formen des Antisemitismus waren religiös bedingt – das frühe Christentum grenzte sich so vom Judentum ab. Ausgrenzung, Stigmatisierung und Gewalt gegen Juden ziehen sich durch die Jahrhunderte. Mitte des 14. Jahrhunderts wurden beispielsweise ganze Gemeinden ausgelöscht, weil den Juden vorgeworfen wurde, die verheerenden Pestepidemien verursacht zu haben. Der Holzschnitt aus der Weltchronik von Hartmann Schedel aus dem Jahr 1493 zeigt die Hinrichtung von Juden in Feuergruben "als schmeher der göttlichen majestat cristi".
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wandelte sich der Antijudaismus über den ökonomisch begründeten Antisemitismus (der sich aus dem Vorurteil speist,
die "Wucherjuden" würden sich auf Kosten anderer bereichern) zum "modernen" Antisemitismus. In den 1880er Jahren wurde in Anlehnung an die "Rassenlehre" des Franzosen Arthur de Gobineau, die er in seinem Essay "Über die Ungleichheit der Menschenrassen" 1985 entwickelt hatte, aus der "Judenfrage" die "Rassenfrage". In der Folge entstanden zahllose Klischees und Stereotype, die sich auch auf das Körperbild von Juden bezogen. Sie galten als schwach und unsoldatisch, dargestellt wurden sie als hässlich, gebückt und hakennasig, vermischt mit Stereotypen, die aus dem ökonomisch begründeten Antisemitismus entlehnt wurden. Beispielhaft genannt seien hier die Darstellungen des Juden Shylock aus Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig", der in zeitgenössischen Stichen oft verschlagen lächelnd und sich die Hände reibend dargestellt wird. Im September 1883 veröffentlichte die österreichische Satirezeitschrift "Kikeriki" diese Karrikatur, die Juden unterstellt, sie seien zu körperlicher Arbeit nicht fähig, sondern würden Handel und Wucher in diesem Fall zuungunsten eines Landwirts treiben.
Seit Beginn des 19. Jahrhunderts bereits wurden Sammel- und Klebemarken als Medium zum Transport von Botschaften benutzt. Ab Ende des Jahrhunderts
wurde damit auch Antisemitismus verbreitet. Mit solchen Marken machte der kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs gegründete Deutsche Schutz- und Trutzbund gegen Juden Stimmung. Schon während des Krieges wurden Juden als "Drückeberger" diffamiert. Ihnen wurde pauschal unterstellt, als "Wucherer" und "Spekulanten" von der Not des deutschen Vaterlandes profitiert zu haben. Nach der Niederlage und dem als "diktiert" empfundenen Versailler Friedensvertrag nutzten Völkische und andere Antisemiten dieses Narrativ für ihre antisemitische Propaganda.
Bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten waren Juden im Kaiserreich und in der Weimarer Republik antisemitischer Stimmungsmache ausgesetzt. Doch wie sehr sich der judenfeindliche Grundton und die antisemitische Propaganda nach 1933 im Alltagsleben niederschlugen, zeigen Anschläge und Zettel wie dieser. Der Hinweis "Nordseebad Norderney ist judenfrei" ist, wenn man dem
Historiker am Hamburger Institut für Zeitgeschichte, Frank Bajohr, folgt, insofern bemerkenswert, als dass Norderney bis zu jenem Zeitpunkt eine der wenigen Ausnahmen unter den besonders antisemitisch eingestellten Nord- und Ostseebädern bildete. Das Schlagwort vom "Bäderantisemitismus" wurde schon um die Jahrhundertwende geprägt; ein Inselführer für Borkum pries bereits 1897 in einer Broschüre mit dem "besonderen Vorzug", dass Borkum judenfrei sei1 Vgl.: http://www.zeit.de/2003/24/borkum.
"Antisemitismus war das Schwungrad, mit dem Hitler seine Anhänger in Bewegung
brachtehttp://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/37948/19-und-20-jahrhundert", schreibt der Politikwissenschaftler und Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung Wolfgang Benz. Mit der Machtübernahme 1933 wurde der Antisemitismus Staatsdoktrin, schon wenige Monate später wurden die ersten Gesetze erlassen, die Juden aus dem Staatsdienst verbannten. Am 1. April 1933 rief das "Zentral-Komitee zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze", organisiert vom NSDAP-Mitglied und Herausgeber der antisemitischen Wochenzeitung "Stürmer", Julius Streicher, zum Boykott von Geschäften jüdischer Ladeninhaber sowie jüdischer Ärzte und Rechtsanwälte auf.
Am 7. April 1933 wurden Juden mit dem Berufsbeamtengesetz aus dem Staatsdienst entfernt, nur wenige Wochen später, am 22. April, wurde sogenannten
"nicht arischen" Ärzten die kassenärztliche Zulassung entzogen. Mit den Nürnberger Gesetzen wurden Menschen jüdischen Glaubens und andere, die von den Nationalsozialisten als Juden stigmatisiert wurden, in Deutschland weiter marginalisiert und diskriminiert. Als "Juden" definierte eines der Gesetze, wer drei jüdische Großeltern hatte, der jüdischen Glaubensgemeinschaft angehörte oder mit einem sogenannten "Volljuden" verheiratet war. Das "Reichsbürgergesetz" legte fest, dass nur Angehörige "deutschen und artverwandten Blutes" einen Anspruch auf volle Bürgerrechte hatten, während "Juden" ihre politischen Rechte verloren. Das "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" stellte etwa Eheschließungen oder Geschlechtsverkehr zwischen "jüdischen" und "nicht-jüdischen" Deutschen unter Strafe. Ab 1938 durften Juden gar nicht mehr als Ärzte oder Rechtsanwälte tätig sein.
Nach und nach setzten die Nationalsozialisten sowie ihre Helferinnen und Helfer in der Bevölkerung die antisemitische Ideologie in die Tat um. Der
Antisemitismus gipfelte im Holocaust. Das Foto zeigt die Verhaftung von Juden in der ungarischen Hauptstadt Budapest durch deutsche und ungarische Soldaten im Oktober 1944. Dem Judenhass fielen bis zum Ende der nationalsozialistischen Terrorherrschaft rund sechs Millionen europäische Juden zum Opfer.
Das Ende der nationalsozialistischen Herrschafft bedeutete keineswegs das Ende antisemitischer Einstellungen in der Bevölkerung. Der Politologe
Werner Bergmann schreibt, dass "demoskopische Ergebnisse, antisemitische Skandale, Polizeiberichte über den Umgang mit den D(isplaced) P(erson)s ebenso wie Berichte jüdischer Zeitzeugen ein massives Fortleben antijüdischer Überzeugungen" in Deutschland bis weit in die 1950er Jahre hinein belegten.Werner Bergmann: "Antisemitismus in Deutschland von 1945 bis heute." In: Salzborn, Samuel (Hg.); Antisemitismus. Geschichte und Gegenwart, Gießen, 2004. Online im Auszug: http://www.staff.uni-giessen. de/~g31130/PDF/antisemitismus/BergmannNach45.pdf, S. 53. Das Bild zeigt den Gedenkstein für die Synagoge in Bamberg, mit dem an ihre Zerstörung 1938 erinnert wird. Kurz vor seiner Enthüllung am 14. Juni 1965 wurden der Gedenkstein sowie Hauswände in der Nähe mit Hakenkreuzen und antisemitischen Parolen beschmiert.
Die breitere gesellschaftliche Beschäftigung mit dem Völkermord an den europäischen Juden wurde in Deutschland auch durch eine TV-Miniserie aus den
USA ausgelöst. Als im Januar 1979 der erste von vier Teilen von "Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss" ausgestrahlt werden sollte, sprengte Peter Naumann, ein langjähriger Funktionär der NPD-Jugendorganisation JN, mit weiteren Komplizen zwei Sendemasten, um die Ausstrahlung zu behindern. Hunderttausende von Haushalten waren betroffen. Das Bild zeigt eine Szene aus der Serie mit Tom Bell (r.) als Adolf Eichmann und Michael Moriarty (l.) als Erik Dorf.
Als Interessensgemeinschaft der Juden in Deutschland gründete sich – nach der NS-Zeit und dem Holocaust – 1950 der Zentralrat der Juden. Der
Auschwitz-Überlebende Heinz Galinski leitete den Zentralrat von 1954 bis 1963 und von 1988 bis zu seinem Tod 1992. Unablässig setzte sich Galinski dafür ein, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit gerieten. Mit seinem Einsatz für die jüdische Gemeinde in Deutschland erwarb er sich zwar Ansehen, aber er machte sich auch Feinde – auch, weil er den Antisemitismus in der deutschen Nachkriegsgesellschaft sowohl von rechts als auch von links verurteilte. Mitte der 1970er Jahre entging er einem Paketbombenanschlag. Auf sein Grab wurden bereits zwei Sprengstoffanschläge (im September und Dezember 1998) verübt, wobei sein Grabstein fast vollständig zerstört wurde.
Am 19. Dezember 1980 wurden der jüdische Verleger Shlomo Lewin und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke in Erlangen erschossen. Lewin war bekannt
als jemand, der sich gegen rechtsextreme Umtriebe einsetzte. Der mutmaßliche Täter Uwe Behrendt konnte nicht zur Rechenschaft gezogen werden – das Mitglied der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann kam im Libanon unter ungeklärten Umständen ums Leben, er soll Selbstmord begangen haben. Es gab Indizien dafür, dass Karl-Heinz Hoffmann den Mord an Lewin und Poeschke in Auftrag gegeben haben könnte. Unter anderem wurde eine Brille am Tatort gefunden, die der damaligen Freundin von Hoffmann gehört haben soll. Dem Landgericht Nürnberg reichte dies nicht aus. Des Mordes für schuldig befunden wurde schließlich Uwe Behrendt, der als Einzeltäter gehandelt haben soll.
In der Berliner Levetzowstraße, wo früher eine der größten Synagogen Berlins stand und 1941 von den Nazis ein Sammellager für die Deportation
der Berliner Juden eingerichtet wurde, steht seit 1987 ein Mahnmal. Immer wieder wurde das Mahnmal geschändet. Bei einem Sprengstoffanschlag am 29. August 1992 wurde es so schwer beschädigt, dass es demontiert und anschließend restauriert werden musste. Eine Gedenktafel am Brückengeländer erinnert heute an diesen Anschlag. Immer wieder wurde das Mahnmal in jüngster Vergangenheit zum Ziel antisemitischer Schmierereien – auch zum Jahrestag der sogenannten Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wurden 2015 volksverhetzende Parolen auf das Mahnmal geschmiert.
Am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn explodierte am 27. Juli 2000 eine Rohrbombe. Zehn Personen, die meisten von ihnen aus Osteuropa eingewanderte
Juden, wurden dabei verletzt, eine Schwangere verlor ihr ungeborenes Kind. Die Tat deutete auf ein antisemitisches Motiv hin. Erst 16 Jahre später wurde ein Tatverdächtiger festgenommen. Ralf S. war bereits 2000 ins Visier der Ermittler geraten, nachgewiesen werden konnte ihm jedoch nichts. Dass er Anfang 2017 wegen des Bombenattentats verhaftet wurde, geht auf die Aussage eines Häftlings zurück, dem sich Ralf S. Jahre später während einer Haftzeit anvertraut haben soll. Dabei soll der Verdächtige bis dahin nicht bekanntes Täterwissen mitgeteilt haben. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen wieder auf. Am Donnerstag den 25. Januar 2018 hat der Strafprozess gegen Ralf S. begonnen .Telefonische Auskunft des Pressesprechers der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft am 2.11.2017.
Am Jahrestag der sogenannten Reichspogromnacht wurde am 9. November 2003 der Grundstein für die neue Synagoge in München gelegt. Auch der damalige
Bundespräsident Johannes Rau war vor Ort. Die neonazistische Vereinigung "Kameradschaft Süd" hatte offenbar einen Bombenanschlag auf das Gelände geplant. Die Polizei war, wenige Wochen zuvor, bei Hausdurchsuchungen auf Waffen und insgesamt 14 Kilogramm Sprengstoff gestoßen, die Vermutungen zufolge für den Anschlag hätten verwendet werden sollen. Der Neonazi Martin Wiese (rechts im Bild), der am 6. September 2003 im Zusammenhang mit dem geplanten Attentat in Nürnberg verhaftet worden war, wurde im Mai 2005 wegen "Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung" zu sieben Jahren Haft verurteilt. Der Mitangeklagte Alexander Maetzing (links im Bild) erhielt fünf Jahre und neun Monate Haft.
Antisemitismus findet sich in allen Gesellschaftskreisen. Auch im linken Spektrum hat Antisemitismus eine Tradition. Diese reicht bis in die Zeiten
des Frühsozialismus und die europäische Arbeiterbewegung hinein. Im linken Antisemitismus finden sich immer wieder Motive wie die "jüdischen Strippenzieher", also der Mythos von der jüdischen Weltverschwörung, oder der "jüdische Großkapitalist". Spätestens Ende der 1960er Jahre entstand die Kritik an der Politik Israels gegenüber den Palästinensern, die auf das Verhalten des Juden "an sich" projiziert wird oder sich gegen den Staat Israel und letztlich seine jüdische Mehrheitsbevölkerung richtet. Dieser sekundäre Antisemitismus zeigt sich zum Beispiel in diesem antiisraelischen Graffiti an einer Hauswand in der Hamburger Hafenstraße im Juli 1988.
Antisemitismus ist auch unter Muslimen ein recht weit verbreitetes Phänomen. Eine Studie der Anti Defamation League kam 2015 zu den Ergebnis, das
unter den muslimischen Befragten in sechs europäischen Ländern zwischen 49 und 68 Prozent antisemitisch eingestellt seienADL Global 100: A Survey of Attitudes Toward Jews in over 100 Countries around the World. Executive Summary. Online unter: http://global100.adl.org/public/ADL-Global-100-Executive-Summary.pdf. Antisemitismus von muslimischer Seite äußert sich meist israelbezogen, meist begründet im Nahost- bzw. PalästinakonfliktDer ADL zufolge ist der Antisemitismus in den muslimisch geprägten Ländern in der Nähe Israels höher als in den Ländern, die weiter entfernt liegen. Ebd.. Seit einigen Jahren allerdings wird darüber diskutiert, ob er nicht auch religiöse Ursachen und damit direkte Bezüge zum Islam habe. Während viele Forscher, wie zum Beispiel der Islamwissenschaftler Michael Kiefer, diese Überlegungen ablehnen, wies der Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traughber im November 2017 darauf hin, dass schon in der Frühgeschichte des Islams Judenhass und negative antisemitische Stereotypen tradiert wurden. Die Historikerin Juliane Wetzel kommt zum Schluss, dass sich auch der radikale Islamismus dieser religiös begründeten Judenfeindlichkeit bediene. Das Foto zeigt anti-israelische Demonstranten in Berlin beim sogenannten Al-Kuds-Tag am 11. Juli 2015.
Wie fest der Antisemitismus bei Rechtsextremen verwurzelt ist, zeigt die Monopoly-Variante "Pogromly", die von den drei Terroristen des
"Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe produziert wurde. Das Spiel wurde von Terror-Helfern für 100 DM verkauft und sollte zum Unterhalt der Terroristen im Untergrund beitragen. Statt Straßen gab es Städte auf dem Spielbrett, von denen so viele wie möglich "judenfrei" gemacht werden sollten. Gemeinschafts- und Ereigniskarten waren ersetzt durch SA- und SS-Kartenhttp://www.br.de/nachrichten/nsu-prozess/140218-gerichtssaal-protokoll-saalinformation-100. html mit Texten wie "Gehe zum nächsten KZ um {sic} die gefangenen Juden abzugeben und Zahle {sic} dem Besitzer das doppelte der normalen Miete"http://blog.zeit.de/nsu-prozess-blog/2014/02/18/monopoly-mit-auschwitz-feld-2/. Die Ermittler gehen davon aus, dass Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe rund 20 bis 30 dieser Spiele hergestellt haben.
Die deutsche Erinnerungskultur und damit das Gedenken an den Holocaust sind immer wieder Angriffsziele rechtsextremer oder rechtspopulistischer
Kreise. Auch das 2005 eröffnete "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" – das Holocaust-Mahnmal – hatte von Anfang an nicht nur Fürsprecher, sondern auch viele teils sehr prominente Gegner, die nicht nur das Mahnmal selbst, sondern den Stellenwert des Holocaust-Gedenkens an sich in Frage stellten. Darunter auch Martin Walser, der 1998 in seiner umstritten Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels von Auschwitz als "Moralkeule" und vom Holocaust-Mahmal als "Monumentalisierung der Schande" sprach – worauf hin ihn der damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, als "geistigen Brandstifter" bezeichnete. Mehrfach wurde das Denkmal seit seiner Eröffnung unter anderem mit Hakenkreuzen beschmiert. Zuletzt hat der AfD-Politiker Björn Höcke im Januar 2017 das Mahnmal ein "Denkmal der Schande" genannt und eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" gefordert. Wegen dieser Rede wurde gegen ihn ein – bislang konsequenzloses – Parteiausschlussverfahren eingeleitet. Josef Schuster, seit 2014 Präsident des Zentralrats der Juden, warnte daraufhin vor der AfD und bekannte, er habe "das Gefühl, dass die AfD keine Hemmungen hätte, auch gegen jüdische Menschen zu hetzen, wenn es opportun wäre."http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-07/antisemitismus-zentralrat-afd-josef-schuster-judenhass
Der Vorwurf des "Schuldkults" und die Unterstellung, Juden würden aus dem Holocaust eine "Industrie" machen und den Massenmord zu ihrem eigenen
Vorteil ausnutzen, ist nicht neu. Dieser "Antisemitismus nach Auschwitz" oder auch "sekundäre Antisemitismus" spielt in Deutschland ein große Rolle – antisemitische Straftaten beispielsweise gehen überwiegend auf diese Form des Antisemitismus zurück.Vgl. "Antisemitismus heute" von Juliane Wetzel. Der hier gezeigte Aufkleber, auf dem der "Schuldkult Holocaust" beklagt wird, stammt aus der Ausstellung "Angezettelt. Antisemitische und rassistische Aufkleber von 1880 bis heute", die vom 20. April bis 31. Juli 2016 im Deutschen Historischen Museum in Berlin gezeigt wurde.
Verschwörungstheorien sind zwar nicht nur in rechtsextremen Kreisen sehr populär, zum Teil sind sie aber grundlegend für die rechtsextreme
Ideologie. Eine der wichtigsten Verschwörungstheorien der Rechtsextremen ist der Mythos der jüdischen Weltverschwörung. Schon in der Nazizeit war er eine Argumentationsgrundlage für den eliminatorischen Antisemitismus. Der Begriff "ZOG", wie er hier auf einem Transparent während eines Aufmarsches der rechtsextremen NPD 2006 in Hamburg zu sehen ist, steht für "Zionist Occupied Government", was in etwa "zionistisch unterwanderte Regierung" bedeutet. "Zionistisch" wird als Chiffre für Juden gebraucht und mit dieser Formel unterstellt, Juden würden Macht und Kontrolle über Medien, die Finanzwelt und Regierungen ausüben und die Geschicke ganzer Staaten leiten.
Wir laden Sie zu einer kurzen Befragung zu unserem Internetauftritt ein. Bitte nehmen Sie sich 5 Minuten Zeit, um uns bei der Verbesserung unserer Website zu helfen. Ihre Angaben sind anonym.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!