Das Spiel: "Mach den Unterschied" ist so etwas wie ein Diskriminierungssimulator. Mit ihm können junge Leute am Computer ausprobieren, wie sie sich verhalten wollen, wenn sie miterleben, wie andere Mobbing, Rassismus und Intoleranz erfahren. Es ist ein Online-Spiel und kann als Video oder als Comic gespielt werden. In beiden Versionen werden Alltagsszenen von jungen Sportlern nachgestellt, in denen Zivilcourage gefragt ist. Es sind Jugendliche, die in ihrer Freizeit gern einen Puck übers Eis schießen: Nachwuchsspieler von den Eisbären Berlin.
Diese Sportler sind Ausnahme-Talente, aber sie haben etwas mit allen anderen Jugendlichen gemein: Sie wissen, dass ihnen im Freundeskreis, in der Schule, in der Familie oder im Supermarkt jederzeit ein blöder Spruch oder eine abwertende Bemerkung wie ein Puck vor die Füße fliegen kann. Klar wissen sie dann auch, was zu tun ist: Spielen, nicht wegrennen. Nur wie?
Das Online-Videospiel "Mach den Unterschied" will das Training dafür liefern. Als Kapitän einer Sportmannschaft klicken sich die Nutzerinnen und Nutzer durch verschiedene Alltagsszenen, die nah am Leben von Jugendlichen sind. Und in denen Sätze fallen, die diskriminierend, beleidigend oder rassistisch gemeint sind. Da mobbt zum Beispiel in der Eishockey-Halle ein Spieler seinen Teamkollegen, weil der Pickel im Gesicht hat. Beim Essen nach dem Training wird ein Spieler aufgezogen, weil er schwul sein könnte. Die Nutzer dürfen entscheiden, wie sie darauf reagieren würden, das Spiel unterbreitet mehrere Vorschläge. Etwa "Jetzt reicht's! Denen werd' ich helfen!" oder "Schwul oder nicht – er ist einer von uns". Klar ist, dass man als Mannschaftskapitän Verantwortung trägt und Flagge zeigen sollte. Das Spiel geht erst weiter, wenn man sich für eine Antwort entscheidet. Die Jugendlichen sollen so lernen, wie sich Situationen entwickeln können und wie sie diese durch ihr Verhalten beeinflussen können. Mit jeder Reaktion, die eine Situation positiv verändert hat, werden Punkte gesammelt. Wer richtig gut ist, erscheint zum Schluss auf der Highscore-Liste ganz oben.
Das Ziel: Es geht den Machern von "Mach den Unterschied" darum, dass man sich mit Situationen konfrontiert, in denen diskriminierende Äußerungen fallen. Wegrennen, wenn man mitten im Spiel ist? Kein Sportler macht das. So sollen auch Jugendliche dranbleiben, wenn ihr Einsatz, ihre Zivilcourage, gefragt ist.
"Es ist nicht unser Anliegen", sagt die Politologin und Pressereferentin Liane Czeremin vom Verein Gegen Vergessen – Für Demokratie, "uns hinzustellen und zu sagen: So und so muss man in dieser Situation reagieren. Wir wollen sensibilisieren, dass es Momente gibt, in denen Grenzen überschritten werden. Jeder muss für sich ein Gefühl dafür entwickeln, wo die Grenzen für einen selbst liegen und wie man sich verhalten will, wenn diese überschritten werden". Anstatt im Nachhinein – wie so oft – darüber zu grübeln, was man hätte machen oder sagen sollen, will das Video-Spiel erreichen, dass sich Jugendliche bewusst mit Diskriminierung auseinandersetzen und trainieren, wie sie reagieren können.
Die Geschichte: Das Online-Spiel gibt es seit 2012. Damals wollte der Verein "Gegen Vergessen – für Demokratie" das Thema "Diskriminierung" möglichst niedrigschwellig an Jugendliche heranführen. Der Verein entwickelte "Mach den Unterschied" als Online-Spiel, das nicht nur für Jugendliche leicht zugänglich ist, sondern sich auch unkompliziert über die sozialen Netzwerke verbreiten konnte. "Sportvereine sind das Abbild unserer Gesellschaft. Deswegen wollten wir das Thema ‚Diskriminierung’ über den Sport angehen", sagt Czeremin rückblickend. Eingebettet war die Entwicklung in ein Präventionsprogramm für Sportverbände, das damals das Bundesinnenministerium initiierte: Zusammenhalt durch Teilhabe. Mittlerweile gibt es auch eine Schul-Version für das Onlinespiel. Es richtet sich an alle Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klasse – egal, auf welche Schule sie gehen.
Publikation zum Thema:
Trainingsprogramm für Zivilcourage "Mach den Unterschied"