Nagellackentferner, Spachtel, Farbe, Pinsel und Fotokamera: Ohne diese Utensilien verlässt Irmela Mensah-Schramm nie das Haus. Es ist ihr Werkzeug im Kampf gegen Hassparolen und Neonazisymbole. Seit fast 30 Jahren zieht die gelernte Pädagogin durch Deutschland und entfernt rechtsextreme Schmierereien und Aufkleber. Vor dem Überpinseln oder Abschaben hält die Rentnerin ihre Fundstücke mit dem Fotoapparat fest. Auf mehr als 16.000 Fotos hat sie so bis heute die rechtsextreme Propaganda dokumentiert.
Ein Aufkleber vor der eigenen Haustür bewegte sie zum Handeln
Angefangen hat die selbst ernannte "Politputze" mit ihrem Engagement im Sommer 1986. An einer Bushaltestelle direkt vor ihrer Haustür in Berlin Wannsee entdeckte sie morgens einen Aufkleber mit dem Slogan "Freiheit für Rudolf Heß". Weil sie in Eile war, entfernte Irmela Mensah-Schramm den Aufkleber nicht sofort. Schließlich ärgerte sich den ganzen Tag, sich nicht die Zeit dafür genommen zu haben. "Als ich abends nach Hause kam und der Aufkleber noch immer hing, war ich geschockt. Ich konnte nicht glauben, dass keiner der vielen Leute, die im Laufe des Tages an der Haltestelle standen, den Aufkleber abgerissen hatte. Da habe ich beschlossen, dem Nichtstun ein Ende zu bereiten."
Seither ist sie an mehreren Tagen die Woche unterwegs, vor allem in Berlin und Brandenburg, aber auch in anderen Bundesländern. An Häuserwänden, an Laternenpfählen, auf Parkbänken oder U-Bahn-Sitzen: Wo immer die Rentnerin auf Neonazi-Sprüche stößt, wischt sie diese weg, kratzt sie ab oder übermalt sie. "So lange ich diesen Nazidreck finde, ist meine Mission nicht beendet", sagt sie.
Mit Ausstellungen und Workshops klärt sie über Rechtsextremismus auf
Die Fotos der rechtsextremen Parolen hat Irmela Mensah-Schramm für eine Wanderausstellung zusammengetragen. Unter dem Titel "Hass vernichtet" war die Ausstellung schon mehr als 400 Mal in Deutschland und weiteren europäischen Ländern zu sehen – vor allem in Schulen, Rathäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen. Daneben veranstaltet Irmela Mensah-Schramm Workshops für Schüler. in denen diese sich mit den Bildern auseinandersetzen. "Ich bin immer wieder erstaunt und erfreut darüber, wie engagiert sich die Jugendlichen mit dem Thema beschäftigen und wie viele tolle Ideen sie entwickeln, sich gegen rechte Parolen zu wehren".