(Aufnahme Stadion: man hört Begriffe wie "Du Nigger!", "Du Affe!", "Schwuchtel!", "Zigeuner" und "Du Jude!")
Einige Fans verstehen den Begriff "Juden" als ultimative Ablehnung ihres Gegners. In kurzer Folge rufen sie "Judenaue", "Judenberlin" oder "Judenhamburg". Ohne Anwesenheit von Menschen jüdischen Glaubens steht "Juden" für historisch gewachsene Vorurteile. Zahlreiche Vereine haben ihre jüdischen Mitglieder im dritten Reich ausgegrenzt. Seit zehn Jahren widmen sich die Clubs einer ernstzunehmenden Aufarbeitung ihrer Geschichte. Bis heute gab es zwei deutsche Nationalspieler mit jüdischem Glauben, Julius Hirsch und Gottfried Fuchs. Hirsch wurde in Auschwitz ermordet.
Zum klassischen Liedgut vieler Neonazis gehört das sogenannte "U-Bahn-Lied". Darin besingen sie den Bau einer U-Bahn von der Stadt ihres Fussball-Rivalen nach Auschwitz. Begriffe wie "Mord" oder "KZ" werden hier nicht gebraucht. Trotzdem handelt es sich um eine antisemitische Schmähung, da Auschwitz das wohl bekannteste Symbol für den Holocaust ist. Bis Mitte der 90er Jahre wurde das U-Bahn-Lied in der Bundesliga massiv intoniert, heute noch vereinzelt. Die Gruppendynamik bei Fangesängen mag auch solche Fans zum Mitsingen verleiten, die Judenfeindlichkeit sonst ablehnen.
(Aufnahme Stadiongesang: "Ha, hu, he – Kategorie C")
"Ha, hu, he – Kategorie C" – mit diesem Schlachtruf bewundern Fans die Bremer Band "Kategorie C" – oder verherrlichen schlicht Gewalt. Denn der Begriff "Kategorie C" stammt aus dem Polizeisprachgebrauch und steht für "Gewaltsuchende Fans". Die gleichnamige Band und selbsternannten "Fussballrocker" besingen seit 1997 Schlägereien, Männlichkeitskult und Überlegenheitsdenken. Sie gerieren sich als Verfolgungsopfer eines angeblich übermächtigen Staates. Eindeutige Volksverhetzung gibt es in ihren Liedtexten nicht. Die Gruppe pflegt Verbindungen zu Neonazis – vor allem für die Organisation ihrer konspirativen Konzerte.
(Aufnahme Stadion: "Du Nigger!", "Du Affe!")
Vor allem in den 80er und frühen 90er Jahren imitierten Fans Affengeräusche, sobald schwarze Spieler am Ball waren. Ihr Ziel: Die Kicker als minderwertig, animalisch und unwürdig abzustempeln. Diese Art des Rassismus ist nicht verschwunden – der deutsch-kanadische Spieler Kevin-Prince Boateng verließ Anfang 2013 den Platz, als ihn italienische Fans schmähten. Daniel Alves vom FC Barcelona wählte im April 2014 eine andere Form des Protests: Zuschauer bewarfen ihn mit einer Banane. Der Brasilianer nahm die Banane auf, schälte sie und biss hinein.
(Aufnahme Stadion "..., ihr Zigeuner!")
"Zick, zack, Zigeunerpack" – mit dieser Parole wollen Fans gegnerische Anhänger oder Spieler provozieren und kränken. Sie nutzen den Begriff "Zigeuner" – eine klischeebeladene Zuschreibung für Sinti und Roma. Die Nazis ermordeten 500.000 Sinti und Roma. Noch heute wird diese größte Minderheit der europäischen Union von vielen Menschen als faul und kriminell angesehen. Ihre Ausgrenzung, der sogenannte "Antiziganismus", ist selten ein Thema in den Vereinen. Bis heute hat sich kein prominenter deutscher Spieler als Mitglied der Minderheit erklärt.
"Wieder mal kein Tor für Türkiyemspor" – mit diesem Lied hetzte die Rechtsrockband "Landser" auf ihrem Album "Ran an den Feind" gegen den bekanntesten Migrantenverein Deutschlands. Das Album wurde im März 2001 als jugendgefährdend eingestuft. Bis heute nutzen Neonazis den Liedtext, um den Kreuzberger Club zu beleidigen – und damit auch die türkische Gemeinde in Berlin. Die Band Landser, benannt nach der umgangssprachlichen Bezeichnung für Soldaten im dritten Reich, wurde 2003 als kriminelle Vereinigung aufgelöst.
Bei weitem nicht alle Fussballfans finden die menschenverachtenden Gesänge und Sprüche gut. Immer wieder wehren sie sich – mit Gegengesang.
(Aufnahme Stadiongesang: "Nazis aus der Kurve, damit die Kurve lebt.")