2012 verzeichnete Nordrhein-Westfalen einen neuen Höchststand rechtsextremer Gewalt. Nach offiziellen Angaben kam es fast jeden zweiten Tag zu einer rechtsmotivierten Gewalttat. Mittlerweile gehört Gewalt von Neonazis in NRW zum Alltag. Meist trifft es Gruppen, die ohnehin schon von der Gesellschaft ausgeschlossen und diskriminiert werden, zum Beispiel Flüchtlinge, Wohnungslose oder "alternative" Jugendliche. Diese nach einem Übergriff in ihrer Not nicht alleine zu lassen, ist Aufgabe der Beratungsstelle Back Up.
Der gewaltsame Übergriff und seine Folgen sind für viele Betroffene nicht alleine zu bewältigen. Sie leiden nicht nur unter den körperlichen Verletzungen, sondern häufig auch unter Ängsten, Panik und dem Gefühl der Hilflosigkeit. Dass sie eventuell noch eine Aussage bei der Polizei machen und eine Gerichtsverhandlung hinter sich bringen müssen, setzt die Opfer zusätzlich unter Stress. Back Up hilft ihnen, diese Situationen zu überstehen: Die Initiative hört den Opfern zu, sie bietet ihnen die Gelegenheit, über ihre Erlebnisse zu sprechen, ihre eigene, ganz persönliche Sicht der Ereignisse darzustellen – ohne diese Darstellung in Zweifel zu ziehen oder zu relativieren. Back Up steht den Opfern bei: Mitarbeiter organisieren therapeutische Hilfe, beraten in juristischen Fragen, begleiten die Opfer auf Wunsch auch zur Polizei und anderen Behörden sowie zu Gerichtsprozessen. Die Initiative richtet ihre gesamte Arbeit nach den Wünschen und Bedürfnissen der Opfer aus, alles geschieht in sehr enger Absprache mit ihnen. Häufig steht die Gesprächsarbeit im Vordergrund – denn für die Opfer ist es besonders wichtig, dass sie ihre Geschichte erzählen können und ihnen ohne Vorurteile zugehört wird. Auch Menschen, die Zeugen einer rechtsextremen Gewalttat wurden, werden von Back Up betreut.
Wie wichtig diese Unterstützung für die Betroffenen ist, zeigt der folgende Fall: In einem Fast-Food-Restaurant in einer größeren Ruhrgebiets-Stadt wurde im August 2012 eine Schwarze Deutsche von zwei Frauen aus der örtlichen Neonazi-Szene überfallen und zusammengeschlagen. Für die junge Frau, die in dieser Nacht mit zwei Freundinnen feiern war, kam der rassistische Angriff völlig unvermittelt. Sie war den Angreiferinnen vorher noch nie begegnet. Obwohl das Restaurant gut besucht war, kam ihr außer den beiden Freundinnen und einem Angestellten niemand zur Hilfe. Back Up nahm schon am nächsten Tag Kontakt zu ihr auf. In einem ersten Gespräch, das bei ihr zu Hause in vertrauter Umgebung geführt wurde, konnte sie den Vorfall aus ihrer Sicht schildern. Die Mitarbeiter von Back Up berieten sie über weitere Unterstützungsmöglichkeiten und stellten den Kontakt zu einer Psychotherapeutin her. Außerdem vermittelten sie einen Rechtsanwalt, der Erfahrung als Nebenkläger in Strafsachen hat. Wie viele andere Opfer rechtsextremer Gewalt litt die junge Frau nach dem Angriff an schlimmen Ängsten, die ihr Leben stark einschränkten. Sie stand mitten in den Vorbereitungen für ihr Abitur, und der Angriff und seine Folgen belasteten sie stark. In mehreren Gesprächen half ihr ein Berater von Back Up, mit dieser Situation umzugehen und ihre Ängste zu bewältigen. Nach und nach gelang es ihr, ihren Alltag wieder zu meistern – auch ihr Abitur hat sie geschafft. Bald steht der Prozess an, auf den Back Up sie ebenfalls vorbereiten wird. Außerdem kümmert sich die Initiative darum, dass in den Medien angemessen und sensibel über den Fall berichtet wird.
Zur Initiative:
Mehr Infos zu Back Up finden Sie auf Externer Link: www.backup-nrw.org