Den zweiten Veranstaltungstag eröffnete Fiyaz Mughal, Gründer des britischen Projektes "Tell MAMA" (Measuring Anti-Muslim Attacks). Ziel des Projektes sei es, antimuslimischen Rassismus – der, genau wie Hassverbrechen insgesamt, seit dem Brexit-Votum stark zugenommen hat – nicht nur systematisch zu dokumentieren, sondern dadurch auch Gerechtigkeit für die Betroffenen von Rassismus und Hassverbrechen zu erreichen. Die Bildungs- und Aufklärungsarbeit, die "Tell MAMA" leiste, treffe auf ein interessiertes Publikum und zeige damit, dass zivilgesellschaftliches Engagement im Umgang mit Hassverbrechen unverzichtbar ist.
In der darauffolgenden Workshopphase hatten die Teilnehmenden die Qual der Wahl zwischen den Angeboten von vier Trägern und Vereinen der (politischen) Bildungsarbeit. Die Träger stellten ihre Angebote zur kritischen Auseinandersetzung mit antimuslimischem Rassismus vor, diskutierten und probierten gemeinsam mit den Teilnehmenden einzelne Ansätze aus. In einem parallel dazu stattfindenden fünften Panel wurde noch einmal an die von Fiyaz Mughal am Morgen aufgeworfene Frage nach der systematischen Erfassung von antimuslimisch rassistischen Straftaten angeknüpft und aus der Perspektive von Polizei und Opferberatung (die in der Regel beide islamfeindliche Straftaten erfassen, häufig aber zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen) erläutert, wie die Erfassung solcher Taten funktioniert und wo die Grenzen eines solchen Monitorings liegen.
Zum Abschluss der Fachtagung richtete Dr. Chris Allen vom Centre for Hate Studies der University of Leicester in Großbritannien unter der Überschrift "Von Utøya bis Christchurch – Symbole eines neuen Terrorismus?" den Blick noch einmal systematischer auf Rechtsterrorismus und all jene Momente, in denen Hass in Gewalt umschlägt. Antimuslimischer Rassismus, so seine These, sei nicht nur eine Ideologie mit einer wichtigen Bindegliedfunktion, sondern das untermauernde Gerüst vieler Hassverbrechen und Terroranschläge weltweit. Ein entscheidendes Problem sei, dass politische Maßnahmen Ideen oder Anschauungen nicht verbieten könnten. Folglich könne der Fortschritt im Hinblick auf die Bekämpfung von antimuslimischem Rassismus nur in kleinen Schritten gelingen. Deshalb forderte er dazu auf, das Bewusstsein für die Existenz von antimuslimischem Rassismus zu stärken, sich innerhalb des persönlichen Einflussbereiches gegen antimuslimischen Rassismus und sämtliche Chancen der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren zu nutzen.