Im dritten Panel der Tagung befassten sich Georg Winckler und Vjeran Katunarić mit dem Verhältnis von Wirtschaft und Demokratie. Winckler diskutierte den Zusammenhang aus volkswirtschaftlicher Perspektive, Vjeran Katunarić aus soziologischer.
Laut Georg Winckler ist gängige Annahme in der volkswirtschaftlichen Fachliteratur, dass keine Korrelation zwischen Demokratie und makroökonomischen Variablen besteht. Auf den ersten Blick scheine es sogar einen negativen Zusammenhang zu geben – etwa im Fall der Sowjetunion unter Stalin, bei der die verordnete Kollektivierung ein passables Wirtschaftswachstum zeitigte. Georg Winckler geht jedoch von einem positiven Zusammenhang zwischen Wohlstand und Demokratie aus. Zur Stützung seiner Argumentation bemühte Winckler die Studie „Warum Nationen scheitern“. So hänge ökonomischer Erfolg zum einen von inklusiven Institutionen ab, die möglichst viele Menschen am wirtschaftlichen und politischen Geschehen teilhaben lassen. Zum anderen müsse, aus Sicht von ausländischen und einheimischen Investoren, eine Volkswirtschaft berechenbar beziehungsweise verlässlich sein. Diese zwei Bedingungen – Inklusivität und Verlässlichkeit – würden letztlich häufiger von Demokratien als von Nichtdemokratien erfüllt.
Vjeran Katunarić wählte einen theoretischen Zugang zum Konnex Wirtschaft-Demokratie und fokussierte auf das Spannungsverhältnis Kapitalismus und Demokratie. Untersuchungsgegenstand seiner theoretischen Auseinandersetzung waren die Staaten des ehemaligen Jugoslawiens. Die anschließende Diskussion kreiste um unterschiedliche Konzepte von Freiheit, Demokratie, Sozialismus und Kapitalismus sowie um die Frage, wann moralische und politische Kategorien für Ökonomen von Belang sind und warum sich der Kapitalismus auch in Nichtdemokratien entfalten kann.
Von: Lorenz Abu Ayyash