Im ersten Panel der dreitägigen Tagung befassten sich Oliver Rathkolb, Georgi Verbeeck und Ernst Piper mit dem Aufstieg und Fall vieler Demokratien in Europa zwischen den Jahren 1918 und 1939 und dem heute aufstrebenden Populismus. Oliver Rathkolb analysierte in diesem Zusammenhang autoritäre Strukturen in der österreichischen Gesellschaft seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Es sei zu beobachten, dass sich die Gesellschaft seit den 1970er Jahren langsam liberalisiert habe, diese Entwicklung nun aber wieder rückläufig sei, autoritäre Ansichten also wieder an Zustimmung gewännen. Wichtig seien seiner Ansicht nach die Aufarbeitung der eigenen Geschichte und die Stärkung staatsbürgerlicher Bildung, um Gesellschaften weniger anfällig für Populismus zu machen.
Den Begriff aufgreifend untersuchte Georgi Verbeeck Kontinuitäten und Diskontinuitäten zwischen dem Faschismus des 20. Jahrhunderts und dem modernen Populismus. Seiner Ansicht nach lägen Gemeinsamkeiten beispielsweise in der Sehnsucht nach starken Anführern, der radikalen Ablehnung liberaler Demokratie, dem Elitenhass und dem Anspruch, die breite Masse der Bevölkerung zu vertreten. Allerdings betonte er, dass sich Geschichte nicht wiederhole. Im Kontrast zu dieser Annahme analysierte Ernst Piper die Verbindung von Sozialismus und Nationalismus zum Nationalsozialismus. Er resümierte, dass die Ideologie des Nationalsozialismus wieder größere Attraktivität biete und auch politisch in rechtspopulistischen Parteien wieder auf sie zurückgegriffen werde.
Das Panel und die anschließende Diskussion waren somit von der Suche nach Charakteristika faschistischer und populistischer Bewegungen gekennzeichnet, ihrer historischen Grundlagen, zeitgenössischen Ausprägungen und der Frage, wie neuen radikalen Strömungen seitens liberaler Demokratien begegnet werden könne.
Von: Julius Lübbersmann