Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Was ist der Kohle-Ausstieg? | Politik aktuell. Blick hinter Nachrichten | bpb.de

Politik aktuell Krieg gegen die Ukraine

Was ist der Kohle-Ausstieg?

Rita Vock

/ 4 Minuten zu lesen

Strom ist wichtig für unser Leben. Ohne Strom können wir kein Licht anschalten. Auch der Computer und der Herd brauchen Strom. In Deutschland kommt heute viel Strom aus Kohle-Kraftwerken. Aber Kohle-Kraftwerke verschmutzen die Luft. Deshalb soll es bald weniger davon geben.

Noch kommt ein großer Teil des Stroms aus Kohlekraftwerken (© picture-alliance/dpa)

Politiker und Wirtschafts-Fachleute planen den Kohle-Ausstieg.
Sie überlegen: Woher soll unser Strom in Zukunft kommen?
Wie schnell können wir den Wechsel schaffen?
Klar ist: Der Kohle-Ausstieg wird noch viele Jahre dauern.
Manche Experten schätzen: ungefähr 20 oder 30 Jahre.

In Deutschland gibt es viele Kohle-Kraftwerke.
Die Kraftwerke verbrennen Kohle und gewinnen daraus Strom.
Durch ihre Schornsteine kommt viel Rauch in die Luft.
In dem Rauch ist Kohlendioxid.
Kohlendioxid verändert unser Klima.
Das nennt man den Treibhaus-Effekt.

Forscher haben schon vor vielen Jahren erkannt:
Der Treibhaus-Effekt wird für die Menschen gefährlich.
Es gibt zum Beispiel mehr Überschwemmungen und schwere Stürme.
Dagegen hilft der Klimaschutz.
Klimaschutz bedeutet unter anderem:
Wir müssen weniger Kohlendioxid ausstoßen.
Dazu muss die Wirtschaft anders organisiert werden.
Ein wichtiger Teil ist die Strom-Erzeugung.
Deshalb sprechen jetzt so viele Menschen über den Kohle-Ausstieg.

Ein Drittel Kohle-Strom

Heute kommt in Deutschland ungefähr ein Drittel des Stroms aus Kohle-Kraftwerken.
Diese Kraftwerke sollen aber nach und nach abgeschaltet werden.
Das bedeutet:
In Zukunft brauchen wir viel mehr Kraftwerke ohne Kohle.

Ein neues Windrad wird gebaut (© picture-alliance/dpa)

Das sind zum Beispiel:
Wasser-Kraftwerke
Wind-Kraftwerke
Sonnen-Kraftwerke und
Biomasse-Kraftwerke.

Diese Kraftwerke nutzen "Erneuerbare Energien".
Man nennt sie so, weil ihre Rohstoffe nie aufgebraucht werden:
Der Wind weht immer weiter.
Flüsse fließen von alleine.
Biomasse wächst nach.
Und die Sonne wird noch sehr lange scheinen.

Abschied vom Steinkohle-Bergbau

In Deutschland gibt es Steinkohle und Braunkohle.
Steinkohle wurde früher vor allem in zwei Bundesländern abgebaut:
In Nordrhein-Westfalen und im Saarland.
Damit ist aber jetzt Schluss.

Ein Grund ist der Klimaschutz.
Ein anderer Grund ist:
Der Steinkohle-Bergbau war sehr aufwendig und teuer.
Denn die Steinkohle liegt tief unter der Erde.
Es lohnt sich schon lange nicht mehr, sie zu fördern.
Viele Jahre lang hat der Staat Geld dazugegeben.
Dann hat die Regierung beschlossen:
Im Jahr 2018 ist Schluss damit.

Ein Bergmann baut in über 1.000 Metern Tiefe Steinkohle ab (© picture-alliance/dpa)

Deshalb machen jetzt die letzten Steinkohle-Bergwerke zu.
Im Landtag von Nordrhein-Westfalen gab es eine große Abschieds-Feier.
Denn die Steinkohle war lange sehr wichtig für das Land.

Der Steinkohle-Bergbau ist also zu Ende.
Aber es gibt trotzdem noch Steinkohle-Kraftwerke.
Sie verbrennen jetzt Steinkohle aus anderen Ländern.
Große Schiffe bringen die Kohle nach Deutschland.
Das heißt:
Der Steinkohle-Ausstieg ist noch nicht geschafft.

Streit über die Braunkohle

Braunkohle wird in Deutschland noch weiter abgebaut.
Das ist einfacher als der Steinkohle-Bergbau.
Denn die Braunkohle liegt weiter oben in der Erde.
Man kommt viel leichter an sie heran.
Deshalb ist der Abbau nicht so teuer.
Braunkohle gibt es unter anderem in diesen Bundesländern:
Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg.

Über den Braunkohle-Abbau gab es in letzter Zeit viel Streit.
Dafür gibt es mehrere Gründe:
Die Braunkohle-Bagger zerstören die Landschaft.
Manchmal werden sogar ganze Dörfer weggebaggert.
Die Menschen aus den Dörfern verlieren ihr Zuhause.
Ein anderer Grund ist der Klimaschutz.
Braunkohle-Kraftwerke sind besonders schmutzig.
Auch deshalb sind viele Menschen gegen Braunkohle.

Aber andere Menschen sind für den Kohle-Abbau.
Zum Beispiel, weil sie in den Kohle-Firmen arbeiten.
Sie sagen: Wir wollen unsere Arbeitsplätze nicht verlieren.
Und manche Firmen sagen auch:
Wir brauchen den Strom aus der Braunkohle.

Demonstranten auf Bäumen

Besonders heftig war der Streit im Herbst 2018 im Hambacher Forst.
Das ist ein Wald in Nordrhein-Westfalen, in der Nähe der Stadt Köln.
Der Wald steht neben einem Braunkohle-Tagebau.
Die Firma RWE will den Tagebau vergrößern.
Dafür soll der Wald abgeholzt werden.

Hoch in den Bäumen haben die Umweltschützer im Hambacher Forst Baumhäuser gebaut (© picture-alliance/dpa)

Braunkohle-Gegner wollen das verhindern.
Viele haben gegen den Tagebau demonstriert.
Einige haben sich in dem Wald Baumhäuser gebaut.
Sie haben gesagt: Wir bleiben hier.
Dann können die Bäume nicht gefällt werden.
Aber die Baumhäuser waren nicht erlaubt.
Die Polizei hat die Menschen aus den Baumhäusern herausgeholt.

Eine Kommission soll entscheiden

Die Politiker in der Bundesregierung haben entschieden:
In Zukunft sollen viel mehr Erneuerbare Energien genutzt werden.
Irgendwann soll Schluss sein mit dem Kohle-Strom.
Wann das sein wird?
Und wie Deutschland das schaffen kann?
Darüber beraten Fachleute in der Kohle-Kommission.
Die Kommission soll einen Plan für den Ausstieg machen.

Schon jetzt steht fest:
In Deutschland müssen andere Kraftwerke gebaut werden.
Und es müssen auch neue, große Stromleitungen gebaut werden.

Ein Beispiel:
Wind-Kraftwerke kann man besonders gut an der Nordsee bauen.
Denn da weht oft ein starker Wind.
Dann lohnen sich die Windkraftwerke.
An der Nordsee wird aber gar nicht so viel Strom gebraucht.
Dort gibt es nur wenige Städte und auch nur wenige große Firmen.
Städte und Unternehmen in Süddeutschland können den Strom gut gebrauchen.
Deshalb werden neue Stromleitungen von Norden nach Süden geplant.

Auch wichtig: Strom sparen

Erneuerbare Energien helfen beim Klimaschutz.
Aber man kann noch etwas anderes tun:
Strom sparen.
Wenn man weniger Strom verbraucht, dann braucht das Land auch weniger Kraftwerke.
Man kann zum Beispiel darauf achten, wenn man ein neues Elektrogerät kauft:
Wie viel Strom verbraucht es? Ist es sparsam?
Damit kann man auch Geld sparen.
Sogar, wenn das Gerät etwas teurer ist.
Denn den Strom muss man ja auch bezahlen. Und man kann darauf achten, Geräte immer richtig auszuschalten.
Viele Geräte verbrauchen auch Strom, wenn man sie nicht benutzt.
Zum Beispiel Fernseher und Computer.
Manchmal sieht man das an einem kleinen Lämpchen, das immer leuchtet.
Man kann die Geräte an eine Steckdose mit Schalter anschließen.
Damit kann man die Geräte dann richtig ausschalten.

Weitere Inhalte

Weitere Inhalte

Video Dauer
Dokumentarfilm

Abschied & Aufbruch

Wegen der Braunkohle ist Transformation in der Lausitz ein Dauerzustand. Umsiedelung, Wandel der Landschaft und Industrie, Abwanderung: Wie sehen die Lausitzer/-innen ihre Heimat?

Video Dauer
Dokumentarfilm

Versprechen & Visionen

Wie sehen die Lausitzer ihre Heimat? Diesmal treffen wir unter anderem die Bürgermeisterin Spremberg und Kioskbetreiberin Bärbel, die früher Maschinistin in der "Pumpe" in Hoyerswerda war.

Video Dauer
Dokumentarfilm

Alte Jobs & neue Arbeit

Wie kann es für die Städte in der Lausitz weitergehen? Und wer soll die Pläne zur Umgestaltung umsetzen? Wir reden u.a. mit der Bauamtsleiterin von Weißwasser. Und wir besuchen das…

Video Dauer
Dokumentarfilm

Alte Wunden & neue Energie

In der Lausitz ist nach dem Bergbau Europas größte künstliche Wasserlandschaft entstanden. Campen und Wassersport locken Menschen von nah und fern an. Aber die Region hat auch ein riesiges Problem…

Energie und Umwelt

Energiewirtschaft und Preise

Seit der Liberalisierung der Strom- und Gasmärkte 1998 herrscht freier Wettbewerb. Doch wie sind die Kräfte auf dem Markt tatsächlich verteilt? Und wie beeinflusst der Ausbau der erneuerbaren…

Mediathek

Hinter dem Abgrund

Kohleabbau, Abwanderung und Klimawandel: Was bedeuten Strukturwandel und Transformation konkret für die Menschen in der Lausitz? Diese Doku-Reihe zeigt das Leben in einer Region im Wandel.

Rita Vock ist Redakteurin im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sie hat Journalismus und Politische Wissenschaften in Dortmund, Paris und Mexiko-Stadt studiert. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Vermittlung aktueller politischer Inhalte in Einfacher Sprache.