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Glossar | Sprache und Politik | bpb.de

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Glossar

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Hier finden Sie Erläuterungen zu den im Dossier verwendeten Fachbegriffen.

Archaismus

Ein Archaismus ist ein von der Entwicklung überholtes, unmodernes Wort, eine altertümliche Ausdrucksweise. In den allgemeinen einsprachigen Wörterbüchern des Deutschen werden diese Wörter mit "veraltend" oder "veraltet" gekennzeichnet. "Veraltend" bedeutet, dass das benutzte Wort (Backfisch für junges Mädchen, hanebüchen für unerhört) nicht mehr zum aktiven Wortschatz der Sprachteilnehmer gehört und meist, oder nur noch ausschließlich, von der älteren Generation benutzt wird. Mit "veraltet" werden solche Wörter (Muhme, Gevatter, Base, fürbass) gekennzeichnet, die man noch in älteren literarischen Texten findet oder die mit ironischer scherzhafter Absicht von den Sprechern verwendet werden. Sie werden als stilistische Mittel in der Literatur, Politik und Werbung eingesetzt.

Bedeutungskonkurrenz

ein Wort, das von unterschiedlichen Sprechern mit unterschiedlicher inhaltlicher Füllung verwendet wird und mit dem ihre jeweilige Perspektive durchgesetzt werden soll

Bezeichnungskonkurrenz

zwei oder mehr Ausdrücke, die einen Sach- oder Problemverhalt konkurrierend bezeichnen und unterschiedlich akzentuieren

Explizite Thematisierung

im öffentlichen Sprachgebrauch wird ein Wort oder Wortkomplex selbst zum Thema gemacht, es wird um die "Angemessenheit" eines bestimmten Wort- bzw. Sprachgebrauchs gestritten, der gegnerische als illegitim abgewertet, der eigene als legitim dargestellt

Fahnenwort

steht stellvertretend für ein politisches oder gesellschaftliches Programm und dient der Erkennung von Gruppen und gruppeneigenen Standpunkten

hermeneutisch

Hermeneutik ist die Lehre vom Verstehen. Wer einen Text verstehen will, muss eine Verstehensanstrengung auf sich nehmen, d. h. er hat eine hermeneutische Holschuld.

Historismus

Bezeichnungen für historische Gegenstände (Hungerturm) oder Sachverhalte (Leibeigenschaft), die es in der Realität nicht mehr gibt. Hierher gehören auch Wörter und Wendungen aus der ehemaligen DDR (Hausbuch, Eingabe, Delikat). Bei Historismen handelt es sich immer um sachbezogene und nicht um sprachbezogene Angaben.

Hochwertvokabel

Wort, das stellvertretend für ein politisches oder gesellschaftliches Programm steht, der Erkennung von Gruppen und gruppeneigenen Standpunkten dient, im Gegensatz zu einem Fahnenwort aber von einem größeren gesamtgesellschaftlichen Einvernehmen getragen wird

Implizite Thematisierung

zwei oder mehr Ausdrücke, die einen Sach- oder Problemverhalt konkurrierend bezeichnen und unterschiedlich akzentuieren

Konnotation

Nebenbedeutung eines Wortes, Assoziationen, die ein Wort bei einem Sprachbenutzer hervorruft

Legaldefinition

Wird ein Begriff speziell für die Zwecke eines bestimmten Gesetzes definiert, spricht man von einer Legaldefinition. Dabei kann bewusst vom allgemeinen Sprachgebrauch abgesehen werden.

Neologismus

neues Wort, das eine neue Sache, einen neuen Problem- oder Sachverhalt bezeichnet

Nominalstil

Der moderne Nominalstil verwendet einfache Satzmodelle mit einem gesteigerten Bedeutungsgehalt. Die Masse der Nominalisierungen sind Substantive, die von einem Verb abgeleitet worden sind, und Adjektive: bei Verhinderung ("Wenn jemand verhindert ist"), apparativer Aufwand ("Aufwand, der den Einsatz von Apparaten beinhaltet").

Personifizierung

Die Vermenschlichung eines Dinges oder eines Abstraktums: Lasten ... , welche auf einer Sache ruhen; die Rechtsprechung sieht etwas als unbeachtlich an; Bundeswillen.

Programmvokabel

Wort, das ein noch zu verwirklichendes politisches Programm bezeichnet

Realistische Diktion

behauptetes Verhältnis "x ist y" ("Abtreibung ist Mord"), wobei einzelne Aspekte hervorgehoben, andere verdeckt werden

Remotivierung

ein Wortbestandteil eines zusammengesetzten Ausdrucks oder eine Teilbe-deutung eines Wortes wird auf eine vermeintlich "eigentliche" oder "ursprüngliche" Bedeutung zurückgeführt (z.B. Gastarbeiter: Gastarbeiter sollten als Gäste nicht arbeiten bzw. wieder in ihre Heimatländer zurückkehren)

Schlagwort

Oberbegriff zu Fahnen- und Stigmawort, einprägsames Wort oder Phrase, fasst verkürzend politische Konzepte, Einstellungen, Programme oder Ziele einer Gruppierung zusammen, ohne dass sein Gebrauch eine Gruppenidentität stiftende Funktion haben muss.

Semantische Kämpfe

Auseinandersetzung um die Angemessenheit eines Wortes

Stigmavokabel

Wort, das die negative Haltung eines Sprechers den Anhängern einer gegnerischen Partei, ihren Werten und Zielen gegenüber verdeutlicht

Fussnoten