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Die verlorene Ehre der Arbeiter | Rechtspopulismus | bpb.de

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Die verlorene Ehre der Arbeiter Wie Populisten die Problemrohstoffe der Gesellschaft ausnutzen

Klaus Dörre

/ 18 Minuten zu lesen

Unter Arbeitern ist das Empfinden sozial benachteiligt, abgewertet und entehrt zu sein, weit verbreitet. Neurechte Ideologen und ihre politische Gefolgschaft wissen den Frust für sich zu nutzen und stoßen auf Resonanz. Klaus Dörre gibt eine Einschätzung, welche Gegenstrategien wirksam sein könnten.

Der AfD-Politiker Björn Höcke versuchte 2018 an einem Protest gegen Sparmaßnahmen am Opel-Werk in Eisenach teilzunehmen, doch die Belegschaft drängte ihn ab. (© picture-alliance/AP, Jens Meyer)
Zitat

Also ich bin der Ansicht, es gibt nur noch eine Partei in Deutschland, die wirklich wählbar ist und das ist die AfD […] Sie sprechen die kritischen Themen offen an, die nehmen da kein Blatt vor den Mund und die sind halt noch auf der Seite des Volkes.

So äußert sich ein befragter Arbeiter aus dem Eisenacher Opel-Werk. Betriebsräte schätzen, dass bis zu einem Drittel der dort Beschäftigten zur Wahl der Interner Link: Alternative für Deutschland (AfD) tendiert. Für diesen Teil der Belegschaft handelt es sich, da nicht verboten, um eine demokratische Partei, die dem Volk eine authentische Stimme gibt. Mit der Nazikeule versuchten die etablierten Parteien lediglich, die unliebsame politische Konkurrenz auszuschalten – so ein Deutungsmuster, das viele teilen.

Arbeiterpartei AfD?

Der zitierte Arbeiter ist keine Ausnahme. Zwar rekrutieren rechtsradikale Parteien ihre Anhängerschaft aus allen Klassen und Schichten der Bevölkerung, doch in der Arbeiterschaft stoßen sie auf überdurchschnittlich große Sympathie. Bei den Wahlen zum Interner Link: Europäischen Parlament 2024 wählten 33 Prozent derjenigen, die sich in Nachwahlerhebungen selbst als Arbeiter bezeichnen, die AfD und machten sie unter ihresgleichen zur mit Abstand stärksten politischen Kraft. Bei den 2024 durchgeführten Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg setzte sich dieser Trend fort. In Thüringen erhielt die AfD 49 Prozent der Arbeiterstimmen, in Brandenburg 46 Prozent und in Sachsen waren es 45 Prozent der Arbeiterinnen und Arbeiter. Der Einfluss der extremen Rechten reicht offenkundig bis tief in die Gewerkschaften hinein. Laut Konrad-Adenauer-Stiftung wählten in Thüringen 42 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Arbeiterinnen und Arbeiter AfD, bei gewerkschaftlich organisierten Angestellten waren es 30 Prozent. Schon vor diesen Wahlen ging aus anderen Untersuchung hervor, dass sich unter Gewerkschaftsmitgliedern „eine überzufällig häufigere Verharmlosung des Nationalsozialismus sowie mehr Zustimmung zum Interner Link: Antisemitismus und Interner Link: Sozialdarwinismus“ finden. Etwa 13 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder haben ein „manifest rechtsextremes Weltbild“. Während Arbeiter unter den Mandatsträgern demokratischer Parteien eher Seltenheitswert besitzen, rekrutiert die extreme Rechte ihre Aktiven auffällig häufig aus dem Handwerk und dem verarbeitenden Gewerbe. So stammt eine niedrige dreistellige Zahl der ca. 2.000 Kandidatinnen und Kandidaten, die zur sächsischen Kommunalwahl im Juni 2024 für die AfD oder die noch weiter rechts positionierten Interner Link: Freien Sachsen angetreten sind, allein aus dem Organisationsbereich der IG Metall.

Ist die AfD also auf dem Weg, zu der Arbeiterpartei zu werden? Die Antwort ist ein klares Nein, denn programmatisch handelt es sich noch immer um eine geradezu marktradikal ausgerichtete Formation. Doch die Ideologen der Interner Link: Neuen Rechten und deren politischer Arm erweisen sich als „Meister der Ambivalenz“ und versöhnen, was programmatisch unvereinbar erscheint. Dabei machen sie sich ein politisches Vakuum zunutze, das demokratischen Parteien und insbesondere die politische Linke hinterlassen haben. Weil das Aufbegehren gegen die verlorene Ehre der Arbeiterschaft links der Mitte keine Adressaten findet, sucht es sich ein anderes Ventil. Neurechten Ideologen und deren politischer Gefolgschaft ist es offenkundig gelungen, klassenspezifische Oben-Unten-Konflikte erfolgreich in ethnische Auseinandersetzungen zwischen Innen und Außen umzudeuten. Extrem rechte Ideologien nutzen den Problemrohstoff, den zeitgenössischen Gesellschaften reichlich erzeugen, indem sie sich als volksnahes, rebellisches Demokratisierungsprojekt präsentieren. Es handelt sich jedoch um eine Scheinrevolte, denn sie bleibt herrschaftskonform und zielt auf eine Wiederherstellung von Verhältnissen, die nicht wiederherstellbar sind.

Wer sind die Arbeiter?

Folgenreiche politische Fehldeutungen beginnen bereits mit der häufig geäußerten Vermutung, die Arbeiterschaft schrumpfe kontinuierlich und verliere deshalb mehr und mehr an Bedeutung. Schon weil statistisch nicht mehr zwischen Arbeitern und Angestellten differenziert wird, ist es schwer, die Arbeiteranteile an den Erwerbstätigen präzise zu bestimmen. Nimmt man etwa als Kriterium den Lohnbezug, gab es in Deutschland vor der ab 2020 durchschlagenden Corona-Pandemie gut acht Millionen Arbeiterinnen und Arbeiter. Das entsprach 17 Prozent der Erwerbstätigen. Mehr als 70 Prozent waren männlich, der migrantische Anteil an der Arbeiterschaft war überdurchschnittlich hoch. Zählt man Vorarbeiter, Meister und Techniker hinzu, ließ sich vor einem Jahrzehnt ca. ein Drittel der Erwerbstätigen (33 Prozent im Westen, 35 Prozent im Osten) Arbeiterklassenlagen zurechnen. Die subjektive Selbstverortung in der Arbeiterschicht bleibt hinter der Zuordnung zu Klassenlagen zurück. 1991 ordneten sich im Westen 24 Prozent der Arbeiterschicht zu, 2018 waren es noch 23 Prozent. Im Osten ging der Anteil im gleichen Zeitraum von 57 auf 36 Prozent zurück. Dieser Trend hält offenbar an. Nach neueren Umfragen zählen sich in Deutschland nur 17 Prozent der Befragten zur Arbeiterschicht, mehr als die Hälfte der Befragten sehen sich in der Mittelschicht.

Die Selbstverortung in der sozialen Mitte spricht aber keineswegs für eine integrative Gesellschaft, in der das Gros der Arbeiterschaft zu Mittelklassenlagen aufgeschlossen hat. Eher ist das Gegenteil der Fall: Weil gemeinhin die Zugehörigkeit zur Mitte der Gesellschaft als positiv wahrgenommen wird, weichen die Selbstverortungen von Arbeiterinnen und Arbeitern teilweise erheblich von den strukturellen Positionen in der sozialen Hierarchie ab. Zur Mitte möchten viele selbst dann gehören, wenn sie knapp oberhalb des Mindestlohns verdienen oder im Niedriglohnsektor tätig sind. Dass Arbeiterinnen und Arbeiter sich zu erheblichen Teilen sowohl der Arbeiterklasse als auch sozialen Mitte zugehörig fühlen, spricht vor allem dafür, dass der „Mythos Mitte“ noch immer wirkt.

Stabilitätsanker?Mythos Mitte

Die Grundlegung des Mitte-Mythos findet sich schon bei Aristoteles, der behauptete, die Erschaffung einer großen Mittelklasse sei die notwendige Stütze einer demokratischen Verfassung. Diese Sichtweise lebt bis heute fort. Einer These des amerikanischen Sozialwissenschaftlers Seymour M. Lipset zufolge bedingt ökonomisches Wachstum eine Zunahme von Berufen, die mittleren Soziallagen zugerechnet werden können. Das bewirkt einen sozialen Zusammenhalt, der als entscheidender Stabilitätsanker demokratischer Gesellschaften gilt. Wenn „das ´Volk´ also die zufriedene Menge von Menschen der Mittelklasse ist“, dann muss das Gros der abhängig Erwerbstätigen – die Arbeiterschaft mehrheitlich eingeschlossen – zu eben dieser sozialen Mitte zählen. Verhielte es sich anders, wäre gesellschaftliche Stabilität gefährdet.

Fußnoten

  1. Badiou, Alain (2017): Vierundzwanzig Anmerkungen über die Verwendung des Wortes ´Volk´. In: Badiou, Alain/Bourdieu, Pierre/Butler, Judith/Didi-Huberman, Georges/Khiari, Sadri/Rancière: Was ist ein Volk? Hamburg, S. 9-16, hier S. 15.

  2. Lipset, Seymor Martin (1959): Some Social Requisites of Democracy: Economic Development and Political Legitimacy. In: American Political Science Review, 53(1), S. 69-105. DOI: Externer Link: https://doi.org/10.2307/1951731.

  3. Badiou (2017), S. 15.

Unabhängig von den sozialen Selbstverortungen bilden Arbeiterklassen aber keineswegs die Mitte der Gesellschaft ab. Wer sie vergisst, ignoriert dennoch gesellschaftliche Mehrheiten, denn in Arbeiterklassenlagen befinden sich heute nicht nur Produktionsarbeiter, sondern auch die Krankenschwester, das Personal von Kindertagesstätten, der Briefzusteller oder die Zugbegleiter bei der Bundesbahn. Produktionsarbeiter sind demnach nur eine besondere Fraktion innerhalb der konventionellen Arbeiterklasse, die zu den relativen Verlierern der Globalisierung zählen.

GlobalisierungsverliererUrsachen für Abstiegsängste

Als wichtigste Gründe benennt der IWF den technologischen Wandel (Digitalisierung), die dadurch bedingte Ersetzbarkeit von Arbeiterinnen und Arbeitern, die Marktmacht großer Unternehmen sowie eine nachlassende Bindekraft von Gewerkschaften. Die Möglichkeit international agierender Unternehmen, ein Weltproletariat von mehr als drei Milliarden Arbeitskräften zu beschäftigen, das überwiegend in prekären Verhältnissen tätig ist, schlägt in Gestalt von Standortkonkurrenzen, Produktionsverlagerungen, Outsourcing-Strategien sowie infolge des Drucks auf Löhne und Arbeitsbedingungen auf die Beschäftigten in den verursachenden alten kapitalistischen Zentren zurück.

Zu den Ursachen für Abstiegsängste gesellen sich in der Gegenwart Teuerung und Reallohneinbußen hinzu. Aufgrund steigender Mieten, Energie- und Nahrungsmittelpreise bleiben die realen Nettoeinkommen – Geld, das nach Abzug von Steuern, Sozialabgaben und Fixkosten für Miete, Heizung etc. übrigbleibt – trotz relativ hoher Tarifabschlüsse hinter den Preissteigerungen zurück. Trotz sinkender Arbeitslosenquote und einer geringeren Zahl an Langzeiterwerbslosen hatte die Armutsgefährdungsquote 2021 mit 16 Prozent einen Höchstwert erreicht. Zwar ist sie 2023 wieder auf 14 Prozent (12 Millionen Menschen verfügen über weniger als 60 Prozent des mittleren Äquivalenzeinkommens) gesunken, doch der Bevölkerungsanteil, der von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen war, ist im gleichen Zeitraum von vier auf sieben Prozent der Bevölkerung unter 65 Jahre angewachsen. Sechs Millionen Menschen waren 2023 nicht in der Lage, Mieten, Hypotheken, eine einwöchige Urlaubsreise oder einen Restaurantbesuch mit der Familie zu finanzieren.

Ehrverlust der Arbeiterschaft

Das in der Arbeiterschaft verbreitete Empfinden, sozial benachteiligt, abgewertet und folglich entehrt zu sein, besitzt also reale Ursachen, die sich nur schwer korrigieren lassen. In Deutschland waren laut ALLBUS-Daten 2021 nur noch 17 Prozent der berufsaktiven lohnabhängigen Erwerbstätigen Gewerkschaftsmitglieder; in der Arbeiterschaft waren es immerhin noch 22 Prozent. Die Tarifbindung von Betrieben geht seit vielen Jahren zurück und die mitbestimmungsfreien Zonen werden größer. Das heißt, Sozialeigentum in Gestalt von kollektiven Regelungen mit Mitbestimmungsrechten wird innerhalb der lohnabhängigen Klassen mehr und mehr zu einem Vorteil für gewerkschaftlich organisierte Minderheiten. Offenbar fällt es zunehmend schwer, den Problemrohstoff, der sich in der Arbeiterschaft anhäuft, in solidarisches Gewerkschafts- und Klassenhandeln zu transformieren. Bei der eingeschränkten kollektiven Handlungsfähigkeit handelt es sich um ein internationales Phänomen, das der Revolte von rechts Schubkraft verleiht. In einer bahnbrechenden Studie haben Stéphane Beaud und Michel Pialoux bereits Ende der 1980er-Jahre beschrieben, wie die Entkollektivierung von Arbeitsbeziehungen zu einem Ehrverlust bei Arbeitern führt und so die Wahl extrem rechter Parteien begünstigt:

Was im Wahlverhalten der Arbeiter, die dem FN (Front National, heute: Interner Link: Rassemblement National, KD) ihre Stimme gaben, zum Ausdruck kommt, ist das ausgesprochene Bedürfnis nach Ehrbarkeit von Personen, die ein Leben lang hart gearbeitet haben, um zu einem eigenen Haus zu kommen, um ihren Kindern eine gute Erziehung zu ermöglichen, um einen guten Ruf zu erwerben etc. Und dieses Bedürfnis nach Ehrbarkeit, das denen, die sich von den populären Milieus entfernt haben, lächerlich erscheinen mag, wird gegenwärtig nicht im Entferntesten bedient, im Gegenteil: Die Arbeiter spüren, dass ihre Würde massiv bedroht ist; durch die Arbeitslosigkeit, die das Familienverhältnis bedroht, durch den sozialen Abstieg ihres Wohnviertels (das gilt insbesondere für diejenigen, die vor zwanzig, dreißig Jahren an einem Ort ´gebaut´ oder ein Haus gekauft haben, der heute sozial ´abzudriften´ droht, in dem die soziale Kohäsion verloren geht), aber auch durch die diffuse Delegitimierung ihres Wertesystems, durch die Auflösung der lokalen Strukturen oder durch die Entwertung der ´Alteingesessenheit´ als Legitimationsprinzip, das im Namen des Kosmopolitismus und der ´Multikulturalität´ geopfert wird, oder auch durch die Diskreditierung der traditionellen Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern.

Diese Einschätzung bezieht sich auf das Peugeot-Werk in Sochaux-Montbéliard, das heute zum Stellantis-Konzern gehört und als ein Stammwerk des Konzerns auch die Zukunft von Opel Eisenach bestimmt. Mit wenigen Modifikationen lassen sich die empirischen Befunde der beiden französischen Soziologen auch auf die heutige Industriearbeiterschaft der Bundesrepublik übertragen. Deren Hauptproblem ist, sofern sie über berufliche Qualifikationen verfügen, aktuell noch nicht Erwerbslosigkeit. Umgetrieben werden sie von dem Empfinden, dass ihre Leistungen gesellschaftlich keine angemessene Wertschätzung erfahren. Vor allem männliche Arbeiter fühlen sich unsichtbar gemacht und entehrt. In den medialen und politischen Öffentlichkeiten kommen sie mit ihren Tätigkeiten und Lebensentwürfen kaum vor. Nimmt man von ihnen Notiz, so allenfalls als vom Aussterben bedrohte Spezies oder, aus der Perspektive armer und prekär Beschäftigter, als privilegierte Arbeiteraristokratie.

Bröckelnde Infrastruktur

Die verbreitete Wahrnehmung, gesellschaftlich ungesehen und abgewertet zu sein, wird politisch höchst unterschiedlich verarbeitet. Um es deutlich zu sagen: Mehrheiten auch der Produktionsarbeiter wählen noch immer die klassischen, der Mitte zugerechneten Parteien oder gar nicht. Das ändert aber nichts daran, dass eine einflussreiche Minderheit einer kollektiven Erzählung anhängt, die nicht zwingend der Wahrheit entsprechen muss, sich aber „für viele Menschen wie die eigentliche Wahrheit anfühlt“. Nach dieser Tiefengeschichte warten Arbeiterinnen und Arbeiter am Fuße eines Berges der Gerechtigkeit, der den Traum vom sozialen Aufstieg symbolisiert. Doch in der Schlange geht es ihrem Empfinden nach weder vor- noch aufwärts. Immer wieder finden sich in der Wahrnehmung neue Gründe, die die Wartenden aufhalten: die Globalisierung, die deutsche Vereinigung, die Euro- oder die sogenannte Flüchtlingskrise. Man selbst erlebt, wie die soziale Infrastruktur bröckelt. Zuerst schließen Geschäfte, dann die Schule und die Kita. Es fehlt an Ärzten, die Buslinie wird eingestellt und der Jugendclub geschlossen. Für nichts scheint nach Geld da zu sein. Doch während man selbst vergeblich ansteht und auf Besserung hofft, werden – so die Erzählung – andere, etwa migrantische Minderheiten, die angeblich nichts in die Sozialkassen eingezahlt haben, bevorzugt. Das wird als zutiefst ungerecht empfunden und motiviert dazu, den Kampf um Statuserhalt oder Statusverbesserungen mit dem Mittel des Ressentiments auszutragen.

Wertekonflikte

Dieser Kampf besitzt sowohl eine materielle als auch eine kulturelle Dimension. Die Befragten sehen ihre Leistungen häufig finanziell nicht angemessen gewürdigt. Sie empfinden ihre Lebensentwürfe aber auch als moralisch abgewertet. Als ihre Hauptgegner betrachten rechtsaffine Arbeiter nicht etwa die politische Linke, vor allem Grüne und Feministinnen sind ihnen geradezu verhasst. Dies vor allem, weil diese als „Bessergestellte“ wahrgenommen werden, die der Arbeiterschaft mit moralischem Überlegenheitsgestus Verhaltensweisen abverlangen, die zu praktizieren nicht einmal die selbsternannten „Tugendwächter“ in der Lage seien. Neben als ungerecht empfundenen Verteilungsverhältnisse animieren Wertmusterkonflikte dazu, Arbeiter-Proteste an die extreme Rechte zu delegieren. Kritik am „System“, wie sie immer wieder geäußert wird, richtet sich gegen anonyme Mächte, die in den Augen der Befragten zunehmend zerstören, was das Arbeiterleben eigentlich lebenswert macht.

Die skizzierte Tiefengeschichte konkretisiert sich in Gesellschaftsbildern, deren wichtigsten Merkmale wie folgt beschrieben werden können:

  1. Elementar für Übergänge zu radikal rechten Orientierungen ist das Deutschsein als Chiffre sowohl für Gleichbehandlungen als auch für Ausgrenzung.

  2. Die nationale Orientierung radikalisiert sich über einen sozialpsychologischen Mechanismus, der auf Selbstaufwertung mittels Abwertung anderer beruht.

  3. Rechtsaffine Arbeiterinnen und Arbeiter verstehen sich als die eigentlichen Demokraten; sie plädieren für eine Demokratie nach Schweizer Vorbild, wollen mehr Volksentscheide und setzen darauf, dass sich der „gesunde Menschenverstand“ am Ende durchsetzen wird.

  4. Gewalt gegen Andere, Schwächere wird als „Notwehr“ legitimiert, weil der Interner Link: „große Austausch“, gemeint ist eine gezielte Masseneinwanderung, einen Ausnahmezustand geschaffen hat.

  5. Arbeiterinnen und Arbeiter, die mit der radikalen Rechten sympathisieren, stellen die Systemfrage. Für sie gibt es nur die korrupten Eliten, die das „System“ repräsentieren, und das unverdorbene, homogen gedachte Volk. Zwischen beidem vermittelt der Glaube, eine antinationale Minderheit habe sich bewusst gegen das deutsche Volk verschworen.

  6. Maßnahmen für Klimaschutz und den sozialökologischen Umbau der Industrie folgen dem Kalkül globalistischer Eliten, die alles daran setzen, der deutschen Wirtschaft zu schaden.

  7. Wird ökologische Nachhaltigkeit unter Ausblendung sozialer Gerechtigkeit und der Lebenswirklichkeit vieler Menschen in erster Linie von oben durchgesetzt, wird das als Freiheitsbeschränkung abgelehnt und zurückgewiesen.

  8. Gewerkschaften müssen sich politisch neutral verhalten. Aktuell werden sie von den globalistischen Eliten vereinnahmt. Das schwächt sie; Linke und Rechte gemeinsam könnten starke Gewerkschaften bilden.

  9. Im Osten empfindet man sich dreifach abgewertet – als Arbeiter, als „Ossi“ und als Mensch; es gibt aber Gründe, stolz auf die Ostdeutschen zu sein.

Das Deutungsschema abgewerteter Ostdeutscher verbindet sich mit Ohnmachtserlebnissen in Betrieb und Arbeitswelt. Der eigenen Wahrnehmung nach immer wieder mit doppelten Bewertungsmaßstäben konfrontiert, empfinden sich die Befragten in Ostdeutschland als unverschuldet anormal. Das Angstgefühl, aus dem sich diese Grundhaltung speist, beruht auf dem Empfinden, nicht mehr mithalten zu können, den Anschluss an das „normale Leben“ zu verlieren. In einer Gesellschaft, in der scheinbar ständig alles immer besser wird, ist das ein Angstrohstoff, den der völkische Populismus auszubeuten vermag. Weil es in ihrer Wahrnehmung „das Establishment“ versäumt, nationale Aufgaben mit Priorität anzugehen und die Gewerkschaften trotz Hochkonjunktur unfähig sind, den Ohnmachtszirkel ständiger Abwertungserfahrungen zu durchbrechen, wird die AfD zum legitimen Adressaten von Ängsten, die in Wut umschlagen.

Ansatzpunkte für Gegenstrategien

Insgesamt lässt sich feststellen, dass es sich beim Gesellschaftsbild von Arbeiterinnen und Arbeitern, die zur extremen Rechten tendieren, vielfach bereits um relativ verfestigte Weltsichten handelt, die nicht leicht zu verändern sind. Offenkundig ist es den Vordenkern der Neuen Rechten und deren politischen Sprachrohren gelungen, eine Metaerzählung im Alltagsbewusstsein zu verankern, die geeignet ist, soziale (Klassen-)Konflikte zu ethnisieren. Diese Metaerzählung erlaubt es, sozioökonomische und kulturelle Protestmotive mit einer konformistischen Grundhaltung zu versöhnen, wie wir sie bei der Arbeiterschaft vor allem in ländlichen Industrieregionen finden. Bezeichnend ist, dass der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke die „neue deutsche soziale Frage des 21. Jahrhunderts“ als eine definiert, deren Konfliktdynamik nicht mehr zwischen „oben“ und „unten“, sondern bevorzugt zwischen „autochthoner“ (heimischer) Bevölkerung und illegal eingereisten oder nicht integrierbaren Migrantinnen und Migranten, die angeblich in die Sozialsysteme einwandern, aufbricht.

Diese Strategie verfängt (nicht nur) in der Arbeiterschaft. Elementare Voraussetzung für wirksame Gegenstrategien ist, anzuerkennen, dass ein Interner Link: Ethnopluralismus, für den nur „unvermischte“ Nationalkulturen stark und überlebensfähig sind, massenwirksam sein kann, weil er auch reale Protestmotive anspricht. Für einen erheblichen Teil derjenigen, die mit der AfD oder noch weiter rechts stehenden Organisationen sympathisieren, gilt noch immer, was die Soziologen Beaud und Pialoux über die Beschäftigten des untersuchten Peugeot-Werks schreiben:

Zitat

Die Ausländer werden zum Kristallisationspunkt einer vielschichtigen Bedrohung, deren subjektive Seite aus der Angst besteht. Es ist die Angst vor der Zukunft und vor der gesellschaftlichen Marginalisierung und Nichtbeachtung.

Während die französischen Soziologen allerdings noch von einer relativ offenen Situation ausgehen, haben sich in Frankreich wie in Deutschland inzwischen feste Bindungen an Parteien der extremen Rechten herausgebildet. Schon deshalb gibt es für erfolgreiche Gegenstrategien keine Patentrezepte. Unsere Forschungen verweisen jedoch auf Ansatzpunkte, die zu diskutieren sind:

Erstens hängt vieles von der Grundhaltung und Konfliktbereitschaft betrieblicher meinungsbildender Persönlichkeiten ab. Davon zeugt das Beispiel einer Gewerkschafterin, die ihre sexuelle Orientierung in den alltäglichen Auseinandersetzungen mit rechtsaffinen Kolleginnen und Kollegen offensiv zum Thema macht. Die erfolgreiche Auseinandersetzung mit rechtslastigen Beschäftigten findet auf der Ebene persönlicher Beziehungen statt. Nicht Zahlen, Daten, Fakten, sondern soziale Nähe und Freundschaft werden Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung mit politischen Folgen.

Möglich wird dies zweitens, weil die Gewerkschafterin darauf vertrauen kann, dass sie im Betriebsrat und seitens der IG Metall Rückendeckung erhält. Anders gesagt: Mitbestimmungsmöglichkeiten und aktive gewerkschaftliche Vertrauensleutekörper schaffen überhaupt erst die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Auseinandersetzung mit Arbeiterinnen und Arbeitern, die mit der AfD oder anderen Gruppierungen der radikalen Rechten sympathisieren. Das Hauptproblem sind daher nicht etwa rechtslastige Gewerkschaftsmitglieder, sondern die Tatsache, dass es sich beispielsweise in der klein- und mittelbetrieblichen Zulieferindustrie immer häufiger um mitbestimmungsfreie Zonen handelt. Bei Opel Eisenach oder VW Kassel-Baunatal treffen alle, die sich zur AfD bekennen, auf Gegenwind. Wo es weder Betriebsräte noch engagierte Gewerkschaftsmitglieder gibt, ist das nicht der Fall. Besorgte Stimmen aus den Wirtschaftseliten, die es glücklicherweise inzwischen gibt, können solche Repräsentationsdefizite nicht kompensieren, denn auch die vielfältigen Bekenntnisse zu Weltoffenheit, die glücklicherweise aus Wirtschaftskreisen zu hören sind, werden von der vergessenen Arbeiterschaft im Modus ideologischer Beherrschung erlebt.

Das ändert sich drittens, wenn Klassensolidarität praktisch erlebt wird. Für Opel-Arbeiterinnen und Arbeiter ist ein Aktionstag, mit dem gegen eine befürchtete Werksschließung protestiert wurde, geradezu ein Festtag, weil er die Vergessenen und ihre Anliegen für einen kurzen Moment öffentlich sichtbar gemacht hat. Zu einem Höhepunkt der Veranstaltung wurde das Zusammentreffen der Eisenacher Opelaner mit einer Gewerkschafts-Delegation aus dem Peugeot-Werk von Sochaux. Dieses Beispiel lässt sich insofern verallgemeinern, als die einschneidenden Erfahrungen mit Arbeitskämpfen tatsächlich Grundhaltungen verändern können.

Viertens schließlich ist Ehrlichkeit angesagt. Man mag sich über Arbeiterinnen und Arbeiter empören, die die „grüne Regierung“ als ihren Hauptgegner betrachten. Doch die Aufregung über solche Haltungen wird unglaubwürdig, wenn das Problem klassenspezifischer Entscheidungsmacht über das Was, das Wie, das Wozu und das Womit der Produktion ignoriert wird. Es sind winzige Minderheiten innerhalb der herrschenden Klasse – nach unserer Heuristik machen sie nicht einmal ein Prozent der Erwerbsbevölkerung aus –, die Entscheidungen über Geschäftsmodelle, Produkte und Produktionsverfahren monopolisieren. Selbst die stärksten Betriebsräte und Gewerkschaftsorganisationen sind von solchen Entscheidungen weitgehend ausgeschlossen. Doch dieser Ausschluss wird in politischen Debatten, die ausschließlich Konsummuster in den Blick nehmen, vollständig tabuisiert. Zum Beispiel sind Hauptursache der klimaschädlichen Emissionen die an Verfügung über Produktionsmittel gekoppelten Investitionen, nicht individuelle Konsummuster. Daraus folgt: Nötig wäre eine radikale Demokratisierung von Produktionsentscheidungen, die gegenwärtig winzigen Eliten vorbehalten bleiben, denn nur so kann Verantwortung der Produzenten für ihre Produkte entstehen.

Leider nimmt die gesellschaftliche Öffentlichkeit von dieser Grundproblematik kaum Notiz, weil Produktion, Industriearbeit und Gewerkschaften seit langem nur selten Thema sind. Deshalb ist es wichtig, die Unsichtbaren sichtbar zu machen und den Vergessenen eine Stimme zu verleihen. In der Arbeiterschaft zählen Fachlichkeit und Kompetenz. Politisch kalkulierte Gesundbeterei ist man leid, Klartext wird bevorzugt. Für Klimaschutz sind die Belegschaften offen, wenn Beschäftigte einbezogen werden. Starke Betriebsräte und Gewerkschaften reichen dafür nicht aus, aber für eine zukunftsträchtige Auseinandersetzung in den Betrieben, Beschäftigungssicherung in der Transformation und ein Umsteuern zugunsten ökologisch nachhaltiger Arbeit sind sie jedoch unersetzlich. „Demokratiezeit“, jede Woche zumindest eine Stunde für die Diskussion von Transformationsthemen während der Arbeitszeit, wäre ein kleiner, aber dennoch wichtiger und ohne Konflikt kaum durchsetzbarer Schritt, dem viele weitere folgen müssen, um Transformationskonflikte produktiv zu bewältigen. Es wäre ein Ansatz, um jene Abwertungsspirale zu durchbrechen, der sich vor allem Produktionsarbeiter ausgesetzt sehen.

Dabei könnte eine emanzipatorische Bildung helfen, die der alltäglichen Gesellschafts- und Kapitalismuskritik von Arbeiterinnen und Arbeitern einen demokratischen Deutungsrahmen bietet. Von den Beschäftigten, die wir bei Opel Eisenach und VW Kassel-Baunatal befragt haben, stimmen 77 Prozent der Aussage „Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit“ voll und ganz oder eher zu, nur gut zwölf Prozent lehnen sie ab. Die Aussage „Für einen nachhaltigen Lebensstil bin ich gerne bereit, mehr Geld auszugeben“, findet bei gut 58 Prozent der Befragten Zustimmung, ein Fünftel stimmt der Aussage voll und ganz zu. Zur kritischen Gesellschaftssicht passt, dass 64 Prozent der Befragten beider Werke der Aussage „Die heutige Wirtschaftsweise ist auf Dauer nicht überlebensfähig“ eher oder voll und ganz zustimmen; nur zwei Prozent lehnen sie ab. Dieses Bewusstsein vor einer Instrumentalisierung durch die extreme Rechte zu schützen, ist nur möglich, wenn zunächst in der Bildungsarbeit jene Spaltung von Produktion und Gewissen hinterfragt wird, die der Philosoph Günther Anders für Konformismus und Gleichgültigkeit gegenüber dem, was wir herstellen und deshalb für Apokalypsenblindheit verantwortlich macht. Von einem Arbeiterbewusstsein, das eine Verantwortungsübernahme für das, was wir herstellen, offensiv einklagt, sind wir gegenwärtig weit entfernt. Es könnte Aufgabe einer Arbeiterbildung für das 21. Jahrhundert sein, ein solch anspruchsvolles, positives Freiheitsverständnis zumindest zur Diskussion zu stellen. Ein solcher Ansatz könnte hilfreich sein, um der Arbeiterschaft zurückzugeben, was sie am meisten vermisst – ihre Ehre und Würde nicht nur im Arbeitsprozess, sondern vor allem in der Gesellschaft.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Nachfolgende Ausführungen beruhen auf Daten des DFG-Projekts „Eigentum, Ungleichheit und Klassenbildung in sozial-ökologischen Transformationskonflikten“. Der qualitative Datensatz des laufenden SFB-Teilprojekts umfasst über 300 Befragte. Geforscht wurde u.a. im Braunkohlerevier der Lausitz, beim Logistikkonzern Deutsche Post/DHL, im Öffentlichen Personennahverkehr, bei Erwerbslosen und Tafel-Nutzer:innen, in der Stahlbranche sowie in der Auto- und Zulieferindustrie. Zur Methodik siehe: Dörre, Klaus et al. (2024): Klasse gegen Klima. Transformationskonflikte in der Autoindustrie. In: Berliner Journal für Soziologie 1/2024, S. 9-46. Externer Link: https://link.springer.com/article/10.1007/s11609-023-00514-z

  2. Vgl. Infratest dimap vom 10. Juni 2024. Bei den Angestellten kam die AfD auf 15 Prozent, bei den Arbeitslosen auf ein Viertel der Stimmen. Vgl. Schläger, Catrina/Katsioulis, Christos/Engels, Jan Niklas (2024): Analyse der Europawahl 2024 in Deutschland. Mehrheit für die stabile Mitte trotz starkem rechten Rand. In: FES diskurs, o.O. (Bonn), S. 11.

  3. Bei der Externer Link: Landtagswahl in Thüringen am 01. September 2024 entschieden sich rund 33 Prozent für die AfD. In der Nachwahlbefragung gab rund die Hälfte der Befragten aus der Beschäftigungsgruppe der Arbeiter an, sich für die AfD entschieden zu haben. Externer Link: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1490002/umfrage/wahlverhalten-landtagswahl-in-thueringen-nach-beschaeftigung/

  4. Bei der Landtagswahl in Brandenburg am 22. September 2024 entschieden sich rund 29 Prozent für die AfD. In der Nachwahlbefragung gab eine knappe Hälfte der Befragten aus der Beschäftigungsgruppe der Arbeiter an, sich für die AfD entschieden zu haben.

  5. Bei der Landtagswahl in Sachsen am 01. September 2024 entschieden sich rund 32 Prozent für die CDU. In der Beschäftigungsgruppe der Arbeiter lag hingegen die AfD vorn. Externer Link: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1490027/umfrage/wahlverhalten-landtagswahl-in-sachsen-nach-beschaeftigung/

  6. Viola Neu und Sabine Pokorny (2024): Monitor Wahl- und Sozialforschung der Konrad Adenauer Stiftung. Tabellenanhang zur Landtagswahl in Thüringen am 1. September 2024, September 2024, Externer Link: www.kas.de; Tabellenanhang, S. 10: Wahlverhalten nach Bevölkerungsgruppen. Danach wählten gewerkschaftlich organisierte Arbeiter häufiger AfD als Nichtmitglieder. Die Daten stammen von der Forschungsgruppe Wahlen.

  7. Zick, Andreas/Küpper, Beate/Mokros, Nico (Hrsg.) (2023). Die distanzierte Mitte. Rechtsextreme und demokratiegefährdende Einstellungen in Deutschland 2022/23. Dietz, S. 80 f.

  8. Anschütz, Alf (2024): Auf dem Weg zur Arbeiterpartei? In: express Nr. 7/8/2024, S. 1.

  9. So heißt es im EU-Wahlprogramm der AfD (Kurzfassung) beispielsweise: Eine starke Wirtschaft ist die Voraussetzung für persönlichen Wohlstand und einen gerechten Sozialstaat, der die Schwächsten schützt und Leistung belohnt. Um allen Deutschen ein abgesichertes Leben zu ermöglichen, wollen wir die Kräfte des Marktes von ideologischen Fesseln befreien. Dazu setzen wir auf Technologieoffenheit, freien Handel und fairen Wettbewerb.“

  10. Zur Neuen Rechten zählen beispielsweise Ideologen wie Alain de Benois, Renaud Camus oder in Deutschland Götz Kubitschek und Gefolgsleute, die den belasteten Rassegriff durch Kultur ersetzen und zur „Revolte gegen den großen Austausch“ anstacheln. Vgl.: Camus, Renaud (2016): Revolte gegen den großen Austausch. Schnellroda.

  11. Dörre, Klaus/Bose, Sophie/Lütten, John/Köster, Jakob (2018): Arbeiterbewegung von rechts? Motive und Grenzen einer imaginären Revolte. In: Berliner Journal für Soziologie, Jg. 28 H12, S. 55-90.

  12. Statistisches Bundesamt (DeStatis) (Hg.) (2016): Datenreport 2016. Bonn, S. 205-208, S. 206.

  13. Statistisches Bundesamt (DeStatis) (Hg.): Datenreport 2021. Sozialstruktur und soziale Lagen (o.O.), Bonn, S. 276.

  14. Statista Research Department, 26.03.2024. Die Daten stammen aus einer Eurobarometer-Befragung aus dem Jahre 2022. Externer Link: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1333266/umfrage/selbsteinordnung-in-schichten-in-deutschland/

  15. Die Selbstverortungen von Arbeiter:innen in der sozialen Mitte sind durch zahlreiche Studien belegt. Vgl. z.B. Evans, G., & Tilley, J. (2017). The New Politics of Class. The Political Exclusion of the British Working Class. Oxford: Oxford University Press; Williams, J. C. (2017). White Working Class. Overcoming Class Cluelessness in America. Boston: Harvard Business Review Press; Savage, M. (2015). Social Class in the 21st Century. London: Penguin Books.

  16. Kadritzke, Ulf (2017): Mythos ´Mitte´. Oder: Die Entsorgung der Klassenfrage, Berlin.

  17. Milanović, B. (2016). Die ungleiche Welt. Migration, das Eine Prozent und die Zukunft der Mittelschicht. Berlin.

  18. Janssen, Thilo/Lübker, Malte (2024): Europäischer Tarifbericht des WSI – 2023/2024: Reallöhne haben nach Krisenverlusten weiterhin Aufholbedarf, In: WSI-Mitteilungen 4/24, S. 273-288. Das Verhältnis von tarifierten Nominal- und Reallöhnen verzeichnete 2023 in Deutschland ein Minus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ebd., S. 279.

  19. Statistisches Bundesamt (Destatis) (2024): Weiterhin gut ein Fünftel der Bevölkerung von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht. Pressemitteilung Nr. 147 vom 10. April 2024. Wiesbaden.

  20. GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften (2022): Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften ALLBUS 2021. GESIS, Köln. ZA5280 Datenfile. Version 1.0.0, Externer Link: https://doi.org/10.4232/1.13954, [15.8.2021]. Im Jahr 2023 konnte der DGB zum ersten Mal seit 2001 wieder einen Mitgliederzuwachs (+ 21.909) verzeichnen. Hauptgrund waren Mitgliedergewinne während der Arbeitskämpfe des Jahres 2023. Vgl. Greef, Samuel (2024): DGB-Gewerkschaften in Zahlen 2024, in: Bits & Pieces - Online, 6 (1), Externer Link: https://www.samuel-greef.de/gewerkschaften.

  21. Vgl. Greefe (2024). Der Bruttoorganisationsgrad entspricht der Gesamtzahl aller Gewerkschaftsmitglieder – Rentner, Arbeitslose, Studierende etc. eingeschlossen – im Verhältnis zu den abhängig erwerbstätigen Arbeitnehmer:innen. Der Netto-Organisationsgrad berücksichtig nur die berufsaktiven Gewerkschaftsmitglieder.

  22. 2023 arbeitenden nur ca. 44 Prozent der westdeutschen und etwa 31 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten in einem Betrieb, der einem Branchentarifvertrag unterlag. Nach einigen Jahren der Stabilisierung ist auch die betriebliche Mitbestimmung wieder rückläufig. 2023 arbeiteten nur noch 41 Prozent der Beschäftigten in Betrieben mit Betriebs- oder Personalräten (42 Prozent West, 39 Prozent Ost). Vgl.: Hohendanner, Christian/Kohaut, Susanne (2024): Tarifbindung und betriebliche Interessenvertretung: Ergebnisse aus dem IAB-Betriebspanel 2023. In: WSI-Mitteilungen 4/24, S. 289 – 295.

  23. Beaud, Stéphane/Pialoux, Michel (2004[frz. 1989]): Die verlorene Zukunft der Arbeiter, S. 310.

  24. Arbeiteraristokratie ist ein Begriff, der genutzt wird, um Arbeiterschichten mit hohem Einkommen, Spezialqualifikationen und einem Lebensstil, der Anschluss an die Mittelklassen verspricht, als privilegierte Gruppen darzustellen.

  25. Hochschild, Arlie (2018): Warum Trump? Fremd in ihrem Land: Interview mit Arlie Russell Hochschild. In: Becker, Karina/Dörre, Klaus/Reif-Spirek, Peter (Hg.) (2018), Arbeiterbewegung von rechts? Ungleichheit - Verteilungskämpfe - populistische Revolte. Frankfurt a. Main: Campus, S. 35-48, S. 53.

  26. Björn Höcke (AfD): Die neue soziale Frage, Schweinfurt 28.04.2016.

  27. Vgl. Dörre et al. (2024), S. 14.

  28. Chancel, Lucas (2022). Global carbon inequality over 1990-2019. Nature Sustainability, 5, 931–938.

  29. Benner, Christiane/ Engelhardt, Jan (2023): Mehr Beteiligung in fordernden Zeiten. In J. Sommer (Hrsg.), Kursbuch Bürgerbeteiligung #5 (S. 505–521). Externer Link: https://kursbuch.info.

  30. Vgl. Dörre et al. (2024), S. 40.

  31. Anders, Günther (1982): Hiroshima ist überall. München. S. 383.

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ist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und war geschäftsführender Direktor des DFG-Kollegs "Postwachstumsgesellschaften".
E-Mail Link: klaus.doerre@uni-jena.de