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Wahlergebnisse und Wählerschaft der CSU

Frank Decker

/ 3 Minuten zu lesen

Die CSU trägt etwa 20 Prozent zum Gesamtergebnis der Union bei Bundestagswahlen bei. Ihre Hochburgen liegen in den altbayerischen Bezirken, Schwaben sowie den katholisch geprägten Gebieten Frankens.

Markus Söder während einer Andacht in der Wallfahrtskirche Maria Vesperbild. Typische CSU-Wähler weisen eine größere Nähe zur Kirche auf als der Bevölkerungsdurchschnitt. (© picture-alliance/dpa)

Weil sie bei Wahlen nur in Bayern antritt und ihr politisch-programmatisches Selbstverständnis mit dem Freistaat eng verknüpft ist, handelt es sich bei der CSU aus elektoraler Sicht um eine (bayerische) Regionalpartei. Gleichzeitig kann sie in Bayern als einzige Partei den Charakter einer Volkspartei für sich beanspruchen. Ihre hegemoniale Stellung beruht darauf, dass sie nach der Verdrängung der Bayernpartei und dem Niedergang des GB/BHE auch Teile der liberalen und sozialdemokratischen Wählerschichten vereinnahmt hat. Während die bayerische FDP nur noch über ein geringes Stammwählerpotenzial verfügt und ihr Abschneiden deshalb stark vom Bundestrend abhängt, ist die SPD in Bayern inzwischen auf das Niveau einer 10-Prozent-Partei zurückgefallen; zum größten Herausforderer avancierten bei der Landtagswahl 2018 erstmals die Grünen, die mit ihrem Rekordergebnis von 17,5 Prozent aber immer noch um fast 20 Prozentpunkte hinter der CSU zurücklagen.

Wahlergebnisse

Durch ihre Stärke in Bayern trägt die CSU in erheblichem Maße zum Gesamtergebnis der Union bei den Bundestags- und Europawahlen bei. Ihr Anteil an den Gesamtstimmen von CDU und CSU bewegte sich auch nach der deutschen Einheit im Bereich von etwa 20 Prozent. Am höchsten lag er mit 26,7 Prozent - trotz des historisch schlechtesten Wahlergebnisses seit 1949 - ausgerechnet bei der Bundestagswahl 2021, was den noch sehr viel größeren Stimmenverlusten der CDU geschuldet war. Erreichte die CSU in den 1950er- und 1960er-Jahren im Bund durchweg bessere Ergebnisse als im Land, so kehrte sich der Trend seit den 1970er-Jahren um (Hirscher 2012). Am größten war der Abstand 2021, als sie bei der Bundestagswahl um 5,5 Prozentpunkte schlechter abschnitt als bei der Landtagswahl drei Jahre zuvor. Trotzdem blieb sie mit Abstand stärkste Partei und gewann 45 der 46 Direktmandate.

Dass die Wahlerfolge der CSU inzwischen deutlich labiler geworden sind, hatten zuvor bereits die Kommunalwahlen im Frühjahr 2019 gezeigt, bei denen sie mit Werten um die 35 Prozent hinter die schlechten Ergebnisse der Landtagswahl 2018 und Bundestagswahl 2017 nochmals zurückfiel. Neben ihrer relativen Schwäche in den Städten, wo ihnen die Grünen zunehmend den Rang ablaufen, offenbarten sich dabei vor allem die Mobilisierungsprobleme im ländlichen Raum gegen die Konkurrenz der Freien Wähler. Bei der Europawahl 2019 konnten sich die Christsozialen dagegen auch dank der Kandidatur ihres Listenführers Manfred Weber für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten mit 40,7 Prozent gut behaupten.

Aktuelle Wahlergebnisse der CSU

Wahlergebnisse bei den letzten Wahlen zu Landesparlamenten, dem Bundestag und dem Europäischen Parlament

Bei nicht aufgeführten Wahlen ist die Partei nicht mit einer Landesliste o.ä. angetreten.
WahlDatumProzentualer AnteilStimmenanzahl
AnteilGewinn
Verlust
StimmenGewinn
Verlust
Bundestag26.09.20215,2%-1,0%2.402.827-466.861
Bayern108.10.202337,0%-0,2%5.059.57113.490
Europäisches Parlament09.06.20246,3%0,0%2.513.481158.414
Tabellenbeschreibung

Die Tabelle zeigt die Wahlergebnisse der Partei CSU zwischen dem 01.09.2019 und dem 09.06.2024. Bei zwei von drei Wahlantritten der Partei in diesem Zeitraum reduzierte sich der prozentuale Anteil der Partei an den gültigen Stimmen im Vergleich zur vorherigen Wahl. Das höchste Ergebnis erzielte die Partei mit 37,0% bei der Wahl in Bayern 2023, das niedrigste mit 5,2% bei der Bundestagswahl 2021.

Fußnote: 1 Bayern: Gesamtstimmen (bis zu zwei Stimmen je Wähler)

Quelle: Der Bundeswahlleiter und Landeswahlleitungen.

Wählerschaft

Bei der Bundestagswahl 2017 verlor die CSU in erheblichen Maße Stimmen an die AfD. 2021 gab sie dann auch Stimmen an die SPD und - wie bereits bei der vorangegangenen Landtagswahl - an die Grünen sowie die Freien Wähler ab. Letztere konnten ihr Zweitstimmenergebnis gegenüber 2017 auf 7,5 Prozent nahezu verdreifachen. Bezogen auf die Altersgruppen ist vor allem der Einbruch bei den 18- bis 24-Jährigen bemerkenswert, von denen 2021 nur noch gut halb so viele der CSU ihre Stimmen gaben wie 2017.

Die geografischen Hochburgen der CSU liegen in den altbayerischen Bezirken, Schwaben sowie den katholisch geprägten Gebieten Frankens; in den protestantischen Gebieten Frankens bleibt sie eher schwach. Dass dieses Muster durchaus durchbrochen werden kann, hat die Landtagswahl 2008 gezeigt. Mit dem evangelischen Franken Günther Beckstein als Ministerpräsident schnitt die CSU hier außerhalb Altbayerns überdurchschnittlich gut ab, während ihr die Wähler im Kernbezirk Oberbayern scharenweise davonliefen. Auch 2018 waren die Verluste bei der Landtagswahl in Franken - der Heimat von Ministerpräsident Söder - geringer als in den altbayrischen Landesteilen. Daran wird deutlich, dass die regionalen Trennlinien in Bayern nach wie vor beträchtlichen Einfluss ausüben (Mintzel 1975: 58 ff.).

Hinsichtlich ihrer Sozialmerkmale sind die typischen CSU-Wähler älter als der Bevölkerungsdurchschnitt, weisen eine größere Nähe zur Kirche auf und leben häufiger auf dem Land (Sebaldt 2018: 269). Weibliche und männliche Wähler halten sich in etwa die Waage; allerdings ist der Unterschied zwischen den Altersgruppen bei den weiblichen Wählern noch stärker ausgeprägt als bei den Männern. Unter den Berufsgruppen ist das Verhältnis ebenfalls relativ ausgeglichen. Dies gilt neuerdings sogar für die Landwirte, deren Unterstützung bei der Landtagswahl 2018 auf 66 Prozent zurückgegangen ist, nachdem sie 2003 noch zu über 90 Prozent für die CSU gestimmt hatten.

Quellen / Literatur

  • Buchstab, Günter (2009), Ein parlamentarisches Unikum: die CDU/CSU-Fraktionsgemeinschaft, in: Hans-Peter Schwarz (Hg.), Die Fraktion als Machtfaktor, Bonn, S. 255-274.

  • Deininger, Roman (2020), Die CSU. Bildnis einer speziellen Partei, München.

  • Deininger, Roman / Uwe Ritzer (2020), Markus Söder. Der Schattenkanzler, München.

  • Handwerker, Christoph (2019), Die gespaltene Union zwischen Macht und Werten. Die Flüchtlingskrise als Zerreißprobe für CDU und CSU?, in: Oliver Hidalgo / Gert Pickel (Hg.), Flucht und Migration in Europa, Wiesbaden, S. 127-159.

  • Hirscher, Gerhard (2012), Die Wahlergebnisse der CSU. Analysen und Interpretationen, München.

  • Hopp, Gerhard (2012), Die Volkspartei CSU in Bayern. Rahmenbedingungen, Strukturmerkmale und aktuelle Zukunftsperspektiven eines Erfolgsmodells auf dem Prüfstand, in: Ralf Thomas Baus (Hg.), Parteiensystem im Wandel, Sankt Augustin/Berlin, S. 73-98.

  • Jäger, Wolfgang (2009), Helmut Kohl setzt sich durch, 1976-1982, in: Hans-Peter Schwarz (Hg.), Die Fraktion als Machtfaktor, Bonn, S. 141-159.

  • Kießling, Andreas (2004), Die CSU. Macherhalt und Machterneuerung, Wiesbaden.

  • Mintzel, Alf (1975), Die CSU. Anatomie einer konservativen Partei 1945-1972, Opladen.

  • Oberreuter, Heinrich (2008), Stoibers Sturz. Ein Beispiel für die Selbstgefährdung politischer Macht, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen 39 (1), S. 112-118.

  • Schäfer, Susanne (2010), Konstanz und Wandel: Die CSU-Programme im dokumentarischen Vergleich, in: Gerhard Hopp/Martin Sebaldt/Benjamin Zeitler (Hg.), Die CSU, Wiesbaden, S. 173-193.

  • Sebaldt, Martin (2018), Christlich-Soziale Union in Bayern e.V. (CSU), in: Frank Decker/Viola Neu (Hg.), Handbuch der deutschen Parteien, 3. Aufl., Wiesbaden, S. 264-276.

  • Strauß, Franz Josef (1989), Die Erinnerungen, Berlin.

  • Weigl, Michael (2013), Die Christlich-Soziale Union in Bayern e.V. (CSU), in: Oskar Niedermayer (Hg.), Handbuch Parteienforschung, Wiesbaden, S. 469-495.

Fussnoten

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Prof. Dr. Frank Decker lehrt und forscht am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Parteien, westliche Regierungssysteme und Rechtspopulismus im internationalen Vergleich.