Weil sie bei Wahlen nur in Bayern antritt und ihr politisch-programmatisches Selbstverständnis mit dem Freistaat eng verknüpft ist, handelt es sich bei der CSU aus elektoraler Sicht um eine (bayerische) Regionalpartei. Gleichzeitig kann sie in Bayern als einzige Partei den Charakter einer Volkspartei für sich beanspruchen. Ihre hegemoniale Stellung beruht darauf, dass sie nach der Verdrängung der Bayernpartei und dem Niedergang des GB/BHE auch Teile der liberalen und sozialdemokratischen Wählerschichten vereinnahmt hat. Während die bayerische FDP nur noch über ein geringes Stammwählerpotenzial verfügt und ihr Abschneiden deshalb stark vom Bundestrend abhängt, ist die SPD in Bayern inzwischen auf das Niveau einer 10-Prozent-Partei zurückgefallen; zum größten Herausforderer avancierten bei der Landtagswahl 2018 erstmals die Grünen, die mit ihrem Rekordergebnis von 17,5 Prozent aber immer noch um fast 20 Prozentpunkte hinter der CSU zurücklagen.
Wahlergebnisse
Durch ihre Stärke in Bayern trägt die CSU in erheblichem Maße zum Gesamtergebnis der Union bei den Bundestags- und Europawahlen bei. Ihr Anteil an den Gesamtstimmen von CDU und CSU bewegte sich auch nach der deutschen Einheit im Bereich von etwa 20 Prozent. Am höchsten lag er mit 26,7 Prozent - trotz des historisch schlechtesten Wahlergebnisses seit 1949 - ausgerechnet bei der Bundestagswahl 2021, was den noch sehr viel größeren Stimmenverlusten der CDU geschuldet war. Erreichte die CSU in den 1950er- und 1960er-Jahren im Bund durchweg bessere Ergebnisse als im Land, so kehrte sich der Trend seit den 1970er-Jahren um (Hirscher 2012). Am größten war der Abstand 2021, als sie bei der Bundestagswahl um 5,5 Prozentpunkte schlechter abschnitt als bei der Landtagswahl drei Jahre zuvor. Trotzdem blieb sie mit Abstand stärkste Partei und gewann 45 der 46 Direktmandate.
Dass die Wahlerfolge der CSU inzwischen deutlich labiler geworden sind, hatten zuvor bereits die Kommunalwahlen im Frühjahr 2019 gezeigt, bei denen sie mit Werten um die 35 Prozent hinter die schlechten Ergebnisse der Landtagswahl 2018 und Bundestagswahl 2017 nochmals zurückfiel. Neben ihrer relativen Schwäche in den Städten, wo ihnen die Grünen zunehmend den Rang ablaufen, offenbarten sich dabei vor allem die Mobilisierungsprobleme im ländlichen Raum gegen die Konkurrenz der Freien Wähler. Bei der Europawahl 2019 konnten sich die Christsozialen dagegen auch dank der Kandidatur ihres Listenführers Manfred Weber für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten mit 40,7 Prozent gut behaupten.