Dass Weiße und Angehörige von Minderheiten in den USA oft nicht zusammen zur Schule gehen, gilt als fundamentales Problem des Bildungssystems. Im Süden sorgten dafür lange Zeit rassistische Gesetze, doch die Segregation hat noch andere Gründe. Über eine wechselhafte Geschichte.
Der Zugang zu Bildung war und ist in den Vereinigten Staaten nicht uneingeschränkt möglich. Seit Interner Link: Beginn der Republik im späten 18. Jahrhundert waren immer wieder Teile der US-amerikanischen Bevölkerung von Schulbildung ausgeschlossen oder besuchten spezielle Einrichtungen: Mädchen, Kinder aus ökonomisch benachteiligten Familien oder Angehörige gesellschaftlicher Minderheiten. Im 19. Jahrhundert erkämpften sich zunächst Frauen den Zugang zu Schulen, vor allem zu weiterführenden Bildungseinrichtungen und Hochschulen. An Akademien wie dem Troy Female Seminary im Bundesstaat New York waren junge Frauen aber zunächst unter sich. Sie waren vornehmlich weiß und entstammten der Mittelschicht. Mit Einführung der Interner Link: Schulpflicht, die ab 1852 in Massachusetts und ab 1918 schließlich in allen US-Bundesstaaten umgesetzt wurde (zuletzt in Mississippi), erweiterten sich die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Auch Kinder aus Arbeiter- und Bauernfamilien hatten von nun an das Recht, eine Schule zu besuchen, auch wenn dies für viele Eltern eine Herausforderung darstellte, weil sie auf die Arbeitskraft ihres Nachwuchses angewiesen waren oder Schulgeld bezahlen mussten. Von diesen Veränderungen profitierten auch viele eingewanderte Schulpflichtige, besonders in den urbanen Zentren, wo die Schulen häufig besser waren als auf dem Land.
Es waren vor allem afroamerikanische Kinder und Jugendliche, die bis 1865 nur im Norden und in Teilen des Westens der USA Zugang zu Schulen hatten. Dort gab es auch Internate für Kinder aus indigenen Gemeinschaften, wo allerdings eine gewaltsame Assimilierung betrieben wurde. Im Süden hingegen wurde versklavten Schwarzen jeglicher Zugang zu Bildung verwehrt; sie durften nicht einmal Lesen und Schreiben lernen.
Segregierte Schulen etablieren ein Zweiklassen-Bildungssystem
Dies begann sich erst während der Reconstruction zu ändern, der Phase des Wiederaufbaus im Süden, die auf den Interner Link: Bürgerkrieg (1861–1865) folgte. Das neu eingerichtete Freedmen’s Bureau – eine Behörde für Menschen, die aus der Sklaverei befreit worden waren – gründete Schulen im Süden, um schwarzen Kindern erste Bildungsangebote zu machen. Vom Zugang zu den Schulen für weiße Südstaatenkinder waren sie ausgeschlossen, sowohl von öffentlichen als auch privaten Einrichtungen. Diese Freedmen‘s Schools waren zunächst meist einfache Holzhütten ohne professionelle Ausstattung, die sich auch über Spenden finanzierten. In der Regel wurden Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Alters in einem Klassenverband unterrichtet und das Unterrichtsniveau je nach Lernfortschritt flexibel angepasst.
Während in Städten wie Atlanta, Richmond und Birmingham bald besser ausgestattete Schulen entstanden, die mit den Mitteln der afroamerikanischen Gemeinden finanziert wurden, blieb es in vielen ländlichen Regionen bei der desolaten Bildungssituation. Viele Landesparlamente im Süden weigerten sich über Jahrzehnte schlichtweg, Mittel für afroamerikanische Schulen bereitzustellen oder taten dies in so geringem Umfang, dass an eine Modernisierung dieser Schulen nicht zu denken war. Mit der Wiedereinführung der rassistischen Interner Link: Trennung von Weißen und Schwarzen nach der Reconstruction verfestigte sich dieses segregierte Ausbildungssystem, das staatlich abgesichert und von den Gerichten als verfassungskonform eingestuft wurde (nach dem Prinzip "separate but equal", auf Deutsch etwa: "getrennt, aber gleichgestellt").
Afroamerikanischen Schülerinnen und Schülern von Virginia bis nach Texas blieb der Zugang zu weißen Schulen und einer auf Integration aufbauenden Bildung verwehrt. Stattdessen etablierte sich ein Interner Link: Zweiklassen-Bildungssystem, in dem sich die konstruierte Zuordnung in unterschiedliche "Rassen" und Klassenzugehörigkeit als Benachteiligungskategorien überlappten. Während Kinder und Jugendliche aus der urbanen schwarzen Mittelschicht bald Zugang zu guten, häufig privat finanzierten Grundschulen, Highschools und Colleges (z.B. Morehouse College in Atlanta und Howard University in Washington, D.C.) bekamen, hatten junge Schwarze in ländlichen Regionen häufig Bildungsbiographien, die von Mangel an Ressourcen geprägt waren.
Ein bahnbrechendes Gerichtsurteil: Brown v. Board of Education
Dieses Bildungssystem bestand über Jahrzehnte. Es kennzeichnete vor allem, aber nicht ausschließlich die Situation an Schulen und Hochschulen des Südens. Auch Schulbehörden im Norden diskriminierten gegen Students of Color. Diese Diskriminierung manifestierte sich aber weniger in einer staatlich sanktionierten Segregation des gesamten Schul- und Hochschulsystems als vielmehr in mangelnder Förderpolitik und rassistisch motivierten Mikroaggressionen im Alltag.
Erst 1954 geriet die gesetzlich vorgeschriebene Segregation im Bildungswesen unter Beschuss. In diesem Jahr sprach der Interner Link: US Supreme Court, das Oberste Verfassungsgericht der Vereinigten Staaten, das Urteil im Fall Interner Link: Brown v. Board of Education. Dabei ging es um ein Bündel von Fällen, in denen afroamerikanische Eltern auf freie Schulwahl für ihre Kinder geklagt hatten. Im Mittelpunkt stand der Fall der Familie Brown aus Topeka, Kansas. Die Browns hatten ihre Tochter Linda zur Einschulung in der nächstgelegenen Grundschule anmelden wollen, die zu Fuß zu erreichen war. Stattdessen bestand die lokale Schulbehörde darauf, das Mädchen auf eine Grundschule für afroamerikanische Kinder zu schicken, die nur mit dem Schulbus zu erreichen war. Dagegen klagte die Familie und ging durch alle Instanzen.
Das Verfassungsgericht als höchste Instanz unter dem Vorsitz von Earl Warren schloss sich der Auffassung der Browns an, dass die Trennung von Schulkindern aufgrund von Rassenzugehörigkeit deren Externer Link: Grundrechte verletzte und eine unzumutbare Form der Diskriminierung darstellte. Der Supreme Court bezog sich auf den 14. Verfassungszusatz, der eine Gleichbehandlung vor dem Gesetz vorsieht. Richter Warren schrieb in seiner Urteilsbegründung, dass die Segregation vor allem negative Auswirkungen auf die psychische Entwicklung von Schülerinnen und Schülern habe: "Sie von anderen im gleichen Alter und mit gleicher Qualifikation zu trennen, nur aufgrund ihrer ‚Rasse‘, erzeugt ein Minderwertigkeitsgefühl, das wohl nicht mehr rückgängig zu machen ist, in Bezug auf ihren Status in der Gemeinschaft." Er kam zu dem Schluss, dass die Rassentrennung an Schulen – auch wenn sie wie in Topeka gleiche Einrichtungen für Weiße und Schwarze zur Verfügung stellte – abgeschafft gehöre. Damit hob das Gericht zugleich die Rechtmäßigkeit des juristischen Grundsatzes "separate but equal" auf. Zudem ordnete es die Desegregation des Schulwesens an, allerdings ohne einen Zeitrahmen festzulegen.
Widerstand gegen ein integriertes Bildungssystem
Das Gerichtsurteil löste eine enorme, teils auch gewaltsame Welle des Widerstands vor allem im Süden des Landes aus. Während Schulbehörden in den sogenannten border states wie Kentucky und Tennessee, in direkter Nachbarschaft zu den nördlichen Bundesstaaten gelegen, die Integration zeitnah umsetzten, verweigerten viele Schulen und Hochschulen im tiefen Süden entsprechende Maßnahmen oder schoben sie auf die lange Bank. 1957 wurde die Wucht des Widerstands in Little Rock im Bundesstaat Arkansas besonders deutlich, wo sich Vertreter des Status quo, darunter auch Gouverneur Orval Faubus, gegen die Integration der Central High School wehrten und Externer Link: neun afroamerikanischen Schülerinnen und Schülern den Zutritt zur Schule verweigerten. Die Desegregation-Krise, die sich über mehrere Tage hinzog, konnte erst durch eine Intervention der Eisenhower Regierung beendet werden, die eine Armeeeinheit zum Schutz der schwarzen Schülerinnen und Schüler nach Little Rock entsandte und damit die Integration der Schule erzwang.
Zu gewaltsamen Ausschreitungen kam es auch, als sich James Meredith im Herbst 1962 als erster afroamerikanischer Student an der University of Mississippi ("Ole Miss") in Oxford Mississippi einschreiben wollte. In seinem Fall war der Schutz durch Bundespolizisten nötig, um ihm den Zugang zur Universität zu verschaffen und sein Studium der Politikwissenschaft zu ermöglichen. Mehr Schwung kam in die Durchsetzung des gleichberechtigten Zugangs zur Bildung erst durch die Verabschiedung des Interner Link: Civil Rights Act durch den US-amerikanischen Kongress im Jahr 1964. Das Gesetz verbot jegliche Diskriminierung auf Grundlage von race, Hautfarbe, Religion, Geschlecht und nationaler Herkunft. Hatten Schulbehörden und Hochschulen zuvor auf Zeit gespielt, da das Urteil zum Fall Brown v. Board of Education kein verbindliches Datum für den Abschluss der Desegregation vorgegeben hatte, gab es nun einen verbindlichen gesetzlichen Rahmen, den sie zu beachten hatten, wollten sie nicht mit Klagen rechnen.
Getrennte Klassenzimmer – auch ohne rassistische Gesetze
Doch auch in der Folge gab es Schulen, an denen nur Weiße oder ausschließlich Schwarze sowie Schülerinnen und Schüler lateinamerikanischer Herkunft unterrichtet wurden. Dies war keinesfalls nur im Süden, sondern auch im Norden und im Westen des Landes der Fall. Dieses Fortbestehen segregierter Schulen erklärt sich vor allem aus den Siedlungsmustern der US-amerikanischen Bevölkerung, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden waren. In den 1940er- und 1950er-Jahren beschleunigte sich ein Trend, der in den Jahrzehnten zuvor begonnen hatte: die Suburbanisierung der Vereinigten Staaten. Interner Link: Vornehmlich weiße Familien verließen ihre zentrumsnahen Wohnquartiere und zogen in die Vorstädte, wo Wohngebiete wie die sogenannten Levittowns entstanden (benannt nach dem Bauentwickler William Levitt). Sie reagierten damit auf den Interner Link: städtischen Strukturwandel, durch den das Leben im urbanen Raum an Attraktivität einbüßte. Aufgrund von Deindustrialisierung fielen Arbeitsplätze und Teile der Infrastruktur weg, Einkaufsmöglichkeiten verlagerten sich an den Stadtrand. Die weiße Mittelschicht nahm auch Förderangebote der Bundesregierung in Anspruch, etwa Maßnahmen wie die G.I. Bill, die Kriegsveteranen bei der Gründung einer Existenz unterstützte und auch preiswerte Hauskredite umfasste.
Afroamerikanische Familien partizipierten vielfach nicht an dieser Entwicklung, weil sie ärmeren Milieus entstammten, Fördermöglichkeiten aufgrund diskriminierender Rahmenbedingungen nicht in Anspruch nehmen konnten oder in den Vorortssiedlungen nicht willkommen waren. Viele Schwarze blieben daher notgedrungen in den Innenstädten und waren auf die dortigen Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche angewiesen. Weiße Schülerinnen und Schüler blieben auf den Vorstadtschulen häufig unter sich.
Schulbusse bringen Veränderungen
Um diese Situation zu verändern und landesweit endlich die Desegregation von öffentlichen Schulen zu erreichen, implementierten viele Kommunen auf Druck der Bundesregierung und der Gerichte sogenannte Busing-Programme – die Zusammenführung verschiedener sozialer Milieus in den Schulen per Bustransport. Ab 1971 wurden Schülerinnen und Schüler aus den Innenstädten in die Vorstädte gefahren und aus den Suburbs in die Innenstadtschulen. Interner Link: Kamala Harrris, seit 2021 US-Vizepräsidentin, verwies in einer der Debatten während des Wahlkampfs 2020 auf ihre Erfahrung als Kind in Berkeley, Kalifornien, dessen Bildungschancen durch ein solches Busprogramm grundlegend verändert wurden: "Es gab ein kleines Mädchen in Kalifornien, das zur zweiten integrierten Klasse seiner öffentlichen Schule gehört und jeden Tag mit dem Bus zur Schule gebracht wurde. Dieses Mädchen war ich." Ohne diese Maßnahme wäre ihr Leben anders verlaufen.
Bei vielen Eltern traf das Programm jedoch auf ein geteiltes Echo. Boston wurde dabei zu einem der Zentren des Widerstands gegen das busing. Während die Black Community sich für eine Umverteilung von Ressourcen einsetzte, die Kindern und Jugendlichen den Besuch einer gut ausgestatteten Schule in der Nähe ihres Wohnortes ermöglicht hätte, wehrten sich viele Weiße aus rassistischen Gründen gegen Integrationsmaßnahmen an ihren Schulen. Sie fürchteten vor allem eine Absenkung der Bildungsstandards. Eltern widersetzten sich, indem sie ihre Kinder dem öffentlichen Schulwesen entzogen und an Privatschulen anmeldeten oder zuhause unterrichteten. Damit hebelten sie an vielen Orten die Durchschlagskraft des Busing aus.
Dennoch führte die Maßnahme des Bustransports schließlich zu landesweiten positiven Veränderungen, wenn auch nicht in dem Umfang, den ihre Befürworterinnen und Befürworter sich erhofft hatten. Aufs Ganze gesehen waren die US-amerikanischen Schulen in den 1980er-Jahren sozial so rassenintegriert wie niemals zuvor. Mehr Kinder und Jugendliche unterschiedlicher sozialer Hintergründe saßen in gemeinsamen Klassenzimmern, um zusammen zu lernen. Dies galt vor allem für den Süden, wo die letzten Spuren der gesetzlich verankerten Segregation verschwanden. Dort ging zwischen 1968 und 1980 die Anzahl der afroamerikanischen Schülerinnen und Schüler, die an einer mehrheitlich von Minderheiten besuchten Schule unterrichtet wurden, um 54,8 Prozent zurück. Stattdessen wuchs der Anteil von Schwarzen auf Schulen mit mehrheitlich weißen Mitschülerinnen und Mitschülern bis 1988 auf 44 Prozent.
Integrationsziel erreicht? Die Rückkehr der Segregation im Schulwesen
Zugleich änderte sich vielerorts wenig, was mit dem Neuzuschnitt von Schulsprengeln, mit dem sich Schuldistrikte gegen Eingriffe in die Zusammensetzung ihrer Schülerschaften wehrten, sowie dem fortschreitenden demographischen Wandel zusammenhing. Die obligatorischen Busprogramme verstärkten die Tendenz vieler weißer US-Amerikaner, sich in immer weiter von städtischen Zentren entfernte Vororte zurückzuziehen. Dort gibt es häufig kaum Nachbarschaft aus der Black Community oder eingewanderte Familien. Diese Form der neuerlichen Rassentrennung am Wohnort, die informellen Diskriminierungsmustern folgt und nicht staatlich verordnet ist, lässt sich seit der Jahrtausendwende verstärkt beobachten. Sie hat vor allem im letzten Jahrzehnt zu einer rasanten Rückkehr der Segregation im Schulwesen geführt. Befördert wurde diese Entwicklung auch von einer sich ändernden Rechtsprechung, die richterliche Anordnungen durch das Prinzip der Freiwilligkeit ersetzte. Im Fall eines Schuldistrikts in Charlotte, North Carolina, folgten die Gerichte im Jahr 2000 der Argumentation der Schulbehörde. Diese hatte das Integrationsziel als erreicht angesehen und die Busprogramme nicht länger für nötig erachtet. Damit gab es einen neuen Präzedenzfall, der auch andernorts dazu führte, dass Schulbehörden ihre Integrationsbemühungen regulierten oder einstellten, auch wenn das Recht aller Schülerinnen und Schüler auf einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung noch nicht umgesetzt worden war. 2007 schließlich urteilte das Oberste Gericht unter dem Vorsitz von John Roberts, dass race nicht mehr als alleiniger Faktor bei der Zulassung von Schülerinnen und Schülern gelten dürfe, um Diversität in Bildungseinrichtungen zu erreichen.
US-Hochschulen sind diverser als je zuvor
Auch im US-amerikanischen Hochschulwesen haben Integrationsmaßnahmen seit den 1970er- und 1980er-Jahren zu einer Vielzahl von Veränderungen geführt. Zum einen waren es das Prinzip Affirmative Action: Zulassungsquoten und Förderprogramme für bislang benachteiligte Schulabsolventinnen und -absolventen, die dazu führten, dass sich die Anzahl von Students of Color an US-amerikanischen Colleges und Universitäten maßgeblich erhöhte. Waren es bislang vor allem die traditionell afroamerikanischen Hochschuleinrichtungen (HBCU – Historically Black Colleges and Universities) gewesen, die Schwarzen Zugang zu Hochschulbildung ermöglicht hatten, akzeptierten nun auch andere öffentliche und private Hochschulen diesen Bildungsauftrag. Dies hat in den letzten Jahrzehnten zu einer wesentlichen Diversifizierung der Studierendenschaft der Colleges und Universitäten geführt. Dies gilt auch für Lerninhalte und die personelle Zusammensetzung in der akademischen Lehre. 1968 entstand am San Francisco State College das erste Institut für Black Studies. Seither sind die African American Studies und auch die LatinX Studies – das X steht für eine gendersensible Schreibweise von Latino/Latina – zu einem festen Bestandteil des Hochschulcurriculums geworden.
Vielerorts gibt es hinsichtlich der Diversität von akademischen Lehrkräften allerdings noch Nachholbedarf, und der aufsehenerregende Fall der Journalistik-Professorin Nikole Hannah-Jones machte noch einmal die Doppelstandards bei der Bewertung akademischer Leistungen kenntlich: Trotz einer Berufung zur University of North Carolina wurde der Pulitzer-Preisträgerin nur eine befristete statt – wie üblich – eine unbefristeten Professur angeboten.
Dennoch sind US-Universitäten heutzutage diverser als je zuvor. Auch dort sind allerdings in den letzten Jahren Fragen von Zulassung und Förderung vehement diskutiert und vor den Gerichten verhandelt worden. Zudem haben Wirtschaftskrisen und klamme Kassen der öffentlichen Hand vor allem an den staatlichen Universitäten dazu geführt, dass Bildungsangebote Einschnitte erfahren haben. Zu Beginn der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts stellt sich daher noch immer die Frage, wie bildungsdemokratisch die USA aufgestellt sind. Schaut man auf die Entwicklungen der letzten Jahre, sind Zweifel daran angebracht, ob der gleichberechtigte Zugang zu Schulen und Hochschulen ein zentrales Anliegen der US-amerikanischen Demokratie ausmacht.
ist Professorin für Nordamerikanische Geschichte an der Universität zu Köln und Ko-Direktorin des North American Studies Programm. Sie hat lange in den USA gelebt und geforscht. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der amerikanischen Kulturgeschichte, der Geschichte der Rassentrennung sowie der Geschichte des Flugreisens. Zu ihren Publikationen zählen Jim Crow Terminals: The Desegregation of American Airports (2017) und Geschichte der USA (7. Auflage mit Christof Mauch, 2020).
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