Anlässlich seines 70. Geburtstages erhält Heinrich Stahl, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlins, zahlreiche Würdigungen. Diese Widmung steht auf der ersten Seite eines Fotoalbums. Dahinter erstrecken sich Aufnahmen aus dem Kinderheim Ahawah, die an jüdischen Feiertagen wie Purim, Pessach und Chanukka gemacht wurden, aber ebenso auch Schnappschüsse der Schützlinge während des Unterrichts oder beim ausgelassenen Spielen in den Ferien. Denn trotz der zunehmenden staatlichen Repressalien versuchen deutschsprachige Jüdinnen und Juden in ihrem Alltag eine gewisse „Normalität“ aufrechtzuerhalten. Innerhalb der Gemeinden werden weiterhin Veranstaltungen organisiert und die Mitglieder und deren Sorgen aufmerksam betreut. Auch im Privaten bemühen sich Familien, ihre Hoffnung und Würde zu bewahren, sei es bei den religiösen Feierlichkeiten, die zelebriert werden, oder bei einstmals alltäglichen Dingen wie den gemeinsamen Treffen zu Kaffee und Kuchen.
Auch der 1868 in Berlin geborene Heinrich Stahl gehört zu jenen, die so lange wie möglich der Diskriminierung und Entrechtung standhalten. Er ist langjähriger Direktor der Viktoria Versicherungsgesellschaft in Berlin und leitet in den 1930er Jahren das Wohlfahrtsamt der jüdischen Gemeinde. Seine Berufung zum Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Berlins erfolgt erst nach Machtantritt der Nationalsozialisten, was ihn dazu bewegt, die "Jüdische Winterhilfe" zu gründen. Diese karitative Einrichtung soll vor allem jene Gemeindemitglieder unterstützen, die in Folge der rassistischen Gesetzgebung benachteiligt werden und beispielsweise finanzielle Einbußen oder Gehaltsausfälle im Berufsleben zu ertragen haben. Die durch Spenden finanzierte Hilfe umfasst sowohl praktische Unterstützung in Form von Sachmitteln und Nahrung als auch ideelle Förderung durch Einbindung in kulturelle Aktivitäten und seelischen Beistand innerhalb der Gemeinden. Im Juni 1942 wird Heinrich Stahl zusammen mit seiner Frau Jenny nach