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Gesellschaftsstrukturen und Entwicklungstrends | Israel | bpb.de

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Gesellschaftsstrukturen und Entwicklungstrends

Angelika Timm

/ 9 Minuten zu lesen

In Israel leben neben Juden aus Europa, Amerika, Asien und Afrika, über eine Million Araber mit israelischem Pass. Wie setzt sich die Gesellschaft zusammen und welche Rolle spielt die arabische Minderheit?

Bushaltestelle in Jerusalem. (© Hanna Huhtasaari)

Israel wurde in der Unabhängigkeitserklärung von 1948 - nicht zuletzt angesichts jüdischer Geschichtserfahrung in Europa - als "jüdischer Staat im Lande Israel" definiert, der "der jüdischen Einwanderung und der Sammlung der Juden im Exil offen stehen" sollte. Das Rückkehrgesetz vom 5. Juli 1950 gestand jedem Angehörigen des jüdischen Volkes das Recht auf Einwanderung und Staatsbürgerschaft zu. Israel entwickelte sich daraufhin - nach den USA - zum zweitgrößten jüdischen Siedlungsraum und zum Zentrum nationaler Existenz. Lebten bei Staatsgründung lediglich sechs Prozent der jüdischen Weltbevölkerung in Israel, so waren es 1980 bereits 25 Prozent und 2006 41 Prozent.

Einwanderung und natürliche Bevölkerungszunahme haben das demographische Gesicht des Landes nachhaltig geprägt. Ende 1948 betrug die Zahl der Staatsbürgerinnen und -bürger laut Statistical Abstract of Israel lediglich 872.700 - 82,12 Prozent Juden und 17,88 Prozent muslimische, christliche und drusische Araber. Bis Dezember 2007 hatte sich die Bevölkerungszahl auf 7,24 Millionen erhöht - 75 Prozent Juden, 20,6 Prozent Araber und 4,4 Prozent Personen "ohne Religionszugehörigkeit" (zumeist Neueinwanderer und deren Familienangehörige, soweit diese vom Oberrabbinat nicht als Juden anerkannt wurden).

Vom Schmelztiegel zur Mosaikgesellschaft

Die gegenwärtige ethnisch-kulturelle Zusammensetzung der jüdischen Bevölkerung Israels ist vor allem eine Folge historisch gestaffelter Einwanderungswellen. Für den Zeitraum von 1948 bis 2006 zählte das Israelische Zentralamt für Statistik über drei Millionen Zugewanderte, von denen 68,2 Prozent aus Europa und Amerika und 30,8 Prozent aus Asien und Afrika stammen.

Bevölkerungsgruppen

Heute existieren in Israel - neben der alteingesessenen arabischen Minderheit - mehrere jüdische Bevölkerungsgruppen, die sich zwar als integrale Bestandteile der jüdisch-israelischen Nation verstehen, sich hinsichtlich ihrer Herkunft, Kultur, Lebensweise und Identität jedoch deutlich voneinander unterscheiden.

Aschkenasim

Die vorwiegend aus Mittel- und Osteuropa stammenden Aschkenasim bildeten die Gründergeneration Israels. Sie legten vor und während der britischen Mandatszeit das gesellschaftliche Fundament, auf dem sich nach 1948 ein modernes Staatswesen entwickeln konnte, und trugen wesentlich zum Entstehen eines parlamentarisch-demokratischen Systems bei. Aus ihnen und ihren Nachkommen sowie den Schoah-Überlebenden, die unmittelbar nach der Staatsgründung aus Polen, Rumänien, Ungarn und anderen Ländern nach Israel gelangten, rekrutierte sich über Jahrzehnte die politische, wirtschaftliche, militärische und kulturelle Elite. Ihre Dominanz in Spitzenpositionen der Gesellschaft wird aufgrund der veränderten demographischen und sozialpolitischen Konstellation jedoch zunehmend in Frage gestellt. Relativ großen Einfluss auf die Gestaltung der israelischen Gesellschaft nahmen und nehmen die seit Staatsgründung eingewanderten annähernd 140.000 - ebenfalls vorwiegend aschkenasischen - Juden aus dem angelsächsischen Sprachraum. Mit ihnen verbindet sich die Etablierung der jüdischen Reformbewegung und des konservativen Judentums im Lande. Als Aktivisten der Siedlungsbewegung, aber auch an der Spitze israelischer Friedensorganisationen sind nicht selten Angelsachsen zu finden.

Orientalische Juden

Das "zweite Israel" bilden die orientalischen Juden (auch Misrachim oder Sephardim genannt). Die mehrheitlich unmittelbar nach der Staatsgründung aus islamischen Ländern Zugewanderten unterscheiden sich von den europäischstämmigen Juden durch spezifisches Brauchtum und eigenständige Kulturtraditionen. Während des ersten Jahrzehnts israelischer Staatlichkeit erreichten das Land 485.085 Migrantinnen und Migranten aus Asien und Afrika. Für die orientalischen Juden begann das Leben in der neuen Heimat zunächst mit einem Kulturschock. Sie kamen in ein weitgehend europäisch geprägtes Land und waren weder mit dessen Alltagssprache noch mit dem gültigen Wertesystem und den Lebensgewohnheiten vertraut. Die neu Eingewanderten wurden zum Teil in verlassenen arabischen Dörfern oder provisorisch errichteten Zelt- und Barackenstädten untergebracht. Ihre kollektive Ansiedlung trug zum Erhalt traditioneller Gemeindestrukturen und zur Herausbildung von Landsmannschaften bei. Viele orientalische Juden messen religiösen Vorschriften einen wichtigen Stellenwert im Alltagsleben bei. Ihnen gilt das europäisch geprägte, säkular orientierte Gesellschaftsmodell nicht unbedingt als vorbildlich und nachahmenswert. Soziale Ungleichheiten und die ethnische Bildungskluft vertieften zudem die Gegensätze zu den Aschkenasim. Sie begünstigten das Auftreten und Wirken von Parteien und Organisationen, die sich der Interessen der Orientalen annehmen.

Russischsprachige Juden

Die Migranten aus der Sowjetunion bzw. deren Nachfolgestaaten bilden eine Bevölkerungsgruppe von über einer Million Menschen und stellen damit etwa ein Fünftel der jüdischen Staatsbürgerinnen und -bürger Israels. Bereits während der 1970er Jahre erfolgte die Einreise von circa 160.000 Juden aus der Sowjetunion. Die russischsprachigen Zuwanderer jener Jahre waren weitgehend zionistisch motiviert. Sie wählten den jüdischen Staat bewusst als neuen Wohnsitz. Ihre Eingliederung erfolgte aufgrund des hohen Bildungsgrades und entsprechender beruflicher Qualifikation relativ schnell. Zionistische Motivation oder der Wunsch, entsprechend der jüdischen Tradition und den Vorschriften der Religion leben zu wollen, waren für die Einwanderer der "russischen Massenalijah" der 1990er Jahre dagegen kaum noch das primäre Migrationsmotiv. Die Anstöße für die Übersiedlung wurzelten vorwiegend im Wunsch nach Familienzusammenführung, in Furcht vor Antisemitismus, vor allem jedoch in der Erwartung besserer wirtschaftlicher und höherer sozialer Lebensstandards. Aufgrund ihrer zahlenmäßigen Stärke sind die russischsprachigen Immigranten keinem sonderlich starken Assimilationsdruck ausgesetzt. Sie kommunizieren sowohl in der Familie als auch in der Gruppe weiterhin in ihrer Muttersprache, bewahren die mitgebrachte Kultur und erhalten weitgehend ihre Lebensweise. Schule und Armeedienst, Medien, Konsumzwänge und -verlockungen, Alltagskultur sowie die allgegenwärtige Sicherheitsproblematik beeinflussen insbesondere die junge Generation und bewirken einen langsamen Identitätswandel.

Äthiopische Juden

Die äthiopischen "Beita Israel" wurden erst 1975 von israelischen Rabbinern als Juden anerkannt. In den folgenden Jahrzehnten unternahm die Regierung in Jerusalem Anstrengungen, um ihre Einwanderung nach Israel zu bewirken. Mitte der 1980er und Anfang der 1990er Jahre wurden mit der "Operation Moses" bzw. der Geheimaktion "Salomo" zehntausende Menschen vom Osthorn Afrikas an die Ostküste des Mittelmeeres geflogen. Umsiedlungen kleineren Ausmaßes folgten. 1998 beschloss die israelische Regierung, auch den äthiopischen Falaschmura, unter Zwang zum Christentum übergetretenen Juden, die Einwanderung zu gestatten. Die Gesamtzahl der in Israel lebenden äthiopischen Juden beträgt indessen circa Hunderttausend. 33.000 von ihnen wurden bereits im Land geboren; 40 Prozent sind Kinder unter 15 Jahren. Die "Äthiopier" unterscheiden sich nicht nur nach äußerer Erscheinung und spezifischer Kulturtradition, sondern auch durch geringeren Bildungsstand von den anderen Zuwanderergruppen. Wenngleich die Zahl äthiopischer Studierender an Universitäten und Colleges kontinuierlich zunimmt, sind die Beita Israel an höheren Bildungseinrichtungen noch deutlich unterrepräsentiert. Auch ihr Arbeitslosenanteil ist unverhältnismäßig hoch.

Ethnische und kulturelle Vielfalt

Die Gründerväter des Zionismus und des Staates Israel gingen von der Existenz einer in den Grundkonturen einheitlichen jüdischen Nation aus. Die ethnischen Besonderheiten jüdischer Bevölkerungsgruppen in verschiedenen Ländern und Kontinenten erklärten sie aus den Assimilationsimpulsen seitens der jeweiligen "Wirtsvölker". Ihr Ziel war es, im Verlauf von ein bis zwei Generationen die "im Exil Verstreuten" zu einer weitgehend homogenen jüdisch-israelischen Nation zu verschmelzen und in diesem Prozess die Sonderentwicklungen zu überwinden.

Das "Schmelztiegelkonzept" schien sich zunächst zu bestätigen, da die Zuwandernden bis zur Staatsgründung nahezu ausschließlich aus Europa kamen und der aschkenasischen Gruppe angehörten. Die beiden demographischen "Folgerevolutionen" dagegen - die während des Unabhängigkeitskrieges einsetzende Masseneinwanderung orientalischer Juden und der nach 1989 sprunghaft anwachsende Einwandererstrom aus der Sowjetunion bzw. deren Nachfolgestaaten - veränderten das gesellschaftliche Gefüge. Die orientalischen und "russischen" Immigranten und Immigrantinnen verfügten über eigenständige soziale und politische Erfahrungen bzw. beharrten auf ihren Lebensgewohnheiten; sie waren nur bedingt bereit, sich kulturell zu assimilieren.

Die Pluralität in der Bevölkerungsstruktur zeigt sich nicht nur im Erscheinungsbild der Städte und ländlichen Siedlungen. Sie beeinflusst auch das politische Leben und die Alltagskultur des Landes. Avraham Burg, langjähriger Sprecher der Knesset und Vorsitzender der Jewish Agency, beschrieb Ende der 1990er Jahre die israelische Realität folgendermaßen: "Während vieler Jahre haben wir an den melting pot, an den Schmelztiegel, geglaubt. Das Rezept war einfach. Man nehme zwei Marokkaner, zwei Russen, zwei Äthiopier, man schüttle sie gut - und dann, siehe da, haben wir einen neuen israelischen Prototyp, bei dem alles 'israelisch' aussieht. Nach ein paar Jahren aber erkennt man, dass jeder seine eigene Identität behalten will. Israel verändert sich heute von einer Schmelztiegel-Gesellschaft zu einer Mosaik-Gesellschaft. Heute sind wir der Überzeugung, dass wir nur harmonisch zusammenleben können, wenn jeder Mosaikstein seine Identität innerhalb des Ganzen verwirklichenkann."

Die ethnische und kulturelle Vielfalt Israels wird zunehmend durch nichtjüdische Arbeitskräfte aus Südostasien, Rumänien, Polen und anderen Regionen bzw. Staaten vermehrt. Diese bleiben nach Ablauf ihres Visums nicht selten im Lande; einige suchen Zugang zum Judentum. Ihre Existenz erfordert nicht nur Lösungen bei alltäglichen Problemen wie Sozialversicherung, Besteuerung, Unterbringung und Ausbildung der Kinder, sie rüttelt auch am Konzept des "jüdischen Staates". Die Anwesenheit ausländischer Arbeitskräfte sowie zahlreicher nichtjüdischer Familienangehöriger der russischen Einwanderer haben breite öffentliche Debatten über eine Revision des ausschließlich auf religiösen Grundlagen basierenden Familienrechts ausgelöst.

Arabische Minderheit

Arabisches Viertel in Jerusalem. (© Hanna Huhtasaari)

Die nationale Minderheit der arabisch-palästinensischen Bürger Israels unterscheidet sich durch Religion und Geschichte, Sprache und Kultur, Familienbande und Lebensweise von der jüdischen Bevölkerung. Mit 1,45 Millionen Menschen (2007) stellt sie einen gewichtigen demographischen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Faktor für die Entwicklung des Landes dar.

Auch die arabische Bevölkerung Palästinas war nie eine homogene Gruppe. Die Unterschiede auf religiös-kultureller Ebene - im Jahr 2006 waren 81,5 Prozent der israelischen Palästinenser (vorwiegend sunnitische) Muslime, 10,3 Prozent Christen und 8,2 Prozent Drusen - werden durch soziale Schichtungen, Generationslinien und Siedlungsgegebenheiten zusätzlich relativiert. Die gemeinsame Klammer bilden für die Mehrheit der arabischen Staatsbürgerinnen und -bürger Israels die nationale Zugehörigkeit zum palästinensischen Volk sowie das Bewusstsein, als Minderheit in einem jüdisch dominierten Staat zu leben.

Entwicklungshemmnisse und positive Trends

Wenngleich junge Araber in Kleidung und Auftreten nicht selten ihren jüdischen Altersgenossen gleichen oder dieselbe Musik und denselben Film lieben, bleibt die auf unterschiedlichen historischen Wurzeln beruhende Kluft erhalten. Sie wird durch wirtschaftliche und soziale Verwerfungen verstärkt. Trotz anhaltenden Bevölkerungswachstums hat sich seit 1948 der arabische Landbesitz beispielsweise deutlich verringert. Bis in die 1970er Jahre führte der Staat umfassende Enteignungen arabischer Böden durch; der Erwerb israelischen Grund und Bodens durch arabische Bürger ist dagegen nahezu unmöglich. Das Ergebnis ist ein Rückgang der in der Landwirtschaft beschäftigten arabischen Arbeitskräfte. Ihr Anteil sank von 28 Prozent (1972) auf 3,1 Prozent im Jahr 2006. Die staatlich legalisierte räumliche Einengung wirkt sich gravierend auf die Wohnraumsituation aus. Handel und Dienstleistungen, Kultur, Sport und Bildung leiden an begrenzten räumlichen Entfaltungsmöglichkeiten.

Den Negativfaktoren stehen positive Entwicklungstrends gegenüber. Die in der israelischen Gesellschaft verlaufenden Modernisierungsschübe ließen die arabische Bevölkerung nicht unberührt. Sie förderten eine wachsende soziale Mobilität und trugen zur Auflösung traditioneller Familienstrukturen bei. Die Geburtenrate verringerte sich, und die Zahl berufstätiger Frauen nahm zu. Auch der Bildungsstand erhöhte sich drastisch: Verfügten 1985 lediglich 8,5 Prozent der arabischen Bürger über eine Schulausbildung von mehr als zwölf Jahren, so waren es 2001 bereits 17,2 Prozent und 2006 19,2 Prozent. Während 1985 4,8 Prozent der arabischen Israelis (bezogen auf Bürger über 15 Jahre) eine akademische Ausbildung abgeschlossen hatten, waren es 2006 etwa 12,3 Prozent; die Progression betraf nicht zuletzt die Zahl weiblicher Absolventen. Die Erhöhung des Bildungsstandards ist beeindruckend, bleibt jedoch im Vergleich zur jüdischen Bevölkerung - 46,2 Prozent der jüdischen Staatsbürger besuchten 2006 mehr als zwölf Jahre die Schule, 29,5 Prozent haben einen akademischen Abschluss - weiterhin relativ niedrig. Nach erfolgreichem Hochschul- oder College-Abschluss stehen die arabischen Absolventen überdies vor dem Problem, ein adäquates Betätigungsfeld zu finden und dem Konkurrenzdruck der jüdisch-israelischen Staatsbürger zu begegnen. Arbeitsmöglichkeiten finden sich im Bildungswesen, in der Rechtspflege oder in der Medizin, weitaus seltener dagegen in Hightech-Firmen oder im mittleren und höheren Staatsdienst.

Doppelte Identität

Die sozialen und kulturellen Wandlungen berühren auch die Frage nach dem nationalen Selbstverständnis. Die israelischen Staatsbürger und -bürgerinnen palästinensischer Nationalität sehen sich mehrheitlich in einer Doppelidentität - politisch und rechtlich als Staatsangehörige Israels, national und kulturell als Palästinenser. Der Prozess der "Israelisierung" wird - insbesondere seit 1967 - durch den erneuten Trend der "Palästinisierung" relativiert. Seit Ende der 1970er Jahre erhöht sich unter den israelischen Arabern zudem der Einfluss des islamischen Fundamentalismus, verbunden mit der allgemeinen Zunahme des religiösen Identitätsgefühls.

Große Hoffnung setzten die arabischen Staatsbürger auf die 1992 gewählte Regierung unter Jizchak Rabin und auf den Friedensprozess. Das Budget für arabische Ortschaften erhöhte sich vorübergehend, und Nazareth, die größte arabische Stadt in Israel, erhielt den Status eines staatlich geförderten Touristengebiets. Im Bildungswesen wurde versucht, die Minderausstattung arabischer Schulen zu überwinden. Kinderreiche arabische Familien wurden jüdischen Familien in der Förderung gleichgestellt.

Das Ende der Friedensbemühungen von Oslo, der Beginn der Al-Aqsa-Intifada im Herbst 2000 und der Aufstieg des Likud zur führenden Kraft in der Regierungskoalition setzten den Bemühungen um innerisraelische Kooperation von Juden und Arabern ein Ende. Vieles spricht dafür, dass sich der jüdisch-arabische Widerspruch noch verstärken und die gesellschaftliche und politische Befindlichkeit Israels langfristig beeinflussen wird.

Auszug aus: Informationen zur politischen Bildung (Heft 278) Israel, überarbeitete Neuauflage 2008.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Angelika Timm, Nahostwissenschaftlerin und Historikerin. Ihre Forschungs- und Publikationstätigkeit konzentriert sich auf Geschichte, Politik und Kultur Israels, den Nahostkonflikt, die israelische Zivilgesellschaft und die deutsch-israelischen Beziehungen.