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Die Geschichte Irans 1941 bis 2020 | Iran | bpb.de

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Die Geschichte Irans 1941 bis 2020

/ 8 Minuten zu lesen

Von der Besetzung durch britische und sowjetische Truppen und die Revolution 1979, den Irak-Iran-Krieg, den Tod des Revolutionsführers Chomeini und die Reformbewegung 2009 über Präsidenten wie Rafsandschani, Ahmadinedschad und Rouhani bis hin zur internationalen Nuklearvereinbarung von 2015: ein Überblick über die Geschichte Irans von 1941 bis 2020.

Der moderne Iran


August 1941
Britische und sowjetische Truppen besetzen Iran.

16. September 1941
Die Besatzer zwingen Reza Schah Pahlavi zur Abdankung. Er geht ins Exil nach Südafrika, wo er 1944 stirbt. Nachfolger wird sein Sohn, Mohammed Reza, mit Billigung der Besatzungsmächte.

1945/1946
Im Mai 1945 endet der Zweite Weltkrieg. Die Briten ziehen bis Ende 1945 aus Iran ab, die sowjetischen Truppen bis Mai 1946.

29. April 1951
Mohammed Mossadegh wird von Mohammed Reza Pahlavi zum iranischen Ministerpräsidenten ernannt; wenige Tage später spricht ihm das Parlament das Vertrauen aus.

Mai 1951
Unter Führung Mossadeghs wird die iranische Ölindustrie verstaatlicht. An der Ölgesellschaft, der Anglo-Iranian Oil Company, hält Großbritannien die Mehrheit; es kommt zum Konflikt zwischen Großbritannien und Iran. Innenpolitisch wird Mossadegh zum Widersacher des Schahs.

19. August 1953
Mossadegh wird gestürzt; Teile der iranischen Armee führen mit Hilfe des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA einen Staatsstreich durch. Mossadegh wird zu drei Jahren Haft verurteilt, im Anschluss unter Hausarrest gestellt. Mossadegh stirbt 1967.

1957
Ab 1957 baut der Schah – ebenfalls mit ausländischer Hilfe – den Geheimdienst SAVAK auf.

9. Mai 1961
Der Schah löst das Parlament (Madschlis) auf. Iran bleibt zwei Jahre ohne Volksvertretung.

Januar 1963
Der Schah lässt in einem Referendum über Reformpläne abstimmen ("Weiße Revolution"). Zu den Reformen gehört unter anderem eine Landreform. Die Reformen werden angenommen.

Februar 1963
Per Dekret erhalten Frauen das passive und aktive Wahlrecht.

Juni 1963
Ajatollah Ruhollah Chomeini tritt erstmals öffentlich in Erscheinung. In einer Rede greift der Geistliche den Schah an. Anlass ist ein von Religionsstudenten ausgehender Aufstand gegen die proamerikanische Reformpolitik des Schahs. Chomeini wird verhaftet; es kommt zu Demonstrationen, die sich auch gegen die Reformpläne des Schahs richten.

November 1964
Die Regierung schickt Ajatollah Chomeini ins Exil. Er geht zunächst in die Türkei, ab 1965 in den Irak und hält sich ab 1978 in Paris auf.

2. Juni 1967
Reza Schah besucht Berlin. Es kommt zu heftigen Protesten von Studierenden. Am Rande der Demonstration wird Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen.

1967
Der Schah erlässt ein fortschrittliches Familienschutzgesetz, das Frauen vor allem bei Scheidungen besser stellt.

Oktober 1971
Der Schah lässt eine pompöse Feier zum 2500-jährigen Bestehen der iranischen Monarchie feiern. Die luxuriöse Feier mitten in der Wüste in Persepolis, der Hauptstadt des antiken Perserreichs, wird in der Bevölkerung heftig kritisiert.

2. März 1975
Der Schah zwingt alle noch verbliebenen Parteien zur Auflösung und führt die Einheitspartei Rastakhiz (Erneuerung) ein.

7. Januar 1978
In einem Zeitungsartikel der staatlich kontrollierten Presse wird Chomeini verunglimpft. Theologiestudenten organisieren Demonstrationen, die von der Polizei niedergeschlagen werden.

1978
Es kommt immer wieder zu Anti-Schah-Demonstrationen und landesweiten Streiks; in Teheran versammeln sich mehrfach hunderttausende von Menschen. Wiederholt gehen Polizei und Armee teils brutal gegen die Protestierenden vor; es gibt tausende Tote.

Der Massenprotest wird von unterschiedlichsten Gruppen getragen: Liberale und Konservative, Säkulare und Religiöse, Linke und Rechte. Zu ihrer Integrationsfigur wird Ajatollah Chomeini.

8. September 1978
Eine Massendemonstration in Teheran wird gewaltsam aufgelöst. Die Zahl der Opfer ist bis heute unklar. Der Tag wird als "Schwarze Freitag" bekannt und ebnet den Weg zur "Islamischen Revolution".

Die Islamische Republik


16. Januar 1979
Mohammed Reza Schah flieht ins Exil. Er stirbt 1980 in Kairo.

1. Februar 1979
Ajatollah Chomeini kehrt aus dem Exil zurück nach Teheran. Er wird von Millionen von Menschen euphorisch empfangen.

30./31. März 1979
In einem Referendum spricht sich die Bevölkerung gegen die Monarchie und für die Gründung einer Islamischen Republik aus.

4. November 1979
Studenten besetzen die US-Botschaft in Teheran und nehmen über 50 Botschaftsangehörige als Geiseln. Chomeini billigt die Aktion. Die Geiselhaft endet erst im Januar 1981.

2./3. Dezember 1979
In einem Referendum nimmt die Bevölkerung die neue Verfassung Irans an. Per Verfassung erhält der religiöse Führer weitreichende Befugnisse; neben islamischen werden darin auch republikanische Elemente festgeschrieben.

1980
Ab 1980 finden regelmäßig alle vier Jahre Parlamentswahlen statt.

22. September 1980
Der Irak überfällt Iran. Ein achtjähriger Krieg zwischen den beiden Nachbarländern beginnt (Irak-Iran-Krieg). Er fordert auf beiden Seiten hunderttausende Tote.

1979-1982
Es folgt die Islamisierung des Justizwesens, der Schulen und Hochschulen sowie der Wirtschaft und Medien; für Frauen gilt fortan eine islamische Kleiderordnung und in öffentlichen Verkehrsmitteln Geschlechtertrennung; ein Großteil der Wirtschaft wird verstaatlicht.

Kritiker und Kritikerinnen der Islamischen Republik werden bedroht und verhaftet. Es kommt auch zur Ermordung Oppositioneller.

Herbst 1986
Die Iran-Contra-Affäre wird bekannt: Die USA hatten Waffen an Iran verkauft, die Erlöse aus dem geheimen Waffengeschäft gingen an die Contra-Rebellen in Nicaragua.

Juli 1988
Es kommt zum Waffenstillstand zwischen Irak und Iran.

Juli-Dezember 1988
Nach dem Krieg liegt Irans Wirtschaft danieder, die Menschen sind kriegsmüde. Aus Angst, ein innenpolitisches Risiko einzugehen, lässt die Führung in den zentralen Haftanstalten politische Insassen ermorden. Zu ihnen zählen linksgerichtete Gefangene und vor allem Anhänger der Volksmodschahedin, die ursprünglich gemeinsam mit Chomeini gegen den Schah gekämpft hatten. Mehr als 2.000 Häftlinge sollen hingerichtet worden sein, die exakte Zahl ist ungewiss.

14. Februar 1989
Ajatollah Chomeini erlässt eine Fatwa, eine Art Rechtsgutachten, gegen den britisch-indischen Autor Salman Rushdie und ruft zu seiner Ermordung auf. Chomeini wirft Rushdie vor, mit seinem Roman "Die satanischen Verse" den Propheten Mohammed und islamische Traditionen zu verhöhnen.

Ära des Wiederaufbaus


3. Juni 1989
Chomeini stirbt. Der Expertenrat wählt den bisherigen Präsidenten und Kleriker Ali Chamenei zu seinem Nachfolger. Akbar Haschemi Rafsandschani wird zum neuen Präsidenten Irans gewählt; der Geistliche gilt als Pragmatiker und gehört dem konservativen Lager an.

1990er-Jahre
Rund 80 regierungskritische Intellektuelle, Künstler und Politiker werden ermordet. Die systematische Serie der Tötungen wird als Kettenmorde bezeichnet. Eine Abteilung des Geheimdienstes wird verantwortlich gemacht. Eine umfangreiche Aufklärung wird bis heute verschleppt.

Juni 1993
Rafsandschani wird als Präsident wiedergewählt. Seine versprochene Wirtschaftsliberalisierung bleibt erfolglos; die Korruption nimmt zu, die Inflation steigt und die Einkommensverteilung verschlechtert sich.

30. April 1995
US-Präsident Bill Clinton verhängt Sanktionen gegen Iran, vor allem ein Handelsembargo und das Verbot amerikanischer Investitionen im Land. Die Sanktionen dienen als Druckmittel gegen Irans umstrittenes Atomprogramm.

Reformära


Mai 1997
Mohammed Chatami wird zum Präsidenten gewählt. Er gilt als liberaler Geistlicher und führt das Reformlager an. Innenpolitisch stärkt er die Presse- und Meinungsfreiheit, international setzt er auf Gesprächsbereitschaft.

Juni 2001
Chatami wird als Präsident wiedergewählt. Er setzt weiterhin auf Konsens zwischen den verschiedenen politischen Lagern, die Reformbewegung gerät immer wieder ins Stocken. Viele seiner Anhänger und Anhängerinnen, die er vor allem unter Studierenden findet, wenden sich enttäuscht ab.

20. März 2003
Truppen der USA und Großbritanniens marschieren in das Nachbarland Irak ein; Diktator Saddam Hussein wird gestürzt. Nach dem Ende des Irakkrieges entsteht ein Machtvakuum, das Iran für sich nutzt und verbündete Milizen unterstützt.

Neokonservatismus und Repression


Juni 2005
Mahmoud Ahmadinedschad, seit 2003 Bürgermeister Teherans, gewinnt die Wahl zum Präsidenten. Er gilt als konservativer Hardliner.

12. Juni 2009
Ahmadinedschad tritt erneut zur Präsidentschaftswahl an und gewinnt. Zu seinen Gegenkandidaten gehören Mir Hossein Mussawi und Mehdi Karroubi. Nach der Abstimmung werden Manipulationsvorwürfe laut; es kommt zu Protesten.

Nach dem Wahltag kommt es zu Massendemonstrationen in Teheran und anderen Städten Irans. Viele Demonstranten tragen grün, die Farbe des oppositionellen Wahllagers: Die Proteste werden als "Grüne Bewegung" bekannt. Im Verlauf der Proteste kommt es zu Verhaftungen und gewaltsamen Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften. Laut offiziellen Angaben gibt es 43 Tote; die Opposition spricht von über 100 Toten.

19. Juni 2009
Beim Freitagsgebet stellt sich das geistliche Oberhaupt Ajatollah Chamenei hinter Ahmadinedschad und betont die Rechtmäßigkeit der Präsidentschaftswahl. Chamenei fordert ein sofortiges Ende der Demonstrationen.

Juni-Oktober 2009
Laut Amnesty International werden bis Ende 2009 schätzungsweise 5.000 Menschen verhaftet. Die Gefangenen werden teils gefoltert, manche sterben an den Folgen. Ebenso kommt es zu Schauprozessen, die mit Haft- sowie Todesstrafen enden. Ahmadinedschads Gegenkandidaten Mussawi und Karroubi stehen bis heute unter Hausarrest.

9. Juni 2010
Im Atomstreit mit Iran verschärft der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen. Es ist die vierte Sanktionsrunde seit 2006. Mit der neuen Runde wird unter anderem das Waffenembargo verschärft, der Handel und Geldgeschäfte mit Iran werden eingeschränkt. Die Sanktionen betreffen erstmals auch die iranischen Revolutionsgarden: Hierzu zählt unter anderem ein Reiseverbot für die Mitglieder der paramilitärischen Truppen. Der Westen wirft Iran den Bau von Atombomben vor. Irans Regierung hingegen spricht von einem zivilen Charakter des Nuklearprogramms.

8. März 2011
Ajatollah Mahdavi Kani wird zum Vorsitzenden des Expertenrates gewählt. Dieses Verfassungsorgan wählt auch das Geistliche Oberhaupt Irans. Zuvor hat Ajatollah Rafsandschani, der lange als möglicher Erbe Ajatollah Chameneis galt, auf eine weitere Kandidatur zum Vorsitzenden verzichtet. Rafsandschani (Präsident 1989-1997) setzt sich für die Grüne Bewegung ein und unterstützt die Oppositionspolitiker Mussawi und Karroubi.

Das internationale Atomabkommen


2012
Ab 2012 unterstützt Teheran im Bürgerkrieg in Syrien die syrische Armee und Diktator Baschar al-Assad militärisch und finanziell.

14. Juni 2013
Der liberale Rechtsgelehrte und Sicherheitsexperte Hassan Rouhani wird zum Präsidenten gewählt.

14. Juli 2015
Nach vielen Jahren diplomatischen Verhandelns unterzeichnen Iran, die fünf ständigen Vertreter des UN-Sicherheitsrats (China, Frankreich, Großbritannien, Russland, USA) sowie Deutschland in Wien das internationale Atomabkommen (engl. Joint Comprehensive Plan of Action, JCPoA). Der Kompromiss sieht vor, dass Iran strenge Auflagen und engmaschige Transparenzmaßnahmen für seine Nuklearaktivitäten akzeptiert, im Gegenzug werden die Sanktionen gegen das Land formal aufgehoben.

20. Mai 2017
Rouhani wird als Präsident wiedergewählt.

Dezember 2017/Januar 2018
Es kommt zu zahlreichen Demonstrationen im ganzen Land. Die Proteste richten sich gegen Arbeitslosigkeit, ausbleibende Lohnzahlungen und steigende Lebensmittelpreise.

8. Mai 2018
US-Präsident Donald Trump kündigt das internationale Atomabkommen auf. Ab August setzt die US-Regierung Sanktionen gegen Iran wieder in Kraft.

8. Mai 2019
Iran kündigt ein Jahr nach der einseitigen Aufkündigung des Atomabkommens durch die USA an, ebenfalls nicht mehr alle Regeln des Abkommens einzuhalten.

Mai/Juni 2019
Es gibt Angriffe auf Öltanker vor und in der Straße von Hormus; der Verdacht richtet sich gegen Iran, das die Vorwürfe zurückweist.

November 2019
Es kommt zu zunächst friedlichen Protesten in verschiedenen Städten gegen eine Erhöhung der Benzinpreise. Später werden Banken und staatliche Einrichtungen angegriffen; es ist unklar, wer für die Übergriffe verantwortlich ist. Die Sicherheitskräfte gehen gewaltsam vor. Die offizielle Zahl der Todesopfer liegt bei zwölf; Amnesty International spricht von über 300 Toten.

3. Januar 2020
In der Nacht vom 2. auf den 3. Januar wird der hochrangige iranische General Qassem Soleimani in Irak durch einen Luftangriff des US-Militärs gezielt getötet. In den Tagen zuvor hat sich die Lage in Irak zugespitzt. Am 27. Dezember 2018 wird bei einem Raketenangriff ein US-Bürger getötet und mehrere verletzt. Die USA machen dafür vom Iran unterstützte Milizen verantwortlich und fliegen als Reaktion Luftangriffe bei denen schätzungsweise 25 Milizen-Kämpfer getötet werden. Es kommt zu gewaltsamen Protesten vor der US-Botschaft in Bagdad. Als Vergeltung reagieren die USA mit der Tötung Soleimanis. Nach dem Tod Soleimanis droht Teheran mit Gegenmaßnahmen. Es folgen Angriffe auf US-Stützpunkte im Irak.

Quellen


Amirpur, Katajun; Witzke, Reinhard, Schauplatz Iran, Freiburg im Breisgau 2004.

Amnesty International, Iran: Violations of Human Rights 1987-1990, Dezember 1990, Index Number: MDE 13/021/1990. Online unter: Externer Link: http://www.amnesty.org/en/library/info/MDE13/021/1990/en (Stand: 13. Januar 2020)

Amnesty International Report 2010, The State of the World's Human Rights. Online unter: Externer Link: https://www.amnesty.org/en/documents/pol10/001/2010/en/ (Stand: 13. Januar 2020)

Amnesty International, Iran: Thousands arbitrarily detained and at risk of torture in chilling post-protest crackdown, Dezember 2019. Online unter: Externer Link: https://www.amnesty.org/en/latest/news/2019/12/iran-thousands-arbitrarily-detained-and-at-risk-of-torture-in-chilling-post-protest-crackdown/ (Stand: 13. Januar 2020) Buchta, Wilfried, Ein Vierteljahrhundert Islamische Republik Iran. In: Aus Politik und Zeitgeschichte, B9/2004, Seite 6-17. Online unter: Interner Link: https://www.bpb.de/apuz/28496/ein-vierteljahrhundert-islamische-republik-iran (Stand: 13. Januar 2020)

Chaterjee, Robert / Gerlach, Daniel / Schäffer, Jörg / Tabatabai, Adnan (Hg.): Dossier Iran, Interner Link: Schriftenreihe Bd. 10203, Bonn 2018.

Gronke, Monika, Geschichte Irans, 2. Auflage, München 2006.

Perthes, Volker, Iran. Eine politische Herausforderung, Bonn 2008.