Es ist nicht nur das Bild, es ist das ganze Video, das mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Eine junge Israelin, sie heißt Naama Levy, wird von Hamas-Leuten aus einem Jeep in Gaza gezerrt und auf den Rücksitz gestoßen. Sie ist gefesselt, ihre Hose ist hinten in der Höhe der Genitalien blutverschmiert und man weiß natürlich sofort, warum. Und dann ist da noch etwas: Ihre Achillessehnen scheinen durchtrennt. Das hat man früher mit Sklaven gemacht, damit sie nicht weglaufen können.
Ich bekomme dieses Video nicht mehr aus meinem Kopf. Auch nicht das Gebrüll der Männer drumherum, ihre „Allahu akbar“ Rufe. Einige fotografieren das Mädchen mit ihren Handys. Ob sie sich auch an ihr vergangen haben?
Im Grunde kann ich hier eigentlich nichts schreiben. Ich bin sprachlos. Ich habe in Kriegen so viel gesehen. Grausamkeiten sind mir leider nicht unbekannt. Wie oft haben wir als Fernsehjournalisten Situationen in Kriegen gedreht, von denen wir wussten, dass wir sie dem Zuschauer nicht zumuten konnten. Aber wir drehten sie dennoch. Als Beleg.
Die Grausamkeit ist überall. Man kann sie nicht gegeneinander aufrechnen. Das ist alles absurd. Zahlenspiele, verrückt. Oder die Frage, was schlimmer ist: Bomben oder Maschinengewehrkugeln, Folter oder endlose Gefangenschaft. Es sind unsinnige Fragen, die nicht einmal in die Nähe dessen kommen, was Hass und Krieg bedeuten.
Doch dann gibt es eben auch Barbarei. Pure Lust an der Brutalität. An Erniedrigung. Vor allem gegenüber Frauen. Immer wieder gegenüber Frauen. Naama Levy ist so ein Opfer dieses abgrundtiefen Frauenhasses, der sich in ihrer blutverschmierten Hose, ihrem blutigen Gesicht und blutigen Fersen abbildet. Ich mag mir nicht vorstellen, was die Männer mit ihr gemacht haben. Vielleicht immer noch machen. Lebt sie noch? Und wenn, wie wird sie weiterleben? Kann sie weiterleben?
Ich habe keine Worte, finde keine. Innen drin fühlt es sich an wie ein Schreien ohne Ton. Wird sie überleben? Und wenn, wird sie eines Tages wieder… leben können?
Und wenn, was für ein Leben wird das sein?