Meine Merkliste Geteilte Merkliste PDF oder EPUB erstellen

Israels Kampf ist nicht nur legitim – er ist unverzichtbar | Das gesamte Bild - Israel | bpb.de

Debatte Das gesamte Bild - Israel

Israels Kampf ist nicht nur legitim – er ist unverzichtbar

Micky Drill

/ 2 Minuten zu lesen

„Die Hakenkreuze am Wiener Zentralfriedhof, die propalästinensischen Hamasdemonstrationen in Europa, Australien und Amerika, beängstigen mich mehr als der Krieg, der uns aufgezwungen wurde.“ (© Oskar Deutsch, X/Twitter)

In der Nacht zum 1. November wurde die Zeremoniehalle des jüdischen Friedhofs in Wien angezündet. Die Täter sprühten Hakenkreuze auf die Friedhofsmauer. Bei dem Anschlag ist zum Glück niemand zu Schaden gekommen, die Politiker verurteilten, die Polizei untersucht.

„In der Nacht zum 1. November wurde die Zeremoniehalle des jüdischen Friedhofs in Wien angezündet.“ (© Oskar Deutsch, X (Twitter))

Das Bauwerk hat der Bruder meines Großvaters, Baumeister Sigfried Drill, in den 30er-Jahren errichtet. Nachdem die Nationalsozialisten es zerstört hatten, hat mein Großonkel es in den 50er-Jahren erneut aufgebaut. Mein Vater, meine Großeltern und viele weitere Familienangehörige und Freunde sind dort begraben. Am 7. Oktober 2023 wurden innerhalb weniger Stunden über 1.200 Juden ermordet, Tausende verletzt und 239 in den Gazastreifen verschleppt. Der größte Pogrom an Juden seit der Shoah fand ausgerechnet im Staat der Juden statt, in der wunderbaren Region des westlichen Negev, in der ich selbst viele Jahre gelebt habe.

In meiner Heimatstadt Rehovot gibt es fast täglich Raketenalarm, doch im Vergleich zum Bangen um meine beiden Söhne, verblasst diese Gefahr. Beide sind seit einem Monat im Rahmen ihres Reservedienstes an der Grenze zum Libanon stationiert. Obwohl sie kaum etwas erzählen, weiß ich, dass zumindest einer von ihnen schon unter Beschuss war.

Trotz all dem fühle ich mich in Israel wohler und auch sicherer als in Wien, wo ich die ersten 19 Jahre meines Lebens verbrachte. Die Hakenkreuze am Wiener Zentralfriedhof, die propalästinensischen Hamasdemonstrationen in Europa, Australien und Amerika, beängstigen mich mehr als der Krieg, der uns aufgezwungen wurde. Israel ist kein Rosengarten, aber es ist der einzige Ort auf dieser Welt, wo wir Juden über uns selbst bestimmen und unser Schicksal in die eigenen Hände nehmen können. Das wusste ich schon immer, seit dem 7. Oktober ist mir das noch klarer.

Ich empfinde Stolz, meine Söhne in den Armeeuniformen und mit der Waffe in der Hand zu sehen. Sie – und nicht die Sonntagsreden europäischer Politiker und Intellektueller – garantieren durch ihren Einsatz und Mut das Überleben des jüdischen Volkes. Und ausschließlich Israel kann, ja muss, auf die entsetzlichen Gräueltaten der Hamas militärisch reagieren. Da ich unweit einer Luftwaffenbasis lebe, höre ich ständig das Geräusch der Kampfflugzeuge auf ihrem Weg nach Gaza. Manchmal fantasiere ich davon, dass diese Flieger nicht nur Gaza, sondern auch Auschwitz, Treblinka oder Sobibor dem Erdboden gleichmachen. Doch dann fällt mir ein, dass es damals die israelische Luftwaffe noch nicht gab – heute allerdings schon. Mir ist klar – die Welt liebt uns Juden als Opfer. Als starkes Volk, dass sich selbst verteidigt und Unrecht rächt, kann sie uns nicht verdauen. Das wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern – der Westen wird weiterhin Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht abhalten, seinen Kampf gegen Antisemitismus verstärken, und den „ermordeten Juden, die unserer Gesellschaft so fehlen“ nachtrauern. Wir Israelis hingegen haben ganz andere Aufgaben: den Krieg gewinnen, die Hamas besiegen, das Zerstörte wiedererrichten, den jüdischen Staat geistig und militärisch stärken.

Den Wiener Ermittlungsbehörden wünsche ich viel Erfolg.

Fussnoten

Weitere Inhalte

Micky Drill wanderte 1984 von Wien nach Israel aus und lebte die ersten 10 Jahre im Kibbuz Magen in der Nähe des Gazastreifens.

Er war mehrere Jahre in den internationalen Abteilungen des Seminarzentrums Givat Haviva und des israelischen Gewerkschaftsdachverbandes Histadrut tätig, bevor er als Projektmanager und Gewerkschaftsreferent zur Friedrich-Ebert-Stiftung wechselte.

Darüber hinaus ist er Mitglied des israelischen Arbeitsparteitags und sitzt in dessen internationalem Ausschuss.