Meine Stimmung ist düster, wie viele Menschen bin ich sehr bedrückt. Niemand weiß genau, wohin dieser Krieg führt. Vier Wochen nach Beginn des Krieges und immer noch feuern die Hamas Raketen auf israelische Städte, also eigentlich genau das, was der Krieg verhindern soll. Ich musste selbst schon Schutz in Luftschutzkellern suchen mit meinen kleinen Enkelkindern und einmal bei einem Raketenangriff auf Jerusalem musste ich mich auch in einen Straßengraben werfen.
Was mich wie viele Menschen aber am meisten besorgt, ist die Tatsache, dass es keinen wirklichen Fortschritt in Bezug auf die Geiseln gibt. Dass die Hamas über 200 Menschen entführt hält und es bis jetzt offenbar nicht möglich ist, herauszubekommen, wo sie sich aufhalten, oder sie gar zu befreien, so etwas hat es noch nie gegeben.
Mir ist wichtig, was in Gaza passieren sollte. Die Situation der Palästinenser ist sehr, sehr tragisch. Es ist eigentlich eine zweite Nakba, eine Wiederholung des Flüchtlingsproblems von 1948. Diese Nakba verfolgt uns seit 75 Jahren und verhindert, dass wir Frieden mit den Palästinensern schließen. Und vielleicht verfolgt sie uns auch noch für die nächsten 75 Jahre.
In meinem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch Jerusalem Ecke Berlin habe ich geschrieben, dass wir vielleicht noch nicht genug gelitten haben und womöglich eine Katastrophe von biblischem Ausmaß notwendig ist, damit wir alle neu denken. Im Grunde bin ich jedoch sehr pessimistisch, denn ich weiß wirklich nicht, wie man diesen Konflikt lösen kann. Aber ich bin auch ein sehr skeptischer Mensch, weshalb ich ebenfalls sehr skeptisch gegenüber meinem eigenen Pessimismus bin. Zumal auch der schreckliche Jom-Kippur-Krieg 1973 schließlich zu einem Friedensprozess mit Ägypten führte, was damals niemand für möglich hielt.
Im Moment würde ich mich sehr freuen, wenn es zu einem Waffenstillstand kommt und die Geiseln nach Hause zurückkehren könnten.