Wieso sehen unsere Städte eigentlich so aus, wie sie heute aussehen? Noch mitten im Zweiten Weltkrieg, unmittelbar nach den Flächenbombardierungen deutscher Großstädte, enstanden erste Konzepte für den Wiederaufbau. Bis 1958 bestimmten diese die tatsächlichen Planungen in der Bundesrepublik. Doch mit der Gründung zweier deutscher Staaten 1949 kam es auch zur Spaltung der Leitbilder für den Städtebau entlang der deutsch-deutschen Grenze.
Im April 2005 lud die bpb zur Podiumsdiskussion "60 Jahre Kriegsende – Wiederaufbaupläne der Städte" an die Humboldt Universität zu Berlin. Architekten, Architekturhistoriker und Architerktursoziologen debattierten über die verschiedenen Weltanschauungen und Theorien, die den Städtebau in BRD und DDR bestimmten, gingen der Kritik an ihnen nach und zeigten Ansätze der Weiterentwicklung bis heute nach. Hier finden Sie Auszüge der der Diskussion als MP3-Mitschnitt.
Wiederaufbaupläne im Nachkriegsdeutschland
Prof. Dr. Werner Durth
Unter Stadtplanern und Architekten gab es einen breiten Konsens, die Zerstörung als Chance zur Umsetzung längst überfälliger Reformen im Städtebau zu nutzen, meint Werner Durth. In diesem Teil seines Einführungvortrags zeichnet er die Leitlinien des Städtebaus bis in die 50er Jahren nach.
Gleiche Ideen
Prof. Dr. Hartmut Häußermann
In der Anfangszeit waren die Grundideen in Ost und West durchaus gleich, erklärt Hartmut Häußermann: Weg mit dem Chaos, weg mit der Unübersichtlichkeit, radikale Neuordnung der Stadt. Der Funktionalismus galt hüben und drüben als Grundidee der modernen Stadt.
Architektur ist Politik
Prof. Dr. Thomas Topfstedt
Nach 1950 gab es in der DDR ein politisches und ästhetisches Leitbild, dass stark in den Städtebau wirkte: Die Stadt war Kulisse der politischen Selbstdarstellung, Ausdruck der neuen Arbeiter- und Bauernmacht, sagt Thomas Topfstedt.
Die Suche nach einem DDR-Baustil
Dr. Bruno Flierl
Die Stadtplaner und Architekten in der DDR suchten vor allem nach einem adäquaten Ausdrucksmittel für die andere Gesellschaftsform in Deutschland, Dr. Bruno Flierl. Der Sozialismus sollte mittels des Städtebaus inszeniert werden.