Der Wiederaufbau deutscher Städte nach den Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs bot Architekten und Stadtplanern die Chance, jene Reformideen zu verwirklichen, die seit der Stadtkritik des ausgehenden 19. Jahrhunderts auf neue Formen der Verstädterung abzielten. Seit Gründung der Deutschen Gartenstadtgesellschaft 1902 galt eine Durchdringung von Stadt und Landschaft als ein Ziel moderner Stadtplanung, das unter den Bedingungen des Kaiserreichs nur in wenigen beispielhaften Siedlungen realisiert werden konnte. Erst mit dem Neuen Bauen der Reformbewegung nach 1918 wurden die entsprechenden Leitbilder verallgemeinert und mit Plänen zur durchgreifenden Modernisierung überkommener Stadtstrukturen verbunden.
Diese Entwicklung brach im Nationalsozialismus nur teilweise ab, da neben der monumentalen Staatsarchitektur auch der handwerks- und landschaftsgebundene Siedlungsbau unter dem Leitbild der Stadtlandschaft gefördert wurde. Angesichts der verheerenden Folgen von Luftangriffen gründete Albert Speer 1943 den Arbeitsstab Wiederaufbauplanung, in dem Grundlinien eines neuen Städtebaus mit dem Ziel einer weiträumigen Auflockerung der Siedlungsformen festgelegt und in allen Städten des Deutschen Reichs verbreitet wurden.
Das Leitbild der Stadtlandschaft mit dem Konzept der gegliederten und aufgelockerten Stadt prägte im Westen Deutschlands bis 1960 den Konsens von Architekten und Planern unter der Überzeugung, dass die Folgen des Krieges als Chance zur Modernisierung der Städte zu nutzen seien. Gegenüber diesem Bild der prinzipiell nach gleichen Grundsätzen in Nachbarschaften gegliederten und durch Grünzüge aufgelockerten Stadt wurde ab 1950 in der DDR mit der Doktrin des Sozialistischen Realismus gemäß der Außenpolitik Stalins eine Rückbesinnung auf Nationale Bautraditionen durchgesetzt, die nach regional spezifischen Mustern eigenständige Stadtbilder im Sinne historischer Kontinuität erzeugen sollten, indem beispielsweise in Berlin der preußische Klassizismus oder in Dresden der sächsische Barock mit historisierendem Formenvokabular die monumentale Architektur im Rahmen des Nationalen Aufbauprogramms der DDR prägte. Erst im Zuge der Entstalinisierung unter Chruschtschow kam es ab 1955 zu einer radikalen Industrialisierung des Bauwesens der DDR, die in den 60er Jahren zu einer bemerkenswerten Konvergenz im Erscheinungsbild ost- und westdeutscher Städte führte.
Im Westen zogen indes die ungeplanten Folgen der Landschaftszersiedlung einen Leitbildwandel nach sich, der mit dem Schlagwort "Urbanität durch Dichte" verbunden wurde: Während die Städte in ihrer Mitte zu Dienstleistungszentren umgebaut wurden und im Umland neue Großsiedlungen entstanden, wuchs das Bedürfnis nach einer Wiedererkennbarkeit der historischen Mitte und die Wertschätzung für historisch überkommene Baustrukturen in der Typologie von Straßenraum, Block und Hof.
Das Denkmalschutzjahr 1975 markiert den nächsten Leitbildwechsel, nach dem Strategien der behutsamen Stadterneuerung auf die Synthese von erhaltenem Baubestand, sorgsamer Modernisierung und ergänzendem Neubau abzielten. In der Internationalen Bauausstellung 1987 wurden dazu in Berlin prägnante Beispiele vorgestellt. Die dort entwickelte Methode der "Kritischen Rekonstruktion der Stadt" gewann nach der Wiedervereinigung noch an Bedeutung und leitete in die Phase einer Wiedergewinnung sozialer, kultureller und ästhetischer Qualitäten in kompakt bebauten, funktional durchmischten Städten über.