USA
Die Vermittlung des Marshallplans erfolgte grundsätzlich zeitversetzt: In den USA begann sie bereits, bevor überhaupt endgültig geklärt war, ob die europäischen Staaten die geforderten Bedingungen erfüllen würden. So stellte George Marshall am 14. Juli 1947 die Gouverneure der amerikanischen Bundesstaaten vor die Alternative, den Europäern entweder zu helfen oder aber deren Abkehr von der Demokratie zuzusehen.
Dieser Vortrag blieb kein Einzelfall: Nicht US-Präsident Truman, sondern der wesentlich populärere Chef des State Department setzte sich in den folgenden Monaten intensiv dafür ein, dass der Kongress dem Plan zustimmte. Bis zum Juni 1948 hielten Marshall und seine Mitarbeiter knapp 900 Vortragsveranstaltungen vor ca. einer halben Million Zuhörer ab, die meisten davon bis zum Dezember 1947. Dabei achteten sie darauf, gezielt Multiplikatoren und eine interessierte Zuhörerschaft anzusprechen. Bezeichnend für den Erfolg dieser Propagandamaschine war, dass der US-Außenminister ab 1947 kontinuierlich auf Seite eins der wichtigsten amerikanischen Zeitungen zu finden war.
Unterstützung bekam er nicht nur von den hauptamtlichen Mitarbeitern, sondern auch von vielen freiwilligen Helfern, die sich in Unterstützungskomitees organisierten. Zur Propaganda gehörte auch die Verbreitung von etwa drei Millionen Paketen mit Broschüren zum Marshallplan, die in die gesamte USA als Informationsmaterial verschickt wurden. Ein Propagandazug rollte von Küste zu Küste und informierte auch in den kleineren Orten die Menschen über das geplante Programm. Es entstanden zahlreiche Filme, in denen die Notwendigkeit des Hilfsprogramms erläutert wurde.
Europa
In Europa lief die Vermittlung etwas später an. Aber auch hier begann die Propaganda für das ERP schon bevor die ersten Hilfen Europa erreichten. Auch hier griff man auf verschiedene Instrumente zurück: Grundsätzlich galt, dass man in Deutschland den Begriff Propaganda tunlichst vermied, da er zu sehr an den Nationalsozialismus erinnerte. Statt dessen setzten die Verantwortlichen auf "sachliche Information".
Zur gründlichen Vorbereitung des Marshallplans gehörte, dass die PR-Etats bereits in den einzelnen bilateralen Verträgen festgelegt waren. In Deutschland beliefen sich diese Etats insgesamt auf knapp 100 Millionen Dollar von 1950 bis 1953, die zu gleichen Teilen direkt aus dem Marshallplan und aus den Gegenwertfonds bereit gestellt wurden. Grundsätzlich lag die Entscheidungsgewalt über die eingesetzten Propagandamittel bei der amerikanischen "European Cooperation Administration" (ECA). Diese bediente sich bei der Vermittlung aber meist einheimischer Fachleute aus den jeweiligen Ländern – nach anfänglichen Misserfolgen war rasch deutlich geworden, dass die amerikanische Art, Propaganda zu treiben, in Europa auf wenig Gegenliebe stieß.