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Der Marshallplan in Europa

Dr. Elke Kimmel

/ 3 Minuten zu lesen

Zur Unterstützung des Marshallplans wurde die Organisation für Europäische Wirtschaftliche Zusammenarbeit eingerichtet (OEEC). Die Vorgängerin der OECD ermittellte noch 1947: Europa benötige eine Wirtschaftshilfe von mindestens 21 Milliarden US-Dollar.

Aufbauarbeiten in Berlin werden mit Geldern des Marshallplans unterstützt. (© Bundesregierung, B 145 Bild-00016749, Foto: o. Ang.)

Im Rahmen von Dreier-Gesprächen ab 27. Juni 1947 in Paris lehnte der sowjetische Außenminister Molotow nach anfänglichem Zögern die Teilnahme seines Landes am Marshallplan am 2. Juli ab. Bereits am nächsten Tag luden die französische und die britische Regierung 22 europäische Staaten zu einer Marshallplan-Konferenz in Paris ein – Beginn sollte der 22. Juli sein. Der sowjetische Botschafter in Paris erhielt diese Einladung zur Kenntnisnahme. Die Einladung nahmen folgende Staaten an: Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden und die Türkei. Polen, Ungarn und die Tschechoslowakei waren zunächst sehr interessiert an einer Teilnahme, mussten aber unter dem Druck der Sowjetunion absagen. Ebenso wurde Jugoslawien zur Ablehnung gezwungen, das Land konnte sich aber später dem sowjetischen Druck entziehen. Ab 1950 gehörte es zu den Empfängerländern. Deutsche Vertreter nahmen vorerst nicht teil, die Einbeziehung Westdeutschlands war aber von Anfang an geplant. So wurde der auf der Konferenz erstellte Fragebogen auch an die vier Militärgouverneure gerichtet. Am 22. Juli 1947 stimmte der Wirtschaftsrat in Frankfurt – ein Vorläufer der späteren deutschen Regierung – dem Marshallplan zu.

Konferenz in Paris

Zu Beginn der Konferenz richteten die Teilnehmer das "Committee on European Economic Cooperation" (CEEC) ein, das unter anderem die Bedürfnisse Deutschlands vom Kontrollrat erfragen sollte. Ein Arbeitsausschuss entwickelte den Entwurf für einen Fragebogen, der an alle 16 Teilnehmerstaaten versandt wurde. Auf amerikanischen Wunsch waren drei Hauptfragen im Vorfeld zu klären: Welche eigenen Anstrengungen zur Beseitigung der Kriegsschäden kann ein Land erbringen (oder hat ein Land bereits erbracht)? Welche Hilfe können einzelne Länder europäischen Nachbarn anbieten oder haben dies schon getan? Wie hoch muss die Unterstützung für jedes einzelne Land mindestens sein?

Am 24. Juli wurde der Fragebogen an alle 16 interessierten Staaten verschickt, in Deutschland erhielten ihn die vier militärischen Oberbefehlshaber der Besatzungszonen. Als Abgabetermin wurde der 4. August festgesetzt. Tatsächlich trafen bis auf den Fragebogen aus der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands alle Formulare termingerecht ein. Basierend auf den angegebenen Daten der europäischen Staaten meldete der Exekutivausschuss des CEEC an die Vereinigten Staaten, man benötige mindestens eine Wirtschaftshilfe von 21 Milliarden US-Dollar.

Bericht des CEEC

Ein detaillierter Bericht des CEEC wurde am 11. September 1947 veröffentlicht. Der Berater des Außenministers, Clayton, wies diesen jedoch zurück, da er zu sehr einer Sammlung nationaler "Einkaufslisten" gleiche, und kaum einen Plan für die langfristige europäische Zusammenarbeit darstelle. Insbesondere sehe er keine ausreichenden Anzeichen dafür, dass die europäischen Staaten sich gegenseitig helfen würden. Weiterhin seien die Vorschläge zur Wiederherstellung der Konvertierbarkeit der europäischen Währungen unzureichend – gerade dieser Punkt stellte ja ein Hauptproblem des internationalen Warenaustauschs dar.

Das CEEC wies die Kritik am ausgearbeiteten Bericht zurück: Der extrem kurze Vorlauf mache konkretere Angaben unmöglich, man möge diese auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Angesichts des bevorstehenden Winters und der schlechten Erfahrungen mit der extremen Mangelsituation im vergangenen Winter befürchtete man wiederum eine Versorgungskrise in ganz Europa. Tatsächlich dachten zu diesem Zeitpunkt auch landwirtschaftliche Kreise in den USA über Rationierungen in den Vereinigten Staaten nach, um einen ausreichenden Export von Lebensmitteln nach Europa bewerkstelligen zu können. Frankreich schlug in dieser Situation die Schaffung einer Überwachungsbehörde für den Marshallplan vor. Dieser Vorschlag wurde in die Endfassung des Berichts aufgenommen.

Marshallplan in Action

Tatsächlich dauerte es noch bis zum Herbst des darauf folgenden Jahres, bis Güter im Rahmen des Marshallplans Europa erreichten. In den USA war dieser Vorlauf nötig, um den "European Cooperation Act" als gesetzliche Basis für die Lieferungen durch den Kongress zu bringen. Für die westlichen Besatzungszonen trat in der Zwischenzeit, insbesondere für den Winter 1947/48 noch einmal ein Notprogramm in Kraft. In den folgenden Jahren bewilligte der amerikanische Kongress insgesamt ca. 14 Milliarden Dollar für den europäischen Wiederaufbau. Davon erhielten Großbritannien mit 25 Prozent den Löwenanteil (ca. 3,5 Mrd. Dollar), Frankreich bekam 20 Prozent (ca. 2,8 Mrd. Dollar) und Italien 1,5 Mrd. Dollar. An vierter Stelle folgte Deutschland mit 1,4 Mrd. Dollar Wirtschaftshilfe. Für Deutschland galt als Sonderregelung, dass die Hilfe nur als Kredit geleistet wurde; allerdings musste der Staat nach Beschluss der Londoner Schuldenkonferenz bis 1966 nur eine Milliarde Dollar zurückzahlen, der Rest wurde erlassen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Gelder bereits mehrfach bezahlt gemacht, da in Deutschland die Gegenwertfonds als günstige Investitionskredite vergeben wurden und werden.

Fussnoten

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Dr. Elke Kimmel, selbständige Historikerin.