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Gemeinsam gegen die "Achsenmächte" | Der Marshallplan - Selling Democracy | bpb.de

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Gemeinsam gegen die "Achsenmächte"

Dr. Elke Kimmel

/ 3 Minuten zu lesen

Nur ein vereinigtes, ökonomisch gesundes Europa sei immun gegen jede Art von Totalitarismus – so die Überlegung der Amerikaner. Aber auch wirtschaftspolitische Absichten spielten eine Rolle bei der Entwicklung des Marshallplans.

"Trümmerfrauen" beim Sortieren von noch brauchbarem Baumaterial. Ein Großteil des Wiederaufbaus muß nach dem Krieg von Frauen und alten Männern geleistet werden. (© Bundesregierung, B 145 Bild-00047255, Foto: Puck-Archiv)

Während des Zweiten Weltkriegs führten Großbritannien, die Vereinigten Staaten von Amerika und die Sowjetunion gemeinsam Krieg gegen die "Achsenmächte" Deutschland, Italien und Japan. Dieses Bündnis zwischen den demokratischen Staaten und der UdSSR war von Anfang an ein Zweckbündnis, bei dem der Systemgegensatz bewusst in den Hintergrund gedrängt wurde. Schon bei der Potsdamer Konferenz traten die Widersprüche deutlich zutage. Zwar herrschte Einigkeit über die notwendige Bestrafung Deutschlands in Form von Reparationszahlungen, deren Höhe aber war ebenso umstritten wie Regelungen zur einheitlichen Verwaltung der Besatzungszonen. Die Verwaltung lag im Aufgabenbereich des Alliierten Kontrollrats mit Sitz in Berlin-Schöneberg, dessen Arbeit durch das wechselseitig wachsende Misstrauen zunehmend schwieriger wurde.

Eine neue Politik für Europa

Insbesondere der harte Winter 1946/47 bewog Amerikaner und Briten dazu, ihre Besatzungspolitik grundsätzlich zu überdenken. In ganz Europa hungerten die Menschen, aber die Lage in Deutschland war durch die Zerstörungen und die große Anzahl von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen Ostgebieten besonders drastisch. Die angestrebte Umerziehung war unter diesen Umständen kaum durchführbar. Auch für die Besatzungsmächte war die Situation schwierig: So erwiesen sich für Großbritannien die Besatzungskosten als extreme Belastung für den eigenen Haushalt. Die sehr hohen Ausgaben in Europa (Hilfsprogramme und Unterstützung der ehemaligen Verbündeten) waren auch in den USA zunehmend umstritten. Nicht wenige Stimmen in den USA forderten, sich auf traditionell isolationistische Positionen – also auf den ursprünglichen Kernbereich amerikanischer Machtpolitik – zurückzuziehen. Bestätigt wurde diese Haltung durch den Sieg der Republikaner bei den Kongresswahlen. Der demokratische Präsident Truman vertrat demgegenüber die Politik einer weltpolitischen Verantwortung Amerikas, wie sie in der "Truman-Doktrin" zum Ausdruck kam. Dabei war man sich einig, dass weitere unkoordinierte Hilfsleistungen an die Europäer beendet werden sollten. Die Kosten für Programme wie GARIOA (Government Aid and Relief in Occupied Areas) waren sehr hoch, ohne indes die gewünschten Erfolge zu zeigen.

Grenzsoldaten der DDR errichten Stacheldrahtbarrikaden zwischen Ost- und Westberlin. (© AP)

Amerikanische Interessen

Der deutsche Wiederaufbau lag zunehmend auch im Interesse der USA und der Staaten Nachkriegseuropas. Sowohl für den (west-)europäischen als auch für den amerikanischen Markt war Deutschland als zentrale Wirtschaftsmacht unverzichtbarer Abnehmer von Rohstoffen und Lieferant von Fertigprodukten.

Hinzu kam für die USA die Schlüsselrolle Deutschlands im beginnenden "Kalten Krieg". An den Grenzen zwischen den 1947 zur "Bizone" vereinigten amerikanischen und britischen Besatzungszonen zur sowjetischen Besatzungszone stießen die beiden Machtblöcke und ihre unterschiedlichen Interessen aufeinander. Ein wirtschaftlich und politisch instabiles (West-)Deutschland konnte unabsehbare Folgen haben – nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Westeuropa.

"Truman-Doktrin"

US-Präsident Truman hatte am 12. März 1947 seine Unterstützung für alle "freien Völker" gegen totalitäre Regierungsformen erklärt. Anlass war die geplante Unterstützung der konservativen griechischen Regierung im Bürgerkrieg, zu der sich Großbritannien nicht mehr in der Lage sah. Die amerikanische Erklärung wurde allgemein als Eintreten gegen eine weitere Ausbreitung des Kommunismus und der "Volksdemokratien" verstanden. Der Marshallplan wurde so zu einem Schlüsselelement der amerikanischen Politik zur Eindämmung ("Containment") des Kommunismus in (West-)Europa. Ein vereinigtes, ökonomisch gesundes Europa, das ähnliche Werte wie die USA vertrete, sei gegen linke wie rechte Populisten gleichermaßen immun. In dem Maße, wie der Kommunismus den USA als Hauptgegner erschien, wurde dieses Argument zur Durchsetzung des Marshallplans in den USA immer gewichtiger. Daneben blieben auch seine wirtschaftspolitischen Überlegungen wirksam.

Fussnoten

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Dr. Elke Kimmel, selbständige Historikerin.