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Jean Stock (SPD) | Grundgesetz und Parlamentarischer Rat | bpb.de

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Jean Stock (SPD)

Prof. Dr. Erhard H.M. Lange

/ 2 Minuten zu lesen

Im Parlamentarischen Rat

Im Sommer 1948 wird Jean Stock vom Bayerischen Landtag in den Parlamentarischen Rat gewählt. Er ist Schriftführer und Mitglied im Ältestenrat, außerdem Stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Finanzfragen, Mitglied im Ausschuss für Wahlrechtsfragen und seit Mitte Oktober 1948 im Hauptausschuss. Bereits bei den ersten Verfassungsdebatten in Bayern erweist sich Stock als ein engagierter Verfechter einer wehrhaften Demokratie, die er vor allem von Rechts bedroht sieht.

Da er Militär, Groß- und Schwerindustrie sowie Hochfinanz weitgehend für den Aufstieg Hitlers verantwortlich macht, tritt er für die Auflösung der großen Konzerne und die Verstaatlichung einer Anzahl von Industriezweigen ein. Stocks erkennbares Hauptanliegen gilt dem Wahlrecht. Dabei thematisiert er insbesondere Fragen des aktiven und passiven Wahlrechts ehemaliger Nationalsozialisten. Er tendiert auch hinsichtlich der weniger Belasteten zu einer äußerst rigiden Haltung.

Biografie

Geboren am 7. Juni 1893 in Gelnhausen, gestorben am 13. Januar 1965 in Aschaffenburg, protestantisch.

1907-1911 Druckerlehre in Büdingen. Nach Tätigkeit in verschiedenen Städten lässt sich Jean Stock 1915 dauerhaft in Aschaffenburg nieder. 1911 Eintritt in die SPD und in den Verband der deutschen Buchdrucker. 1914-1918 Teilnehmer am Ersten Weltkrieg. 1917 Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), gleichzeitig Austritt aus der protestantischen Kirche wegen deren "Verherrlichung des Krieges" (Wiedereintritt Anfang der 1950er Jahre).

Bei Kriegsende Beteiligung am Arbeiter- und Soldatenrat in Aschaffenburg, 1918/19 Mitglied im Provisorischen Nationalrat des Volksstaats Bayern. Im Mai 1919 wird Stock wegen seiner politischen Aktivitäten verhaftet und wegen Beihilfe zum Hochverrat zu einem Jahr und sechs Monaten Festungshaft verurteilt. Die Strafe wird 1921 in eine vierjährige Bewährungsstrafe umgewandelt. 1918-1933 Stadtrat und Fraktionsvorsitzender in der Aschaffenburger Kommunalvertretung. 1920-1924 Mitglied des Bayerischen Landtags, bis 1921 für die USPD, dann für die SPD. Seit 1922 Geschäftsführer der Spessartdruck GmbH und des dazugehörigen Verlags der "Aschaffenburger Volkszeitung", publizistisches Hauptorgan der regionalen Sozialdemokratie und der Gewerkschaftsbewegung.

1933 Schließung des Druck- und Verlagsunternehmens durch die Nationalsozialisten, Gründung einer eigenen kleinen Druckerei. Vielfältigen Drangsalierungen und Verhaftungen ausgesetzt. Nach dem Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 wird Jean Stock verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau deportiert, aus dem er Anfang September 1944 wieder frei kommt.

Stock wird unmittelbar nach der Besetzung Aschaffenburgs durch die US-Armee Mitte April 1945 zum vorläufigen Oberbürgermeister der Stadt und zum Landrat der Kreise Aschaffenburg und Alzenau bestellt. Oktober 1945 maßgebliche Beteiligung an der Wiederbegründung der Aschaffenburger SPD. November 1945 Lizenz zur Herausgabe des "Main-Echos", einer parteipolitisch unabhängigen Zeitung, die in Stocks eigener Druckerei hergestellt wird.

1945-1946 Regierungspräsident von Unterfranken mit Sitz in Würzburg. 1946-1952 Mitglied des Aschaffenburger Stadtrats, dort 1946-1948 Vorsitzender der SPD-Fraktion. 1946 Mitglied der Bayerischen Verfassunggebenden Landesversammlung. 1946-1962 Mitglied des Bayerischen Landtags, 1946-1950 Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, Stellvertretender Vorsitzender und langjähriger Vorsitzender im Rechts- und Verfassungsausschuss.

Nachlass: Archiv der sozialen Demokratie, Bonn.

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Fussnoten