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Galerie Brasilia | Brasilien | bpb.de

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Galerie Brasilia Die ewige Hauptstadt der Hoffnung

Nicolas Behr

/ 3 Minuten zu lesen

Der Autor Nicolas Behr 2012 in Berlin. (© Timo Berger)

Brasília wurde 1960 durch den Präsidenten Juscelino Kubitschek als Hauptstadt Brasiliens eingeweiht. Mit seinem ambitionierten Stadtplan von Lucio Costa und den Palästen, die Oscar Niemeyer entworfen hat, ist Brasília die einzige im 20. Jahrhundert gebaute Stadt, die von der UNESCO mit dem Titel “Weltkulturerbe der Menschheit” ausgezeichnet wurde. Heute leben rund zweieinhalb Millionen Menschen in Brasília und seiner Umgebung. Fünfzig Jahre nach ihrer Einweihung ist die Stadt heute eine Metropole und Zentrum der politischen Macht des Landes. Allmählich beginnt eine neue Generation jedoch einen ziemlichen kritischen Blick auf die Stadt zu werfen. Von der ursprünglichen Utopie ist nichts geblieben. Brasília ist heute eine grausamer Spiegel der brasilianischen Realität: geballter Reichtum umgeben von einem Gürtel Satellitenstädte, in denen es oft an der grundlegenden öffentlichen Versorgung mangelt.

Alle Gedichte stammen aus aus dem Buch "JA Brasília NEIN" von Nicolas Behr

blocos melancólicos
superquadras
sem superego
eixos se retorcendo
monumentos em agonia
gramados deprimidos
linhas suicidas

Stadtszene Brasilia (© Externer Link: Dario Valderema on Flickr)

feche as suas asas
sobre eles
feche
isso isso
agora aperte bem

schwermütige gebäude
überquadras
ohne überich
sich windende achsen
dahinsiechende denkmäler
niedergeschlagene grünflächen
selbstmörderische linien

schließe deine flügel
über ihnen
schließe sie
so so
und drücke fest zu

estacionamentos
de árvores
genealógicas
dinastias
de engravatados
cargos hereditários
dom carimbo
de visconde

nobres funções

parkplätze
von stammbäumen
schlipstragende
dynastien
vererbbare ämter
hochgeborener
vicomte
von stempel

adlige ämter

carente, solitário,
aos domingos à tarde
ia para a esplanada
só para dar informações
aos turistas

liebesbedürftig,
einsam, ging er
sonntagnachmittags
zur esplanada nur um
touristen die stadt
zu erklären

Haus in Brasilia (© Mario Vitor Bastos)

senhores turistas,
eu gostaria
de frisar
mais uma vez
que nestes blocos
de apartamentos
moram inclusive
pessoas normais

sehr verehrte
touristen
ich würde gern noch
mal betonen:in den
appartement-anlagen
wohnen auch ganz
normale leute

Blick auf den Justizpalast in Brasilia (Architekt Oskar Niemeyer). Mit dem Denkmal für die Candangos, die Erbauer Brasilias (Skulptur von Bruno Giorgi) (© picture-alliance/akg)

candangos,
identificai-vos
pela poeira na íris,
lama na córnea,
cimento nos olhos

identificai-vos
pelos cílios saudosos,
pela vista cansada

candangos,
weist euch durch staub
auf der iris aus,
lehm auf der
hornhaut
zement auf den augen

weist euch durch
sehnsüchtige wimpern aus,
durch einen
erschöpften blick

in Brasilia (© Mario Vitor Bastos)

evangelho da realidade
contra jotakristo segundo
são lucio: naquele dia,
jotakristo, subindo aos céus
num pé de pequi,
disse aos candangos:
felizes os que construíram
comigo esta cidade
pois irão todos
para as satélites

evangelium der wirklichkeit
gegen jotchristus nach dem
heiligen lucio: an jenem
tage stieg jotchristus am
stamm eines pequis-baums
zum himmel hinauf und
verkündete den candangos:
selig sind die welche mit
mir die stadt errichteten,
denn sie alle werden
in den satellitenstädten
wandern

Glossar

candangos – Arbeiter aus allen Teilen Brasiliens (in der Mehrheit aus dem Nordwesten), die Brasília gebaut haben

esplanada – Zone, in der die Ministerien liegen

jk – Juscelino Kubitschek, Präsident Brasiliens von 1956-­‐61 und Gründer Brasílias

pequis-­‐baum – Obstbaum, der im Cerrado, der Savanne im Zentrum Brasiliens, heimisch ist

jotchristus – Anspielung auf jk

Fussnoten

Weitere Inhalte

Nicolas Behr (Nikolaus von Behr) wurde 1958 in Cuiabá, Mato Grosso, geboren. Er studierte auf einer Jesuitenschule in Diamantino und besuchte das Gymnasium in Cuiabá. Als Kind träumte er davon, Geologe oder Archäologe zu werden. Seit 1974 lebt er in Brasília. Sein erstes Buch ließ er 1977 drucken und verkaufte es an Schulen, in Kinos und Theatern. Er war Teil der Bewegung der “poesia marginal”. 1978 wurde er verhaftet und angeklagt durch die politische Polizei der Militärdiktatur (DOPS), weil er angeblich im Besitz von “pornografischen Material” war. Gemeint waren seine Bücher. Er wurde verurteilt und ein Jahr später begnadigt. Er hat viele “mimeografierte” Bücher veröffentlicht. Er arbeitete als Texter in Werbeagenturen und setzte sich für die Umweltbewegung ein. Seit 1990 lebt er von der Erträgen seiner Gärtnerei. Der mit mehreren Preisen ausgezeichnete Film “Braxília” stellt Behrs Beziehung zur Stadt Brasília dar. Die Stadt ist in seinem Schaffen sehr präsent – wie auch dieses Buch beweist.