Der Wehrdienst der Bundeswehr in Bildern
Beinahe aus der Zeit gefallen: Soldaten laufen am 24. Februar 2011 durchs sächsische Geithain. Am selben Abend legten hier 200 Rekruten wohl zum vorerst letzten Mal ihr Gelöbnis als Wehrpflichtige ab. Im Juni 2011 wurde die allgemeine Wehrpflicht ausgesetzt.
Die Wehrpflicht hatte bis dahin schon eine lange Geschichte. Wie lang genau, erklärt Peter Steinbach in seinem Beitrag "Die Wehrpflicht. Eine historische Betrachtung".
55 Jahre lang galt die Wehrpflicht für jeden volljährigen männlichen Bundesbürger. Zu Anfang ein Jahr, zwischenzeitlich mal 18 Monate und zuletzt sechs Monate dauerte die Grundausbildung.
Im Wehrdienst werden viele junge Menschen erstmals in ihrem Leben mit militärischer Gewalt konfrontiert. Welche gesellschaftlichen Auswirkungen das hat, beschreibt Ute Frevert in ihrem Beitrag "Militär und Zivilgesellschaft".
Von der Privatperson zum Soldaten: Noch in ziviler Kleidung heißt es für diese jungen Rekruten Anfang 2011 in der Friedenstein Kaserne Gotha "Antreten!"
Aus dem Bürger wird als Soldat der "Staatsbürger in Uniform" – so zumindest das Ideal der Bundeswehr. Was das für Gesellschaft und Soldaten selbst bedeutet, erklärt Nina Leonhard in ihrem Beitrag "Soldatenbilder im Wandel"
Wehrdienst heißt vor allem Leben in der Kaserne, auf engem Raum: Blick in eine leere Stube der Leopold-Kaserne am 30. Juni 2011 in Amberg
(Oberpfalz).Als Soldat ist man besonderen Gesetzen unterworfen und besitzt einige staatsbürgerlichen Grundrechte nur eingeschränkt. Welche das sind, erklärt Dieter Steingärtner in seinem Beitrag zum "Wehrrecht".
Uniformität auch bei der Kleidung: Die Schuhe gehören zur persönlichen Ausrüstung, die jeder Wehrdienstleistende nach seinem Dienst behalten darf.
Hier die Kleiderausgabe in Amberg (Oberpfalz).
Groß anders sahen die Stiefel auch 1955 nicht aus – zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann die Wiederbewaffnung der jungen Bundesrepublik.
Dieser Schritt war innen- und außenpolitisch hoch brisant. Den Weg zur Wiederbewaffnung zeichnet Detlef Bald in seinem Beitrag "Die Politik der Wiederbewaffnung" nach.
"Wir verweigern" – in der deutschen Bevölkerung regte sich lauter Protest gegen die Wiederbewaffnung. Vor allem die Pläne zur Wehrpflicht stießen
auf Skepsis, so wie hier in München Schwabing, am 23. März 1956. Das Recht, den Dienst an der Waffe zu verweigern, war von Anfang an prägend für die Bundeswehr. Wie sich das im Laufe der Zeit entwickelt hat, beschreibt Patrick Bernhard in seinem Beitrag "Kriegsdienstverweigerung und Zivildienst" .
16 Stunden lang dauerte die Debatte im Bonner Bundestag: An ihrem Ende stand das Wehrpflichtgesetz. 270 Stimmen hatten sich am Morgen des 7. Juli 1956 dafür, 166 dagegen ausgesprochen, 20 Abgeordnete enthielten sich.
Die verschiedenen Positionen und umstrittenen Fragen in der Parlamentsdebatte haben wir in unserem Hintergrund aktuell zu "60 Jahre Wehrpflichtgesetz" zusammengefasst.
Längst nicht alle jungen Männer leisteten Wehrdienst. Über Jahrzehnte gab es weitaus mehr Wehrpflichtige als benötigt. Und ab den 1970er-Jahren stieg die Zahl der Kriegsdienstverweigerer im Zivildienst.
Dieses Ungleichgewicht wurde von vielen Wehrdienstleistenden als ungerecht empfunden. Warum das 2011 ein wichtiges Argument für die Aussetzung der Wehrpflicht war, erklärt Patrick Bernhard in seinem Text "Wehrgerechtigkeit".
Auch die DDR besaß eine Wehrpflicht – allerdings erst seit 1962. Jeder männliche DDR-Bürger durchlief seitdem eine 18 monatige Grundausbildung in der Nationalen Volksarmee (NVA). Der Militärdienst war eng mit dem sozialistischen Staatssystem verwoben: Ziel der NVA-Führung war es, alle Wehrpflichtigen während ihres Wehrdienstes zu "sozialistischen Soldatenpersönlichkeiten" zu erziehen. Und das von klein auf, z.B. durch Wehrunterricht an Schulen oder die Freizeiten der Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Das Bild zeigt den NVA-Stand bei den 22. Arbeiterfestspielen in Frankfurt (Oder) im Juni 1988.
In seinem Artikel "Die Nationale Volksarmee der DDR – Streitkräfte im Dienste der SED" wirft der Historiker Rüdiger Wenzke einen Blick auf die ostdeutsche Armee und die Militärgeschichte der DDR.
Mit der Wiedervereinigung stand Deutschland auch vor der Herausforderung, zwei Armeen zu einer zu formen. Der "2+4-Vertrag" von 1990/91 gab die Höchstgrenze von 370.000 Soldaten vor – auf beiden Seiten musste Personal abgebaut und die Strukturen aneinander angepasst werden. Das Foto zeigt das erste Bundeswehrgelöbnis in Ostdeutschland im Oktober 1990 in Bad Salzungen. 250 Rekruten der früheren NVA legten ihren Fahneneid auf die Bundesrepublik Deutschland ab.
Rudolf Josef Schlaffer beschäftigt sich in seinem Beitrag "Armee der Einheit" mit den Hürden und Problemen der Integration der NVA in die Bundeswehr.
Bis zuletzt war der Wehrdienst umstritten. Bei öffentlichen Gelöbnissen - wie hier 1999 in Berlin - kam es immer wieder Protesten von
Wehrpflicht-Gegnern und Mitgliedern der Friedensbewegung. Diese waren meist friedlich. Es gab aber auch gewalttätige Ausschreitungen wie bei den Feierlichkeiten im Bremer Weserstadion 1980, bei denen rund 300 Menschen verletzt wurden.
2011 war Schluss: Die Wehrpflicht wurde ausgesetzt. Seit ihrem Bestehen 1956 hatten rund 8,4 Millionen Männer den Wehrdienst in der Bundeswehr durchlaufen. Die Bundeswehr ist nun eine Freiwilligenarmee.
Was das "Ende der Wehrpflicht" für die Gesellschaft und die Bundeswehr bedeutete, beschrieb Harald Kujat in seinem Essay für "Aus Politik und Zeitgeschichte".