Die Nationale Volksarmee der DDR
Streitkräfte im Dienste der SED
Rüdiger Wenzke
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Mehr als 34 Jahre lang war die Nationale Volksarmee (NVA) das militärische Organ der DDR. Die ostdeutschen Streitkräfte sicherten den Machtanspruch der SED und waren tief in der Gesellschaft verwurzelt. Dennoch war die NVA keine Armee des Volkes.
Die Nationale Volksarmee (NVA) war das bedeutendste bewaffnete Organ der DDR. Sie bildete ein unerlässliches Instrument der Herrschaftssicherung der Interner Link: Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und zugleich den Kern der ostdeutschen Landesverteidigung. Die NVA wurde von der Partei geführt und handelte im Sinne der SED-Politik. "Jeder Kommandeur, jeder Vorgesetzte muss sich bewusst sein, dass er in erster Linie politischer Funktionär ist und seine Arbeit im Auftrag der Partei der Arbeiterklasse durchführt", hieß es bereits in einem Beschluss des SED-Politbüros aus dem Jahr 1958. Eine parlamentarische Kontrolle existierte ebenso wenig wie es demokratische Mitgestaltungsmöglichkeiten für die Soldaten in der Armee gab.
Auftrag und Personal
Der Auftrag der NVA bestand darin, eingebunden in die Interner Link: Militärkoalition des Warschauer Paktes und den Vorgaben der sowjetischen Führungsmacht folgend, die "sozialistischen Errungenschaften" gegen alle bewaffneten Angriffe von außen zu verteidigen. Die Streitkräfte der DDR sollten aber nicht nur jeden Aggressor abwehren und auf dessen Territorium zerschlagen. Sie hatten in der SED-Diktatur auch eine nach innen gerichtete systemstabilisierende und systemerhaltende Aufgabe. Dem dienten ihre Einsatzplanung gegen "Feinde des Sozialismus" im eigenen Land und der Interner Link: Schießbefehl in den Grenztruppen, die bis 1973 offizieller Bestandteil der NVA waren. Erinnert sei zudem an den Beitrag der NVA zum Externer Link: Mauerbau 1961, an die Unterstützung der sowjetischen Interventionstruppen bei der Niederschlagung des Interner Link: "Prager Frühlings" in der Tschechoslowakei (ČSSR) 1968, an ihre Drohgebärden in der polnischen Krise 1980/81, als NVA-Einheiten zur möglichen Bekämpfung der Solidarność-Bewegung in erhöhte Gefechtsbereitschaft versetzt wurden, und an die Rolle der Armee als Reservoir für Einsatzkräfte gegen Demonstranten während der Friedlichen Revolution in der DDR im Herbst 1989.
Die NVA verfügte in den 1980er Jahren über etwa 180.000 grundwehrdienstleistende Mannschaften, Zeit- und Berufssoldaten. Vor allem letztere waren militärisch und politisch qualifiziert. Die Offiziere wurden an Offizierschulen ausgebildet, denen in den 1970er Jahren der Hochschulstatus verliehen worden war. Etwa 4.700 NVA-Offiziere erwarben einen Abschluss an sowjetischen Militärakademien und weiteren militärischen Lehreinrichtungen der UdSSR. Einige hundert absolvierten die Generalstabsakademie der sowjetischen Streitkräfte in Moskau, die höchste Ausbildungsstätte im Warschauer Pakt. Nahezu alle NVA-Offiziere gehörten der SED an. Ein weitverzweigter Polit- und Parteiapparat sorgte in den Streitkräften für eine intensive politische und ideologische Indoktrination der Armeeangehörigen sowie für die konsequente Durchsetzung der jeweiligen SED-Politik in den Einheiten.
Selbstverständnis und Tradition
Die NVA verstand sich nicht als Nachfolger früherer deutscher Armeen. Sie wollte auch nicht deren Traditionen fortsetzen, wenngleich sich in Äußerlichkeiten durchaus Kontinuitäten zeigten. So weckten die steingraue Uniform mit ihrem charakteristischen Schnitt der Jacke mit den vier aufgesetzten Taschen und Schließhaken, die Formen der Schirm- und Feldmützen, die Paspelierung der Waffenfarben und die festen Halbschaftstiefel ("Knobelbecher") sofort Assoziationen zur früheren Wehrmachtuniform.
Die NVA sah sich als Erbin und Fortsetzerin alles Progressiven und Revolutionären in der deutschen Militärgeschichte. Ihre Traditionslinie begann bei den sogenannten Bauernhaufen im 16. Jahrhundert, zu denen sich aufständische Bauern zusammenschlossen, um gemeinsam gegen die Obrigkeit zu kämpfen. Sie führte über die preußischen Militärreformer und die badische Revolutionsarmee im 19. Jahrhundert zu den Kämpfen der Arbeiterbewegung gegen "Imperialismus, Militarismus und Krieg" und den eigenen militärischen Traditionen im Sozialismus. Den Traditionskern bildeten die "revolutionären Kämpfe der Arbeiterklasse" nach 1918 in Deutschland und der kommunistische Widerstand gegen das Nazi-Regime. Bis zum Ende der NVA wurden knapp 300 Namen von Persönlichkeiten aus dieser Traditionslinie an Kasernen, Truppenteile, Einheiten und Einrichtungen sowie an Schiffe und Boote der NVA verliehen.
Die NVA war ihrem Auftrag entsprechend strukturiert, ausgerüstet und bewaffnet. Die Landstreitkräfte gliederten sich im Wesentlichen in zwei Panzerdivisionen mit jeweils etwa 7.000 Mann und vier Motorisierte Schützendivisionen mit jeweils rund 9.000 Mann. Die Seestreitkräfte mit einem Gesamtpersonalbestand von etwa 14.500 Mann, die seit 1960 die Bezeichnung "Volksmarine" trugen, bestanden aus drei Flottillen. Die Teilstreitkraft Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (LSK/LV) mit ihren 35.000 Soldaten bestand aus zwei Luftverteidigungsdivisionen.
Die DDR-Volksarmee verfügte in den 1980er Jahren über mehr als 2.500 Panzer, 6.000 gepanzerte Fahrzeuge, etwa 300 Kampfflugzeuge und fast 100 Schiffe. Im Kriegsfall sollte die NVA bis auf 500.000 Mann aufwachsen. Den Kern der zusätzlich aufzustellenden Kampfverbände bildeten fünf Mobilmachungs-Divisionen der Landstreitkräfte. Die NVA besaß Kernwaffeneinsatzmittel, hatte jedoch keinen eigenen Zugriff auf nukleare Gefechtsköpfe. Letztere wurden in Friedenszeiten in sowjetischen Kernwaffendepots auf dem Territorium der DDR gelagert und wären im Ernstfall an die ostdeutschen Streitkräfte übergeben worden.
Zur NVA gehörten auch eigene Kulturensembles, Sportzentren und -klubs, Erholungs- und Ferienheime, eine eigene Handelsorganisation, ein großer Wohnungsbestand und riesige Forstflächen. Mitte der 1980er Jahre kostete die Ostdeutschen "ihre" Armee über zwölf Milliarden DDR-Mark pro Jahr. Für Verteidigung und innere Sicherheit wurden insgesamt nahezu 11 Prozent des Nationaleinkommens aufgewandt. Diese Ausgaben lagen damit deutlich über den Verteidigungs- und Sicherheitsausgaben vergleichbarer Staaten.
Von der geheimen Aufrüstung zur professionalisierten Bündnisarmee im Warschauer Pakt
Bereits Ende der 1940er Jahre hatte die SED-Führung mit Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht erste Schritte zur Aufrüstung und gesellschaftlichen Militarisierung unternommen. Vor dem Interner Link: Hintergrund des Kalten Krieges baute sie erste militärische Einheiten auf. Bis zum Jahr 1952 entstanden die kasernierten Formationen der sogenannten "Hauptverwaltung für Ausbildung" sowie der See- und Luftpolizei mit einer Gesamtstärke von 55 000 Mann. Das Niveau der Ausbildung in diesen Einheiten war allerdings noch gering. Im Sommer 1952 wurde die "Kasernierte Volkspolizei" (KVP) geschaffen. Diese als Polizei getarnte Armee war bereits mit Panzern, Flugzeugen und Schiffen ausgerüstet und verfügte über mehr als 100.000 Mann.
Der im Mai 1955 gebildete Warschauer Pakt, dessen Gründungsmitglied die DDR war, gab die künftige Entwicklung des ostdeutschen Militärs weiter vor. Im Januar 1956 wurde das Gesetz über die Schaffung der Nationalen Volksarmee (NVA) verabschiedet. Nunmehr konnte der Aufbau der Streitkräfte offen durchgeführt werden. Die NVA wurde von Anfang an als Koalitionsarmee gegliedert und ausgerüstet. Sie war in der Struktur, der Ausbildung und der Bewaffnung grundsätzlich auf die Ergänzung der sowjetischen Truppen in Mitteleuropa ausgerichtet. Für sie galten zudem die für alle Streitkräfte im Warschauer Pakt verbindlichen Prinzipien des sowjetischen Vorbilds. Dazu gehörten die Führung durch die kommunistische Partei und die "Waffenbrüderschaft" mit den sowjetischen Truppen.
Wichtige Zäsuren in der Aufstellungsphase der NVA waren der Mauerbau 1961 und die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1962. Danach ging es vor allem darum, den wachsenden Anforderungen im östlichen Militärbündnis gerecht zu werden. Die NVA erhielt einen Platz in der ersten strategischen Staffel der Vereinten Streitkräfte. Im Kriegsfall sollte der Feind in vorderster Front und an der Seite der Sowjetarmee abgewehrt und in einer Gegenoffensive auf seinem eigenen Territorium endgültig zerschlagen werden. Diese Aufgabe galt bis zur Einführung einer neuen Militärdoktrin des Warschauer Paktes Mitte der 1980er Jahre, die nunmehr defensivere Planungen beinhaltete. Zugleich hatte die NVA auch die Bewegungs- und Operationsfreiheit der verbündeten Armeen auf dem Gebiet der DDR zu gewährleisten. Bereits in den 1970er Jahren hatten sich die Streitkräfte weiter militärisch professionalisiert. Moderne Bewaffnung, hohe Kampf- und Einsatzbereitschaft sowie militärisches Leistungsvermögen zeichneten die NVA auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung aus und ließen sie zu einer zunehmend selbstbewussten Armee im östlichen Bündnis werden.
Wehrdienst, "sozialistische Soldatenpersönlichkeiten" und rigide innere Verhältnisse
War die NVA zu Beginn noch eine Freiwilligenarmee, wurde 1962 der Wehrdienst für alle jungen männlichen DDR-Bürger zur Pflicht. Über 2,5 Millionen Männer dienten seitdem in der DDR-Volksarmee. Die Dauer des Grundwehrdienstes betrug 18 Monate. Ein verfassungsmäßig garantiertes Recht zur Wehrdienstverweigerung oder auf einen Zivildienst wie in der Bundesrepublik gab es bis zum Frühjahr 1990 nicht. Allerdings bestand seit 1964 die Möglichkeit, einen waffenlosen Wehrdienst in der NVA abzuleisten. Die als Bau- oder Spatensoldaten bezeichneten, überwiegend religiös motivierten Waffendienstverweigerer verrichteten vor allem körperlich anstrengende Bauarbeiten.
Ziel der NVA-Führung war es, alle Wehrpflichtigen während ihres Wehrdienstes zu "sozialistischen Soldatenpersönlichkeiten" zu erziehen. Diese sollten allgemeine Soldatentugenden wie Mut, Tapferkeit und Gehorsam, die "unerschütterliche" Treue gegenüber der SED und den Hass auf den "Klassenfeind" in sich vereinen und ihren Dienst vorbildlich versehen.
Für die meisten Wehrpflichtigen ging es freilich darum, die Wehrdienstzeit möglichst unbeschadet zu überstehen. Ausdruck ihres wenig ausgeprägten Wehrmotivs war die "EK" (Entlassungskandidat)-Bewegung in der NVA. Grundwehrdienstleistende genossen in ihrem letzten Diensthalbjahr, also kurz vor ihrer Entlassung, informelle Privilegien, die von Vorgesetzten häufig geduldet wurden. Sie konnten sich um ungeliebte Tätigkeiten drücken und Rekruten schikanieren. Die EK bildeten eine Massenerscheinung, die durch Alkoholexzesse, Entlassungsrituale und zum Teil brutale Aktionen gegen jüngere Soldaten gekennzeichnet war. Das Idealbild der SED-Ideologen vom vorbildlichen sozialistischen Soldaten blieb oftmals eine Fiktion.
Das Leben der Armeeangehörigen in der Kaserne wurde entscheidend durch den nach sowjetischem Vorbild festgelegten hohen Grad der Gefechtsbereitschaft der Truppe bestimmt. Das bedeutete vor allem, dass 85 Prozent des Personalbestandes der Streitkräfte ständig präsent sein mussten. Diesem Ziel wurde alles andere untergeordnet. Sowohl die Soldaten als auch die Armee als Ganzes waren damit auf Dauer überfordert. So stand einer zumeist guten Pflege der Technik und Bewaffnung eine grobe Vernachlässigung der Bedürfnisse, Sorgen und Nöte der Soldaten, Unteroffiziere, Fähnriche und Offiziere gegenüber. Eine Folge waren teilweise inhumane innere Verhältnisse, die durch eine Fülle von Diensten, wenig Freizeit und restriktive Urlaubs- und Ausgangsregelungen charakterisiert waren.
Darüber hinaus wurde die militärische Disziplin und Ordnung mit großer Härte durchgesetzt. Die SED verfügte dazu mit dem militärischen Disziplinarwesen und seiner niedrigen Sanktionsschwelle, den drastischen Strafen der Militärjustiz und dem "Armeeknast" in Schwedt an der Oder über einen schlagkräftigen Apparat. Obwohl die letztgenannte Einrichtung nur eine relativ kleine Dienststelle in der NVA war, spielte sie im Gesamtsystem der Disziplinierung und Repression von Armeeangehörigen eine wichtige Rolle. Das berüchtigte Militärgefängnis hatte vor allem die Aufgabe, Angst unter den Soldaten zu verbreiten. "Dafür kommst Du nach Schwedt" war eine Drohung, die in den NVA-Kasernen Furcht und Schrecken auslöste.
Teil des Repressionsapparates in den Streitkräften war nicht zuletzt die Hauptabteilung I des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Sie sollte sowohl "Abwehrtätigkeit" gegen westliche Spionageaktivitäten leisten, als auch politisch abweichendes Verhalten von Armeeangehörigen aufdecken und verfolgen. Politische Kritiker in den Reihen der NVA wurden als Staatsfeinde abgestempelt und kriminalisiert. Über 2300 MfS-Mitarbeiter wirkten hauptamtlich, u.a. als sogenannte Verbindungsoffiziere, in der NVA. Sie verfügten Ende der 1980er Jahre über ein Netzwerk von über 12.500 Inoffiziellen Mitarbeitern (IM), die als Spitzel in allen Dienstgradgruppen wirkten. Außerhalb dieses Unterdrückungssystems bot die politische Disziplinierung durch die Partei und die Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) eine weitere Sanktionsebene.
Dennoch gab es auch in der NVA widerständiges Verhalten. Einen Höhepunkt bildeten die Proteste von Armeeangehörigen gegen die Militäraktion des Warschauer Paktes zur Niederschlagung des "Prager Frühlings" im August 1968. Vor allem aber Vertreter der zwischen 1964 und 1990 in der NVA dienenden 15.000 Bausoldaten stellten die Zustände in der Armee immer wieder offen an den Pranger.
Militär und Militarisierung in der DDR-Gesellschaft
Die Landesverteidigung bildete im Selbstverständnis der SED ein Wesensmerkmal der sozialistischen Gesellschaft in der DDR. Tatsächlich spielten die NVA und die anderen bewaffneten Organe in Ostdeutschland eine bedeutende Rolle. Nicht nur, dass am Ende der DDR etwa jeder fünfte Bürger im erwerbstätigen Alter in einer militärischen und paramilitärischen Organisation erfasst war. Hohe Militärs gehörten darüber hinaus zu den entscheidenden Führungskreisen in Partei und Staat. So war DDR-Verteidigungsminister Heinz Hoffmann von Anfang der 1970er Jahre bis zu seinem Tod 1985 Mitglied des SED-Politbüros. Andere Generale und Offiziere gehörten dem Zentralkomitee der Partei an.
Das Militär hinterließ zudem in der DDR-Gesellschaft deutliche Spuren, so beispielsweise im Bildungssystem. Das zeigte sich an der durchgängigen Behandlung von Militärthemen, angefangen im Kindergarten bis zur Berufs- und Hochschulausbildung. Lehrer, Erzieher, Ausbilder, die FDJ und die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) sowie andere Institutionen und Organisationen arbeiteten dabei Hand in Hand. Der gesellschaftlichen Militarisierung dienten der Wehrunterricht an den Schulen und die militärische Pflichtausbildung an den Universitäten, Hoch- und Fachschulen. Während der Wehrunterricht für Jungen und Mädchen der 9. und 10. Klasse ab 1978 verbindlich war, bestand für alle gedienten männlichen Studierenden seit Anfang der 1970er Jahre die Pflicht zur militärischen Ausbildung, die während des 2. Studienjahres durchgeführt wurde. Obligatorischer Bestandteil des Studiums aller Studentinnen sowie der "wehrdienstuntauglichen" Studenten war die sogenannte ZV (Zivilverteidigung)-Ausbildung. Hinzu kam die Präsenz der NVA in der Öffentlichkeit in Form von Paraden und anderen Zeremoniellen. Frauen konnten freiwillig in die NVA eintreten. Sie dienten zumeist als Berufsunteroffiziere in den Rückwärtigen Diensten, z.B. im Verpflegungsdienst oder im Medizinischen Dienst. Ab 1984 durften sie in einigen Studiengängen an militärischen Ausbildungsrichtungen studieren und kamen danach zum Beispiel als Politoffiziere zum Einsatz. Anerkennung in der Bevölkerung konnte die NVA mit ihrer Einsatzbereitschaft und Unterstützung in Folge von Wetter-Katastrophen erringen. Die NVA war aber dennoch keine Armee des Volkes, weil das Volk keinen Einfluss auf sie ausüben konnte.
Ab Mitte der 1980er Jahre zeigten sich sowohl in der Gesellschaft als auch im Militär der DDR zunehmend Erscheinungen der Stagnation und der Verkrustung. Die NVA geriet gemeinsam mit dem Staat, den sie zu verteidigen hatte, und der Partei, in deren Dienst sie stand, in eine tiefe Krise. Erst im Herbst 1989 lösten sich die jahrzehntelang von der SED dominierten ostdeutschen Streitkräfte schrittweise aus der Umklammerung der Partei. Die Ende 1989 einsetzende Militärreform führte zwar zu einer Demokratisierung der Armee, so u.a. zur Bildung unabhängiger Interessenvertretungen für die Soldaten, sie blieb aber vor dem Hintergrund des sich rasch vollziehenden Prozesses der Vereinigung beider deutscher Staaten letztlich unvollendet.
Dr. Rüdiger Wenzke ist Historiker und Leiter des Forschungsbereiches "Militärgeschichte nach 1945" des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam. Er forscht und veröffentlicht vor allem zur Geschichte der NVA und zur Rolle der DDR im östlichen Bündnis.
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