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Hamid aus Eritrea: Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen | Zuflucht gesucht - Seeking Refuge | bpb.de

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Hamid aus Eritrea: Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen

Katharina Reinhold

/ 10 Minuten zu lesen

Die Handreichung gibt Anregungen wie über Vertreibung, Flucht und Zuflucht mit Schülerinnen und Schülern gesprochen werden kann. Über Hamids Geschichte können Kinder Empathie für Geflüchtete entwickeln, Fluchtursachen diskutieren und Gemeinsamkeiten von Kindern aus verschiedenen Lebenswelten erfahren.

Gesamtlänge des Films: 4:20 min. (incl. Abspann)

Altersempfehlung: ab 8 Jahren

Fächer: Deutsch, Sachunterricht, Politik, Kunst, Religion/Ethik

Schwerpunkte: Identität, Stärken, Gefühle, Empathie, Was brauchen wir um glücklich zu sein?

Ziele: Annäherung an das Thema Flucht, Kennenlernen von Fluchtgründen, Förderung eines positiven Selbstkonzepts und einer realistischen Selbstwahrnehmung der Kinder, Entwicklung von Empathie, Förderung von Wertschätzung und Rücksichtnahme der Kinder untereinander, Entwicklung eines Verständnisses für Universalität von Gefühlen

Allgemeiner Hinweis zum Einsatz des Arbeitsblattes: Die Übungen können auch unabhängig voneinander bearbeitet werden.

Übung 1: Vor dem Sehen des Films

Fächer: z.B. Deutsch, Sachunterricht, Politik, Religion/Ethik, Kunst

Dauer: ca. 20 min.

Angestrebte Kompetenzen: Informationen aus Texten und Bildern entnehmen, eine unbekannte mit der eigenen Lebenssituation vergleichen, Bezüge herstellen, sich in die Lage neu ankommender Menschen versetzen, Empathie entwickeln, sich Kenntnisse über Eritrea aneignen.

Vorentlastung „Bevor du den Film anschaust“: Einige Sätze aus dem Film, in denen Hamid das Leben in Eritrea vor der Flucht beschreibt, werden vorgestellt. Die Kinder können diese Sätze den passenden Standbildern zuordnen und sie so in die chronologische Reihenfolge des Films bringen. Sie erfahren so etwas über Eritrea in der Erinnerung von Hamid und nähern sich den Fluchtgründen – konkret dem Thema Krieg – an.

Aufgabenstellung: Ordne die Sätze den passenden Bildern zu.

Hinweis: Die Aufgabe kann mündlich in der ganzen Gruppe oder in Kleingruppen besprochen werden, oder auch schriftlich auf dem Arbeitsblatt gelöst werden.

Richtige Reihenfolge der Sätze (entspricht der Reihenfolge im Film):

1. c. Die Straßen sind voller Menschen und sie verkaufen alles Mögliche zum Essen.

2. e. Wenn man Lebensmittel auf der Straße verkauft, sind überall Fliegen drauf.

3. a. Die Straßen sind staubig und wenn es windig ist, kriegt man den Staub in die Augen.

4. f. In den Bussen kann man nirgendwo sitzen, weil sie so voll sind.

5. b. Es gab Krieg mit Äthiopien.

6. d. Als der Krieg anfing, mussten viele Menschen fliehen.

Im zweiten Schritt vergleichen die Kinder die Lebenssituation, die Hamid in Eritrea beschreibt, mit ihrer eigenen in Deutschland und arbeiten Unterschiede und Ähnlichkeiten heraus.

Aufgabenstellung 2: Besprecht mit eurem Sitznachbarn oder eurer Sitznachbarin folgende Fragen: Stellt euch vor, Hamid würde nach Deutschland umziehen. Was wäre für ihn neu oder anders? Vergleicht die Situationen, die er beschreibt, mit eurem eigenen Leben. Was meint ihr, wie würde es Hamid in der neuen Umgebung ergehen? Schreibt eure Antworten auf.

Antwortmöglichkeiten (Beispiele):

Zu 1. In Deutschland kaufen die Menschen das Essen meistens im Supermarkt, manchmal auch auf dem Wochenmarkt.

Zu 2. Normalerweise sind keine Insekten auf dem Essen, das man kauft (außer im Sommer manchmal die Wespen auf dem Kuchen).

Zu 3. Die Straßen sind asphaltiert oder gepflastert, es ist nur selten staubig, weil es häufig regnet und nicht sehr trocken ist. In Eritrea ist es wahrscheinlich sehr heiß und trocken.

Zu 4. In den Bussen und Bahnen ist es nur zu bestimmten Uhrzeiten (Berufsverkehr, Schulbeginn und-schluss) sehr voll, ansonsten gibt es meistens Platz zum Sitzen.

Zu 5. In Deutschland ist kein Krieg. Der letzte Krieg war von 1939-1945. Das ist schon lange her.

Zu 6. Aus Deutschland muss niemand wegen Krieg oder Gewalt fliehen. Menschen aus anderen Ländern kommen nach Deutschland, weil sie meinen, dass man hier sicher leben kann.

Gut zu wissen – Informationen über Eritrea

Hinweis: Sie können am besten einschätzen, ob und was die Kinder über Eritrea oder andere afrikanische Länder wissen. Kurze Hintergrundinfos sind im Arbeitsblatt gegeben, ebenso Links zu kindgerechten ausführlicheren Darstellungen.

Weitere Hintergründe und Informationen zu Eritrea können Sie beispielsweise hier finden:

Konfliktlagen am Horn von Afrika (Aus Politik und Zeitgeschichte 32-33/2006): Interner Link: http://www.bpb.de/internationales/afrika/afrika/59031/horn-von-afrika

Flüchtlinge in Europa: Ein Blick auf die Herkunftsländer Eritrea und Somalia: http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/newsletter/195082/fluechtlinge-in-europa

Falter Extra Fluchtgeschichten: Syrien und Eritrea: Interner Link: http://www.bpb.de/shop/lernen/falter/236174/falter-extra-fluchtgeschichten

Fischer Weltalmanach (bei bpb) Eritrea: Interner Link: http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/fischer-weltalmanach/65665/eritrea

Übung 2: Den Film sehen und verstehen

Fächer: z.B. Deutsch, Sachunterricht, Politik, Religion/Ethik

Dauer: ca. 20 min.

Angestrebte Kompetenzen: Informationen aus Bewegtbildern und Texten entnehmen und verstehen. Inhalte zusammenfassen. Verständnis für Kinder mit Fluchtgeschichte und für Menschen entwickeln, die Angehörige verloren haben und trauern.

Zum besseren Verständnis des Films wird vorgeschlagen, den Film in kurzen Abschnitten zu zeigen und jeweils im Anschluss Verständnisfragen zu stellen. Vielleicht haben die Kinder auch selbst Fragen zu dem Gesehenen, die sie sich gegenseitig oder mit Ihrer Unterstützung beantworten können. Alternativ ist es auch möglich, den Film zunächst ganz anzuschauen und im Anschluss die Fragen zu beantworten oder nur auf einzelne Szenen nochmals einzugehen.

Möglicherweise ruft der Film bei einigen Kindern starke emotionale Reaktionen hervor. Die Kinder sollten Gelegenheit haben, ihre Gedanken und Gefühle spontan äußern zu können. Alle Äußerungen sollten gleichwertig akzeptiert werden. Die Ausschnitte starten jeweils bei der angegebenen Stelle, stoppen müssen Sie jedoch selbst. Wir empfehlen, dies vor dem gemeinsamen Anschauen in der Klasse auszuprobieren. Die Fragen können Sie gemeinsam mündlich im Gespräch erörtern, oder die Kinder beantworten sie schriftlich auf dem Arbeitsblatt.

Hamid in Eritrea (0:00 - 1:49 min.)

Warum verlassen Hamid und seine Mutter ihr Heimatland Eritrea? Warum kann der Vater nicht mitkommen?

Eine mögliche Antwort:

In Eritrea ist Krieg. Es ist gefährlich, dort zu bleiben. Sie könnten verletzt oder getötet werden. Der Vater will, dass die beiden fliehen.
Der Vater darf Eritrea nicht verlassen. Er weiß geheime Dinge und der „Anführer“ verbietet ihm zu gehen. Er droht, Hamid und seine Mutter umzubringen, wenn der Vater etwas verrät.

Flucht und Neubeginn (1:50 - 2:37 min.)

Welche Schwierigkeiten hat Hamid am Anfang in dem neuen Land?

Eine mögliche Antwort:

Er versteht die Sprache noch nicht gut. Er hat Angst vor der Schule, weil er noch niemanden kennt. Er hat keine Freunde und alle anderen Kinder haben schon Freunde. Aber dann findet er erst einen, dann viele Freunde.

Hamid ist traurig (2:38 - 3:14 min.)

Was macht Hamid und seine Mutter so traurig? Woran merkt man, dass Hamid sehr traurig ist?

Eine mögliche Antwort:

Hamids Vater ist in Eritrea gestorben. Hamid und seine Mutter weinen und sind sehr traurig. Dann beschließen sie, dass sie nicht mehr weinen wollen. Hamid hat keinen Hunger. Er kann ein paar Tage nichts essen, nur trinken. Er kann sein Schulessen nicht aufessen, weil er so traurig ist.

Es wird besser (3:14 - 4:20 min.)

Wer oder was hilft Hamid dabei, dass er sich besser fühlt?

Eine mögliche Antwort:

Hamids Mutter tröstet ihn und sagt, dass sie in Sicherheit sind. Hamids Freunde helfen ihm. Er hat Spaß mit ihnen und es geht ihm immer besser. Er redet mit seinen Freunden nicht über früher oder über traurige Dinge. Sie tun einfach so, als seien sie nie passiert. Wenn er traurig ist, macht sein Freund einen Scherz.

Übung 3: Traurig sein und trösten

Fächer: z.B. Deutsch, Sachunterricht, Politik, Religion/Ethik, Kunst

Dauer: ca. 40 min.

Angestrebte Kompetenzen: Informationen aus Bildern und Texten entnehmen. Transfer zu ähnlichen Situationen oder Gefühlen im eigenen Leben herstellen. Verständnis für Kinder mit Fluchtgeschichte und für Menschen entwickeln, die Angehörige verloren haben und trauern, Informationen recherchieren, Hilfsmöglichkeiten zusammentragen, eigene Wirkmächtigkeit erfahren.

Materialbedarf: Plakat oder Papierrolle, Stifte und Farbe, Scheren, Kleber, Zeitschriften, Fotos etc. Anhand der Bilder und Texte über Hamids Trauer denken die Kinder über eigene Verlust- oder Trauererfahrungen nach. Sie arbeiten dabei handlungs- und lösungsorientiert und tragen zusammen, was ihnen dabei geholfen hat, Trauer zu verarbeiten und sich besser zu fühlen.

Zunächst überlegen die Kinder allein, denn die Erinnerungen an traurige Erlebnisse sind etwas sehr persönliches. Es sollte ihnen freigestellt sein, anderen davon zu erzählen. Aber sie sollten sich Notizen zu den Fragen machen. Alternativ könnten die Kinder sich 2-3 Fragen aussuchen, über die sie nachdenken.

Aufgabenstellung: Überlege für dich alleine und mache dir Notizen:

  • Warst du schon einmal so traurig, dass du nichts mehr essen wolltest und auf gar nichts mehr Lust hattest?

  • Hast du schon mal jemanden schrecklich vermisst? Wann war das?

  • Ist schon mal jemand gestorben, den du sehr gerne hattest? Was hat dir geholfen, damit es dir besser ging?

  • Hast du schon mal jemanden getröstet, der oder die sehr traurig war? Was hat geholfen?

  • Wer oder was hilft Hamid? Wann geht es ihm gut?

Notiert in Kleingruppen auf Kärtchen, in Stichworten Dinge (oder Menschen oder Tätigkeiten), die helfen, um sich besser zu fühlen, wenn man sehr traurig ist.

Im Sitzkreis werden dann die Kärtchen mit den Vorschlägen vorgestellt und ähnliche Punkte zusammengelegt. Die Kinder können aus ihren Vorschlägen eine „Trost-Wandzeitung“ erstellen, die kreativ gestaltet wird.

Wandzeitung gestalten: Trost und Hilfe

Aufgabenstellung: Gestaltet zusammen eine Trost-Wandzeitung! Sammelt oder schreibt, malt, fotografiert dafür Sprüche, Gedichte, Geschichten, Bilder oder Fotos, die trösten und Mut machen! Klebt, schreibt, malt diese auf ein großes Plakat.

Dies kann noch erweitert werden durch Rechercheaufgaben. Die Kinder können zum Beispiel ihre Eltern, Freunde oder Großeltern fragen, was sie tröstet, wenn sie traurig oder einsam sind. Falls die Kinder keine eigenen Trauer-Erfahrungen haben, bekommen sie hier Berichte von sehr nahen Personen. Die Ergebnisse dieser kleinen Interviews können auch in die Wandzeitung einfließen oder anderweitig dokumentiert werden.

Eine Erweiterung für ältere Kinder wäre eine Recherche in der Schul- oder Stadtbücherei nach Büchern, die Mut machen, wenn man einsam ist oder trauert. Sie können das Bibliothekspersonal vorab bitten, einige Bücher zusammenzustellen oder den Kindern zu zeigen, wie man nach bestimmten Themen suchen kann. Sie könnten einige Bücher ausleihen und eine Buchausstellung zum Thema machen, oder die Kinder stellen die Bücher in der Schülerzeitung vor.

Es sollte deutlich werden, dass nicht allen die gleichen Wege, Dinge, Worte helfen, mit ihrer Trauer umzugehen. Jeder Mensch trauert anders. Sie sollten darüber sprechen, dass Trauer zum Leben dazugehört. Es ist wichtig, diese Phase durchzumachen, als eine Form des Abschiednehmens. Es geht also bei den Übungen nicht darum, dass traurig sein etwas Schlechtes ist und das Ziel ist es nicht, gar nicht traurig zu sein oder nicht zu trauern. Es geht vielmehr um Möglichkeiten, Trauernde zu unterstützen oder sich selbst zu trösten und um die Vielfalt dieser Wege. Dies wird auch in der Zusammenschau mit den anderen Filmen deutlich. Juliane zum Beispiel helfen Fachleute in ihrer Krisensituation, Ali hilft es, zu zeichnen und Fußball zu spielen, Hamid hilft es, sich abzulenken, das Thema zu verdrängen und mit seinen Freunden Späße zu machen.

Weitere Informationen zum Thema Kinder und Trauer finden Sie zum Beispiel hier:

Externer Link: http://www.kindertrauer.info/Kindertrauer/Kindertrauer.html

Externer Link: http://www.br.de/themen/ratgeber/inhalt/familie/wie-kinder-trauern100.html

Übung 4: Hamid und seine Freunde

Fächer: z.B. Deutsch, Sachunterricht, Politik, Religion/Ethik

Dauer: ca. 40 min. oder länger, ggf. an zwei Tagen

Angestrebte Kompetenzen: Informationen aus Bildern und Texten entnehmen und interpretieren. Sich in andere hineinversetzen und Empathie entwickeln. Sätze sinnvoll vervollständigen, kurze freie Texte (Tagebucheinträge) schreiben, Bedeutung von Freundschaft herausarbeiten, positives Selbstbild entwickeln.

Die Kinder beschäftigen sich mit zwei Situationen aus dem Film, die auf Standbildern gezeigt werden. Sie können sich auch den gesamten Film noch einmal anschauen. Sie sollen sich besonders auf einen der beiden Jungen konzentrieren und versuchen, die Szene aus seiner Sicht zu betrachten.

1 – Hamid ist neu in der Schule und macht sich Sorgen, weil er niemanden kennt und alle anderen schon Freunde haben. Dann hat ein Junge Ärger mit seinen Freunden und Hamid freundet sich mit ihm an. Bald findet Hamid weitere Freunde.

2 – Hamid hat nun Freunde gefunden. Er ist traurig weil sein Vater gestorben ist. Aber wenn er traurig wird, lenkt sein Freund ihn ab und macht einen Witz und er wird wieder fröhlich. Die Kinder sprechen nicht über traurige Dinge, sie lenken einander ab und reden über andere Dinge. Das hilft Hamid, dass es ihm besser geht.

Die Kinder können nun einen kurzen Tagebucheintrag aus der Sicht „ihres“ Protagonisten schreiben.

Aufgabenstellung: Suche dir einen der beiden Tage aus und schreibe einen kurzen Tagebucheintrag aus der Sicht von Hamid bzw. aus der Sicht seines Freundes. Wie erinnern sie sich an den Tag? Was schreiben sie über ihren Freund und über ihre Gefühle?

Im Anschluss daran beschäftigen sie sich mit ihren eigenen Freunden und Freundinnen. Sie wählen eine oder einen aus und erzählen über eine Situation, in der sie sich geholfen haben.

Mein Freund / Meine Freundin

Aufgabenstellung: Bringe ein Foto von dir und einer guten Freundin oder dir und einem guten Freund mit oder male euch beide. Zeige das Foto und erzähle im Sitzkreis oder in der Kleingruppe von einer Situation, in der ihr euch gegenseitig geholfen habt.

Den Kindern wird deutlich, dass Freundschaft ein Geben und Nehmen ist und dass es wichtig ist, dass man sich gegenseitig unterstützt.

Gute Freunde

Im nächsten Schritt vertiefen die Kinder das Thema Freundschaft und fassen ihre Erkenntnisse zusammen. Sie vervollständigen folgende Sätze:

  • Ein guter Freund/Eine gute Freundin ist…

  • Ein guter Freund/Eine gute Freundin kann…

  • Ein guter Freund/Eine gute Freundin macht mich…

  • Mit einem guten Freund/einer guten Freundin kann ich…

  • Wenn jemand gemein zu meinem Freund/meiner Freundin ist,…

  • Wenn ein guter Freund/eine gute Freundin traurig ist,…

Katharina Reinhold ist Redakteurin, Autorin und Vermittlerin mit den Fachgebieten politische und kulturelle Bildung sowie Extremismusprävention.