Dokument 4.2: Liedertextsammlung "Unsere Stimme", Typoskript, Oktober 1965
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Liederbuch - Inhaltsverzeichnis
Liederbuch - Das Lied der Wolgadeutschen
Liederbuch - Das Lied der Wolgadeutschen. Fortsetzung
Liederbuch - Hört, deutsche Brüder!
Liederbuch - Hört, deutsche Brüder! Fortsetzung
Liederbuch - Die Vertriebenen
Liederbuch - Die Vertriebenen. Fortsetzung
Liederbuch - Der Ausgesiedelte
Liederbuch - Der Ausgesiedelte. Fortsetzung.
UNSERE STIMME
Erste Sammlung
Inhaltsverzeichnis:
Seite
Das Lied der WolgadeutschenHört, deutsche Brüder
Die Vertriebenen
Der Ausgesiedelte
Oktober, 1965
Das Lied der Wolgadeutschen
(Melodie: "Stenka Rasin"
Voller Sehnsucht nach der Heimat
ist mein Herz hier ganz erfüllt
und in weiter, weiter Feme
sich dein Bild von mir enthüllt.Drum, so laß dich herzlich grüßen
dort am fernen Wolgastrand.
Traurig wir dich einst verließen,
Land, wo uns‘re Wiege stand.Und wir werden nie vergessen
dieses deutsche Wolgaland,
wo die Väter einst gesessen,
wo sie rührten ihre Hand.Deutscher Fleiß und deutsche Mühen
trugen reiche Früchte ein.
Doch dann mußten wir entfliehen,
und die Heimat blieb allein.Doch die Welt soll nie vergessen
unsern schweren Schicksalsweg,
und die Völker sollen wissen,
wer die Schuld am Unglück trägt.Wo der Wolgastrom sich windet,
leuchtend zieht sein Silberband,
unsre Heimat ward gegründet,
hieß man‘s Berg- und Wiesenland.Dort bebauten uns‘re Ahnen
Urwaldgrund und Steppensand,
trugen froh des Glaubens Fahnen –
deutsches Volk vom Bauernstand.Ihre Sprache, ihre Sitten
hatten sie sich treu bewahrt.
Ob sie vieles auch erlitten,
nie verlor sich ihre Art.Als des Krieges Flammen trieben
Volker in ein frühes Grab,
griffen, die noch übrig blieben,
überall zum Wanderstab.Von der Wolga kühlen Strande
und dem teuren Elternhaus,
zogen wir durch fremde Lande
wieder in die Welt hinaus.Doch die Sehnsucht nach der Heimat
sich im Herzen nimmer stillt,
in der weiten fremden Ferne
sich dein Bild vor mir enthüllt.
Volksdichtung
Aufgeschrieben von Friedrich
Schiller aus Marxstadt
Hört, deutsche Brüder!
Hört, deutsche Brüder nah und fern
Es schlägt einmal die Stunde!
Nach Leid und Not, nach Fluch und Tod
kommt eine frohe Kunde:
Es geht zurück zum Wolgastrand,
ins alte liebe Heimatland,
wo deutscher Geist und deutscher Fleiß
seit Jahr und Tag geschafft!Das Russenvolk, das Brüdervolk,
wird uns es nicht verleiden:
"Wir wollen keine andern sein,
wir wollen Deutsche bleiben!"
So sangen uns‘re Väter schon
an den verhaßten Zarentron.
Um Recht und Freiheit rangen sie,
und haben sie erkämpft.Hoch lebe Lenin allezeit!
Sein Werk ist uns‘re Waffe!
Wir wollen sein mit allen Freund,
und wollen friedlich schaffen.
Verflucht in alle Ewigkeit
sei Kultund seine Helfersbrut,
die fünfzehn lange Jahre uns
Gepeinigt bis aufs Blut.Wir sind nicht schuld an Hitlers Krieg,
und rein sind uns‘re Herzen.
Das Leid war groß, das wir gehabt,
die unverdienten Schmerzen.
Wir darbten viel, doch hielten stand.
Es steckt im Sieg, den unser Land
errungen hat im Todeskampf,
auch unser blut‘ger Schweiß.Drum gebt zurück die Republik
am trauten Wolgastrande!
Wir wollen nun nicht langer sein
Stiefkinder hierzulande!
Wir wollen Herr im Hause sein,
wir wollen lernen groß und klein,
mit allen halten gleichen Schritt
in unser eignen Republik!Wo immer wir geboren sind
auf weiter Sowjeterde,
woll‘n wir, das uns‘re Republik
uns allen Heimat werde.
Der Deutsche von dem Wolgastrand
reicht allen Brüdern seine Hand,
heißt sie wollkommen jederzeit
in seinem Heimatland.Der Deutschen Muttersprache Klang
muß bleiben uns erhalten.
Gepflegt sei unser altes Band,
und möge nie veralten!
Erklinge frei am Wolgastrand
im lieben alten Heimatland,
wo deutscher Geist und deutscher Fleiß
seit Jahr und Tag geschafft.Die ihr des Staates Ruder lenkt,
Gerechtigkeit laßt walten.
Warum bleibt nur die Autonomie
uns Deutschen vorenthalten?
Aus Lenins Hand kam unser Glück,
doch Beriastahl‘s, der Henkersknecht.
Gebt uns die Republik zurück,
wir fordern unser Recht!
Eugen Hildebrandt
Die Vertriebenen
(Melodie: "Stenka Rasin")
Wir vertrieb‘nen Sowjetdeutschen
sind zerstreut vom Heimatland.
wo einst lebten uns‘re Väter,
wo auch uns‘re Wiege stand.Und am fremden Ort, vertrieben,
weit entfernt vom Heimatland,
mur noch uns‘re Lieder blieben,
die als Kinder wir gekannt.Die Familien sind zerrissen,
der eine hier, der andre dort.
Viele Mütter nicht mehr wissen,
wo jetzt ihrer Kinder Ort.Hunger, Elend, Angst und Kummer,
das war unser schweres Los,
und gar viele uns‘rer Brüder
ruhen längst im Erdenschoß.All das haben wir ertragen
ohne Murren, mit Geduld.
Wem auch sollten wir es klagen,
wir Vertieb’nen ohne Schuld?Rechtlos waren wir und Knechte,
nur zur Arbeit, wie das Vieh.
Und zum Spott nannt‘ man uns Schlechte,
Fritz, Faschist auch da und hie.Doch wir werden nicht mehr schweigen.
Brüder auf! Nun ist es Zeit!
Uns’re Stimme soll erschallen,
bis da siegt Gerechtigkeit.Bis wir wieder das erhalten,
was uns Lenin einstmals gab:
Republik und Selbstverwalten,
in Schul‘ und Haus die Muttersprach.
Volksdichtung
Der Ausgesiedelte
Am steilen Ufer des Jenissei
in goldigen Abendstunden
steht oft er mit gesenktem Hauptv tief in Gedanken versunken.Vor ihm der mächtige Fluß,
nicht Ende noch Anfang ist abzusehen.
Die Wellen steigen riesenhoch,
wenn starke Winde wehen.Ringsum am Fluß der Taigawald
von Fichten, Tannen, Lärchen.
Die Fluten brausen tobend dahin,
gedrängt von den steilen Bergen.Oh rausche, wilder Jenissei!
Dein Brausen will ich hören.
Du rufst Erinnerungen wach...
Hier kann mich niemand stören.Die liebe Wolga seh ich hier
vor meinen Augen wallen,
und ihre blauen Berge auch,
und hör den Pfiff der Dampfer schallen.Mein Heimatsdort am Wolgafluß...
Ich kann es nicht vergessen,
wie ich vor meinem Elternhaus
glückträumend oft gesessen.Am Haus seh ich den Garten noch,
wo Äpfel, Kirschen reifen,
und wie in glitzernd blauer Luft
zickzack die Schwälbchen schweifen.O, tobe, brause, Jenissei!
Im Rauschen hör ich wieder
die längst verklung‘nen Melodien,
der Jugend traute Lieder.Den Trauertag vergeß ich nie
in jenem Unglücksjahre,
als wir verjagt von Haus und Hof,
ins Unheil mußten fahren.Wie‘s meinen Blutsverwandten geht,
möchte ich noch einmal schauen,
doch sind sie all wie Staub zerstreut
in endlos weiten Gauen.Hier fühl ich mich als Fremder nur.
Man zählt es oft für Schande,
mich auf der Straß‘ zu grüßen frei,
weil ich hier ein Verbannter.Schon viele Jahre sind es her,
doch kann ich's nicht verschmerzen.
Das Wolgaland, das Heimatland
liegt tief in meinem Herzen.Ersehnte Freiheit, wann bekomm
ich endlich sie nur wieder,
das frei ich fahren kann nach Haus
mit allen deutschen Brüdern?O, tobe, brause, Jenissei!
Dein Rauschen singt mir Lieder
von dir, mein lieber Wolgastrand.
wie gern stünd' ich
am deinen Ufern wieder!
Heinrich Fuchs
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