An das Innenministerium der Estnischen SSR,
Lai tänav, Tallinn,
Abteilung für Visa und Registrierung (OWIR)
vom Bürger Damm, Jakob Kondratjewitsch, geb. 1938, Deutscher, wohnhaft: Estnische SSR, Jögeva, Nöukogude Str. 9, Wg. 31.
ANTRAG
Ich und meine Familie wenden uns mit der Bitte an Sie, uns die Ausreise in unsere historische Heimat – Deutschland – zu gestatten. Ein Verzeichnis der Deutschen, die nach Deutschland auszureisen wünschen, wurde der Regierung am 18. Mai 1973 überreicht.
Wir haben, so gab die [Zentral]Regierung der Abordnung der Deutschen zur Antwort, kein Territorium, was so viel bedeutet, dass es für uns in der Sowjetunion nichts gibt.
Worin besteht da die Logik: an der Arbeitsfront gelten wir als gute Werktätige, wenn es sich jedoch um unsere nationalen Rechte handelt, stellt es sich heraus, dass solche für die Deutschen nicht existieren. Es drängt sich die Frage auf – wie soll es weitergehen, was erwartet uns, Deutsche der [Sowjet]Union, in der Zukunft? Die Schlussfolgerung ist klar: Assimilation. Aber warum? Wer und mit welchem Recht nahm uns alles, worauf alle Völker der Welt ein Anrecht haben? Und warum sollen wir aussterben [als Volk mit eigener Sprache und Kultur], in dem wir in anderen [Völkern] aufgehen werden? Wodurch sind wir schlechter als die Anderen? Wenn es sich vorrangig um das Territorium handelt, so erlauben Sie allen, die es wünschen, nach Deutschland zu übersiedeln. Ich und meine Familie erwarten mit großer Hoffnung einen positiven Bescheid auf unsere Bitte.
15. August 1973
DAMM J.K.