"Die Familie von Sex-Flüchtlingen aus Deutschland bekommt ein elftes Kind", "300 deutsche Familien wollen den Sex-Flüchtlingen in die Region Stawropol folgen" – im Dezember 2016 kehrten die russlanddeutschen Spätaussiedler Eugen und Luisa Martens mit ihren damals zehn Kindern im Rahmen des russischen Heimkehrprogramms nach Russland zurück und wurden dort sofort zu einer Mediensensation. Der Grund für den Umzug von Nordrhein-Westfalen nach Sibirien in ein weit abgelegenes Dorf war der Sexualkundeunterricht in Deutschland. Die streng religiösen Eheleute Martens, Anhänger der kleinen Sekte "Organische Christus-Generation", wollten nicht, dass ihre Kinder daran teilnahmen.
Drei Jahre zuvor wurde über die Familie bereits in einigen deutschen Medien berichtet, als Eugen Martens für einen Tag in die Erzwingungshaft musste, weil seine Tochter nicht am Sexualkundeunterricht teilnahm und die Familie sich weigerte, das Bußgeld zu zahlen. In Sibirien wiesen ihnen die Behörden ein vollkommen heruntergekommenes Haus zu – ohne Heizung und laufendes Wasser. Als eines der Kinder stürzte und sich ein Schulterblatt brach, wurde das russische Jugendamt auf die Familie aufmerksam. Die Martens bekamen Angst, dass man ihnen die Kinder wegnehmen würde, und reisten sofort wieder nach Deutschland zurück. Kurze Zeit später zogen sie nach Südrussland. Ein Unternehmen aus Stawropol stellte der Familie ein großes Haus zur Verfügung. Аus dieser Zeit stammen die Schlagzeilen zu Beginn des Beitrags.
Die Geschichte der Familie Mertens, wie sie von den staatlichen und staatstreuen russischen Medien erzählt wird, bedient gleichzeitig mehrere russische Propagandastereotypen, allen voran das Narrativ von einem angeblichen Sittenverfall im Westen, dem Russland als Bollwerk der Sittlichkeit trotze. Im Zentrum dieses Narrativs steht der Sexualkundeunterricht, der Kinder von der Krippe an verderbe. "Unsere Menschen”, so die Erzählung, stehen zu "traditionellen Werten" und lehnen eine "Frühsexualisierung" und sonstigen "unmoralischen Unfug" ab. Außerdem sei das Leben im Westen in vielerlei Hinsicht "unecht", ganz gleich, ob es um zwischenmenschliche Beziehungen, Umwelt oder die Qualität der Lebensmittel geht. Russland sei dagegen nicht nur "sittlich", sondern auch "natürlich, echt und unverfälscht".
"Russlanddeutsche wollen in die russische Heimat zurück"
So erzählt der staatsnahe Fernsehsender NTV über russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler, die aus Deutschland nach Russland übersiedeln bzw. angeblich übersiedeln wollen: "Russen, die einst das Land verlassen haben, fangen an, in großen Maßen zurückzukehren. Allein in Deutschland überstieg die Zahl der Russen, die in die Heimat ziehen wollen, eine halbe Million Menschen […] Städtische Deutsche mögen es im sibirischen Dorf. Olga melkt die Ziege. Kinder füttern Entenjungen. Die Remmichs sagen, ihre jüngste Tochter Lena habe in Deutschland an Asthma gelitten, nach nur einem Monat in Russland habe sie auf Inhalationen verzichten können. Olga Remmich: ,Hier sind die Lebensmittel biologisch rein, alles kommt aus Eigenproduktion. Die Kinder essen keine Chemie, sie atmen keine Chemie‘". Eine weitere Familie sei auf die Krim "aus ganz anderen Gründen" zurückgekehrt: "Menschen, die sexuelle Deviationen haben, sind vom Gesetz geschützt. Ich gehe mit Kindern auf der Straße, da küssen sich zwei Männer oder zwei Frauen, und ich darf sie nicht einmal zurechtweisen. Dafür würde ich eine Geldstrafe bekommen", sagt die Familienmutter Irina Weisbecker gegenüber dem Sender. Und nachdem "Migranten aus dem Nahen Osten und Afrika" das Land "geflutet" haben sollen, hätten die Weisbeckers richtig Angst.
Falsche Zahlen Rückkehrwilliger im russischen Fernsehen
Die Zahl eine halbe Million, die in diesem Bericht wie selbstverständlich genannt wird, wurde zum ersten Mal vom Vorsitzenden der ultrarechten Splitterpartei "Die Einheit", Dmitrij Rempel, ins Gespräch gebracht. Diese deutsche Minipartei, der enge Verbindungen nach Moskau nachgesagt werden, richtet sich vor allem an die nationalistisch gesinnten russlanddeutschen (Spät-)Aussiedler in Deutschland. In russischen Medien wird Rempel gern als wichtiger deutscher Politiker dargestellt und zu allen möglichen Themen der deutschen Politik befragt. Im Januar 2016, während einer Reise auf die von Russland besetzte Krim, erklärte Rempel, immer mehr russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler würden aus Deutschland nach Russland und auf die "heimgekehrte" Krim übersiedeln wollen, seine Partei habe bereits mehrere solche Bitten erhalten. Die Gesamtzahl der Willigen sei bereits auf über 500.000 Menschen gestiegen, behauptete Rempel und bezog sich dabei auf eine nicht näher genannte "offizielle Statistik": Einige sollen angeblich bereits ihre Koffer packen, andere überlegen sich noch einen Fluchtplan. Genaue Zahlen der tatsächlich nach Russland übergesiedelten Familien der russlanddeutschen (Spät-)Aussiedler ist nicht bekannt, russische Quellen sprachen von 50 Anträgen, was schon ungewöhnlich viel gewesen sein soll.
Dmitrij Rempel spielt in der russischen Berichterstattung über in Deutschland lebende russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler gewiss eine prominente Rolle, dennoch war deren Rückkehr nach Russland ein Thema lange vor Rempels medienwirksamem Auftritt auf der annektierten Krim. Im Jahre 2011 kritisierte die Stiftung "Russkij Mir" (Russische Welt), dass staatliche Förderung der nach Russland übersiedelnden "Landsleute" russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler nicht berücksichtige: "Nach der Massenauswanderung der Deutschen aus Russland und den GUS-Ländern in die historische Heimat, nach Deutschland, kehren Deutsche nicht einfach nur zurück. In Halbstadt im Altai und in Asowo im Gebiet Omsk gedeihen wiederaufgebaute autonome deutsche Rajons. Im Gebiet Nowosibirsk haben deutsche Übersiedler aus Deutschland Autonomiestatus beantragt. Nach der Information des Föderalen Migrationsdienstes FMS ziehen Deutsche nach Tjumen, Saratow, Tomsk und in viele andere Regionen Russlands, wo sie vor ihrer Auswanderung gelebt haben. […] Laut FMS, wurden 941 Menschen aus der BRD zwischen 2006 und 2010 eingebürgert. […] Leider gilt das Rückkehrprogramm für Landsleute nicht für Russlanddeutsche, wenn sie an ihre früheren Wohnorte zurückkehren und nicht dorthin, wo das Programm sie hinschickt". Genau mit diesem Problem wurde die kinderreiche Familie Mertens konfrontiert: Das Übersiedlungsprogramm schickte sie in ein entlegenes sibirisches Dorf.
Vereinnahmung russlanddeutscher (Spät-)Aussiedler als russische "Landsleute"
Dass die Stiftung "Russische Welt" den Begriff "Landsleute" im Bezug auf russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler verwendet, ganz egal ob sie aus Russland oder anderen Nachfolgerstaaten der ehemaligen UdSSR stammten, entspricht der offiziellen Linie des russischen Staates, alle russischsprachigen Menschen, die außerhalb Russlands leben, ungeachtet ihrer Herkunft und Selbstbezeichnung als Russen, Landsleute oder "unsere Leute" zu bezeichnen. Der russische Staat positioniert sich als deren Fürsprecher oder Schutzmacht, unterstellt den jeweiligen Minderheiten eine Verbundenheit mit und Loyalität zu Russland und nutzt sie als Vorwand für verschiedene Forderungen an die Regierungen entsprechender Länder. "Man nennt sie Russlanddeutsche, diese Aussiedler aus Kasachstan und Kirgisistan mit deutschem Blut und teilweise russischer Mentalität", schreibt das offizielle Organ der russischen Regierung "Rossijskaja gaseta".
In diesem Sinne werden alle spezifischen Probleme mit russischsprachigen Minderheiten im Ausland, reale oder erfundene, von russischer Seiter her als "Russophobie" ausgelegt; ein weiterer Begriff, der in der antiwestlichen Propaganda eine wichtige Rolle spielt. So ist auch der Satz von Dmitrij Rempel bei einem Fernsehauftritt zu verstehen, der sagte: "Alles, was mit der russischen Sprache und mit der russischsprachigen Bevölkerung in Deutschland zu tun hat, wird ein wenig verfolgt".
Einen Höhepunkt erreichte diese Rhetorik, als der russische Außenminister Sergej Lawrow das in Berlin lebende russlanddeutsche Mädchen Lisa, welches angeblich von Flüchtlingen entführt und vergewaltigt wurde, als "unser Mädchen" bezeichnete und dafür entsprechend eine ungewohnt heftige Zurückweisung vom damaligen Außenminister, Frank-Walter Steinmeier, einstecken musste.
Diese Ereignisse, die auch später die Erfolge der AfD in einigen von russlanddeutschen (Spät-)Aussiedlern geprägten Wohngebieten erklären und die Spekulationen über das Wahlverhalten der Russlanddeutschen während des Bundestagswahlkampfs 2017, weckten das Interesse der seriösen russischen Medien an der russischsprachigen Minderheit in Deutschland. Ausgewogene und differenzierte Berichte erschienen bei Meduza , Radio Liberty, BBC Russian. Auch das 100-jährige Jubiläum der 1941 von Stalin aufgelösten wolgadeutschen Autonomie blieb nicht unbemerkt. Die Reichweite dieser Medien ist dennoch nicht sehr groß, das Fernsehen spielt in Russland die entscheidende Rolle bei der Meinungsbildung und bleibt nach wie vor die wichtigste Informationsquelle. Dabei wird das Fernsehen seit Beginn der 2000er Jahre nahezu vollständig vom Staat kontrolliert. Was mit der Übernahme der Fernsehsender ORT (heute "Der erste Kanal") und NTW anfing, deren Besitzer bzw. Teilhaber gezwungen wurde, ihr Eigentum an die staatsnahen Konzerne zu verkaufen, endete mit einer nahezu flächendeckenden Kontrolle über Funk-, Druck- und Online-Medien. Dabei ist es nicht immer möglich, eine klare Trennlinie zwischen linientreuen und unabhängigen Medien zu ziehen: Einerseits erscheinen selbst in staatlichen, offen propagandistischen Medien vereinzelt kritische Beiträge, andererseits sind die vom Staat geförderten Narrative teilweise so verbreitet, dass sie bis in die moderaten Medien reichen. Das manifestiert sich auch in der Berichterstattung über Deutschland und die aus der ex-UdSSR stammenden Minderheiten.
Russlanddeutsche werden als erzkonservative Fremdenfeinde dargestellt
Nicht nur zeichnen die staatlichen und staatstreuen russischen Medien ein Bild vom "überfremdeten", von Horden orientalischer Barbaren heimgesuchten Deutschland, sie stellen russlanddeutsche (Spät-)Aussiedler und insgesamt die russischsprachige Minderheit in Deutschland als natürliche, kulturbedingte Fremdenfeinde dar. Dies wird als Ausdruck der vermeintlichen traditionalistischen Gesinnung durchaus positiv gewertet. "Isoliert vom politischen Leben, konfrontiert mit wirtschaftlichen Problemen mussten Russlanddeutsche mitansehen, wie ethnische Gemeinden von Migranten aus anderen Ländern an Einfluss gewinnen. Besonders gilt es für Deutschtürken. Obwohl es in Deutschland mehr Russischsprachige als Kleinasienstämmige gibt, sind diese unvergleichlich besser in den Machtorganen vertreten", dass löse bei den Russlanddeutschen ein Gefühl der Ungerechtigkeit aus, schreibt das konservative eurasische Gumiljow-Zenter. Auch ausgewogenere Medien teilen diese Einschätzung. So zitiert das Nachrichtenportal RBC.ru einen russlanddeutschen Doktoranden mit seiner Einschätzung, die Aussiedler hätten noch Einstellungen aus dem 19. Jahrhundert, die sie in der Sowjetunion beibehielten, in der Hoffnung, in Deutschland das gelobte Land zu finden. Nun kämmen viele Russlandstämmige dem gesellschaftlichen und politischen Wandel in Deutschland nicht hinterher.
Merkels Partei werde kaum Unterstützung von Russlanddeutschen bekommen, schreibt RBC.ru, ihre Stimmen fangen Linke und Ultrarechte auf. Tatsächlich konnte die rechtspopulistische AfD bei der Bundestagswahl 2018 lediglich 15 Prozent bei den russlanddeutschen (Spät-)Aussiedlern hohlen. Die CDU blieb mit 27 Prozent die beliebteste Partei innerhalb dieser Gruppe.
Diese urkonservativen "echten Deutschen", so das vorherrschende Bild in den russischen Medien, seien in Deutschland im Gegensatz zu den Fremden aus dem Orient überhaupt nicht willkommen. "[Russlanddeutsche] sind in Deutschland Menschen zweiter Klasse, zudem hat Merkels Regierung zurzeit andere Prioritäten, das sind afroasiatische Flüchtlinge. Da hat man keine Zeit für die eigenen Leute, für Deutsche, seien es auch Deutsche aus Russland" , schreibt die nationalistische Informationsagentur "Antifaschist" (sic!). "Das größte psychologische Problem für die Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion in Deutschland ist, dass sie sich als Menschen zweiter Klasse fühlen", berichtet die größte russische Nachrichtenagentur "RIA - Rossija segodnja", sie seien für die Bevölkerung vor Ort nicht deutsch genug.
Russlanddeutsche als AfD-Wähler
Entsprechend wird die AfD in den russischen Medien als Interessenvertreterin und Verbündete der russlanddeutschen (Spät-)Aussiedler dargestellt. Die (Spät-)Aussiedler erscheinen wiederum als treue Unterstützer und Wähler der Rechtspopulisten, beides ganz im Einklang mit der Selbstinszenierung der AfD. Diese Narrative werden auch von deutschen Medien aufgegriffen; in den deutschen Medien sind sie allerdings mit einem gewissen Grad an Panik verbunden, die staatlichen und staatsnahen russischen Medien dagegen verbreiten ein sehr positives Bild von der AfD als einer soliden konservativen Kraft. "[Früher] stimmten sie für Kohl und Merkel als Zeichen der Dankbarkeit für die Möglichkeit, aus den muslimischen Republiken der zerfallenden UdSSR in die Heimat zurückzukehren. Damit ist jetzt Schluss. Jetzt wählen sie die Alternative für Deutschland, deren Grundlage die Ablehnung von Merkels Migrationspolitik ist", schreibt "Rossijskaja Gaseta". Doch auch das oppositionelle Magazin "The New Times" bezeichnet die AfD als "die populärste Partei der islamophoben russischen Emigranten". Diese Formulierung lässt zwei Deutungen zu, wobei der Text suggeriert, Islamfeindlichkeit und Anfälligkeit für Kremlpropaganda seien unter den Russlandstämmigen ein flächendeckendes Phänomen. "Russlanddeutsche betrachten die AfD als eine wahrhaftig deutsche Partei, nicht als Neonazis, sondern als eine altdeutsche Partei, die versucht, Deutschland zu seinen Wurzeln zu führen, idealerweise in die Zeiten, als Katharina [die Große] ihre Vorfahren mit großen Perspektiven nach Russland gelockt hat. Klar ist es ein Mythos. Doch das moderne Deutschland, in dem 25 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund haben, ist ihnen auch nicht sonderlich sympathisch", schreibt das Wochenmagazin "Ogonjok", welches Teil der einflussreichen Mediengruppe "Kommersant" ist.
Ein Dozent der russischen Diplomatenakademie behauptet im Interview dem nationalkonservativen Online-Magazin "Swobodnaja Pressa", Russlanddeutsche, genauso wie Deutschtürken, unterstützen die AfD, weil beide Gruppen mit der "Flut" der neuen Einwanderer unzufrieden seien: "Alle Einwanderer der ersten und der zweiten Welle, die sich in Deutschland eingelebt haben und das Wahlrecht erhielten, lehnen Merkels Migrationspolitik mehrheitlich ab. Sie fürchten um ihr Einkommen, weil sie meistens von sozialen Leistungen leben, auf Kosten des deutschen Staatshaushalts. Sie verstehen: wenn nach Deutschland noch eine Million Bedürftige kommen, müssen sie den sozialen Kuchen mit ihnen teilen. Deswegen stimmen "verwurzelte" Migranten für die AfD, auch wenn man nicht gern darüber spricht." Die vermeintliche soziale Misere der Russlanddeutschen ist auch einer der immer wiederkehrenden Stereotypen, sie wird oft als Grund für die Rückkehr nach Russland genannt. Tatsächlich geht aus den Statistiken ein ganz anderes Bild hervor: Einwanderer aus der UdSSR, vor allem (Spät-)Aussiedler, weisen eine ähnliche Streuung der absoluten Haushaltseinkommen über verschiedene Einkommenssegmente auf wie die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund.
Russlanddeutsche als wichtige deutsche Politiker
Das Bild der Russlanddeutschen in russischen Medien wäre unvollständig ohne Andreas Maurer, der dort eine ähnliche Rolle spielt wie der Vorsitzende der Splitterpartei "Die Einheit" Dmitrij Rempel. "Es wäre keine Übertreibung, Andreas Maurer, den Leiter der Linksparteifraktion im Stadtrat von Quakenbrück, als einen der bekanntesten deutschen Politiker im heutigen Russland zu bezeichnen", heißt es auf der Webseite des "Moskauer Büros für Menschenrechte", einer kremltreuen Schein-NGO. Seit 2014 reist der Stadtrat der 12-tausend-Einwohnerstadt in Niedersachsen regelmäßig in die besetzten Gebiete der Ostukraine (die sogenannten Donezker und Lugansker Volksrepubliken) und auf die annektierte Krim als "Wahlbeobachter", lässt sich dort mit Präsident Putin, Premierminister Medwedew, Duma-Abgeordneten und Separatistenführern ablichten, und tritt im russischen Staatsfernsehen und anderen Medien als "deutscher Politiker und Experte" auf. 2016 machte Maurer besondere Schlagzeilen, indem er erklärte, dass Quakenbrück und weitere Gemeinden in Deutschland die annektierte Halbinsel Krim als russisches Gebiet anerkennen könnten. Ein anderes Mal behauptete er, im Donbass keinen einzigen russischen Soldaten gesehen zu haben. Am 11. Juni 2018 wurde Maurer vom Landgericht Osnabrück des Wahlbetrugs schuldig gesprochen und zu sieben Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Darüber wurde in oppositionellen und ausländlichen russischsprachigen Medien berichtet, nicht aber von denen, wo Maurer als wichtiger Politiker aufgetreten ist. Anders als Rempel spricht Maurer nicht über "russlanddeutsche Themen", dennoch haben beide in den russischen Medien dieselbe Funktion: Sie vermitteln den Eindruck, dass "unsere Landsleute" in der deutschen Politik eine wichtige Rolle spielen und starke Repräsentanz haben. Das wiederspricht natürlich dem Narrativ von einer diskriminierten und geächteten Minderheit, doch für die russischen Propaganda ist Verwirrung zu stiften grundsätzlich ein viel wichtigeres Ziel als die Konsequenz.