Die massenhaften Ströme der Binnenmigration aus teilweise Tausende von Kilometer entfernten Regionen trugen zu diesem Effekt bei. In kaum einer offiziellen Selbstbeschreibung des Landes fehlen Formulierungen, die die Toleranz "aus Tradition" betonen. Obwohl der Multikulturalismus im Sinne eines friedlichen Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen und Ethnien im brasilianischen Selbstverständnis eine große Rolle spielt, war er nie politisches Programm.
Die vier Bevölkerungsgruppen, die in Brasilien seit der Besiedlung des Landes dominieren, sind so stark vermischt, dass eine klare Zuordnung zu einer Abstammungsgruppe häufig nicht mehr möglich ist. Der heutige Bevölkerungsmix Brasiliens besteht – in sehr geringem Anteil – aus den verschiedenen Indiogruppen, aus den ursprünglichen portugiesischen Kolonialisten, den Nachfahren von Afrikanern, die als Sklaven nach Brasilien verschleppt wurden sowie den verschiedenen Immigrantengruppen, hauptsächlich aus Europa, dem Nahen Osten und Asien.
Etwa die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung hat einen nicht unerheblichen Anteil an afrikanischen Vorfahren. Von 187 Millionen Brasilianern schätzten sich im Jahr 2006 42,6 % als "gemischt" ein, 6,9 % als "schwarz" (vgl. Abb.). Fast die Hälfte der gesamten Bevölkerung (49,7 %), gab "weiß" als die eigene Hautfarbe an. Der Rest, 0,8 %, ordneten sich als "gelb" (amarela), also asiatisch oder von Indianern abstammend ein.
Erst 1888 wurde die Sklaverei offiziell abgeschafft. In der verfassungsgebenden Versammlung hundert Jahre nach Abschaffung der Sklaverei, im Jahr 1988, wurde Rassismus als nicht verjährendes Verbrechen gebrandmarkt, das mit Freiheitsstrafe geahndet wird (Art. 5 Ziff. XLII). Den Ausgangspunkt der Armut der schwarzen Bevölkerung in Brasilien bildet u. a. die Tatsache, dass die afrikanischen Zwangsverschleppten im Gegensatz zu den europäischen Einwanderern keine Integrationshilfe erhielten.
Ein öffentliches Bewusstsein für die Benachteiligung aufgrund der Hautfarbe konnte sich durch die über Jahrhunderte gewachsenen gesellschaftlichen Strukturen und den tief verankerten Paternalismus nur langsam entwickeln. Bis in die 1980er Jahre hinein wurden die Verantwortung für Menschenrechtsverletzungen wie Rassismus, bzw. die Existenz von Rassismus von der Regierung verneint. Erst Anfang der 1990er Jahre kam es zu einem offenen Dialog zwischen der Regierung und unterschiedlichen Gruppierungen der Zivilgesellschaft, der 1995 zur Ausarbeitung des "Nationalen Programms der Menschenrechte" (Programa Nacional de Direitos Humanos, PNDH) führte.
1997 wurde das Gesetz zur Bekämpfung von Vorurteilen aufgrund von Rasse oder Hautfarbe, Ethnie oder Religion aus dem Jahr 1989 in Bezug auf die Verurteilung von Rassismus verschärft (Gesetz 9.459, Art. 1 und 20). Unter dem amtierenden Regierungschef Luiz Inácio Lula da Silva, der in seiner zweiten Amtszeit regiert, wurde das neue politische Bewusstsein gegenüber ethnischen Diskriminierungen durch die Einrichtung verschiedener staatlicher Stellen zur Bekämpfung ethnischer Ungleichheit verstärkt fortgeführt: 2006 war Brasilien Veranstaltungsort zweier internationaler Konferenzen, die sich schwerpunktmäßig mit der Gleichstellung der Rassen beschäftigten.