Durch die stark angestiegenen Zahlen von – aus europäischer Sicht – irregulären Migrantinnen und Migranten, die versuchen, das Gebiet der Europäischen Union zu erreichen, ist
Migration innerhalb Afrikas
Migration und das Überwinden von Grenzen spielen im afrikanischen Kontext seit jeher eine besondere Rolle. Als vor rund 60 Jahren ein Großteil der
Im Jahr 2018 wurde eine afrikanische Freihandelszone gegründet, welche auch eine Afrikanische Wirtschaftsgemeinschaft zur Freizügigkeit von Personen und zum Recht auf Aufenthalt und Niederlassung vorsieht. Aber auch der Schutz von Geflüchteten spielt für die meisten afrikanischen Länder und Organisationen eine besondere Rolle. Dies kommt etwa durch die Externer Link: Flüchtlingskonvention der Organisation für Afrikanische Einheit aus dem Jahr 1969 zum Ausdruck, die über die Bestimmungen der
Dieses Bekenntnis zu Freizügigkeit und zum Flüchtlingsschutz liegt auch darin begründet, dass
Anteil der intraregionalen Migration an allen grenzüberschreitenden Migrationsbewegungen in afrikanischen Regionen/Regionalorganisationen
East African Community (EAC) | 55% |
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Union du Maghreb Arabe (AMU) | 5% |
Economic Community of Central African States (ECCAS) | 39% |
Economic Community of West African States (ECOWAS) | 89% |
Intergovernmental Authority on Development (IGAD) | 85% |
Southern African Development Community (SADC) | 44% |
Quelle: UNDESA (2019): International Migrant Stock: The 2019 Revision. Externer Link: https://www.un.org/en/development/desa/population/migration/data/estimates2/estimates19.asp (Zugriff: 11.05.2020). Eigene Berechnung.
Das Thema Migration bei den Organisationen ECOWAS und IGAD
Neben der
Gemäß mehrerer Schlüsselabkommen der AU fällt die Einführung der Personenfreizügigkeit in die Verantwortung der Regionalorganisationen. Doch in den meisten Regionen stößt die Umsetzung auf zahlreiche Hindernisse. Ein Beispiel stellt die westafrikanische ECOWAS
Anders sieht die Situation bei der IGAD in Nordostafrika
Worauf ist das sehr unterschiedliche Interesse der beiden Regionen für die Migrationsthematik zurückzuführen? Eine wichtige Rolle dürften die jeweilige Regionalgeschichte und die unterschiedlichen Interessenslagen politischer Eliten spielen. Seit der Unabhängigkeit der westafrikanischen Staaten gab es Bestrebungen, die kolonial geprägten Sprach- und Landesgrenzen durch die Intensivierung wirtschaftlicher und Handelskooperation zu überwinden – zumal es in der Region traditionell gewachsene Migrationsmuster gibt. Für Nordostafrika – eine von Dürrekatastrophen und gewaltsamen (u.a. zwischenstaatlichen) Konflikten geprägte Region – stand hingegen der
Neben regionalspezifischen Problem- und Interessenslagen sind auch institutionelle Faktoren bedeutend. So besitzt die ECOWAS im Gegensatz zur IGAD stabilere Institutionen und ein formal abgesichertes Mandat zur Verabschiedung von Gesetzen und politischen Zielen. Die IGAD hingegen verfügt nicht über eigene, den Mitgliedstaaten übergeordnete (migrations-)politische Entscheidungskompetenzen. Sie kann nur unverbindliche Empfehlungen aussprechen.
Der Einfluss der Europäischen Union
Die Europäische Union hat seit den 2000er Jahren die migrationspolitische Zusammenarbeit mit Subsahara-Afrika zunehmend ausgeweitet. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Westafrika und dem Horn von Afrika – den Hauptherkunftsregionen sogenannter irregulärer Migrantinnen und Migranten in Europa. Dies zeigt sich insbesondere im 2015 geschaffenen Finanzfonds Externer Link: European Emergency Trust Fund for Africa (EUTF), der vor allem migrationsbezogene Projekte in Ländern der Sahel- und Tschadsee-Region und am Horn von Afrika fördert. Darüber hinaus hat die Externer Link: EU 2016 mit Äthiopien, Mali, Niger, Nigeria und Senegal sogenannte Migrationspartnerschaften geschlossen. Schwerpunkt dieser Aktivitäten ist die
Demgegenüber spielt die Förderung von Freizügigkeit eine immer geringere Rolle. So läuft ein großes Regionalprogramm der EU zur Unterstützung der Freizügigkeit in Westafrika im Jahr 2020 aus, eine Folgephase ist vorerst nicht geplant. In der IGAD-Region fördert die EU zwar mit Mitteln aus dem EUTF derzeit die Einführung eines Freizügigkeitsprotokolls.
Ungeachtet der Hindernisse und Schwierigkeiten innerhalb der Regionen selbst, erschweren vor allem die im Rahmen des EUTF durchgeführten migrationspolitischen Maßnahmen der EU die Umsetzung von Freizügigkeit in Subsahara-Afrika. So sind in Westafrika die Folgen besonders problematisch: Bestehende Rechte der Bevölkerung der ECOWAS-Staaten zur visumfreien Ein- und Ausreise innerhalb der Region werden durch verstärkte und durch die EU unterstützte
Fazit
Personenfreizügigkeit kommt als Mittel zur Überwindung der von den Kolonialmächten gezogenen Grenzen auf dem afrikanischen Kontinent seit langem eine besondere Bedeutung zu. Wie die Beispiele ECOWAS und IGAD zeigen, stehen die afrikanischen Regionalorganisationen mit der Formulierung und Umsetzung regionaler Freizügigkeitsabkommen jedoch vor großen Herausforderungen. Dies hat – stark abhängig vom spezifischen regionalen Kontext – historische, institutionelle und/oder politische Gründe. Allerdings ist vor allem der seit einigen Jahren deutliche Fokus des EU-Engagements in Afrika auf eine Reduzierung der irregulären Migration ein großes Hindernis für weitere Fortschritte in Richtung Freizügigkeit in West- und Nordostafrika.