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Integrationsfragen

Emma Quinn

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Offensichtlich hat sich Irlands Bevölkerungszusammensetzung in den letzten 15 Jahren bedeutend verändert, jedoch ist die Integrationspolitik nach wie vor nur rudimentär ausgebildet. Bis 2007 bezog sich die einzige offizielle Integrationspolitik auf die Anerkennung von Flüchtlingen.

In Bezug auf die Arbeitsmigranten herrschte die Annahme vor, dass sie irgendwann in ihre Heimat zurückkehren würden. 2007 wurde das Amt des Ministers für Integration (Office of the Minister for Integration OMI) geschaffen, zu dessen Aufgaben es gehört, die Integrationspolitik zu entwickeln. Auch auf Seiten des Gesetzgebers wird zunehmend anerkannt, dass manche Zuwanderer in Irland bleiben werden – beispielsweise durch die vorgeschlagene Einführung eines neuen, erstmals gesetzlich verankerten Langzeitaufenthaltsstatus im Entwurf des Zuwanderungs-, Aufenthalts-, und Schutzgesetzes.

Trotz der rasanten Veränderungen in den letzten Jahren und des Fehlens einer Integrationspolitik hat Irland bisher keine ernst zu nehmenden Spannungen zwischen Iren und Zuwanderern erlebt. Neuere Forschungen weisen jedoch auf Ungleichheiten in Irland hin, welche die Situation schnell destabilisieren könnten, wenn ihnen nicht entgegengewirkt wird. Zum Beispiel zeigten Barrett et al., dass Irlands Zuwanderer insgesamt im Vergleich zu den Iren eine hoch gebildete Gruppe darstellen, aber nicht alle Einwanderer in Beschäftigungen tätig sind, die ihrem Bildungsniveau entsprechen. Dafür werden folgende Erklärungen in Betracht gezogen: Zuwanderern mit geringer Aufenthaltsdauer könnte das Wissen um den örtlichen Arbeitsmarkt fehlen, sodass sie anfangs auch Arbeit annehmen, die unter ihrem Qualifikationsniveau liegt, während sie nach besserer Beschäftigung suchen. Die Tatsache, dass Zuwanderer, die aus dem Vereinigten Königreich und den USA nach Irland eingewandert sind, keine Beschäftigungsnachteile erleben, legt den Verdacht nahe, dass die Beschäftigungsbenachteiligung mit mangelnden englischen Sprachkenntnissen zusammenhängt. McGinnity et al. fanden heraus, dass fast zwei Drittel der Zuwanderer mit Arbeitserlaubnis sich für überqualifiziert für ihren aktuellen Beruf hielten.

Barrett und Duffy nahmen an, dass Zuwanderer, die vor 2004 ankamen, irregulär gearbeitet haben könnten – viele der Zuwanderer vor 2004 waren keine EU-Staatsbürger und hatten daher kein volles Arbeitsrecht. Es könnte für sie nun schwierig sein, aus einer schwachen Arbeitsmarktsituation auszubrechen. Forschung im Hinblick auf die Gehälter wurde ebenfalls durchgeführt: Barrett und McCarthy fanden für das Jahr 2005 heraus, dass Einwanderer 15 Prozent weniger verdienten als vergleichbare irische Arbeitnehmer. Für Einwanderer aus nicht-englischsprachigen Ländern betrug der Gehaltsunterschied 20 Prozent und für Einwanderer aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten lag er bei 32 Prozent.

Die erste Stellungnahme hinsichtlich der zukünftigen Ausrichtung der irischen Migrationspolitik wurde vom Amt des Integrationsministers im Mai 2008 veröffentlicht. Bisher waren die Folgen dieser politischen Äußerung begrenzt, und es ist unwahrscheinlich, dass sich daran im Kontext allgemeiner Haushaltskürzungen in absehbarer Zukunft viel ändern wird.

Irland hat eine relativ ausgeprägte Gesetzgebung gegen Diskriminierung auf der Grundlage des Ehestands , des Familienstands der sexuellen Orientierung, Religion, Alter, Behinderung, Ethnizität oder Zugehörigkeit zur Traveller Community. Untersuchungen zeigen jedoch, dass trotz dieser Vorschriften Einwanderer in Irland Diskriminierungen ausgesetzt sind. Russell et al. fanden heraus, dass 31 Prozent der Personen mit "schwarzer", "asiatischer" oder "anderer" Ethnizität in den letzten zwei Jahren eine Form von Diskriminierung erlebt hatten, wohingegen dies nur auf 12 Prozent der Gesamtbevölkerung zutraf. O'Connell und McGinnity stellten fest, dass ausländische Staatsbürger mit dreimal höherer Wahrscheinlichkeit als Iren über Diskriminierung bei der Arbeitssuche berichten, die nicht durch Geschlechts-, Alters-, und Bildungsunterschiede erklärt werden können. Zudem erlebten Zuwanderer zweimal so oft Diskriminierung am Arbeitsplatz. Schwarze Befragte berichteten von größeren Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche als jede andere Gruppe. McGinnity et al. zeigten, dass ein Drittel der Migranten in den letzten zwei Jahren in der Öffentlichkeit oder am Arbeitsplatz belästigt worden war. Ein kürzlich durchgeführtes Experiment von McGinnity et al. hat gezeigt, dass Arbeitgeber mit zweimal so großer Wahrscheinlichkeit einen Kandidaten mit irischem Namen zu einem Bewerbungsgespräch einladen als einen entsprechenden Kandidaten mit eindeutig nicht-irischem Namen.

Anders als viele andere europäische Länder erlaubt Irland Zuwanderern eine weitreichende Teilnahme am politischen Leben auf Lokalebene, und Irland gilt in dieser Hinsicht als beispielhaft. Alle ausländischen Staatsangehörigen, die sich in Irland aufhalten (inklusive Arbeitserlaubnisinhaber, Asylbewerber und Studenten) dürfen an Kommunalwahlen teilnehmen, wenn sie am 1. September im Jahr vor der Wahl ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Irland hatten. Kommunalwahlen finden alle fünf Jahre statt. Bei den letzten Wahlen 2009 hatten alle Parteien außer der irisch-republikanischen Partei Sinn Féin ein paar Kandidaten mit Migrationshintergrund aufgestellt. In den Wahlkreisen für den Dubliner Stadtrat (Dublin City Council) waren vier Prozent der Wahlberechtigten ausländische Staatsbürger (exklusive britische Staatsbürger). In Irland lebende EU-Staatsbürger dürfen auch an den Europawahlen teilnehmen.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Siehe Barrett et al. (2006).

  2. Siehe McGinnity et al. (2006).

  3. Siehe Barrett und Duffy (2008).

  4. Siehe Barrett und McCarthy (2007).

  5. "Ehestand" bezieht sich nur auf Ehen mit legalem Status und schließt nicht notwendigerweise Kinder mit ein. Siehe auch Externer Link: www.equality.ie oder Externer Link: www.equalitytribunal.ie für weitere Informationen.

  6. "Familienstand" bezieht sich auf Schwangerschaft oder Kinderbetreuung.

  7. Eine traditionell nomadisch lebende irische Bevölkerungsgruppe, die mit Sinti und Roma in anderen Ländern vergleichbar ist.

  8. Siehe Russell et al. (2008).

  9. Siehe O´Connell und McGinnity (2008).

  10. Siehe McGinnity et al. (2006).

  11. Siehe Niessen et al. (2007).

  12. Siehe Fanning, O´Boyle und Shaw (2009).

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