Innerafrikanische Migration
Der 1960 unabhängig gewordene Senegal war zunächst hauptsächlich Zielland afrikanischer Migranten. Die größte Gruppe an Zuwanderern stammte aus dem benachbarten Guinea, von wo sie vor der Repression durch Präsident Sékou Touré (1958-1984) geflohen waren.
Die innerafrikanische senegalesische Emigration richtete sich bis in die 1960er Jahre insbesondere auf die Länder Mauretanien, Mali, Guinea und Guinea-Bissau aus. Ab Ende der 1960er Jahre wurden die Elfenbeinküste und Gabun aufgrund der hohen Nachfrage nach Arbeitskräften zu bedeutenden Zielländern. Anfang der 1970er Jahre weiteten sich die Migrationsströme im Rahmen des Diamanten- bzw. Edelsteinhandels bis nach Zentralafrika aus, insbesondere in den Kongo (Brazzaville), nach Zaire und Kamerun. Ein allgemeiner wirtschaftlicher Niedergang dieser Länder ab den späten 1970er Jahren und die Kriege im Kongo und in Zaire in den 1990er Jahren ließen diese Wanderungsbewegungen weitgehend versiegen. Die senegalesische Population in Mauretanien wurde 1989 vertrieben (siehe Flucht und Asyl), und anschließend wurden Fischereirechte für Senegalesen in Mauretanien stark eingeschränkt.
Interkontinentale Migration
Seit der frühen Kolonialzeit war der Senegal Ziel der Zuwanderung von Libanesen und Franzosen. Franzosen waren in der Regel Angestellte der Kolonialverwaltung oder der Handelshäuser und verließen das Land überwiegend nach der Unabhängigkeit, wenngleich eine signifikante Anzahl geblieben bzw. dorthin ausgewandert ist. Die ersten Libanesen kamen Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der Auswanderungswellen aus dem Libanon. Sie konnten sich, vielfach als Zwischenhändler für Erdnüsse, erfolgreich in die koloniale Ökonomie integrieren, und ließen später Migranten ihrer Herkunftsregionen nachziehen. Aufgrund der Lobbyarbeit senegalesischer Händler wurde 1970 ein Niederlassungsverbot für Libanesen verhängt, dennoch stieg die Anzahl der Libanesen weiter leicht an.
Die ersten Senegalesen gelangten infolge ihrer Einbeziehung in die französische Kolonialarmee nach Europa. Viele Soldaten verdingten sich nach ihrem Ausscheiden aus der Armee im Hafen von Marseille, das zu einem Zentrum der Senegalesen in Europa wurde. Frankreich blieb aufgrund der engen Beziehungen Senegals zur einstigen Kolonialmacht lange das bei Weitem bedeutendste europäische Zielland senegalesischer Migranten, welche insbesondere im europäisch-afrikanischen Handel aktiv waren. Frankreich führte 1985 die Visumspflicht für den Senegal ein, womit andere Länder als Migrationsziele an Bedeutung gewannen. Italien wurde als Folge der Legalisierungen des Aufenthaltes irregulärer Migranten im Zuge der Gesetzesakte Martellis (1990) und Dinis (1994) in den 1990er Jahren zum wichtigsten europäischen Zielland senegalesischer Migranten. Arbeit fanden die Zuwanderer sowohl im Tourismus als auch in der Industrie Norditaliens. Seit Ende der 1990er Jahre haben der Bausektor und die Landwirtschaft Spaniens zunehmend senegalesische Migranten angezogen.
Auch die Vereinigten Staaten wurden in der letzten Dekade als Zielland insbesondere für die jüngeren Angehörigen der Mittelschicht immer beliebter. Die Migration in die USA entwickelte sich durch Geschäftsreisen von Händlern, die elektronische Geräte in den Senegal einführten und afrikanische Waren in die USA exportierten. Insbesondere in New York hat sich eine starke senegalesische Gemeinschaft herausgebildet. Die jüngere Generation von Migranten ist überwiegend im niedrig entlohnten Dienstleistungssektor tätig.