Seit April 2023 haben die
Hintergründe des Konflikts
Die jüngere Geschichte des Sudan ist geprägt von der Herrschaft des langjährigen Staatspräsidenten Omar al-Bashir (1989 bis 2019).
Die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen und die Unterdrückung der Zivilbevölkerung durch das al-Bashir-Regime haben im Jahr 2019 zu intensiven Protesten geführt.
Der Krieg im Sudan mit den daraus resultierenden Fluchtbewegungen kann jedoch nicht angemessen verstanden werden, wenn man ihn ausschließlich als innenpolitischen Machtkampf begreift. Zum einen spielen im Hintergrund auch Auseinandersetzungen um die Verteilung von Agrarland und die Kontrolle von Ressourcen eine Rolle. Dieses Problem wird durch den
Somit kann der Konflikt als ein Krieg betrachtet werden, der von sich überschneidenden Faktoren beeinflusst wird: Kampf um politische Vorherrschaft und Ressourcen, Klimawandel und geopolitische Faktoren.
Folgen für Zivilbevölkerung und gefährdete Gruppen
Der bewaffnete Konflikt im Sudan hat schwerwiegende Folgen für die Zivilbevölkerung. Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (UNOCHA) wurden nach vorsichtigen Schätzungen bislang mindestens 19.000 Menschen getötet,
Seit Kriegsausbruch kommt es zudem immer wieder zu gezielten völkerrechtswidrigen Angriffen auf Wohngebiete und medizinische Einrichtungen. Insbesondere für Kinder und Frauen ist die Situation sehr schlimm, zumal sie aufgrund der bestehenden sozialen und geschlechtsspezifischen Hierarchien im Sudan anfälliger für die Auswirkungen des Krieges sind.
So waren bereits vor Ausbruch der Kämpfe mehr als vier Millionen Kinder und schwangere oder stillende Frauen schwer unterernährt – ein Zustand, der sich durch die Unterbrechung des Zugangs zu Nahrungsmitteln und medizinischer Versorgung verschlimmert hat.
Bereits in den 2000er Jahren wurde im Sudan
Im aktuellen Konflikt erfahren insbesondere nicht-arabische Volksgruppen im Sudan verstärkt Gewalt. So mehren sich etwa Externer Link: Berichte über ethnische Säuberungen in West-Darfur, die sich gegen das Volk der Masalit
Fluchtbewegungen
Der Bürgerkrieg im Sudan hat zu umfangreichen Vertreibungen geführt. Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. Während die Mehrheit der Vertriebenen im Sudan bleibt oder in die Nachbarländer flieht, nimmt nur eine Minderheit die längere und oft gefährliche Reise Richtung Europa auf sich.
Binnenvertreibungen
Bereits vor Kriegsausbruch gab es im Sudan mit schätzungsweise 3,7 Millionen Binnenvertriebenen Anfang 2023 eine
Viele Menschen erleben dabei mehrfache Vertreibungen. Darunter befinden sich auch etliche der mehr als eine Million Flüchtlinge, die schon vor Kriegsausbruch im Sudan Zuflucht gesucht hatten und mehrheitlich aus den Nachbarstaaten Südsudan, Eritrea, Äthiopien, der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad sowie aus Syrien und Jemen stammen.
Flucht in die Nachbarstaaten
Zusätzlich zu den rund acht Millionen konfliktbedingten Binnenvertriebenen gibt es inzwischen mehr als zwei Millionen Menschen, die aus dem Sudan geflohen sind, vor allem in die Nachbarländer. Im Tschad waren im August 2024 ca. 640.000 Menschen registriert, die seit dem 15. April 2023 aus dem Sudan dorthin geflohen waren; Ägypten hatte bis März 2024 (die Zahlen wurden seitdem nicht aktualisiert) rund 500.000 Flüchtlinge aufgenommen. Bei der Mehrzahl der rund 800.000 Menschen, die aus dem Sudan in den seit 2011 unabhängigen Südsudan geflüchtet sind, handelt es sich um Personen, die zuvor als Flüchtlinge im Sudan gelebt hatten, und die nun in den Südsudan zurückgekehrt sind. Kleinere Zahlen an Geflüchteten aus dem Sudan haben auch Libyen (ca. 97.000), Äthiopien (ca. 60.000), Uganda (ca. 55.000) und die Zentralafrikanische Republik (ca. 35.000) aufgenommen.
Die Nachbarstaaten Sudans haben jedoch mit ihren eigenen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Problemen zu kämpfen. Der Zuzug einer großen Zahl von Flüchtlingen innerhalb kurzer Zeit belastet lokale Infrastrukturen und verstärkt Spannungen innerhalb der Aufnahmegemeinschaften. Oft können die Geflüchteten aus dem Sudan nicht angemessen versorgt werden. Zudem werden sie von Regierungen und anderen Akteur*innen häufig als Sicherheitsproblem wahrgenommen bzw. als solches dargestellt. Zum Teil finden die Geflüchteten daher auch in den Aufnahmeländern keine Sicherheit, sondern werden Opfer von Gewalt.
So sind etwa Geflüchtete aus dem Sudan in Äthiopien immer wieder Angriffen von lokalen Milizen und Banditen ausgesetzt. Tausende sind aus den von den Vereinten Nationen betriebenen Flüchtlingslagern geflohen, um in den Wäldern nahe der Grenze Schutz zu suchen.
Im Tschad leben derzeit mehr als eine Million Vertriebene, von denen viele vor Konflikten in den Nachbarländern geflohen sind. Die jüngsten Fluchtbewegungen belasten die lokalen Ressourcen und haben die Preise für Grundnahrungsmittel in die Höhe getrieben, was das Leben sowohl für die Flüchtlinge als auch für die Einheimischen schwierig macht.
Die ägyptische Regierung reagierte mit der Einführung einer Pass- und Visumspflicht für sudanesische Staatsangehörige auf die Fluchtbewegungen. Dies erschwert die Einreise und den legalen Aufenthalt in Ägypten und hat auch zur Trennung von Familien geführt. Die ägyptischen Behörden haben in der Folge Tausende von sudanesischen Flüchtlingen inhaftiert und abgeschoben – oft ohne ein ordnungsgemäßes Verfahren oder die Möglichkeit, Asyl zu beantragen, was gegen internationales Recht verstößt. Die internationale Gemeinschaft hat Ägypten aufgefordert, seinen Verpflichtungen im Bereich der Menschenrechte und des Flüchtlingsrechts nachzukommen.
Flucht nach Europa
Es gibt auch Berichte über Flüchtlinge aus dem Sudan, die versuchen, über Libyen oder Tunesien nach Europa zu gelangen. Die Zahl der Asylerstanträge von Sudanes*innen in den 27 Mitgliedstaaten der EU ist seit Ausbruch des Konfliktes etwas angestiegen, verbleibt jedoch auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Im Jahr 2023 wurden insgesamt weniger als 10.000 Asylerstanträge von sudanesischen Staatsangehörigen in den EU-Staaten registriert (2022: ca. 5.000).
Schlussfolgerungen
Die derzeitige Lage im Sudan ist äußerst besorgniserregend. Etwa zehn Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben, sind in die Nachbarländer geflohen oder wagen die gefährliche Reise über das Mittelmeer nach Europa. Den Flüchtlingen wird vielfach der notwendige Schutz und eine angemessene Versorgung vorenthalten, und sie sind der Bedrohung durch Gewalt, Massenverhaftungen und erneuter Vertreibung ausgesetzt.
Trotz der schwerwiegenden Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, einschließlich zahlreicher Todesfälle, Vertreibungen und einer wachsenden Hungersnot, hat der Konflikt im Sudan bei den Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union oder der internationalen Gemeinschaft zu wenig Beachtung gefunden. Es wurden bislang nur unzureichende Anstrengungen unternommen, um eine Lösung des Konfliktes zu erreichen und den Frieden wiederherzustellen, so dass die Kampfhandlungen unvermindert weitergehen.
Die internationale Gemeinschaft sollte sich viel stärker engagieren, indem sie den Zugang zu humanitärer Hilfe sicherstellt, die Mittel für Hilfsmaßnahmen erhöht und die diplomatischen Bemühungen für einen Waffenstillstand und eine politische Lösung verstärkt, die auch konfliktverstärkende Faktoren wie Landnutzungskonflikte in den Blick nimmt. Sie sollte auch darauf hinwirken, dass die Konfliktparteien im Sudan dem Schutz der Zivilbevölkerung Vorrang einräumen und das humanitäre Völkerrecht einhalten. Bis eine Lösung gefunden ist, gilt es, sichere Fluchtwege offenzuhalten und die Versorgung von Flüchtlingen sicherzustellen.