Die 15 Staaten der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Interner Link: ECOWAS (Economic Community of West African States) haben zusammen rund 440 Millionen Einwohner*innen (2023). Die meisten davon wohnen in den subtropischen küstennahen Gebieten, die generell fruchtbarer und urbaner sind als die semiaride (überwiegend trockene) binnenländische Sahel-Zone. Interner Link: Nigeria, Afrikas bevölkerungsreichstes Land, beheimatet allein rund 50 Prozent aller Westafrikaner*innen.
Im Jahr 2020 waren ca. 10,56 Millionen Westafrikaner*innen internationale Migrant*innen, lebten also in Ländern, in denen sie nicht geboren worden waren oder deren Staatsangehörigkeit sie nicht besaßen. Westafrikas Migrationsrate, also das Verhältnis von Auswanderer*innen zur Gesamtbevölkerung, liegt unter dem weltweiten Durchschnitt. Trotzdem steigt die absolute Zahl westafrikanischer Migrant*innen aufgrund des vergleichsweise hohen Bevölkerungswachstums.
Westafrikaner*innen gelten im afrikanischen Vergleich als besonders mobil. Migration ist gesellschaftlich und historisch fest verankert. Ein Großteil der westafrikanischen Migration findet – anders als es in Europa wahrgenommen wird – Interner Link: innerhalb der Region statt. Viele der Hauptaufnahmeländer regionaler Migrant*innen sind gleichzeitig die Hauptherkunftsländer von westafrikanischen Migrant*innen, die in Europa leben, vor allem die Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste), Ghana, Nigeria und Senegal. Insgesamt werden die Zielregionen von mobilen Westafrikaner*innen über die westafrikanische Region hinaus vielfältiger. Der Anteil außerkontinentaler Migration steigt, vor allem Richtung Europa und USA. Jedoch ist dieser Anteil im weltweiten Vergleich bislang weiterhin eher niedrig. Europa reagiert darauf seit den 1990er Jahren mit einer zunehmend restriktiven Migrationspolitik.
Westafrikanische Migrationsmuster in historischer Perspektive
Die gegenwärtigen regionaltypischen Formen und Routen von Migration und Mobilität Einstellungen zu Migration sowie migrationspolitische Entwicklungen haben sich im Zusammenspiel mit wirtschaftlichen, politischen und anderen gesellschaftlichen Entwicklungen der Region seit vorkolonialer Zeit herausgebildet. Die Mobilität von Westafrikaner*innen ist seit jeher von der Suche nach fruchtbarem Land und vom Warenhandel geprägt. Bereits früh zog es Migrant*innen tendenziell in Richtung der Küstengebiete; die semiaride (überwiegend trockene) Sahelzone wurde lange vor allem von Menschen mit einer an die Umweltbedingungen angepassten mobilen Lebensweise bewohnt. Gleichzeitig entstanden Handelsrouten, die durch die Sahara in Richtung Europa führten und die Mobilität in der Region förderten.
Anfang des 16. Jahrhunderts begann die europäische Kolonisierung Afrikas. Wichtige Sklaven- und später Warenhandelshäfen etablierten sich zum Beispiel im heutigen Ghana, Benin, Senegal und Gambia. Mit dem Interner Link: Sklavenhandel erwirkten Europäer*innen eine massenhafte außerkontinentale Zwangsmigration von Afrikaner*innen. Zwischen 1501 und 1866 wurden mehr als zwölf Millionen Afrikaner*innen aus vornehmlich westafrikanischen Häfen nach Süd- und Nordamerika und in die Karibik verschleppt. Während der Interner Link: Kolonialzeit wurde eine Straßen- und Bahninfrastruktur errichtet. Diese diente nicht nur dem Sklavenhandel, der Vereinnahmung von Land zur Agrarbewirtschaftung für den Warenexport und der Suche nach Bodenschätzen wie Gold und Diamanten, sondern ermöglichte längerfristig auch höhere intraregionale Mobilität. Angepasst an die Arbeitskraftbedarfe der Kolonialwirtschaften etablierte sich eine von Männern dominierte, oft saisonale und zum Teil unter Zwang erfolgende Migration. Arbeitskraft wurde beispielsweise auf den Kaffee- und Kakaoplantagen in den Gebieten der heutigen Elfenbeinküste und Ghana gebraucht, aber auch beim Erdnussanbau im heutigen Senegal und Gambia, im Goldabbau an der “Goldküste” (heutiges Ghana) oder in den Diamantenminen im heutigen Sierra Leone. Bis heute migrieren Menschen in die Minengebiete Westafrikas in der Hoffnung, vom Goldrausch zu profitieren. Westafrika entwickelte sich über die Jahrhunderte zu einer großen zusammenhängenden Migrationszone, in der sich die saisonale und längerfristige Arbeitsmigration gesellschaftlich fest als eine wichtige Wirtschaftsstrategie von Familien etabliert hat.
Eine umfangreiche Migration nach Europa erfolgte erstmals im Zuge der Rekrutierung von westafrikanischen Soldaten für europäische Kriege. Sogenannte “Tirailleurs sénégalais” (Senegalschützen) aus dem Senegal und anderen französischen Kolonien kämpften für die französische Armee. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg waren es ca. 200.000 Soldaten.
Die mit der Unabhängigkeit westafrikanischer Staaten in den 1960er Jahren manifestierten Staatsgrenzen durchkreuzten ethnische, sprachliche und kulturelle Einheiten. Sie machen bis heute alltägliche Grenzüberquerungen für den Erhalt des sozialen Zusammenhalts notwendig. Diverse Bürgerkriege nach der Unabhängigkeit, vor allem die Kriege in Interner Link: Sierra Leone (1991–2001) und Liberia (1989–1996), sowie teils bis heute anhaltende Grenzkonflikte wie in der südsenegalesischen Casamance-Region, in Nordostnigeria oder in Interner Link: Mali erzeug(t)en zahlreiche Binnenvertriebene und internationale Flüchtlinge, die zum Großteil innerhalb der Region Schutz such(t)en.
Migration und Mobilität innerhalb Westafrikas
Im Gegensatz zur in Europa verbreiteten Wahrnehmung verbleiben geschätzte 70 bis 80 Prozent der westafrikanischen Migrant*innen innerhalb der Region. Ein Großteil westafrikanischer Migration findet also intraregional statt. Dieser Anteil ist höher als im restlichen Afrika – wohl auch, weil einige westafrikanische Länder flächenmäßig klein sind. Von den 7,4 Millionen Migrant*innen in Westafrika stammen 90 Prozent aus der Region. Knapp die Hälfte von ihnen lebt in nur zwei Ländern: Côte d’Ivoire (2,6 Millionen) und Nigeria (1,3 Millionen). Der Migrationskorridor von Burkina Faso nach Côte d’Ivoire ist der größte Afrikas. Zwischen beiden Ländern gibt es zudem umfangreiche saisonale Migration sowie weitere auf Kurzaufenthalte angelegte Bewegungen. Weil die kolonialen Grenzziehungen lokale Gegebenheiten, familiäre Netzwerke und kulturelle Räume ignorierten, sind Migration und grenzüberschreitende Mobilität alltäglich. Nomadische Gruppen (wie die Peulh) sind weiträumig grenzüberschreitend mobil, um ihren Tieren genügend Wasser und Nahrung bereitstellen zu können.
Ein Großteil der Migrant*innen verfolgt oder sucht im Ausland Arbeit oder betreibt Handel. Inländische wie grenzüberschreitende Wanderungsbewegungen führen zu einer rasch fortschreitenden Urbanisierung – vor allem in den Küstengebieten. Zwischen den frankophonen Ländern Westafrikas gibt es außerdem Migration zu Studienzwecken. Besonders hervorzuheben ist die Bildungsmigration an die senegalesische Universität Cheikh Anta Diop in Dakar, welche aufgrund ihres langjährigen Status als einzige Universität im französischen Kolonialreich bis heute überregional bekannt ist.
Seit jeher prägen aber auch klimatische Bedingungen Migration in Westafrika. Der Klimawandel, der sich in Westafrika aufgrund seiner Klimazonen und mangelnder gesellschaftlicher Resilienz besonders stark bemerkbar macht, verstärkt verschiedene Gründe für Migration. Extremwetterereignisse wie zunehmende Dürre oder Überschwemmungen bedrohen die Interner Link: Subsistenzlandwirtschaft und verschärfen Spannungen und Konflikte, Interner Link: besonders in der Sahelregion. Auch die Küstenerosion und der Anstieg des Meeresspiegels führen zu erzwungener Migration, da es durch diese Entwicklungen in manchen Regionen unmöglich wird, weiterhin an der Küste zu leben. Dies ist besonders für Menschen problematisch, die in der Fischerei tätig sind, da die Küstennähe hierfür unabdingbar ist. Angesichts solcher sich erschwerenden Bedingungen passen Familien ihre Einkommensstrategien längerfristig mithilfe von Binnen- oder internationaler Migration an.
Daneben führen gewaltsame Konflikte zu Fluchtmigration, die ebenfalls vornehmlich innerhalb der Region bleibt. Besonders in Mali, Burkina Faso, Externer Link: Niger und Nigeria gibt es viele Binnenvertriebene (insgesamt ca. 3,6 Millionen), aber auch die Zahl internationaler Flüchtlingsteigt tendenziell an. Neben regionalen Konfliktherden liegt dies auch an Fluchtbewegungen aus Krisengebieten im angrenzenden Zentralafrika.
Migration jenseits der Region
2020 lebten insgesamt ca. 3,16 Millionen Westafrikaner*innen außerhalb Westafrikas. Migration in andere afrikanische Länder spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Das angrenzende zentralafrikanische Kamerun (208.000) und das ölreiche Gabun (207.000) stellen die Ausnahmen dar, hingegen leben z.B. nur 51.233 Westafrikaner*innen im wirtschaftsstarken Einwanderungsmagnet Interner Link: Südafrika. Einen Sonderstatus haben auch nordafrikanische Länder. Unter dem langjährigen Machthaber Muammad Al-Gaddafi war insbesondere Libyen ein wichtiges Zielland für westafrikanische Arbeitsmigrant*innen. Durch den Interner Link: Bürgerkrieg in Libyen und die gegenwärtige politische Krise sowie die Interner Link: europäische Politik zur Externalisierung (Auslagerung) von Migrationskontrollen (siehe Kapitel zu Migrationspolitik) hat Nordafrika als Ziel von Migration an Attraktivität verloren. Heute gelten nordafrikanische Länder als Transitstationen auf dem Weg nach Europa, doch es leben auch viele Westafrikaner*innen dort, die trotz möglicher Erwägungen weiterzuziehen, mit der Zeit ansässig werden.
Die außerkontinentale Migration steigt seit den 1960er Jahren stetig an. Hintergrund dieser Entwicklung ist die steigende globale Mobilität im Zuge der Globalisierung, die zum Abbau von Mobilitätsbarrieren beigetragen hat. Gründe für die wachsende Migration finden sich aber auch in den anhaltenden politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen in der Region, die die persönliche Entfaltung und das wirtschaftliche Vorankommen behindern.
Laut UN-Angaben lebten 2020 ca. zwei Millionen Westafrikaner*innen in Europa. Gut 40 Prozent von ihnen sind Frauen, was im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung steht, wonach fast ausschließlich Männer aus Westafrika nach Europa einwandern würden. Frauen gelangen jedoch erheblich seltener über die irregulären Einwanderungswege – etwa über das Mittelmeer – nach Europa, stattdessen anteilig häufiger über den Interner Link: Familiennachzug.
Generell kommen eher Menschen aus den wohlhabenderen und urbaneren Regionen Westafrikas nach Europa und in die USA. Für sie ist es auch einfacher, sich die kostspielige Migration per Flugzeug oder über Nordafrika zu leisten. Die meisten Westafrikaner*innen in Europa stammen aus Nigeria, Ghana und dem Senegal. Gambia und die Kapverden haben anteilig an ihrer Bevölkerung besonders viele Migrant*innen, die in Ländern außerhalb des afrikanischen Kontinents leben.
Die Hauptzielländer in Europa sind die ehemaligen Kolonialmächte Großbritannien (397.164), Frankreich (494.829) und Portugal (109.622) sowie die Mittelmeeranrainerstaaten Italien (404.723) und Spanien (183.222). In Deutschland leben mit 158.204 Staatsangehörigen eines westafrikanischen Landes vergleichsweise wenige Westafrikaner*innen – insbesondere im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung.
Nach Afrika und Europa ist Nordamerika die drittwichtigste Zielregion. Hier lebten 2020 1,07 Millionen Menschen aus Westafrika, vorwiegend in den USA. Die Zahl der in den USA wohnenden Westafrikaner*innen ist höher als in allen ehemaligen europäischen Kolonialstaaten zusammen. Migration in andere Weltregionen findet erheblich seltener statt. Jedoch gibt es auch – teils nur in einer begrenzten Zeitspanne relevante – Migrationsbewegungen in südamerikanische und asiatische Länder: beispielsweise nach China aus Nigeria und Mali seit den späten 1990er Jahren oder nach Argentinien und Brasilien aus dem Senegal, Nigeria und Ghana seit den 2010er Jahren.
Insgesamt werden die Zielregionen vielfältiger. Während die ehemaligen europäischen Kolonialstaaten sowie Länder innerhalb Westafrikas als Migrationsziele an Bedeutung verlieren, haben vor allem die USA und Italien sowie ferner Deutschland und auch einige südamerikanische und asiatische Staaten an Relevanz gewonnen.
Migrationsmotivationen und gesellschaftliches Bild
Viele Westafrikaner*innen versprechen sich, durch ihre eigene Migration oder die Migration eines Verwandten, ihre Situation hinsichtlich Einkommen, Bildungschancen, persönlicher Entfaltung oder Lebensstandards zu verbessern. Die geographische Nähe zum europäischen Kontinent, post-koloniale Netzwerke, Tourismus und wirtschaftliche Abhängigkeiten machen die EU zu einer prädestinierten Zielregion. Die großen sozioökonomischen Unterschiede zwischen den beiden Regionen, ein zunehmender Arbeitskräftemangel in vielen EU-Staaten sowie interkulturelle Verbindungen begünstigen die Aussichten auf eine erfolgreiche Migration.
Migration wird in den westafrikanischen Gesellschaften als legitimes Recht jedes Einzelnen, als Chance und oft auch als wirtschaftliche Notwendigkeit verstanden. Besonders die Migration innerhalb der Region ist Alltagsnormalität. Hingegen werden Westafrikaner*innen, die in Nordamerika oder Europa leben, häufig von den Menschen in ihren Herkunftsländern bewundert. Ein Grund hierfür sind die Interner Link: Rücküberweisungen von Migrant*innen, die erheblich zur Verbesserung der Lebensbedingungen der im Herkunftsland verbliebenen Familienangehörigen beitragen. Jährlich fließen so etwa 27 Milliarden US-Dollar an Rücküberweisungen nach Westafrika. Für viele Familien sind sie ein zentraler Bestandteil zur Sicherung des Lebensunterhalts. Auf staatlicher Ebene entsprechen sie einem erheblichen Anteil des Bruttoinlandsprodukts. Im afrikanischen Vergleich erhalten viele Länder Westafrikas gemessen an ihrem Bruttoinlandsprodukt besonders hohe Anteile ausländischer Rücküberweisungen, allen voran Gambia.
Migrationspolitik
Obwohl westafrikanische Staaten mit ihrer Unabhängigkeit auch Visa- und Passregularien, Einreise-, Bleiberechts- und Arbeitsrestriktionen für Migrant*innen einführten , wurden Innen- und Außengrenzen nie so umfassend kontrolliert wie in Europa. Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS fördert Mobilität und damit die Normalität von Migration in der Region bereits seit den 1970er Jahren. So wurde 1979 das Interner Link: ECOWAS “Protocol on Free Movement of Persons, Right of Residence and Establishment“ ratifiziert, welches den Bürger*innen der ECOWAS-Staaten umfassende Mobilitäts- und Bleiberechte einräumt, ähnlich wie sie Bürger*innen im Schengen-Raum haben.
Die europäische migrationspolitische Kooperation mit westafrikanischen Ländern wiederum ist schwerpunktmäßig darauf ausgerichtet, Grenzen stärker zu kontrollieren und die Einwanderung in die EU zu begrenzen. Hierfür setzt sie vermehrt auf die Externalisierung ihrer Außengrenze, d.h. die Auslagerung von Migrationskontrollen in nord- und westafrikanische Staaten. Seit der Einführung einer EU-Visumpflicht für Afrikaner*innen in den 1990er Jahren wurde es kontinuierlich schwieriger, legal in den europäischen Schengen-Raum einzureisen. Interner Link: Daher wählen Westafrikaner*innen seit Mitte der 2000er Jahre vermehrt irreguläre Einreisewege über den Atlantischen Ozean oder das Mittelmeer. Die EU erschwert zunehmend auch diese Einreisen mittels Kontrollen entlang der Routen durch die 2005 ins Leben gerufene Interner Link: europäische Grenzschutzbehörde FRONTEX und durch Kooperationen mit Drittstaaten. Sie unterstützt nord- und westafrikanische Regierungen beim Ausbau ihrer Grenzkontrollpraktiken und Sicherheitsapparate.
Die Begrenzung legaler Einwanderung und die durch verstärkte Kontrollen erschwerte Passierbarkeit einzelner Routen führt jedoch nicht zu sinkenden Migrationszahlen. Stattdessen passen sich Migrierende immer wieder den Gegebenheiten an. Häufig werden die Routen dadurch gefährlicher und führen zu höheren Todeszahlen im Pazifik, im Mittelmeer und in der Sahara. Mit der Auslagerung von Migrationskontrollen in Drittländer gehen auch Verletzungen der Menschenrechte westafrikanischer Migrant*innen in EU-Kooperationsländern einher, beispielsweise in Interner Link: Libyen, Niger und Tunesien.
Seit Mitte der 2010er Jahre richtet die EU ihre Entwicklungspolitik mit westafrikanischen Ländern vermehrt auf das Interner Link: übergeordnete Ziel der Migrationsbegrenzung aus. Unter dem Stichwort „Fluchtursachenbekämpfung“ wird seitdem versucht, wirtschaftliche und politische Entwicklungsherausforderungen zu lösen und dadurch gleichzeitig Migrationszahlen zu reduzieren. Die Zahlung von Entwicklungsgeldern wird dabei auch an die Bereitschaft der Empfängerländer geknüpft, irreguläre Migration in Richtung Europa zu unterbinden. Der Erfolg dieser Ansätze wird u.a. von Migrationsforschenden in Frage gestellt und die migrationspolitische Zweckentfremdung von Entwicklungsansätzen kritisiert.
Ein weiteres Instrument der Externalisierungspolitik ist die Erhöhung des Drucks auf westafrikanische Migrant*innen mit prekärer Aufenthaltserlaubnis in der EU, in ihre Herkunftsländer zurückzukehren. Zusätzlich zu Bemühungen, die Abschiebezahlen zu erhöhen, wurden Programme zur sogenannten “Interner Link: freiwilligen Rückkehr” eingeführt, bei denen Migrant*innen finanziell und organisatorisch bei der Rückkehr ins Herkunftsland unterstützt werden. Entsprechende Programme werden im Auftrag europäischer Staaten von der Interner Link: Internationalen Organisation für Migration (IOM) durchgeführt und im Herkunftsland von Reintegrations- und staatlichen Entwicklungshilfemaßnahmen begleitet. Abschiebezahlen wie auch “freiwillige Ausreisen” nach Westafrika bleiben im Vergleich zur Zielgruppe der ausreisepflichtigen Westafrikaner*innen jedoch niedrig.
Im Gegensatz zu den europäischen Bemühungen der Migrationsbegrenzung rekrutieren vermehrt Länder des Nahen Ostens wie Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate Arbeitskräfte aus Westafrika. Auch die USA verfolgen seit den 1990er Jahren mit einem „Diversity Visa Lottery“-Programm eine offene Anwerbepolitik, von der Afrikaner*innen erheblich profitieren. Das Visasystem ermöglicht es dabei vor allem durchschnittlich höher gebildeten Westafrikaner*innen, in die USA einzureisen. Gegenläufig zur EU haben sich die dauerhaften Aufenthaltserlaubnisse für Westafrikaner*innen in den USA seit den 1990er Jahren mehr als verdoppelt.