Der Libanon liegt am östlichen Mittelmeer, grenzt im Süden an Israel und im Osten und Norden an Syrien und hat knapp sechs Millionen Einwohner. Die sehr heterogene Bevölkerung umfasst 18
Seit 2006 ist das Land politisch in zwei nahezu gleichstarke Lager gespalten, die sich sowohl politisch als auch konfessionell definieren. Das sunnitisch dominierte "Bündnis 14. März" orientiert sich an Saudi-Arabien und dessen regionalen und westlichen Alliierten, unterstützt die Revolution in Syrien, wendet sich gegen angebliche iranische Expansionsbestrebungen und sieht in
Seit Beginn des Konflikts im Nachbarland
Im 19. Jahrhundert begegneten drusisch-muslimische Feudalherren den Emanzipationsbestrebungen christlicher Kleinbauern durch die Mobilisierung drusischer Klan- und Konfessionssolidarität. Das Ergebnis war ein Gewaltausbruch im Jahre 1860, der weite Teile des Libanon erfasste und auch Damaskus, die Hauptstadt des heutigen Syrien, erreichte. Christen stellten die große Mehrheit der insgesamt etwa 20.000 Todesopfer.
Die Massaker riefen die europäischen Mächte auf den Plan, die im 19. Jahrhundert zunehmend als externe Schutzherren der orientalischen Christen auftraten. Eine von Frankreich geführte und von England, Preußen, Österreich und Russland gestützte militärische Intervention beendete die Gewalt. An diese erste "humanitäre Intervention" der modernen Geschichte schlossen sich langwierige Verhandlungen an. Die beteiligten europäischen Mächte traten als Anwälte der konfessionellen Gruppen auf, suchten damit aber vor allem die eigenen Interessen bei der sich abzeichnenden Aufteilung des Osmanischen Reiches zu sichern. Das Ergebnis war eine von den fünf europäischen Mächten garantierte Autonomieregelung für das zentrale Bergland. Als Regent wurde ein nicht-libanesischer, katholischer Untertan des osmanischen Sultans eingesetzt, dem ein mit ernannten Vertretern der verschiedenen
Diese als "Reglement Organique" bekannte Teilautonomie gilt als Keimzelle libanesischer Staatlichkeit. Die darin verankerten Prinzipien sind bis heute wegweisend geblieben: Repräsentiert und an der Macht beteiligt werden, nach einem stets umstrittenen demographischen Schlüssel, in erster Linie religiöse Gemeinschaften. Da nach dem Prinzip des religiös-konfessionellen
Christen betrachten den Libanon als das einzige Refugium in der Region, in dem sie sich nicht einer überwältigenden Mehrheit von Muslimen unterordnen müssen. Lange dominierten sie die Politik des Libanon. Der soziale Aufstieg der christlichen Bevölkerung des Libanon war auch durch ihre Verbindungen zu europäischen Mächten und Märkten begünstigt worden. Als Frankreich am Ende des Ersten Weltkriegs die Kontrolle über den Libanon und Syrien übernahm, erkannte die maronitische Elite ihre Chance, eine dauerhafte staatliche Eigenständigkeit zu erreichen. Dem Autonomiegebiet von 1861 wurden die heutige Hauptstadt Beirut sowie zusätzliche Gebiete im Norden, Süden und Osten angegliedert und damit das ursprüngliche Territorium nahezu verdoppelt.
Darin war jedoch ein entscheidender Geburtsfehler begründet: Der als christliches Refugium gedachte Staat hatte so nur noch eine knappe christliche Mehrheit. Die große Mehrheit der libanesischen Muslime, aber auch viele Angehörige der anderen christlichen Konfessionen lehnten die Abspaltung von den umliegenden Territorien Syriens und Palästinas ab. Kulturelle, familiäre und ökonomische Bindungen sowie arabisch-nationalistische Bestrebungen spielten dabei eine Rolle. Für die muslimischen Eliten kam hinzu, dass sie sich von ihrer Position als Teil der vorherrschenden Kraft im Osmanischen Reich auf den Status eines Juniorpartners der politisch dominierenden Christen reduziert sahen. Mit der Ansiedlung von ca. 30.000 Überlebenden des türkischen
Während des Zweiten Weltkriegs bewegte die Chance, der geschwächten Kolonialmacht Frankreich die vollständige Unabhängigkeit abzutrotzen, christliche und muslimische Führer dazu, ihre Gegensätze vorübergehend zu überwinden: Erstere verzichteten auf den Schutz ausländischer Mächte, letztere auf die Vereinigung mit Syrien oder einem größer gefassten arabischen Staat. Macht und Ämter wurden nach einem proportionalen Schlüssel aufgeteilt, der die christliche Vorherrschaft bestätigte. Dieser als "Nationalpakt" bekannte historische Kompromiss wurde jedoch schnell wieder infrage gestellt. Viele libanesische Muslime schlossen sich dem pan-arabischen Nationalismus des ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser an und rebellierten gegen die pro-westliche Ausrichtung des Landes. Die fortgesetzte, als Ursache dieser außenpolitischen Orientierung angesehene christliche Vorherrschaft sowie soziale Ungleichheit waren weitere Beweggründe. Im Sommer 1958 kam es zu einem kurzen Bürgerkrieg, der durch das militärische Eingreifen der USA beendet wurde. Technokratische, auf das Militär und die Sicherheitsdienste gestützte Regierungen versuchten in der Folge mittels einer aktiven staatlichen Entwicklungspolitik die internen Gegensätze zu verringern und eine überkonfessionelle nationale Identität zu befördern, durch die sich die fatale Verknüpfung zwischen regionalen und internen Konflikten verringern sollte.
Aufgrund des hartnäckigen Widerstandes der ökonomischen und politischen Eliten und des Drucks des sich verschärfenden Nahostkonfliktes hatte dieser Versuch einer Integration von oben jedoch keinen Erfolg. Stattdessen versuchten die libanesischen Christen ihre privilegierte Stellung durch Bündnisse mit nicht-arabischen Mächten (Frankreich, USA, Israel) zu sichern, während die muslimischen Gemeinschaften des Landes durch eine stärkere Einbettung in die arabisch-muslimische Region das politische Übergewicht der Christen zurückdrängen wollten. Sie schlossen daher ihrerseits ein Bündnis mit den bewaffneten Organisationen der Palästinenser, um ihre Ziele gewaltsam durchzusetzen. In der Folge kam es ab 1975 zu einem 15 Jahre andauernden Bürgerkrieg. Dieser entwickelte sich durch regionale und nationale Intervention schnell in einen Stellvertreterkonflikt, in dem auch eines der letzten Kapitel des Kalten Kriegs zwischen der Sowjetunion und den USA ausgetragen wurde.
Erst mit der Neuordnung der Machtbalance in der Region nach 1990 konnte auch der libanesische Bürgerkrieg beigelegt werden. Im Einvernehmen zwischen den USA und Saudi-Arabien wurde der tief in den Bürgerkrieg verwickelte Nachbarstaat Syrien mit der Befriedung des Landes betraut. Das "Dokument der Nationalen Verständigung" von 1989 bestimmte eine moderate Veränderung der konfessionellen Machtbalance zugunsten der Muslime. Diese institutionellen Reformen beendeten das politische Übergewicht der Christen und trugen damit Veränderungen in der Zusammensetzung der Bevölkerung Rechnung, in der inzwischen Muslime eine deutliche Mehrheit stellten. Weitergehende Reformen mit dem Ziel, die politische Ordnung auf ein Fundament überkonfessioneller Staatsbürgerlichkeit zu stellen, waren vorgesehen, wurden in der Praxis jedoch bis heute nicht umgesetzt. Unter der Vormundschaft der syrischen Besatzung entwickelte sich eine zunehmend autoritäre, von den Führern der ehemaligen Bürgerkriegsmilizen dominierte Staatsordnung.
Das zunehmende Engagement der USA in der Region nach den Interner Link: Terroranschlägen vom 11. September 2001 stellte die syrische Vorherrschaft infrage. Im Frühjahr 2005 kam es in der Folge der Ermordung des ehemaligen Ministerpräsidenten Rafik El-Hariri zu Massenprotesten, die innerhalb eines Monats den Rückzug der syrischen Armee erwirkten. Diese Entwicklung traf jedoch auf den zunehmenden Widerstand der schiitischen Parteien
Die politische Spaltung in zwei rivalisierende Lager hat sich in der Folge des
Darüber hinaus ist jedoch keinerlei politische Kooperation möglich. Zwar gelang es Ministerpräsident Tammam Salam im Februar 2014 eine "Regierung der nationalen Einheit" zu bilden, in der Vertreter beider Lager jeweils ein Drittel der Ministerposten innehaben. Diese Regierung tritt jedoch nur zusammen, wenn zwingender Regelungsbedarf besteht und wird ansonsten durch wechselseitige Boykotte gelähmt. Das Amt des Staatspräsidenten ist seit Ende Mai 2014 vakant, die seit dem Sommer 2013 (über)fälligen Parlamentswahlen können nicht abgehalten werden.
Diese Blockaden haben dazu geführt dass die politischen Institutionen in allen Bereichen gelähmt sind, wo aktives und gestaltendes Handeln erforderlich wäre. So liegt etwa die Erschließung der vor der Küste entdeckten Gasvorkommen (durch die der marode Staatshaushalt und der defizitäre Energiesektor saniert werden könnten) auf Eis, und im Sommer 2015 führte politische Handlungsunfähigkeit zum Zusammenbruch der Müllentsorgung. Zu diesen indirekten Folgen des Konflikts im Nachbarland kommen der Verlust von Absatzmärkten in Syrien und der Verlust von Transitrouten für Waren sowie ein deutlicher Rückgang der Touristenzahlen. Besonders Libanesen mit geringer beruflicher Qualifikation sind darüber hinaus auf dem (informellen) Arbeitsmarkt von der Konkurrenz durch
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