Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Österreich Ziel einer Reihe internationaler Zuwanderungen. In den 1960er Jahren wurden ausländische Arbeitskräfte angeworben. Mit der Öffnung des Eisernen Vorhangs und dem Beginn des Balkankriegs stieg die Zahl der Asylsuchenden und Kriegsflüchtlinge stark an. Die jüngste Phase des österreichischen Wanderungsgeschehens hängt eng mit dem Beitritt Österreichs zur EU und den in weiteren Etappen erfolgten EU-Erweiterungen in Richtung Osten und Südosten Europas zusammen.
1995 erfolgte der Beitritt Österreichs zur EU, 2004 jener der östlichen Nachbarstaaten Österreichs, insbesondere Ungarns, der Slowakei und Polens, und 2007 der Beitritt Rumäniens und Bulgariens. Schließlich wurde 2013 Kroatien Mitglied der EU. Die EU-Erweiterungen hatten für das Wanderungsgeschehen weitreichende Folgen, zählt doch die Niederlassungsfreiheit zu einer der Grundfreiheiten innerhalb der Europäischen Union. Österreich hatte zwar
Das Hochlohnland Österreich, geographisch den neu aufgenommenen Mitgliedstaaten nahe gelegen, wurde zum Ziel einer verstärkten Zuwanderung aus dem EU-Raum, insbesondere nach dem Wegfall der Übergangsbestimmungen. Hatten 2002 erst rund vier Zehntel der Zuwanderer im Land eine EU-Staatsangehörigkeit, waren es 2014 bereits knapp zwei Drittel.
Gleichzeitig differenzierten sich die Struktur und die Motivation der Zuwanderer in vielfältiger Art und Weise. Es kamen nicht mehr nur abhängig beschäftigte Arbeitskräfte, sondern auch Studierende, Familienangehörige, Selbstständige und Saisonarbeitskräfte. Die Zuwanderungen aus der EU wurden leichter möglich; die sozialen und technischen “Kosten“ dieser Migrationen sanken (z.B. leichtere Aufrechterhaltung der sozialen Beziehungen über die Grenzen hinweg, keine rechtliche Beschränkung bei der Arbeitsaufnahme, geringere Transportkosten) und sie verloren auch den Charakter der Dauerhaftigkeit. Die traditionelle Siedlungswanderung, die mit einer Aufgabe des Wohnortes im Herkunftsland und einer dauerhaften Niederlassung im Zielland verbunden ist, trat in den Hintergrund und wurde durch flexible, temporäre Wohnsitzverlagerungen abgelöst – ein Phänomen, das in der Migrationsforschung auch als "liquid migration" bezeichnet wird. Neben der Zuwanderung aus der EU hat aktuell auch die Zuwanderung von Asylbewerbern und Kriegsflüchtlingen wieder deutlich an Bedeutung gewonnen. Die Anzahl der Asylanträge stieg von 17.503 im Jahr 2013 auf 28.027 im Jahr 2014. Im ersten Halbjahr 2015 wurde diese Zahl bereits übertroffen und die offizielle Schätzung geht von 80.000 Asylbewerbern für 2015 aus. Das Niveau der frühen 1990er Jahre wurde damit wieder erreicht (siehe dazu das Kapitel
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