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Luxemburgs Zuwandererbevölkerung heute | Luxemburg (2015) | bpb.de

Luxemburgs Zuwandererbevölkerung heute

Boris Kühn

/ 3 Minuten zu lesen

Luxemburg ist Europas Einwanderungsland schlechthin. Bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zieht das Land Einwanderer an. Heute haben über 60 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Die meisten Einwanderer stammen aus Europa, insbesondere aus Ländern wie Portugal mit denen Luxemburg schon über Jahrzehnte Migrationsbeziehungen unterhält.

Indischer Junge bei einem Picknick im Park. In Luxemburg leben nur sehr wenige Einwanderer aus Asien. Über 90 Prozent der Zuwanderer kommen aus Europa. (flickr/Deeeep) Lizenz: cc by-nc-nd/2.0/de

Herkunftsländer und Altersstruktur

Die Daten des Zensus aus dem Jahre 2011 erlauben eine detaillierte Darstellung sowohl nach Nationalität als auch nach Herkunftsland und Migrationshintergrund, wobei die Definition hierfür in etwa der in Deutschland verwendeten entspricht. 61,2 Prozent der Einwohner Luxemburgs hatten demzufolge im Jahr 2011 einen Migrationshintergrund. Das ist der mit Abstand höchste Wert innerhalb der Europäischen Union und bedeutet im Umkehrschluss, dass nur 38,8 Prozent der Bevölkerung luxemburgische Staatsanghörige sind, die von in Luxemburg geborenen Eltern abstammen.

Etwa zwei Drittel der Einwohner mit Migrationshintergrund sind selbst aus dem Ausland eingewandert: Der Anteil der Migranten an der Gesamtbevölkerung liegt bei 40,1 Prozent und unterscheidet sich somit nur wenig vom Ausländeranteil (43 Prozent). Zwar sind diese beiden Gruppen nicht deckungsgleich – ein Teil, insbesondere der jüngeren, ausländischen Staatsangehörigen ist in Luxemburg geboren, andererseits haben Migranten der ersten Generation die luxemburgische Staatsangehörigkeit angenommen – die Schnittmenge ist jedoch relativ groß.

Tabelle 1 gibt Aufschluss über den Geburtsort der ausländischen Staatsangehörigen und somit über die Zusammensetzung nach erster und zweiter Generation sowie über die Anzahl der im Ausland geborenen, eingebürgerten Luxemburger. Naturgemäß weisen die traditionellen Herkunftsländer – Portugal und vor allem Italien – höhere Anteile an Staatsangehörigen der zweiten Generation auf als Länder und Regionen, aus denen erst seit jüngerer Zeit Einwanderung stattfindet.

Tabelle 1: Die Bevölkerung Luxemburgs nach Nationalität und Herkunft 2011

Land der Staatsangehörigkeit In Luxemburg geborenIm Ausland geboren
Luxemburg 262.27828.919
Portugal 20.02262.261
Frankreich 5.14026.260
Italien 5.10512.934
Belgien 2.89914.003
Deutschland 1.47510.548
Andere EU-Länder 4.55026.234
Andere europäische Länder 3.30810.723
Afrikanische Länder 6404.915
Asiatische Länder4984.451
Andere3063.913
Gesamtbevölkerung 306.221 205.162

Quelle: Daten des Zensus nach STATEC [Luxemburgisches Statistikinstitut] (2012): La population par nationalité. Recensement de la Population – Premiers résultats N°4 & N°5. Luxemburg.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Staatsangehörigkeit (nicht auf die erweiterte Kategorie Migrationshintergrund), da nur für diese Kategorie eine Aufschlüsselung nach allen Ländern vorliegt und diese Daten jährlich aktualisiert werden, also mit Stand Anfang 2015 wiedergegeben werden können. Tabelle 2 zeigt die Staatsangehörigkeit zusammengefasst nach Kontinenten sowie einzeln für die 15 bedeutendsten Nationalitäten.

Ein Blick auf die Staatsangehörigkeiten der ausländischen Bevölkerung bestätigt die große Dominanz der europäischen Zuwanderung. Anfang 2015 stammten 91,8 Prozent der in Luxemburg lebenden Ausländer aus Europa, vorwiegend aus den Staaten der Europäischen Union (85,9 Prozent). Portugiesen bilden mit 35,6 Prozent die mit Abstand größte Gruppe der ausländischen Bevölkerung, die Nachbarländer des Großherzogtums steuern gemeinsam mit Italien weitere 35 Prozent der ausländischen Bevölkerung bei. Im Gegensatz dazu weisen nur zwei Nationalitäten außerhalb der EU Werte von (knapp) über einem Prozent auf: Montenegro und die ehemalige portugiesische Kolonie Kapverden. Die noch relativ kleine aber schnell wachsende chinesische Community dürfte die Prozentmarke im Laufe des Jahres 2015 überschreiten.

Tabelle 2: Ausländische Bevölkerung Luxemburgs nach den wichtigsten Staatsangehörigkeiten 2015

Zeitpunkt01.02.201101.01.201501.01.2015
in Prozent
Ausländische Bevölkerung (gesamt) 220.522258.679100%
Europa 205.743237.42491,80%
EU 28 192.047222.12985,90%
- Portugal 82.36392.03635,60%
- Frankreich 31.45639.37015,20%
- Italien 18.05919.5247,50%
- Belgien 16.92618.8347,30%
- Deutschland 12.04912.7894,90%
- Großbritannien 5.4716.0232,30%
- Spanien 3.6575.0671,90%
- Niederlande 3.8913.9941,50%
- Polen 2.7093.7831,50%
- Rumänien 1.5893.2101,20%
Nicht EU-Europa13.69615.2325,90%
- Montenegro3.8143.9171,50%
- Serbien2.1612.3900,90%
- Bosnien-Herzegowina2.2612.3100,90%
Afrika 5.5657.5262,90%
- Kapverden 2.4722.8831,10%
Amerika 3.8175.6402,20%
- Nordamerika 1.6712.7031,00%
- Süd- und Mittelamerika 1.6812.9371,10%
Asien 4.9417.5202,90%
- China 1.6102.4661,00%

Die Geschlechterzusammensetzung der ausländischen Wohnbevölkerung ist in etwa ausgewogen, der Frauenanteil beträgt 49,3 Prozent (Gesamtbevölkerung: 50,2 Prozent). Die Alterstruktur weist das für europäische Einwanderungsländer typische Muster auf: Die Migrationsbevölkerung ist mit einem Durchschnittsalter von ca. 35 Jahren im Schnitt sechs Jahre jünger als die "einheimische" Bevölkerung. Der Altersdurchschnitt der einzelnen Zuwanderergruppen schwankt jedoch deutlich. So sind in Luxemburg lebende Deutsche, Niederländer und Belgier im Schnitt etwa so alt wie die "einheimische", luxemburgische Bevölkerung, was mit dem Bildungsstand und der Positionierung dieser Zuwanderer am Arbeitsmarkt (sie arbeiten relativ häufig in EU-Institutionen oder in wirtschaftlichen Führungspositionen, die eine gewisse Berufserfahrung erfordern) zusammenhängen dürfte. Italiener sind durchschnittlich 45 Jahre alt und damit die älteste Bevölkerungsgruppe im Großherzogtum; ihre Einwanderung erreichte bereits in den 1950er Jahren ihren Höhepunkt.

Räumliche Verteilung

Der Staat Luxemburg ist zwar nicht größer als das Saarland, dennoch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Regionen, was ihre wirtschaftliche Struktur und Bevölkerungszusammensetzung betrifft. Neben der multikulturellen Hauptstadt mit dem Finanzplatz und den EU-Institutionen steht dem ebenfalls recht dicht besiedelten Süden, ehemals Zentrum der Schwerindustrie, der ländlich geprägte Norden gegenüber.

Die Ausländeranteile bewegen sich zwischen etwa 15 Prozent in einigen nördlichen Kommunen bis hin zu 65 Prozent in der Hauptstadt. Dort bilden luxemburgische Staatsangehörige nur noch in wenigen Vierteln die Mehrheit, das Bahnhofsviertel weist mit 82 Prozent den höchsten Anteil an ausländischen Staatsangehörigen auf. Auch im Süden und vereinzelt in anderen Landesteilen befinden sich Gemeinden, in denen ausländische Staatsangehörige die Mehrheit stellen. In der Kleinstadt Larochette, etwa 25 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, stellen allein die Portugiesen etwa die Hälfte der Einwohner.

Dieser Text ist Teil des Interner Link: Länderprofils Luxemburg.

Fussnoten

Fußnoten

  1. Neben allen Ausländern und Migranten zählen hierzu auch Luxemburger, die selbst in Luxemburg geboren sind, deren Vater und/oder Mutter jedoch im Ausland geboren wurde, vgl. STATEC (2013b).

  2. STATEC (2013a); Fehlen (2012).

Lizenz

Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz "CC BY-NC-ND 3.0 DE - Namensnennung - Nicht-kommerziell - Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland" veröffentlicht. Autor/-in: Boris Kühn für bpb.de

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Weitere Inhalte

Boris Kühn, M.A., war von April 2013 bis Februar 2015 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Luxemburg und hat dort im Forschungsgebiet "INSIDE - Integrative Research Unit on Social and Individual Development" zum Thema Migration und Alterung gearbeitet.