Historische Entwicklung der Migration seit dem 18. Jahrhundert
Ein wesentlicher Einschnitt in die Wanderungsgeschichte Südafrikas war die systematische Besiedlung des Territoriums der heutigen Republik Südafrika durch die Niederländer im Jahr 1652 und die Briten ab 1795. 1652 als Handels- und Versorgungsstation der Niederländer auf dem Weg nach Indien und China gegründet, entwickelte sich am Kap der Guten Hoffnung mit zunehmendem Handelsverkehr eine erste dauerhafte europäische Siedlung (Kapstadt). Von Siedlungsbeginn an bestand dort ein Mangel an Arbeitskräften, die zur Bewirtschaftung und weiteren Erschließung des neu besiedelten Gebiets durch die Europäer benötigt wurden. Die Kolonialmächte England und die Niederlande versuchten in der Folge zwar, diesen Mangel zu beheben, indem sie Europäer für die Ansiedlung in den Kolonien anwarben; diesem Ruf folgten allerdings nur Wenige. Daher wurden Sklaven eingesetzt, die aus anderen Teilen Afrikas aber auch aus Asien nach Südafrika verschleppt wurden. Ihre Zahl überstieg bald jene der europäischen Siedler. Bis 1833, als das britische Empire die Sklaverei verbot, hatten die Kolonialmächte bereits ca. 65.000 Sklaven nach Südafrika verschleppt. Davon stammten 26 Prozent vom afrikanischen Festland, hauptsächlich aus Ostafrika, 26 Prozent aus Indien, 25 Prozent aus Madagaskar und 23 Prozent aus Indonesien. Darüber hinaus wurden auch ansässige Bevölkerungsgruppen zur Arbeit auf den Farmen der europäischen Siedler gezwungen.
Das Arbeitsmigrationssystem der südafrikanischen Bergbauindustrie im 20. Jahrhundert
Die Entdeckung großer Diamanten- und Goldvorkommen gegen Ende des 19. Jahrhunderts löste ein starkes wirtschaftliches Wachstum aus. Die neuentstandene Minenindustrie zog nicht nur Goldsucher aus der ganzen Welt an, sondern auch tausende schwarze
Am 31. Mai 1910 wurde die Südafrikanische Union gegründet, aus der 1961 die Republik Südafrika hervorging. Um die Migrationsbewegungen innerhalb der Südafrikanischen Union besser kontrollieren zu können, richtete die weiße Regierung ein zentrales Rekrutierungssystem für Arbeitsmigranten ein. Ab 1901 rekrutierten lokal eingesetzte Agenten der Witwatersrand Native Labour Association (WNLA) Minenarbeiter aus der ganzen Region des südlichen Afrikas. Ab 1912 warb die Native Recruiting Corporation (NRC) zudem schwarze Einheimische für die Arbeit in den Bergwerken an. Zur Kontrolle der schwarzen Arbeiter erließ die Regierung ab 1913 erste Migrations- und Zuwanderungsgesetze. Demnach durften nur männliche Arbeiter ohne Familien einreisen. Diese wurden in abgeschlossenen, nach Herkunft getrennten, kasernenartigen Heimen untergebracht und durften maximal ein Jahr im Land bleiben. Die schwarzen Arbeitskräfte hatten keine Rechte und auch keinen Aufenthaltsstatus, der es ihnen ermöglicht hätte, sich dauerhaft anzusiedeln. Mithilfe von sogenannten Passgesetzen
Bis heute ist Südafrika eine der bedeutendsten Bergbaunationen weltweit. Da die Minenindustrie ein wichtiger Arbeitgeber für das gesamte südliche Afrika ist, sind die Nachbarländer nach wie vor politisch wie wirtschaftlich von Südafrika abhängig und auf die finanziellen Rücküberweisungen der Arbeitsmigranten angewiesen. Diese Abhängigkeitsverhältnisse bekräftigten Südafrika in seiner ökonomischen und politischen Vormachtstellung in der Region. Mit ca. 30.000 ausländischen Minenarbeitern – das entsprach einem Anteil von mehr als 80 Prozent aller Beschäftigten in der Bergbauindustrie – wurde der Höhepunkt der Arbeitsmigration im südafrikanischen Bergbau zu Beginn der 1970er Jahre erreicht.
Ab Mitte der 1970er Jahre änderte die südafrikanische Regierung angesichts der hohen Arbeitslosigkeit im Land ihren politischen Kurs: Anstelle von ausländischen Arbeitskräften wurden nun vornehmlich schwarze Arbeiter aus den Homelands
Migrationsformen während der Apartheid
Die von 1947 bis 1994 bestehende und als Apartheid bekannte Politik der staatlich organisierten und gesetzlich festgeschriebenen Rassentrennung war prägend für alle Migrationsbewegungen innerhalb und nach Südafrika. Allein zwischen 1960 und 1980 veranlasste die Apartheidsregierung die Zwangsumsiedlung von mehr als 3,4 Millionen Menschen, darunter 2,7 Millionen Schwarze in die ihnen zugewiesenen Homelands. Das politische Ziel war die Beseitigung sogenannter "black spots"; so bezeichnete die Regierung Landbesitz von Schwarzen in Gebieten, die der Besiedlung durch Weiße vorbehalten waren. Da die südafrikanische Regierung die Homelands als quasi unabhängige Staaten ansah, bedeutete die Zwangsumsiedlung der schwarzen Bevölkerung letztlich deren Ausbürgerung aus der Republik Südafrika. Die schwarzen Südafrikaner verloren so all ihre Aufenthalts- und Bürgerrechte, sie wurden zu Fremden in Südafrika.
Bürgerkriege und humanitäre Katastrophen in den Nachbarländern machten Südafrika besonders ab den 1980er Jahren zu einem Zielland für Flüchtlinge. Wegen ihrer politischen Ideologie versuchte die südafrikanische Regierung, die Flüchtlinge durch verstärkte Grenzkontrollen abzuweisen und verwehrte ihnen rigoros den Flüchtlingsstatus. Die Aufnahme von Flüchtlingen in Homelands im Grenzgebiet tolerierte sie jedoch bisweilen.
Im Gegensatz zu schwarzen war es weißen Migranten erlaubt, sich in Südafrika anzusiedeln. Insbesondere ab den 1960er Jahren, nach dem Ende der Kolonialherrschaft und der Unabhängigkeit der neugegründeten Staaten, migrierten viele europäischstämmige Siedler aus Kenia, Sambia, Malawi, Angola, Mosambik und Simbabwe nach Südafrika und wurden dort vom Apartheidsregime willkommen geheißen. Das Land erlebt aber nicht nur Einwanderung. Seit den 1980er Jahren verlassen viele qualifizierte Fachkräfte das Land. Nach dem Ende der Apartheid verstärkten wirtschaftliche Fehlentwicklungen, politische Instabilität und innere Unruhen diese Abwanderung (siehe Kapitel Auswanderung).
Aktuelle Entwicklungen
Südafrika durchläuft nach dem Ende der internationalen Isolation während der Apartheidsära grundlegende Transformationen und hat sich wirtschaftlich und gesellschaftlich weiterentwickelt. In der SADC-Region nimmt das Land, nicht zuletzt aufgrund seiner vergleichsweise guten wirtschaftlichen Bedingungen und seiner militärischen Stärke, eine ökonomische und politische Vormachtstellung ein. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts steigt die Zahl der Einwanderer, die vor allem aus den benachbarten afrikanischen Staaten auf der Suche nach besseren Arbeitsmöglichkeiten nach Südafrika kommen.
Die Migrationspolitik des Landes wird dem Potenzial, das die Zuwanderung für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Südafrikas bedeuten könnte, allerdings bisher nicht gerecht. Die migrationspolitischen Reformen nach dem Ende der Apartheid sind keineswegs umfassend ausgefallen.
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