Kroatien hat in unterschiedlichen staatsrechtlichen Konstruktionen und territorialen Zuschnitten seit dem 19. Jahrhundert umfassende Erfahrungen mit Migration, Flucht und Vertreibung gemacht. Hervorzuheben sind die Auswanderung nach Übersee im 19. Jahrhundert, die zunehmende Migration in Richtung nord- und westeuropäischer Staaten im frühen 20. Jahrhundert und die Einbeziehung in das System der europäischen Anwerbemigration in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie verschiedene Migrations- und Fluchtbewegungen im Zusammenhang mit den Jugoslawienkriegen in den 1990er Jahren. Entsprechend kann Kroatien sowohl als Auswanderungs-, Durchwanderungs-, Einwanderungs und Remigrationsland sowie als Ursprungs- und Zielland von Flucht und Vertreibung beschrieben werden.
InfoKroatien
Hauptstadt: Zagreb
Amtssprache: Kroatisch in lateinischer Schrift
Fläche: 56.594 km²
Bevölkerung (Mitte 2011): 4.403.000
Bevölkerungsdichte: 77,8 Einwohner/km²
Natürliches Bevölkerungswachstum (2011): -2,2%
Ausländische Bevölkerung: 0,59%
Erwerbsbevölkerung (2011): 1.724.000, darunter
Erwerbstätige: 1.492.000; Arbeitslose: 232.000
Arbeitslosenquote (November 2012): 17,3%
Religionszugehörigkeit (2011): Katholiken 86,3%; Orthodoxe 4,4%; Muslime 1,5%; Atheisten 3,8%; sonstige 1,5%; keine Angaben 2,7%*
* Alle Daten aus Veröffentlichungen des Croatian Bureau of Statistics. Abweichungen zwischen unterschiedlichen Publikationen des Amtes sind möglich. Ich danke Vera Hanewinkel und Jochen Oltmer für Korrekturen und Nachfragen, die hoffentlich zu Klärungen geführt haben. Karolina Novinšćak und den Mitarbeitern des UNHCR in Zagreb danke ich für ihre schnellen und profunden Auskünfte.
Im Vergleich zu den vergangenen, mitunter turbulenten Migrationen stellt sich das gegenwärtige Migrationsgeschehen in absoluten und relativen Zahlen als eher unbedeutend dar. Um die Entwicklung bis heute und die aktuellen Migrationsphänomene zu verstehen sowie vielleicht auch zukünftige Entwicklungen zu prognostizieren, empfiehlt es sich, zwischen drei verschiedenen Migrationsphänomenen zu unterscheiden: Erstens jene Migrationen, die im Zusammenhang mit dem ehemaligen Jugoslawien und der damaligen Anwerbemigration mit den Staaten West- und Nordeuropas stehen